Archiv: Falk-report

Der „Spitz“ war ein magischer Treffpunkt

Das Tanzlokal und Tagescafe wird in „Alt-Gunzenhausen“ porträtiert

Langeweile im Gunzenhausen der sechziger Jahre? Der eine meint, dass es sie gegeben hat, der andere verneint die Frage ganz kategorisch. Es kommt halt immer auf den Blickwinkel an, von dem aus man sich der Sache nähert. Der „Spitz“, also das Cafe Holderied, war zu allen Zeiten ein beliebtes Lokal in Gunzenhausen, für die Zecher ebenso wie für die Tänzer.

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1935 übernahmen Babette und Wilhelm Holderied das Cafe in der Gerberstraße. Privatfoto

Die junge Gunzenhäuser Studentin Lisa Biller, die das Tanzcafe nur mehr aus der Erzählung der Eltern und Großeltern kennt, befasst sich im aktuellen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde unter dem Titel „50 Jahre Musikveranstaltungen im Gunzenhäuser Tanzcafe Holderied“ mit der traditionsreichen gastronomischen Adresse. Das bereits 1897 gegründete Cafe Reulein in der Gerberstraße war 1935 der geschäftliche Einstieg von Babette und Wilhelm Holderied. Sie konnten sich auf die Weinkonzession stützen, die die Vorgänger 1932 erhalten hatten, und sie bauten das Obergeschoss zum Tanzlokal aus. Jetzt konnten die Gunzenhausen zur Gramophonmusik das Tanzbein schwingen. Als der Eigentümer im Zweiten Weltkrieg fiel, da war die Witwe mit ihrem sechsjährigen Sohn Engelbert auf sich allein gestellt bis sie 1948 den im Geschäft tätigen Konditor Hans („Spitz“) Minnameyer ehelichte. Der Lehrer und Musiker Hans Minnameyer entstammt dieser Verbindung.

Die älteren Gunzenhäuser erinnern sich an die Musikmeister Hans Georg Scheuernstuhl und Willi Schaffner, deren Schüler im Cafe die Gäste instrumental unterhielten. Ernst Stieg, der musizierende Metzgermeister aus der Nachbarschaft, war dem Haus lange Zeit verbunden. 1945 errichteten die amerikanischen Besatzer dort ihr Offizierskasino.

Mit der Renovierung 1954 kehrte der Stil der fünfziger Jahre ein. Die Musik ertönte zunächst aus dem Schallplattenspieler, denn erst aus der Musikbox. Livemusik war nur am Wochenende zu erleben. Die Bands formierten sich und die Berufsmusiker Walter Lorenz, Dieter Straue sowie Rudi Jäger traten auf, ferner spielten der unvergessene Ludwig („Wicher“) Vorbrugg (am Schlagzeug) und die Gunzenhäuser Eigengewächse Edgar Schön und Fritz Königer. Hausherr „Bertl“ Holderied verband eine lebenslange Freundschaft mit Walter Remshagen, dem Leiter des „Sängerbunds“. Als Hauskapelle etablierten sich „Die 3 GUN`s“ (Rainer Carben, Christian Schneider und Engelbert Holderied). Freude am Jazz hatten sie alle: „Mandi“ Wischer, „Ede“ Arnold und Hermann („Labby“) Labbe.

Als Engelbert und Inge 1968 das Cafe mit Tanzlokal übernahmen, da begann die Disco-Ära. Entsprechend präsentierte sich das Haus. Es gab eine moderne Lichtanlage und anstelle der teuer gewordenen Livebands legte der DJ die Platten auf.

Die Zeiten änderten sich. Aus dem Tanzcafe wurde das Tagescafe. Aber geblieben sind den Holderieds immer die treuen Stammgäste. Auch die Touristen schätzten die Location  mit dem schönen Gärtchen. 1999 gaben die Eigentümer das Haus ab, wenig später endete die „Spitz“-Ära gänzlich.

Die Stadt hatte eigenen Holzgarten

Lager- und Schürholz außerhalb aufgewahrt

Es war die Furcht vor einem Großfeuer in der Stadt, die im 19. Jahrhundert die Handwerker verpflichtete, ihr Lager- und Schürmaterial an einem zentralen Holzplatz zu lagern und nicht etwa auf dem eigenen Grundstück. Nachweislich gab es in Gunzenhausen schon 1829 einen Holzplatz. Im Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ skizziert Werner Neumann die Brandschutzbemühungen von damals.

Bereits 1827 hat der Magistrat der Stadt eine Feuerlöschverordung beschlossen. Sie besagte, wie Holz sicher im Freien aufbewahrt werden konnte. Es war der Maurer Caspar Stallwitz der das erste Holzhäuschen für 360 Gulden schlüsselfertig erstellen sollte, aber wegen des Angebots gab es Ärger.  Die Zimmermeister Georg Leonhard Richardt und Johann Georg Lang unterboten die Offerte, zum Zug kam schließlich Zimmermeister Lang mit 325 Gulden. Die Wohnung des Aufsehers hatte etwa 50 Quadratmeter.

Der letzte von den acht Aufsehern war Simon Schmidt (fungiert von 1913 bis 1942). Er bekam im Jahr 60 Mark für seine Dienste, aber was wichtiger war, er konnte dort wohnen. Wie die Belegungslisten zeigen, die Autor Werner Neumann gesichtet hat und in „Alt-Gunzenhausen“ akribisch dokumentiert, lagerten 1829 schon 48 Gunzenhäuser Bürger 367 Klafter Holz.

Nach der Holzgartenordnung von 1896 durften die Handwerker das Material nur mit Wissen des Aufsehers einlagern. Sie mussten natürlich eine Lagergebühr zahlen. Der Gunzenhäuser Holzgarten befand sich an der Ecke Sonnenstraße/Hensoltstraße. Er war 35 Meter breit und 123 Meter lang, mithin rund 4300 Quadratmeter groß. Offenbar hat es trotz der Beaufsichtigung immer wieder Holzdiebstähle gegeben, weshalb 1853 die Stadt das Areal einzäunen ließ.  Wie aus den Aufzeichnungen hervorgeht, ist der Platz im Jahr 1900 aufgelassen und an die Frickenfelder Straße verlegt worden, wo er bis 1958 seinen Zweck erfüllte. Der technische Fortschritt brachte die Ölheizung und somit das Aus für die Holzscheite.

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1895 hat der Holzgarten unfähr so ausgesehen. Die Postkarte (hier ein Ausschnitt) ist im Besitz des Stadtarchivs.

Gerechte Gesellschaft?

Debatte über den Wert der Arbeit ist notwendig

Der „Stern“ fragt in einer seiner letzten Ausgaben 2016, ob es in der deutschen Gesellschaft gerecht zugeht. Allein die Fragestellung inplizierte eigentlich schon die Antwort: Natürlich nicht! Die ungerechte Verteilung des Wohlstands wird nach einer Forsa-Umfrage von 75 Prozent der Deutschen beklagt. Wer so fragt, wird wohl nie eine andere Antwort bekommen.

Wie der „Stern“ meines Erachtens richtig feststellt, ist Deutschland heute die Stütze des Kontinents, wobei die Zeitschrift auch darauf hinweist, dass wir vor zehn Jahren  nach dem Urteil der so genannten Experten der „kranke Mann Europas“ waren.

Heute können wir mit Zufriedenheit und Stolz feststellen:

In Deutschland wächst gemessen an den anderen europäischen Ländern die Wirtschaft am stärksten.

Die Arbeitslosigkeit rangiert auf dem niedrigsten Stand der letzten 25 Jahre.

Die Zahl der Beschäftigten ist so hoch wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.

Jugendarbeitslosigkeit gibt es nicht mehr.

An den deutschen Universitäten studieren so viele Menschen wie noch nie zuvor.

Die Rentner freuen sich über die höchsten Rentenerhöhung der letzten 23 Jahre.

 

Mit dem „Stern“ stimme ich in der Beurteilung der Lage in Deutschland überein: „ Deutschland steht nicht am Abgrund und es schafft sich nicht ab, wie manche Populisten behaupten“.

Unternehmer, die nur darauf schauen, wie sie ihren Profit maximieren können und nichts hören wollen von der Sozialpflichtigkeit des Eigentums, sind nicht in der Überzahl, auch wenn das nach der öffentlichen Meinung so aussehen mag. Es hat in der Vergangenheit immer verantwortungsvolle Unternehmerpersönlichkeiten gegeben. Sie gibt es auch heute noch, nur räumt ihnen die veröffentlichte Meinung zu wenig Raum ein. Es ist eben bequemer, die schlechten Beispiele herauszupicken und auf die Unternehmer einzuschlagen.

Ein Beispiel für sozial verpflichtetes Unternehmertum ist Michael Otto, der Chef der Hamburger Otto-Group, der das Versandhaus seines Vaters als einen heute weltweit agierenden Handels- und Immobilienkonzert ausgebaut hat. Wie der „Stern“ zurecht rühmt, pflegt das Unternehmen Otto die Unternehmenskultur mit dem Grundsatz „Respekt vor Mensch und Natur“.   Michael Otto sagt ganz offen: „Wenn einer gut verdient, kann er auch mehr zahlen. Wer hierzulande Geschäfte macht, soll auch zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen. Für mich ist nicht nachvollziehbar, dass gerade US-Konzerne wie Apple kaum Steuern bezahlen.“

Bemerkenswert ist seine Aussage, dass heute Erzieherinnen und Krankenschwestern eine riesige Verantwortung tragen, aber noch immer schlechter bezahlt werden als jene, die den Computer bedienen. Seine Forderung wird von mir unterstützt: „Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte über den Wert der Arbeit!“

„Wir leben in einem großartigen Land, aber wir sind jetzt gefordert, die Vorteile von Freiheit und Demokratie, der europäischen Union und des freien Welthandels und der sozialen Marktwirtschaft zu verteidigen“, sagt Michael Otto.

Mag sein, dass die FDP zu lange den kritikwürdigen Erscheinungen des  Neoliberalismus angehangen hat. Wenn sie zu einer neuen Bewertung ihrer Gesellschaftspolitik fähig ist, dann ist das der richtige Ansatz, um im Rollenspiel der demokratischen Kräfte wieder eine wahrnehmbare Stimme zu sein. Wir stellen fest: die Welt verändert sich. Und mit ihr landen auch die politischen und wirtschaftlichen Konzepte auf  den Prüfstand. Mit Verleugnung seiner geistigen Wurzeln hat das nichts zu tun, sondern schon mehr mit der Bereitschaft, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen statt rechthaberisch auf alten Positionen zu verharren.

Werner Falk, Stadtrat der FDP, Gunzenhausen

Die letzte Ansbacher Markgräfin

Werner Kugler: Markgraf war nicht bei ihrem Begräbnis

Die Entfremdung muss schon groß gewesen sein, denn der letzte Regent des Fürstentums Brandenburg-Ansbach, Markgraf Alexander, kam nicht einmal zur Beisetzung seiner Frau, der Markgräfin Friederike Caroline, die wenige Tage vorher, am 18. Februar 1791, verstorben war. Mit Friederike Carolines Tod befasst sich Werner Kugler in der neuesten Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“.

Es steht fest: der 18-jährige Markgraf musste die junge Herzogin Friederica Carolina von Sachsen-Coburg-Saalfeld gegen seinen Willen heiraten. Das war damals nicht unüblich, denn schließlich ging es nicht um die wahre Liebe zwischen zwei jungen Menschen, eher um Staatsgeschäfte und auch um die Einflussnahme auf politische Vorgänge.  Flitterwochen, wie sie von jungen Prinzenpaaren heutzutage als mediales Ereignis zelebriert werden, gab es wohl in dieser „Zwangsehe“ nicht, zudem musste Alexander schon mit 21 Jahren die Nachfolge seines verstorbenen Vaters, des „Wilden Markgrafen“ Carl Wilhelm Friedrich, antreten. Immerhin gab er sich weniger ausgiebig, was die öffentlichen Finanzen betrifft. „Das Wohlergehen des Staates ist meines“, war seine Devise in Anlehnung an die strenge Amtsführung seine Vorbilds Friedrich dem Großen. Die Ehe blieb kinderlos und glücklos. Die Markgräfin galt „als zu wenig lebhaft, um der gesellschaftlichen Unterhaltung ihres Gemahls den Reiz zu geben, der ihn in die Länge hätte fesseln können“.  Der Markgraf schob sie in das Schloss nach Unterschwaningen ab. Er  selbst widmete sich anderen, attraktiveren Frauen.  Zunächst fand er Gefallen an der dreizehn Jahre älteren französischen Schauspielerin Hippolyte Clairon. Sie ist die Namensgeberin der „Klärungsweggli“, einer lokalen Brötchensorte, die der Ansbacher Volksmund lange Zeit  kannte. Inzwischen ist der Begriff nur noch den Historikern geläufig. Aber die Launen der Madame ertrug Alexander nicht, so dass er sich 17 Jahre später der 14 Jahre jüngeren Lady Elisa Craven zuwandte.  Sie nahm ihren Markgrafen nach seiner Abdankung 1791 mit nach England, wo sich beide auf Schloss Benham der Pferdezucht hingaben.

Friederike Caroline starb am 18. Februar 1791. Der Trauerzug begleitete sie bei vollem Geläut zur Gemeindegrenze. Der Ansbacher Hof nahm am 25. Februar von ihr Abschied. Einer fehlte: Alexander.

Mit Sprachwitz und Humor in die Lutherzeit

Bruno Preisendörfer folgt Einladung der Buchhandlung Fischer

preisendoerfer_bruno-0Am Dienstag, 24. Januar 2017, um 19. 30 Uhr ist der Autor Bruno Preisendörfer in der Aula des Simon-Marius-Gymnasiums zu Gast. Neben Buchhändler Thomas Fischer ist das Evangelische Bildungswerk Jura-Altmühltal-Hahnenkamm  Veranstalter.

­In seinem erfolgreichen Buch „Als Deutschland noch nicht Deutschland war“  hat der Autor die Zeit des Dichterfürsten Goethe lebendig werden lassen. Diesmal beschreibt er einen wichtigen Wendepunkt der deutschen und europäischen Geschichte – durch Martin Luther und die Folgen der Reformation wurde die Welt eine andere.
Thomas Fischer in seiner Einladung: „Wenn Sie mit Bruno Preisendörfer auf Zeitreise gehen, lernen Sie nicht nur den politischen und kulturellen Zeitgeist kennen, sondern Sie erleben auch handfeste Abenteuer. Von Tischsitten über Wirtschaft, Mode, Hochkultur bis Klatsch und Tratsch ist alles vertreten und wird vom Autor auf ebenso anschauliche wie unterhaltsame Weise präsentiert.“

Der Eintritt kostet im Vorverkauf 8 Euro, an der Tageskasse 10 Euro.

Was sagt uns Malyj Trostenez?

Wissenschaftler aus Belarus und Deutschland wirken zusammen

Minsk

Ein internationales Jugendprojekt: Bei Minsk ist der Wald als Gedenkstätte gestaltet.

Buchenwald, Majdanek, Treblinka, Auschwitz – das sind die bekannten Namen, die für tausendfachen Mord an Menschen stehen, die im Namen Deutschlands während der nationalsozialistischen  Gewaltherrschaft begangen wurden. Aber wer kennt Malyj Trostenez und die dazu gehörigen verbrecherischen Stätten Schaschkowka und Blagowtschschina? Das Konzentrationslager in Belarus (Weißrussland) gehört zu den „vergessenen“ Orten. Erst seit dem Zerfall des Sowjetimperiums und der „Wende“ in den Ost-West-Beziehungen gibt es eine Erinnerungskultur in Weißrussland, das am schlimmsten unter den deutschen Besatzern gelitten hat.  Der „Reichsraum“ – so der Jargon der Nazis – sollte um das Gebiet erweitert werden. Die NS-Strategen beabsichtigten, 75 Prozent der Bevölkerung zu vertreiben oder zu vernichten, 25 Prozent waren für die Germanisierung vorgesehen.

Die Wissenschaft nimmt sich heute der Massaker in Weißrussland an. Es ist das Verdienst des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks Dortmund (IBB), der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstäte „Johannes Rau“ (IBB Minsk) und der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, dass die Öffentlichkeit vom Vernichtungsort Malyj Trostenez Kenntnis nimmt. 1991 ist dort ein erstes Denkmal für die aus Deutschland deportierten Juden entstanden.  Eine neue Gedenkanlage ist im Aufbau, der erste Abschnitt wurde 2015 realisiert. Historiker auf beiden Seiten haben eine Formel gefunden: Erinnern für  eine gemeinsame Zukunft! Der menschliche und wissenschaftliche Austausch ist ihnen wichtig, denn er ist ein Element für die Versöhnung. Die Bereitschaft zum Dialog wird von beiden Seiten gezeigt. Dr. Felix Klein, der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Beziehungen zu jüdischen Organisationen und Holocaust-Erinnerung, unterstützt die Arbeit vor Ort genauso wie Igor Karpenko, der stellvertretende Vorsitzende des Exekutivkomitees der Stadt Minsk und Walentin Rybakow, der stellvertretende Außenminister der Republik Belarus. Sie kommen in einer Dokumentation zu Wort, die jetzt erschienen ist.

Malyj Trostenez ist die größte Massenvernichtungsstätte auf dem Gebiet der von deutschen Truppen besetzten ehemaligen Sowjetunion. Hier wurden von 1941 bis 1944 an die 200000 Menschen ermordet – Kriegsgefangene ebenso wie Partisanen, Juden, Frauen und Kinder.  Schon Mitte 1941 waren Tausende von Juden aus dem Reich nach Belarus gebracht worden. Und wenige Tage vor dem Einmarsch der Roten Armee wurden 6500 Häftlinge erschossen und verbrannt. Dass trotzdem einige überlebt haben, das dokumentiert ein Buch mit dem Titel „Vernichtungsort Malyj Trostenez – Geschichte und Erinnerung“.

Das Konzentrationslager ist im Juli 1944 von sowjetischen Truppen befreit worden. Eine sowjetische Sonderkommission ist schon damals eingerichtet worden, um die Gräueltaten zu untersuchen, die in dem Vorort von Minsk begangen wurden. Das Ergebnis ihrer Arbeit waren 27 Berichte. Sie dienten als Grundlage für die sowjetische Anklage beim  Nürnberger  Kriegsverbrecherprozess 1945/1946. Deutsche und weißrussische, tschechische und österreichische Historiker kamen gemeinsam eine Wanderausstellung konzipiert, die in Deutschland und Belarus gezeigt wird. Sie soll aufklären und Wissensdefizite beheben.

Werner Falk

Markwort wählt Bundespräsidenten mit

„Focus“-Herausgeber mischt mit

Herausgeber Helmut Markwort. Foto: Focus

Herausgeber Helmut Markwort. Foto: Focus

Helmut Markwort wird an der Wahl des künftigen Bundespräsidenten teilnehmen. Die baden-württembergische FDP-Landtagsfraktion nominierte den prominenten Münchner Journalisten und Medienmanager als Mitglied der Bundesversammlung, die am 12. Februar im Berliner Reichstag zusammentritt.

Markwort, der vor wenigen Wochen 80 Jahre alt wurde, ist seit 1968 FDP-Mitglied. Bekannt wurde er unter anderem als Gründer und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Focus“. Derzeit moderiert er im Bayerischen Fernsehen den wöchentlichen „Sonntags-Stammtisch“.

„Ich freue mich, die liberale Stimme in der Bundesversammlung verstärken zu dürfen“, erklärt Helmut Markwort. „Der Nachfolger des großartigen Joachim Gauck wird in große Fußstapfen treten. Wie ich abstimme, kann ich noch nicht sagen – ich bin gespannt, wie sich Frank-Walter Steinmeier in den kommenden Wochen präsentieren wird.“

Kooperation zwischen IHK und Wilhelm Löhe Hochschule

Viereinhalbjährige duale kaufmännische Ausbildung

Eine Kooperationsvereinbarung über das Duale Bachelor-Studium „Gesundheitswirtschaft“ haben heute Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken, und Dr. Ingo Friedrich, Präsident der Wilhelm Löhe Hochschule (WLH) in Fürth unterzeichnet. Durch diese Vereinbarung können leistungsstarke Jugendliche innerhalb von viereinhalb Jahren eine kaufmännische Duale Ausbildung und einen Abschluss als Bachelor in der Gesundheitswirtschaft erlangen. Kompetenzen aus der Ausbildung rechnet die WLH bei Gleichwertigkeit auf das Bachelor-Studium an. Am Ende erhalten die Teilnehmer ein gemeinsames Zeugnis von IHK und Hochschule.

„Das Verbundstudium hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Die Verbindung zwischen praxisorientierter und akademischer Ausbildung ist für Arbeitgeber sehr interessant, um dadurch leistungsstarke Mitarbeiter zu rekrutieren“, so Markus Lötzsch. Die Vorteile für Arbeitgeber liegen auf der Hand: Sie gewinnen nicht nur leistungsstarke Jugendliche, sondern können diese auch über die Ausbildung hinaus an ihr Unternehmen binden. Da das Verbundstudium Theorie und Praxis optimal miteinander verzahnt, sichern sich die Betriebe so ihren Bedarf an qualifizierten Fachkräften für die Zukunft.

Ähnliche Kooperationen der IHK Nürnberg für Mittelfranken bestehen bereits seit mehreren Jahren mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Aktuell sind in Mittelfranken über 1 000 Verträge von Verbundstudenten bei der IHK registriert.

„Café mittendrin“ der Flüchtlingshilfe Wald

Dienstag bis Donnerstag – nachmittags geöffnet

Das  Bild entstand im Rahmen der Bilderübergabe im Café mittendrin. Mit den dargestellten Kindern enstand der Kalender „angekommen“ für 2017 in Kooperation mit Foto Braun aus Gunzenhausen.

Das Bild entstand im Rahmen der Bilderübergabe im Café mittendrin. Mit den dargestellten Kindern enstand der Kalender „angekommen“ für 2017 in Kooperation mit Foto Braun aus Gunzenhausen.

Das „Café mittendrin“ in Gunzenhausen (Ärztehaus in der Bahnhofstraße) ist nach der Winterpause ab sofort wieder von Dienstag bis Donnerstag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Unter der Regie der Flüchtlingshilfe Wald wird das Café immer mehr zum Treffpunkt für Jung und Alt, Einheimische und Zugezogene. Ehrenamtliche, die im Service mithelfen möchten sind herzlich willkommen.

Zusätzlich zu den Öffnungszeiten gibt es folgende Angebote:

Regelmäßige Angebote:
Sprachtreff                            Dienstag ab 10 Uhr für  Frauen mit Kindern
Beratung                                Donnerstag ab 14 Uhr
mit Günter Göllner und Michael Nedler (Diakonie)
Stricktreff                              Donnerstag ab 14:45Uhr
Sprachkurs                             Dienstag + Donnerstag von 17:30 – 19 Uhr (mit Anmeldung)
Vorbereitung auf B1 Prüfung mit Veronika Ortega
Besondere Angebote:

Müttertreff                            Montag, 16.Januar 2017 ab 10 Uhr
für Mütter mit besonderen Kindern
Kinderleseabend                    Freitag, 24. Februar 2017 um 17 Uhr
Melanie Renner und Asia lesen Geschichten deutsch – arabisch
Still- und Tragetreff               am 09.02./09.03./06.04. von 10-11:30 Uhr

Religionen zum Anfassen       Mittwoch 08.03./22.03. um 19 Uhr mit Dr. Beate Klepper

 

„Mister Europa“ Dr. Ingo Friedrich wird 75 Jahre

Die Stadt zeichnet ihn mit der Ehrenbürgerwürde aus

„Mister Europa“, wie Dr. Ingo Friedrich von politischen und persönlichen Freunden genannt wird, vollendet am 24. Januar sein 75. Lebensjahr. Das ist für mich als FDP-Mann, aber auch als langjährigen journalistischen Wegbegleiter, ein Anlass,  den 30 Jahre amtierenden Europaabgeordneten der CSU  zu würdigen. Der Stadtrat Gunzenhausen erweist ihm die höchste  Ehre, indem er ihn zum Ehrenbürger ernannt hat. Die Verleihung ist im Rahmen einer Festsitzung am 25. Januar.

Der neue Gunzenhäuser Ehrenbürger Dr. Ingo Friedrich.

Der neue Gunzenhäuser Ehrenbürger Dr. Ingo Friedrich.

Friedrich hat Europa in seinen aktiven Jahren als Parlamentarier in Straßburg und Brüssel  in der Öffentlichkeit „verkauft“ wie es nur wenigen von den EU-Abgeordneten getan haben. Er ist überzeugt von der Idee, dass nur ein einiges Europa neben den Supermächten USA, China und Russland geopolitisch bestehen kann . Wo er auch immer aufgetreten ist, seine Argumente waren nicht die eines Wirtschafts- oder Verbandslobbyisten, der die 300 Millionen Europäer nur als Markt-Masse beurteilt.  Seine flammenden, pointierten und temperamentvollen Reden haben die Menschen für Europa eingenommen.  Ich bin mir ziemlich sicher:  Am Ende seiner Vorträge gab es mehr Überzeugte als Zweifler.  Hätten wir nur mehr von diesen leidenschaftlichen Werbern für Europa unter denen, die sich monatlich ein stattliches Abgeordnetensalär auszahlen lassen, dann stünden die europäischen Einrichtungen in der öffentlichen Wahrnehmung besser da.

Die meisten Menschen kennen die entscheidenden europäischen Gremien (Kommission, Ministerrat und Parlament) nur von außen. Die überzeugten Europäer haben heute einen eher schweren Stand unter so vielen Nationalisten und Populisten, die zunehmend Oberwasser bekommen. Wir erleben sie in den Niederlanden, Frankreich, England, Polen, Ungarn,  Tschechien, der Slowakei  – und auch in Deutschland. Die Europagegner sehen sich als Opfer der Globalisierung. Sie ziehen Menschen an, die sich auf der Verliererseite  in der Gesellschaft wähnen. Für die innere Stabilität der Nationalstaaten ist das nicht gut, aber auch nicht für Europa.

Ich wünsche mir ein Europa, das in der Welt neben den anderen politischen und wirtschaftlichen Blöcken bestehen kann. Das geht aber nur, wenn es mit einer Stimme spricht. Ich meine, wir müssen die Standardisierung in Europa nicht so weit treiben, dass der Eindruck entsteht, es gebe nur ein Europa der Bürokraten in Gestalt von Kontrolleuren. Die Erweiterung der EU durch Staaten wie Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Slowakei, Tschechien mag nach dem Verfall des Sowjetimperiums aus strategischen Gründen geboten gewesen sein, der Attraktivität Europas hat sie nicht gedient. Eine ehrliche Antwort auf die Fragen der Zeit wäre wohl ein „Europa der zwei Geschwindigkeiten“ mit einem Kerneuropa, das politisch handlungsfähig ist und als starke Einheit auftritt. Mit dem luxemburgischen Ministerpräsidenten Xavier Bettel  sage ich: „Wir brauchen mehr EU für das Große und etwas weniger EU für das Kleine“.

Wie Dr. Ingo Friedrich sollten wir Europa im Herzen tragen und wenn wir über Europa reden, dann nicht immer nur in Verbindung mit dem lieben Geld. Wir sollten sehen, was uns verbindet und nicht permanent bis ins Detail sezieren, was uns trennt.

Werner Falk, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen