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Mittelfranken bei Gedenkfeier in Oradour

Zum Arbeitsbesuch in Frankreich

Die mittelfränkische Delegation trifft in Oradour sur Glane auch den neuen französischen Präsidenten Emmanuelle Macron. Unser Foto zeigt das Mahnmal in Oradour. Foto: Falk

Im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft unternehmen Bezirkstagspräsident Richard Bartsch, die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Christa Naaß und der Beauftragte für Jugend und Sport, Bezirksrat Peter Daniel Forster eine Fahrt nach Frankreich. Ein umfangreiches Programm führt die Vertreter des Bezirks Mittelfranken zum Auftakt am Mittwoch, 7. Juni, nach Anglet, das seit 49 Jahren eine Städtepartnerschaft mit Ansbach pflegt und seit der Gebietsreform in Frankreich im vergangenen Herbst zur Region Nouvelle-Aquitaine gehört. Dort steht unter anderem ein Gespräch mit Bürgermeister Claude Olive, seinem Stellvertreter Jean-Michel Barate und weiteren Vertretern der Kommune im Rathaus an.

Nach der Weiterfahrt nach Bordeaux, der Hauptstadt der Region Nouvelle-Aquitaine, wird sich die mittelfränkische Delegation am Donnerstag, 8. Juni, bei einem Arbeitsgespräch mit Vertretern des Regionalrates austauschen. Am Freitag, 9. Juni, sind Richard Bartsch, Christa Naaß und Peter Daniel Forster zunächst auf Einladung des Präsidenten Pascal Coste zu einem Treffen im Haus des Départements Corrèze, das seit 23 Jahren partnerschaftlich mit dem Bezirk Mittelfranken verbunden ist, eingeladen.

Später nehmen sie in Tulle an der Gedenkfeier aus Anlass des dort 1944 von der Waffen-SS begangenen Massakers teil. Ebenfalls zu einem historisch bedeutsamen Ort der deutsch-französischen Geschichte geht es zum Abschluss der Fahrt am Samstag, 10. Juni. Anlässlich des 73. Jahrestags des Massakers von Oradour-sur-Glane, als Mitglieder der Waffen-SS 642 Bewohner des Ortes töteten, findet an der heutigen Erinnerungsstätte eine Gedenkfeier statt, der die mittelfränkische Delegation beiwohnt. Auch der französische Staatspräsident Emmanuel Macron wird dort zugegen sein.

Dr. Simek in Ansbach empfangen

Neuer Kreishauptmann der Region Südmähren

Unser Foto im Anhang zeigt (v.l.n.r.): Bezirkstagspräsident Richard Bartsch, Kateřina Kalinová, Vorsitzende des Ausschusses für Regional- entwiclung, Christa Naaß, Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten und Kreishauptmann Dr. Bohumil Šimek.

Anfang Oktober letzten Jahres haben in Tschechien Regionalwahlen stattgefunden. Dr. Bohumil Šimek wurde zum neuen Kreishauptmann der Region Südmähren gewählt. Letzte Woche absolvierte er seinen Antrittsbesuch in Mittelfranken, begleitet von Kateřina Kalinová, der Vorsit-zenden des Ausschusses für Regionalentwicklung.

Bezirkstagspräsident Richard Bartsch und seine Stellvertreterin Christa Naaß empfingen die Gäste im Bezirksrathaus in Ansbach. Dabei wurde betont, dass die Kontakte zwischen dem Bezirk Mittelfranken und der Region Südmähren weiter geknüpft und vorangebracht werden sollen. Beeindruckt zeigten sich die Besucher vom Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Triesdorf, besonders von dem dortigen hochmodernen Milchgewinnungszentrum.

Wie ein baufälliges Denkmal wieder zum Leben erweckt wurde, davon konnten sich Dr. Bohumil Šimek und Kateřina Kalinová bei einem Abendessen im Gasthaus „Alte Vogtei“ in Wolframs-Eschenbach überzeugen.

Auf großes Interesse stieß auch ein Besuch im Berufsbildungswerk Hören, Sprache, Lernen in Nürnberg. Die Bezirkseinrichtung bildet Jugendliche mit Förderbedarf in rund 30 anerkannten Ausbildungsberufen aus.

Ein herrlicher Maibaum steht in Ornbau

Der Mai geht seinen letzten Tagen entgegen. Das heißt aber nicht, dass die Maibäume verschwinden. In den meisten Dörfern bleiben sie bis zur jeweiligen Kirchweih stehen, um dann versteigert zu werden. In Ornbau haben die „Maimbaumfreunde“ unter der Regie von Manuel Göttler heuer einen der schönsten Maibäume in der Region aufgestellt. An dem 26 Meter hohen Stamm ranken sich die Wappen der Stadt, der Vereine und die Zunftzeichen der in Ornbau noch existierenden Handwerker. Von Edith Ludwig stammt die schöne Darstellung der Stadt mit ihrer noch gut erhaltenen mittelalterlichen Befestigung. Foto: Falk

Gute Förderung für den Tourismus in der Region

MdL Westphal: Premiumsoffensive startet

Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie fördert neben Industrie, Handwerk und dem Dienstleistungsgewerbe auch den Tourismus in Bayern über das Instrument der Regionalförderung. Mit dem Sonderprogramm „Premiumoffensive Tourismus“ können nun Ankervorhaben gefördert werden, von deren Strahlkraft die gesamte Region profitieren kann. Der Freistaat Bayern stellt dazu rund 50 Millionen Euro bereit.

In den Katakomben der „Alten Vogtei“ in Wolframs-Eschenbach. Die Restaurierung des historischen Gebäudes ist ein Paradefall.

Auch unsere Region ist durch das Fränkische Seenland, die Hesselberg-Region oder die historische Altstadt Dinkelsbühl sehr attraktiv für Urlauber, wodurch jedes Jahr viele Touristen – vor allem Familien – in unsere Region kommen. Von der Premiumoffensive Tourismus können unsere Beherbergungsbetriebe nachhaltig profitieren.

„Förderfähig sind Vorhaben gewerblicher Unternehmer nach §2 Gewerbesteuergesetz. Das Sonderprogramm begrenzt sich auf Beherbergungsbetriebe ab zehn Betten. So profitieren die bei uns üblichen Gasthäuser mit Übernachtungsmöglichkeiten ebenfalls von dem Förderprogramm. Reine Gastronomiebetriebe können nur bei besonderer Bedeutung für den lokalen Tourismus von einer Förderung profitieren. Beherbergungsbetriebe können Investitionen zur Qualitätsverbesserung der Gebäude und der Ausstattung sowie der Gästebereiche zur Förderung anmelden. Insbesondere werden Investitionen, die einer Klassifizierung oder Höherklassifizierung dienen, gefördert oder auch Investitionen in die Zimmereinrichtung und –ausstattung sowie zum Beispiel Investitionen in Wellnessanlagen, Kinderbereiche oder Wintersporträume. Auch die Barrierefreiheit kann über das Sonderprogramm gefördert werden. Viele weitere Qualitätsverbesserungen fallen unter die Förderung der Premiumoffensive“, erklärt der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal.

Neben dieser Premiumoffensive fördert der Freistaat Tourismusbetriebe über die Regionalförderung. Hier ist die Richtlinie zur Durchführung des bayerischen regionalen Förderungsprogramms für die gewerbliche Wirtschaft maßgeblich. Auch hier werden Verbesserungen des Angebots gefördert.

Bei dem Sonderprogramm und der genannte Förderrichtlinie sind kleine und mittlere Unternehmen förderberechtigt.

Kleine Unternehmen können dabei eine Förderung von bis zu 20 Prozent der förderfähigen Investitionen bekommen. Sie sind definiert mit weniger als fünfzig Beschäftigten und max. zehn Millionen Euro Jahresumsatz bzw. Jahresbilanzsumme. Mittlere Unternehmen, bis max. 250 Beschäftigte und max. 50 Millionen Euro Jahresumsatz bzw. max. 43 Millionen Euro Jahresbilanzsumme, profitieren von einer Förderung von bis zu 10 Prozent der förderfähigen Investitionen.

„Mit der staatlichen Förderung von Beherbergungsbetrieben wird unsere Region als beliebtes Reiseziel noch weiter gestärkt. Da es gerade bei uns viele kleine und mittlere Beherbergungsbetriebe gibt, finde ich die Premiumoffensive Tourismus auch für unsere Region eine gute Gelegenheit, in den Tourismus zu investieren. Von der Strahlkraft der Projekte werden sicherlich auch andere Bereiche, wie der Einzelhandel oder der Dienstleistungsbereich profitieren“, verdeutlicht der Landtagsabgeordnete.

Maimarkt in Absberg

Am 28. Mai im Bürgergarten Absberg

Am Sonntag, 28. Mai, von 10 bis 17 Uhr findet zum ersten Mal der Absberger Maimarkt statt. Bei einem Bummel durch den Markt im Bürgergarten bietet sich ein herrlicher Blick auf die Seen. Bei fränkischer Blasmusik mit der „Gunzenhäuser Blousn“ und Spezialitäten aus der Region können die Besucher einen schönen Nachmittag inmitten blühender Bäume erleben.

Der Bürgergarten am Südhang von Absberg ist von der Kommune aufgehübscht worden. Seit vielen Jahren stehen dort einige Reliefs mit Bezug auf die Gemeinde. Von seiten der Veranstalterin wird alles getan, um diesen 1. Maimarkt zum Erfolg zu führen.

Die Gemeinde gibt ferner die interessantesten Termin der nächsten Wochen bekannt:

1. Juni: Brennereiführung in Kalbensteinberg um 19.30 Uhr. In der 1912 gegründeten Brennerei führt Jürgen Wiesinger, Brennmeister in der dritten Generation, seine Gäste in die Geheimnisse des „Original Kalber“ ein. Dort werden neben den traditionell mit 50 Prozent Stärke gebrannten Schnäpsen auch die „Echt Brombachseer“-Dessertweine hergestellt. Die Führung mit Verkostung kostet 5 Euro pro Person. Öffnungszeiten: Dienstag ab 19.30 Uhr, Samstag von 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 09837/230; E-Mail: info@brennerei-kalbensteinberg.de

5. Juni: Mühlenweg-Wanderung am Deutschen Mühlentag

11. Juni: Sommerfest von Regens-Wagner

17. und 18. Juni: „SeenLandMarkt“ auf der Badehalbinsel Absberg

2. Juli: KirschHofFest von „echt brombachseer“ (Regionalmarketing) in Kalbensteinberg und Großweingarten. Von 10 bis 18 Uhr sind in beiden Dörfern die Höfe geöffnet. Im Mittelpunkt steht die Kirsche. Sie ist kulinarisch zu erleben. Die Regionalvermarkter zeigen die ganze Breite der „echt bromachseer“-Getränkevielfalt.

6. Juli: Brennereiführung in Kalbensteinberg um 19.30 Uhr

23. Juli: Konzert im Rahmen des „Fränkischen Sommers“ in der Rieter-Kirche in Kalbensteinberg.

30. Juli: Großes Oldtimertreffen in Absberg

3. August: Brennereiführung in Kalbensteinberg um 19.30 Uhr.

„Magische Momente Brombachsee“ am 1. September.

Kreativität aus Streuobst

 Wertschöpfung durch zwei neue Most-Produkte

Mit zwei neuen Most- oder Apfelwein-Produkten der Manufaktur „Echt Brombachseer“ können die Verbraucher einmal mehr dazu beitragen, die regionale Obstvielfalt der Streuobstwiesen aktiv zu unterstützen. Denn die erst jüngst erfolgte Anerkennung der Manufaktur als „Offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ hat noch einmal mit Nachdruck unterstrichen, welche hohe ökologische Bedeutung dem Ansatz „Schutz durch Nutzung“ zukommt.
Mit einem Bohnapfel mit Quitte und einem ApfelRosé stehen nun weitere Streuobstprodukte aus der Region zur Verfügung. Erst kürzlich wurden der Brombachseer KirschRosé und der Brombachseer Boskoop sowie die Kalber Quitte mit internationalen Auszeichnungen gewürdigt.

Dieter Popp von der Manufaktur „Echt Brombachseer“  weiß, dass all diese Produkte zu den früher einmal eher abschätzig eingestuften Obstweinen zählen. Diese haben aber zwischenzeitlich eine höchst bemerkenswerte Renaissance durchlaufen, stehen in ihrer Qualität und nun auch Wertschätzung auf einer Stufe mit den Traubenweinen. Und er macht darauf aufmerksam, dass im Lande des Champagner zur Siegesfeier des neuen französischen Präsidenten ein Birnenschaumwein aus der Normandie ausgeschenkt wurde. Dies ist sicher ein Signal aus dieser veränderten Konsumenteneinstellung. Das zeigen auch zahlreiche zur Spitzengastronomie zählende Häuser, wenn dort neben den Weinen zunehmend auch die Top-Produkte aus Apfelwein, Most oder Cidre angeboten werden.

Hier in der Region ist es vielen Verbrauchern noch nicht richtig bewusst, dass wir mit unseren wertvollen Streuobstwiesen und der dort stehenden Vielfalt an Obstsorten durchaus den Anspruch einer Weinregion für uns beanspruchen können. Freilich eine Obstweinregion, aber eben versehen mit einer Sortenvielfalt bei den Ausgangsprodukten, die beim Wein nicht annähernd erreicht werden kann. Die Obstbauern entlang der Fränkischen Moststraße und überall dort, wo hier in der Region Streuobst vorkommt, sollten sehr viel stärker dieses Selbstbewusstsein für ihre hervorragenden Produktqualitäten in das öffentliche Bewusstsein tragen.

Altmühlfranken, weite Teile um den Brombachsee, die Region um den Hesselberg und der gesamte Beriech entlang der Fränkischen Moststraße von Württemberg bzw. Hohenlohe-Franken bis zum Fränkischen Seenland verfügen mit ihren Streuobstwiesen über ein hochwertiges Kulturgut, für das derzeit sogar Überlegungen zur Beantragung als Weltkulturerbe angestellt werden. Vor allem die Randbereiche noch vieler Dörfer weisen hier noch intakte Streuobstgürtel auf, wie dies früher nahezu überall der Fall war. Leider wurden diese oft einer Intensivierung der Landnutzung oder der Siedlungsentwicklung geopfert. . Dieter Popp macht daher auf die aus diesem Kulturgut stammenden Regionalspezialitäten aufmerksam, die über einen hohen Alleinstellungswert verfügen. Es wäre daher wünschenswert, wenn diese heimischen Streuobstprodukte sehr viel häufiger wieder die Getränkekarten der Gastronomie in Altmühlfranken und entlang der Fränkischen Moststraße schmücken. Und auch als offizielles Getränk bei standesamtlichen Trauungen könnten die Obst-Schaumweine der Region durchaus öfters französischen Champagner oder deutschen Winzersekt ablösen.

Der Handel und einige wenige Gastronomen haben dieses Potenzial zum Glück aber bereits für sich entdeckt. Und ihnen stehen nun auch diese beiden neuen Produkte zur Verfügung.
Das ist zum einen der Bohnapfel mit Quitte, ein reines Naturprodukt. Ohne Konzentrat, erntefrisch verarbeitet, selbst gekeltert und herbstvergoren ausgebaut, ein Produkt von hoher handwerklicher Qualität. In dem aus einer Kooperation mit den „Hesselbergern“ entstandenen Apfelmost dominiert der Bohnapfel, dem noch eine kleine Menge Boskoop zugefügt wurde. Zur geschmacklichen Abrundung mit 10 % Quitten versetzt und zusätzlich noch mit 3 % Elsbeeren verfeinert, die eine besondere adstringierende Wirkung entfalten sowie zur besseren Haltbarkeit beitragen. Diese besonderen Eigenschaften der Elsbeere, die hier in der Region noch an wenigen Standorten natürlich vorkommt, hat erstmals Martin Luther beschrieben. Ihm wird im Luther-Jubiläumsjahr damit eine kleine Ehrerbietung gewährt, denn diese der Elsbeere zugeschriebenen Wirkungen kann man natürlich auch mit dem aber eher in Mainfranken vorkommenden Speierling erzielen

Mit dem Altmühlfränkischen ApfelRosé wurde ein weiteres neues Streuobstprodukt kreiert. Dieser wird aus einem Apfelmost hergestellt, dem 3 % Hilpoltsteiner Johannisbeeren zugesetzt wurden. Dadurch entstand ein alkoholarmer Rosé, der durch seine Spritzigkeit besticht und sich in ganz besonderer Weise als leichter Frühlings- und Sommerwein empfiehlt. In diesem Sinne ergänzt er hervorragend den bereits seit letztem Jahr verfügbaren KirschRosé, der aber zusätzlich noch durch eine angenehme Süße überzeugt.

Fränkische Moststraße und das Brombachseer Obstland verfügen über einzigartige Regionalprodukte mit hohem Alleinstellungswert. Wünschenswert wäre es, wenn diese Wertschätzung auch immer mehr Menschen hier in der Region teilen. Obstweine sind unsere Weine, wir sollten selbstbewusst zu ihnen, zu diesen Top-Produkten unserer Region stehen. Daher wünschen sich die „Echt Brombachseer“ ein ähnliches Bekenntnis zu den eigenen Produkten, wie dies jetzt auch in Frankreich eindrucksvoll vorgelebt wurde.

Nähere Auskünfte über die neuen Streuobstprodukte:
Dieter Popp, Manufaktur „Echt Brombachseer eG“, Dieter Popp ; www.echtbrombachseer.de

Fränkische Frauenpower bei den Kreuzgangspielen

Argula: die Reformatorin ab 23. Juni 2017

Alexander Ourth

Rebekka Michalek

Dass die Kreuzgangspiele in Feuchtwangen sich in diesem Jahr in besonderem Maße dem Reformationsjubiläum widmen, ist bereits bekannt. Das große Luther-Stück hat am 15. Juni auf der Kreuzgang-Bühne Premiere. Mit einem zweiten Stück über die Zeit der Reformation betreten die traditionsreichen Festspiele hingegen neues Terrain, denn zum einen wird mit einem Theaterstück zum ersten Mal die Johanniskirche bespielt, also ein sakraler Raum, und zum anderen werden hier neue Medien, Video- und Klanginstallationen zum Einsatz kommen.
Im Stück geht es um die fränkisch-bayerische Reformatorin Argula von Grumbach – in der Region nicht unbekannt, im großen Reformatorenreigen taucht sie jedoch selten auf. Dort finden sich zumeist die Männer, allen voran Martin Luther. Doch auch Frauen prägten die Reformation und trugen nicht wenig zu deren Erfolg bei. Argula war eine ganz besondere Persönlichkeit, hoch gebildet, eine Freiin von Stauff, die sich über die Rollenkonventionen ihrer Epoche hinwegsetzte, die die Gelehrten der Ingolstädter Universität zum Dialog aufforderte, mit Luther korrespondierte und die zur auflagenstärksten Flugblattschreiberin des 16. Jahrhunderts avancierte.
Eine außergewöhnliche Frau wie Argula braucht ein außergewöhnliches Theaterformat, und so hat Alexander Ourth nach der Idee von Jürgen Hoffmann, ein Stück für eine Schauspielerin entworfen, das aber nicht nur Argula selbst, sondern auch Luther und andere sprechen lässt. Die Zeit, in der Argula lebte wird darin ganz nah erlebbar und erspürbar, und zugleich wird sie mit unserer Gegenwart verbunden. Dies schafft Ourth, der auch Regie führt, durch den Einsatz von Video-Projektionen und von Sound- und Klangeffekten. Es spielt Rebekka Michalek, die bereits 2015 im Nixel-Garten als Effi Briest beeindruckte.

„Argula: die Reformatorin“ hat am 23. Juni, um 21 Uhr, in der Johanniskirche Premiere. Weitere Vorstellungen finden am 24. Juni, 25.
und 26. Juni, jeweils um 21 Uhr statt.
Weitere Informationen und Karten gibt es im Kulturbüro der Stadt Feuchtwangen, Marktplatz 2, 91555 Feuchtwangen, Telefon 09852 904 44, E-Mail mail@kreuzgangspiele.de und auf www.kreuzgangspiele.de

Regionaler Baustoffprofi aus Tradition

Landrat zu Besuch bei Huber & Riedel in Gunzenhausen

Die beiden Geschäftsführer Thomas Riedel und Hans Riedel (rechts) freuten sich über die Visite von Landrat Gerhard Wägemann.

Bei der Firma Huber & Riedel GmbH dreht sich alles um den Bau, und das bereits seit fast 170 Jahren. Grund genug für Landrat Gerhard Wägemann, sich das Gunzenhäusener Familienunternehmen von den beiden Geschäftsführern etwas genauer zeigen zu lassen.
Es war im Juni 1849, als Johann Huber mit dem Verkauf von Baumaterialien an ländliche Maurermeister begann. Am Kern der Geschäftsidee hat sich im Grunde bis zum heutigen Tag nichts geändert, denn bis heute zählen überwiegend Handwerksbetriebe zu den Kunden der Firma. „Wir beliefern überwiegend Geschäftskunden mit unserem Handelsgeschäft, jedoch sind auch private Kunden bei uns herzlich willkommen!“, stellte Juniorchef Hans Riedel fest. Aus diesem Grund bezeichnet sich das Unternehmen gerne als der „verlängerte Arm des Handwerks“ innerhalb der Region.
Auf der rund 10.000 Quadratmeter großen Fläche im Gewerbegebiet Nord in Gunzenhausen, das im Jahr 1997 als neuer Firmenhauptsitz bezogen wurde, lagern unzählige Produkte für die Baubranche. Ob für Tiefbau, für den Hochbau oder weitere Materialen für den Hausbau, bei Huber & Riedel werden Handwerksbetriebe oder engagierte Häuslebauer fündig. Früher waren sogar drei Binnenschiffe für den Transport der Waren im Einsatz, heutzutage übernehmen jedoch ausschließlich die vier firmeneigenen LKW diese Aufgabe. „Der Internethandel geht aufgrund der hohen Transportkosten noch an unserer Branche vorbei, sodass wir vorwiegend in einem regionalen Umkreis aktiv sind.“, erklärte Thomas Riedel dem Landrat sowie den Mitarbeitern der Wirtschaftsförderung.
Der Kundenstamm hat sich über Jahre hinweg entwickelt, sodass Geschäftsbeziehungen bereits über Generationen hinweg bestehen. Über die
Faktoren Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und gründliche Beratung wollen die derzeit 35 Mitarbeiter eine enge Kundenbindung aufbauen, die oftmals bereits zu einem freundschaftlichen Verhältnis wurde. Dieser Umgang mit den Kunden wirkt sich auch auf die eigenen Mitarbeiter aus, denn durch die offene Unternehmenskultur und eine Mischung aus jüngeren und älteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist ein eingeschworenes Team entstanden. So kommt es nicht selten vor, dass Mitarbeiter ihr gesamtes Berufsleben bei Huber & Riedel verbracht haben und die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit bei stolzen 17 Jahren liegt.
Auch ehrenamtlich sind die Riedels innerhalb der Region engagiert. Dem örtlichen IHK Gremium, das sich für die Belange der Wirtschaft innerhalb des Landkreises einsetzt, gehören bzw. gehörten mit Hans, Thomas und Georg Riedel bereits drei Generationen der Unternehmerfamilie an. Neben dieser Funktion als ein gewählter Vertreter des Gremiums ist das Unternehmen auch im 2015 gegründeten Stadtmarketingverein Gunzenhausen Mitglied. Dieses Engagement lobte auch Landrat Gerhard Wägemann: „Ich freue mich immer, wenn sich lokale Unternehmer in Ihrer doch knappen Freizeit zusätzlich ehrenamtlich für unsere Region einsetzen.“ Für die Zukunft und die kommenden Herausforderungen wünschte der Landrat der Familie sowie den Mitarbeitern bei der Verabschiedung noch alles Gute. Da aufgrund der andauernden Niedrigzinsphase weiterhin eine belebte Baubranche vorherrscht, werden wohl in Zukunft noch zahlreiche Häuser mit Baustoffen von der Huber & Riedel GmbH entstehen.

„Bedenkliche Auswüchse“

Kriegsgefangene auf fränkischen Bauernhöfen im Ersten Weltkrieg

Noch bis vor dreißig Jahren waren auch im Altmühl-Boten immer wieder Berichte zu lesen, in denen es um freundschaftliche Kontakte ehemaliger, meist französischer Kriegsgefangener aus dem Ersten Weltkrieg geht. Vor allem denen, die in der Landwirtschaft eingesetzt waren, ist es meist nicht schlecht ergangen. Die Bauern haben sie oft mit ins Dorfwirtshaus genommen und die Frauen haben ihnen Speckwurst und Kaffee aufs  Feld gebracht. Die Lagerleitungen notierten:  „Die Gefangenen sind besser ernährt als die deutschen Familien“.

Prof. Franz Saran war in der Leitung des Erlanger Kriegsgefangenenlagers tätig.

Mit dem Kriegsgefangenenlager Erlangen und seinen auswärtigen Arbeitskommandos im Ersten Weltkrieg  (so auch der Titel) befasst sich die neue Ausgabe der Publikation des Erlanger Heimat- und Geschichtsvereins, das 1915 für 3600 Gefangene in der damals 25000-Einwohner-Stadt eingerichtet wurde  und das bei Kriegsende 1918 an die 12000 Gefangene zählte. 89 Prozent davon waren allerdings in der Landwirtschaft eingesetzt, um dort dem Arbeitskräftemangel zu begegnen.

Vom Erlanger Lager schreibt 2014 der Erlanger Stadtarchivar Andreas Jakob ausführlich in seinem 1000-Seiten-Buch „Der Sprung ins Dunkle – Die Region Nürnberg 1914-1918“. Die jetzt im Verlag „zba.BUCH“ (Berlin) erschienene Schrift ist wertvoll, weil erstmals bisher ungenutzte Quellen der „Kriegssammlung“ der Uni Erlangen genutzt werden. Einer ihrer Professoren war Franz Saran, der zeitweilig als stellvertretender Lagerkommandant fungierte. Er hatte der Hochschule eine Menge von Unterlagen zur dauernden Aufbewahrung übergeben. Die Schrift befasst sich beiläufig auch mit den 240 Erlanger Soldaten, die Kriegsgefangenen im  Ersten Weltkrieg waren.

Bisherige Veröffentlichungen gehen davon aus, dass es im Ersten Weltkrieg zwischen 6,6 und 8 Millionen Kriegsgefangene  gegeben hat, neuerdings spricht man von 8 bis 9 Millionen (davon 1 Million Deutsche, 200000 Engländer, 600000 Franzosen, 2,8 Millionen aus der Habsburger Monarchie und 3,4 Millionen aus dem Zarenreich Russland.

Neben der Geschichte des Lagers skizziert Autor Heinrich Hirschfelder das Leben im Lager mit all seinen Spannungen, die Lagerkultur, die Verwaltung und die Betreuung. Wie erwähnt, waren die wenigsten Gefangenen im Lager selbst, die meisten arbeiteten auf fränkischen Bauernhöfen und ersetzten dort die Bauern und Knechte, die im Kriegseinsatz waren.  Ein Gefangener erhielt damals am Tag 30 Pfennige „Lohn“  für seine Arbeit, die freiwillig tätigen Unteroffiziere sogar 60 Pfennig. Der Fleisch- und Wurstkonsum war in der Woche auf 250 Gramm beschränkt. Zum Vergleich: der Liter Milch kostete damals 28 Pfennige, ein Liter Bier 34 Pfennige. Immerhin: ein halber Liter Bier durfte die Bäuerin dem kriegsgefangenen Helfer täglich geben, Schnaps aber war verboten. Wer eine Strafe abbüßen musste, den konnte es anfangs schwer erwischen, und zwar durfte er täglich zwei Stunden an einem Pfahl angebunden werden. Erst später ist diese Form der Folter verboten worden.

Zu viel Zuneigung und Verständnis durften die Bäuerinnen und Mägde den Fremdarbeitern nicht entgegenbringen, sonst gerieten sie mit der Obrigkeit in Konflikt. Überliefert ist in den Akten des Landgerichts Ansbach (zu ihm gehörte seinerzeit auch der Landkreis Gunzenhausen), dass es „naturgemäß“ auch sexuelle Kontakte gab.  Aus 1915 sind beispielsweise 25 Verurteilungen von Frauen bekannt. In den Folgejahren waren es in etwa gleich viele „Vergehen“.  Die Strafe bewegte sich offiziell zwischen drei und sechs Monaten Haft, vielfach endete die auch schon nach zwei Wochen. Drei Wochen Gefängnis musste eine Frau absitzen, weil sie französischen Gefangenen zugelächelt und zugewunken hatte.

Ein minderschwerer Fall ist auch aus dem Altlandkreis Gunzenhausen bekannt. Lagerhauptmann Saran führte im Januar 1917 bei der Staatsanwaltschaft Ansbach Klage gegen eine Bäuerin „wegen unerlaubtem Briefwechsel mit Gefangenen und Verdacht auf geschlechtlichen Verkehr“. Bei dem Franzosen Auguste M. aus dem Außenkommando Sausenhofen hatte man bei einer ärztlichen Untersuchung im Zentrallager Erlangen einen Brief vom Mai 1916 gefunden, der von Therese M. stammte. Sie war eine „Arbeitgeberin“  aus der Umgebung.  Nachzuweisen war konkret nichts, aber es blieb „der Verdacht auf eine erhebliche nähere Beziehung“.  In den Unterlagen jener Jahren finden sich immer wieder Beschwerden der Lagerleitung über „bedenkliche Auswüchse“ von deutschen Frauen zu französischen Gefangenen und „ungehörigem Verkehr“.

Obgleich überwiegend Russen im Lager waren, fehlte für die orthodoxen Gläubigen die Seelsorge. Einer, der sich darum bemühte, war der Gunzenhäuser Dekan Karl Haußleiter. Warum ausgerechnet er sich aus dem fernen Gunzenhausen für die Lagerinsassen in Erlangen engagierte, geht aus dem Bericht nicht hervor. Bekannt ist, dass er sich 1916 für einen Gottesdienst an Groß-Neujahr (20. Januar) eingesetzt hat. Er muss sich nicht nur einmal dort aufgehalten haben, denn es ist bekannt, dass er das Vaterunser auf Russisch vortrug und sich Noten für die orthodoxe Lithurgie erbat. Auffällig ist, dass man seinerzeit in Erlangen bei der Bestattung keinerlei Unterschiede zwischen deutschen Soldaten und ausländischen Gefangenen machte. Alle wurden auf dem Zentralfriedhof würdig beigesetzt.

Der Heimatpoet Ludwig Ganghofer beschrieb die Szenerie in seinem Gedicht „Der Rote-Hosenzauber“ (1914): „Welch ein Rennen? Welch ein Rasen? „Die Gefangenen kommen an!“ Anämie und Modebasen drängen balgend sich heran. Wunder wirkt die rote Hose. Ist es Mitleid? Ist es Gemüt? Oder Sexualhypnose? Kurz und gut, die Hose zieht!“

WERNER FALK

„Das Kriegsgefangenenlager  Erlangen und seine auswärtigen Arbeitskommandos im Ersten Weltkrieg“, 158 Seiten, Verlag zba.BUCH Berlin, ISBN 978-3-945130-07-0.

 

Stadt mit Wachstumspotenzial

Stadtrat schafft Voraussetzungen für den Wohnungsbau

Das neue Baugebiet „Östlich der Nürnberger Straße“. Gelb markiert ist die Erschließungsstraße. Es reicht von der Nürnberger Straße (oben) bis zur Wolfgang-Krauß-Straße (unten).

Das Landesamt für Statistik hat jetzt die Bevölkerungsvorausberechnungen bis 2035 veröffentlicht. Demnach sind die größten Zunahmen in der Region München (plus  14,2 %), Landkreis Erding 15,6 %, Landkreis Dachau (17,2%) zu erwarten, aber selbst für Nürnberg werden 4,9 Prozent gerechnet. Gunzenhausen mit seinen 16681 Einwohnern entwickelt sich erwartungsgemäß nicht so sprunghaft, aber der Trend zeigt nach oben. Und das ist gut so, denn schließlich zeigt die Skala für viele bayerische Kommunen nach unten.  Gunzenhausen ist als Wohnstadt attraktiv. Die zentrale Lage im Fränkischen Seenland liefert gute Perspektiven. Damit unterscheidet sie sich von den sterbenden Städten und Regionen, in denen es keine Wohnungsnot gibt.

In allen Wachstumsregionen aber ist der Wohnraum derzeit knapp. Der Trend dürfte anhalten. Das bedeutet auch für Gunzenhausen, dass Wohnraum geschaffen werden muss.  Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und der Stadtrat kommen ihrer Verantwortung nach. Sie haben die Vorgaben geliefert, damit die Stadt wachsen kann. Ein neues Wohngebiet mit 58 Plätzen wird in Frickenfelden erschlossen (die Arbeiten haben begonnen), in der Weißenburger Straße ist ein Quartier durch die Bosch Wohnbau GmbH schon bebaut worden bzw. wird derzeit ergänzt. In der direkten Nachbarschaft  (ehemalige BGU) gibt es die Option für 30 Wohnungen in verdichteter Form (der Stadtrat entscheidet demnächst über den Verkauf) und auch in der Osianderstraße können neun Wohnungen in einem Komplex entstehen (ebenfalls Bosch).  Eine weitere größere private Fläche, die bebaut werden kann, befindet sich in der Albert-Schweitzer-Straße (Stingl-Grundstück). Neu dazu kommt jetzt das private Gebiet „Östliche Nürnberger Straße“ mit rund 25 Wohneinheiten (Mehrfamilienhäuser, Einzelhäuser), für das der Stadtrat einen Bebauungsplan beschlossen hat.  Nicht ganz so gut läuft die Erschließung in Unterwurmbach, wo es zwar etliche freie Hofstellen gibt, deren Eigentümer aber kein Interesse an einem Verkauf haben, so dass dort das von der Direktion für Ländliche Entwicklung und der Stadt anvisierte Projekt „Innenentwicklung“  scheitert.  Es gibt aber die Chance, dass entlang der Hauptstraße ein großes  Grundstück bebaut wird. Eventuell kann im „Lindermer“  geringfügig erweitert werden.

Einen kräftigen Impuls erwartet sich die Stadt von der Ansiedlung des Landesamts für Schule, das an der Stelle des Hauses „Silo“ entsteht. Nach dem gegenwärtigen Stand der Überlegungen soll dort abgerissen und neu gebaut werden. Das Investitionsvolumen wird um die 25 Millionen Euro sein. Wenn auch die meisten Mitarbeiter aus der Region kommen werden, so ist doch auch damit zu rechnen, dass Mitarbeiter aus dem Münchner Raum nach Gunzenhausen wechseln. Anfragen gibt es bereits mehrere.

Werner Falk, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen