Archiv: Falk-report

Theaterpädagogik bei den Kreuzgangspielen

Ab Januar kostenloses Begleitmaterial zu „Jim Knopf“ erhältlich

Kreuzgangspiele 2016 (behind the scenes)

Bei den Kreugangspielen geht es um die Gunst der Kinder. Foto: Nicole Brühl

Schon in den vergangenen Jahren gab es für Kindergruppen und Schulklassen die Möglichkeit, einen so genannten „Blick hinter die Kulissen“ oder einen Probenbesuch bei den Kreuzgangspielen zu buchen. Das theaterpädagogische Angebot der Kreuzgangspiele ist vielfältig und kann je nach den Bedürfnissen, nach Alter und Größe der Gruppe auch individuell gestaltet werden. Die Angebote der Kreuzgangspiele sind für alle Gruppen kostenfrei und nur mit der Gruppenbuchung für eine Vorstellung von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ verbunden.
Zum theaterpädagogischen Programm der Kreuzgangspiele gehört neben dem bereits bekannten „Blick hinter die Kulissen“, in dem die Kinder unmittelbar im Anschluss an die Vorstellung mit den Schauspielern über das Stück, über Theatertricks und vieles andere sprechen, und dem Probenbesuch nach Vereinbarung, zum einen die Möglichkeit der Buchung eines Theater-Workshops mit Kreuzgang-Schauspielern sowie die Anforderung einer kostenlosen umfangreichen Mappe mit theaterpädagogischem Begleitmaterial zu „Jim Knopf“. Finanziell unterstützt wird dieses Angebot vom Verein zur Förderung der Kreuzgangspiele e.V.
In der Mappe enthalten sind Informationen zum Stück und zum Autor Michael Ende, zu den Kreuzgangspielen und zu Mitgliedern des Ensembles; zudem gibt es Spiele, Anregungen, Ideen für Aufgaben und Kopiervorlagen, die speziell für den Einsatz in Schulen und Kindergärten konzipiert wurden. LehrerInnen, ErzieherInnen und GruppenleiterInnen erhalten hier umfassende Informationen zur spielerischen Vorbereitung auf den Theaterbesuch bei den Kreuzgangspielen in Feuchtwangen.
Die Mappe kann kostenfrei angefordert werden beim Kulturbüro der Stadt Feuchtwangen, Marktplatz 2, 91555 Feuchtwangen, Tel.: 09852 904 44, Mail: kulturamt@feuchtwangen.de Zusätzlich stellen wir die Mappe als PDF zum kostenlosen Download auf der Webseite der Kreuzgangspiele www.kreuzgangspiele.de zur Verfügung.
Alle Informationen zur Theaterpädagogik der Kreuzgangspiele erhalten Sie bei Dr. Maria Wüstenhagen, Marktplatz 2, 91555 Feuchtwangen, Telefon: 09852 904 160, mail@kreuzgangspiele.de

Alle zahlten für den Kloster-Schafhof

Werner Kugler: Finanzierung mit „Vermögensabgabe“

schafhof

Diese Wandschrift stammt aus dem Jahr 1617, also 400 Jahre alt. Der Heidenheimer Bruno Nähr hat sie im Haus am Schafberg 10 entdeckt.

Informationen über die Heidenheimer Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert liefert der frühere Dekan Werner Kugler in der neuesten Ausgabe der heimatkundlichen Publikation „Alt-Gunzenhausen“. Unter dem Titel „Staatsgut veräußert“ schildert er die genauen Umstände des Verkaufs des klösterlichen Schafhofs.

1714 war es die Absicht der markgräflichen Verwaltung in Ansbach, den ehemals klösterlichen Schafhof (1200 Tiere) an die Gemeinde zu verkaufen, in der die Schäfer 1340 Tiere über die Weide trieben. Der Kaufpreis von 4500 Gulden war hoch, zu hoch für die damals schon sparsamen Heidenheimer. Sie mussten 2000 Gulden aufnehmen. Also ritten die Ratsherren nach Gunzenhausen, um das Geld zu holen. Sie finanzierten den Kredit mit einer „Vermögensabgabe“ der steuerpflichtigen Bürger von zwei Prozent (114 Gulden, 45 Kreuzer und drei Pfennig).  Unter den Bürgern gab es jedoch große Uneinigkeit wegen der Übernahme der Schafherde und den Zahlungsmodus. Werner Kugler veröffentlicht in seinem Beitrag eine Liste der zahlungspflichtigen Bürger von 1716, und zwar aufgesplittet nach den Quartieren: Ledergasser Viertel, Further Viertel, Steingruber Viertel, Krechelberger Viertel.  Darin enthalten ist auch die Zahl der Schafe, die jeder halten durfte, und ganz exakt der Betrag der „Steuer Massa“. Der Autor hat in dem Schäfereiakt keinen Hinweis gefunden, wann endlich die Heidenheimer ihre Schulden restlos beglichen haben. In der Registratur der Gemeinde fand sich jedenfalls kein Kaufvertrag. Das stellte 1749 der Heidenheimer Amtsrichter Boltz fest.

In der Sache äußerten die Metzger ihr Recht auf „Stechschafe“, ohne Weidegeld dafür zahlen zu müssen. Der Vogt und der Bürgermeister indes bezeichneten die Metzger als „ungehorsame Leute“,  die das beste Vieh nach Nürnberg verkauften, außerdem böten sie das Fleisch an anderen Orten „um zwei Pfennig wohlfeiler an als hier“.

Das 71. Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist im örtlichen Buchhandel für 15 Euro erhältlich.

Es grüßt das winterliche Weißenburg

wuelzburg-winterDer Weißenburger Luftbildfotograf Rudi Beringer hat am Neujahrstag eine Reihe von schönen Aufnahmen von seiner Heimatstadt gemacht. Mit diesem Foto grüßt der „Falk-Report“ seine Freunde.

Jahrbuch im Rathaus vorgestellt

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ein Exemplar überreicht

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Präsentation von „Alt-Gunzenhausen“ vor geschichtsträchtiger Kulisse: Vorsitzender Werner Falk (rechts) und Schriftleiter Werner Mühlhäußer (links) überreichten an Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ein Exemplar des 71. Jahrbuchs. Foto: Stadt Gunzenhausen

Sein 71. Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ hat der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen noch vor Jahresfrist herausgegeben. Nun präsentierten Vorsitzender Werner Falk und sein Stellvertreter Werner Mühlhäußer das 304 Seiten starke Publikation Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Sie verbanden damit den Dank an die Stadt für die finanzielle Unterstützung.

Der Verein steht im 138. Jahr seines Bestehens. Er wurde 1879 von Dr. Heinrich Eidam gegründet. Auf ihn geht auch die Schaffung des Stadtmuseums zurück. „Dank der unentgeldlichen Arbeit unserer Autoren sind wird in der Lage, alle zwölf Monate ein stattliches Jahrbuch vorzulegen“, sagt Vorsitzender Werner Falk, der den 305 Mitglieder zählenden Geschichtsverein seit 2012 führt. Im Gespräch mit dem Rathauschef wies der Vereinsrepräsentant darauf hin, dass der Verein für Heimatkunde auch den Impuls gegeben hat für die Aufarbeitung der NS-Zeit in Gunzenhausen. Seit 1987 sind in 16 Ausgaben von „Alt-Gunzenhausen“ Beiträge enthalten, die aufklären über die Verstrickungen von Gunzenhäuser Bürgern im nationalsozialistischem System.

Dass Stadtarchivar Werner Mühlhäußer in Personalunion auch stellvertretender Vorsitzender und Schriftleiter ist, das ist für den Verein eine glückliche Konstellation. Im neuen Jahrbuch sind zwölf Beiträge von zehn Autoren enthalten.

Wie war die Rolle des Deutschen Ordens als Stadtherr? Florian Geidner, ein Wolframs-Eschenbacher, geht der Frage am Beispiel seiner Heimatstadt nach und skizziert die Ordens- und Regionalgeschichte. Im Staatsarchiv Nürnberg hat er umfangreiches Material dazu gefunden.

Der Kirchenmusik von 1526 bis 1806 in Gunzenhausen widmet sich Leonard H. Klimpke, ein begnadeter junger Musiker. An vielen Beispielen erläutert er die Bedeutung der geistlichen Musik in der frühen Neuzeit. Anders als heute hatte die Kirche in den vergangenen Jahrhunderten eine zentralen Stellenwert in der Gesellschaft.  Übrigens:  2016 ist seine Seminararbeit als eine von sieben in Bayern mit dem Preis des Bayerischen Clubs zur Förderung der bayerischen Kultur ausgezeichnet worden.

Im Jahrbuch 70 hatte Karl Rieger (Arberg) schon über die Eigentümlichkeiten einer mittelalterlichen Sauhatz berichtet, nun stellt er Johann Ulrich Freiherrn von Grafeneck, den Amtmann des eichstättischen Pflegamts Arberg von 1602 bis 1631 vor. In seiner Amtszeit wurden an die 1600 Einzelurteile gesprochen – und alle sind dokumentiert.

Zunächst wird der Leser ungläubig staunen: Ein Schlösschen in Untererlbach?  Dr. Daniel Schönwald (Kalbensteinberg), der stellvertretender Leiter des Landeskirchlichen Archivs Nürnberg,  stellt die Untererlbacher Schlossgeschichte vor. Seine Arbeit ist zugleich ein Beitrag zur Häusergeschichte des Dorfes, das heute ein Ortsteil von Spalt ist.

Von der Weißenburger Autorin Sieglinde Buchner erfahren die Leser alles über „Die Herren Teuffel von Pirkensee, Gunzenhäuser Oberamtmänner im 18. Jahrhundert“. Auf ihn bezieht sich auch der Text  einer Tafel, die an einem Haus in der Weißenburger Straße angebracht ist. „Der Teufel einst die Stadt regierte…“ heißt es dort. Gemeint ist nicht etwa der Böse, sondern Carl Wilhelm Teuffel von Pirkensee.

Im Laubenzedeler Familienbuch ist eine Karte als Illustration enthalten, die Dr. Daniel Schönwald in seinem Beitrag „Laubenzedel im Kartenbild von 1799“ erläutert. Gezeichnet hat sie der Pfarrvikar Georg Ludwig Wilhelm Frobenius nach einem Entwurf des markgräflichen Landvermessers Johann Michael Bürklein. Übrigens ein Familienname, der damals schon genannt wurde, ist bis heute gegenwärtig: Zischler.

Der Leser erinnert sich an die von Kontroversen geprägte Heidenheimer Kommunalpolitik der vergangenen Jahre, wenn er Werner Kuglers Beitrag „Staatsgut veräußert“ liest. Es geht um den Verkauf des klösterlichen Schafhofs in Heidenheim. Uneinig waren sich die Heidenheimer Bürger schon im 18. Jahrhundert, und einige meinten, sie hätten besondere Rechte. Freilich: damals ging es „nur“ um das Weidegeld.

Autor Werner Kugler, der vormalige evangelische Dekan, charakterisiert in seinem zweiten Beitrag Markgräfin Friederike Caroline und ruft ihren Tod im Schloss Unterschwaningen in Erinnerung. Markgraf Carl Alexander, der letzte in der Riege der Ansbach-Brandenburger Fürsten, hatte sie ins „Exil“ abgeschoben.  Er wandte sich französischen und englischen Frauen zu und soll nicht einmal an dem Begräbnis seiner ersten Frau teilgenommen haben.

1799 entschloss sich die Stadt Gunzenhausen eine neue Feuerspritze zu erwerben und um die hohen Anschaffungskosten für den Stadtsäckel etwas zu mildern, wurde von den Einwohnern ein finanzieller Beitrag erhoben. Werner Mühlhäußer, Stadtarchivar von Gunzenhausen und 2. Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde,  untersucht in seinem Beitrag, das in diesem Zusammenhang entstandene Register der Hausbesitzer und liefert interessante Informationen zur Familien-, Häuser- und Wirtschaftsgeschichte gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als Gunzenhausen kurz vor dem Übergang vom Königreich Preußen ins neu geschaffene Königreich Bayern stand.

Auf die Geschichte des  Gunzenhäuser Holzgartens im 19. Jahrhundert geht Werner Neumann (Weißenburg) ein. Er hat sich von 1827 an an der Ecke Hensoltstraße/Sonnenstraße befunden und war 4300 Quadratmeter groß. Spezielle die Bäcker, aber auch andere Handwerker und Bürger, nutzten die Lagerstätte, die aus feuerpolizeilichen Gründen am Rande der Stadt postitioniert war. Aufgelassen wude der Holzgarten 1900, allerdings  gab es bis 1948 an der Frickenfelder Straße einen Holzlagerplatz.

„Gemeinderecht, Gemeinheitsteilung, Flurbereinigung“. Unter diesem Titel  ergänzt Dr. Adolf Meier (Weißenburg) seine Abhandlung, die im Jahrbuch 70 veröffentlicht ist. Er zeichnet die Besitzverhältnisse und Nutzungsrechte der Grundstückseigentümer von Döckingen, Markt Berolzheim, Theilenhofen, Gundelsheim, Merkendorf und Hirschlach (mit Neuses)  in akribischer Genauigkeit auf.

Aus der Feder von Lisa Biller (Gunzenhausen) stammt der populärwissenschaftliche Beitrag „50 Jahre Musikveranstaltungen im Gunzenhäuser Tanzcafe Holderied“. Generationen von Gunzenhäusern kennen den „Spitz“, denn sie haben dort bis 1988 ihre Tanzabende erlebt.  Auch danach war das Tagescafe von „Bertl“ und Inge Holderied  (bis zum Verkauf im Jahr 2000) eine Gunzenhäuser Institution.

Das Jahrbuch ist für 15 Euro im regionalen Buchhandel erhältlich.

Teuffel von Pirkensee war nicht der Satan

Siglinde Buchner stellt die markgräflichen Oberamtmänner vor

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Auf den Oberamtmann Teuffel von Pirkensee bezieht sich der Text dieser Wandtafel in der Weißenburgerstraße.

„Der Teufel einst die Stadt regierte…“ So beginnt der auf Anhieb etwas seltsame Spruch an der Wand eines Hauses in der Weißenburgerstraße, der  aus einem Gedicht des Heimatkundlers Hans Bach stammt. Er skizziert die Gunzenhäuser Gesellschaft des Jahres 1721, in der die Namen des Oberamtmanns Carl Wilhelm Teuffel von Pirkensee, des Dekans Jacob Ernst Herrgott und des Wirts Georg Caspar Hunger in der Fortsetzung  einen schönen Vers ergeben: „…der Herrgott in der Höll‘ logierte, der Hunger aber, welch ein Graus, schaut zum Brückentor hinaus!“ Gemeint ist also keinesfalls der Böse in Gestalt des Satans. Siglinde Buchner stellt den Gunzenhäuser Oberamtmann, also den Statthalter des Ansbacher Markgrafen, im neuen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ vor.

Auf eine Reihe von markgräflichen Vollstreckern ist die Autorin bereits in früheren Jahrbüchern eingegangen. 1714 bis 1742 amtierte Carl Wilhelm Teuffel von Pirkensee im Gunzenhäuser Oberamtshaus, dem heutigen Rathaus am Marktplatz, wo Markgraf Carl Wilhelm Friedrich 1757 gestorben ist.  Übrigens: sein gleichnamiger Sohn war der letzte Verwalter in der Stadt. Beide leiteten das Oberamtmann 63 Jahre lang. Sie stammten aus einem oberpfälzischen Geschlecht. Vater Carl Wilhelm, um den es hier zunächst geht, besuchte in Ansbach die Kadettenkompanie und heiratete 1798 Maria Sophia Magdalena Groß von Trockau. Beide hatten acht Kinder. Die Frau starb schon mit 30 Jahren. Zehn Jahre danach heiratete er Freifrau Sibylla Franziska von Hessberg. Wie Siglinde Buchners genealogische Forschung aufzeigt,  heiratete die Tochter Charlotta Maria Sybilla Paul Martin Eichler von Auritz, der das Palais Zocha (heute Stadtmuseum) übernahm. Dieser ließ ferner Schloss Dennenlohe sanieren (1734). Die dritte Heirat von Carl Wilhelm mit Christina Eleonora von Seckendorff währte nur zwei Jahre, dann starb sie. Nur drei Monate danach folgte ihr der Ehemann (mit 62 Jahren).

Der „Platzhalter“ hatte offenbar bei Markgraf Carl Wilhelm Friedrich einen Stein im Brett, denn der Regent besuchte ihn als er krank war und versprach ihm, für seine Hinterbliebenen zu sorgen. Bei seinem Begräbnis erklang übrigens der Choral „O, du schnödes Weltgebäude…“

Der letzte Oberamtmann

In der Husarenkompanie des Markgrafen diente Sohn Carl Wilhelm bevor er Maximiliane Christiane von Arnim ehelichte, die ihm drei Kinder schenkte.  1764 kaufte der zweite Pirkensee-Oberamtmann (er diente von 1758 bis 1793 in gleicher Funktion wie der Vater) das Hofgartenhaus (heute Haus des Gastes).  Nach der Abdankung des letzten Markgrafen Alexander und dem Übergang des Landes an Preußen wurde er Justizamtmann. 1793 starb er. Seine Gruft kann heute noch am ehemaligen Friedhof (heute Ärztehaus) angesehen werden.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist für 15 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Slow Food-Bewegung kritisiert Minister

Verband spricht von „barem Unsinn“ Schmidts

Empörung, Schelte, Hohn und Spott. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat mit seiner Verbotsforderung für die Bezeichnungen vegetarischer und veganer „Würste“ und „Schnitzel“ eine heftige Abfuhr bekommen. Nicht nur der Deutsche Vegetarierbund und die Herstellerfirmen wehren sich gegen den Vorstoß. Auch von den Verbraucherschutz-Ämtern kommt deutlicher Gegenwind. Und das zu Recht: Das zentrale Argument von Schmidt, dass die Pseudo-Fleischgerichte eine „komplett irreführende“ Bezeichnung hätten und damit den Verbraucher verunsichern oder gar täuschen, ist barer Unsinn. Niemand wird hinter einer Veggie-Salami etwas anderes vermuten als ein Produkt, das von der Lebensmittelindustrie mit vegetarischen oder veganen Zutaten auf einen salamiähnlichen Geschmack und entsprechendes Aussehen hingetrimmt wurde. Dasselbe gilt für vegetarische Bratwürste, Soja-Rinderfilet, vegane Griller und ähnliche Ersatzangebote. Die Verbraucher wünschen sich sogar solche Bezeichnungen als grobe Orientierung. Bisher sind deutschlandweit auch kaum Einkäufer aufgefallen, die eine echte Wurst kaufen wollten und irrtümlich mit der Veggievariante aus dem Laden rauskamen.

Das Problem ist nicht der Name, sondern das was häufig drin ist: nämlich eine hochprozessierte, mit unzähligen Zusatz- und Konservierungsstoffen zusammengerührte Nahrungsmasse. Typisch dafür sind die Ergebnisse beim „Test“ vegetarischer „Fleischprodukte“: Fünf Bratwürste und ein Schnitzel enthielten Besorgnis erregende Mengen an Mineral­ölbestand­teilen. Was haben die in Lebensmitteln zu suchen? Gute Frage! Dazu kommt der gummiartige Geschmack etlicher Produkte. Kein Mensch, der sich ernsthaft um eine vernünftige Ernährung mit weniger Fleisch bemüht, hat solche Fleisch-Alternativen verdient.

Schmidt stößt sich aber nicht an den indiskutablen Zutatenlisten und der Denaturierung solcher Produkte, sondern an ihrer Bezeichnung. Dass der Minister im engen zeitlichen Zusammenhang auch noch mehr Schweinefleisch in der Gemeinschaftsverpflegung für Schulen und Kindergärten fordert, verstärkt den Verdacht, dass es ihm im Kern nicht um Verbraucherschutz geht, sondern um Interessenpolitik für die kriselnde heimische Fleischindustrie.

Eine wachsende Zahl von Verbrauchern reduziert inzwischen ihren Fleisch- und Wurstkonsum. Wir von Slow Food finden das richtig. Das beunruhigt aber die Fleischbranche. Als Konsequenz versucht man jetzt, die Ersatzprodukte mit einer Verbotspolitik zu überziehen. Schmidt sollte sich lieber um die Ursachen des Veggiebooms kümmern. Es sind vor allem die Perversionen der Massentierhaltung, die immer mehr Verbraucher in die ethisch-moralisch begründete Flucht treiben, notfalls hin zu Veggiewürstchen aus dem Chemiebaukasten.

Es ist sicher nicht zufällig, dass der Minister mit seinen Verbotsforderungen zu einem Zeitpunkt um die Ecke kommt, da die Fleischersatzprodukte ein rasantes Wachstum hinlegen und der Fleischverbrauch stagniert. Wenn es Schmidt tatsächlich um den Kampf gegen Verbrauchertäuschung ginge, dann hätte er ein weites Feld zu beackern. Dann müsste dies der Auftakt für eine großartige, längst überfällige Kampagne für kulinarische Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit sein. Dann fangen wir doch mal an: Kalbsleberwurst enthält kaum Kalb, dafür aber reichlich Schwein. Vanilleeis kommt meist ohne jede Vanille aus, aber nicht ohne das weich gezeichnete Bild der entsprechenden Schote auf der Verpackung. Karottensaft wird zu großen Teilen aus Orangen gewonnen, Thüringer Buttermilch kommt aus Bayern, schwarze Oliven sind geschwärzt. Und der Himbeer-Rhabarbersaft von Netto enthält – Tusch! – amtlich festgestellte 0,1 Prozent Saft aus den bezeichneten Quellen. Es geht endlos weiter. In der Wildpastete grunzt munter das Hausschwein – und wie viel Milligramm Leber sind in Leberkäse und Leberwurst enthalten?

Verbrauchertäuschung, Irreführung, Betrug – es gäbe viel zu tun. Der Minister packt es lieber nicht an und bekämpft stattdessen die neue Veggiebewegung mit bezeichnungsrechtlichen Pirouetten. Die Antwort auf sein inkriminiertes Veggieschnitzel wird er am 21. Januar zu hören bekommen. Dann heißt es wieder: Wir haben es satt! Verbraucher demonstrieren für eine andere Landwirtschafts- und Verbraucherschutzpolitik. Die muss sehr viel mehr zu bieten haben als die Umbenennung von Veggie-Wurst zu Veggie-Vurst oder Veggieschnitzel zu vegetarischem Bratstück.

Sharon Sheets, Slow-Food Deutschland, Pressereferat

Das älteste Notenbuch ist verschwunden

Leonard Klimpke beleuchtet Geschichte der Gunzenhäuser Kirchenmusik

Bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg reicht die Kirchenmusik in der Stadt.  Leonard H. Klimpke hat diesen Aspekt der Stadtgeschichte aufgearbeitet und in „Alt-Gunzenhausen“ veröffentlicht. Der Autor studiert Musik für das Lehramt und Kirchenmusik. Er war übrigens mit 14 Jahren der jüngste Chorleiter Bayerns, als er vor fünf Jahren den Unterwurmbacher Kirchenchor übernahm.

Die Kirche hatte im Mittelalter noch einen dominierenden Stellenwert in der Gesellschaft. Gunzenhausen war 1528 protestantisch geworden. Der Reformator Martin Luther krempelte die Kirche um und führte den Gemeindegesang ein, die „musica scientia“ hatte neben der Theologie größte Bedeutung. 1569, also noch vor dem Dreißigjährigen Krieg, war Johannes Lang der erste Kantor in Gunzenhausen. Er war somit Vorgesetzter der Türmer, des Organisten und des Lateinschulchors. Dem Türmer war es aufgetragen, bei „ansehenlichen Zusammenkünften“ zu muszieren. Und der „Stadtpfeifer“ musste viele Instrumente spielen. Dafür erhielt er ein „frei Losament“, eine freie Wohnung in der Lateinschule und zehn Gulden von der Stadt und der Heiligenstiftung.  Der letzte Türmer war übrigens Johann Georg Fürst. Er beendete die lange Tradition, die 1482 begann.

Leonard H. Klimpke beklagt, dass es aus dem 16. bis 18. Jahrhundert keine Notenbände mehr gibt. Unter ungeklärten Umständen ist beispielsweise das älteste Notenbuch von 1656 verloren gegangen.

Das erste „Orgelwerklein“ wurde 1655 in der Stadtkirche eingerichtet, aber erst 1682 „zur vollständigen Perfektion gebracht“. Nach den Aufzeichnungen kam 1686 ein neues Instrument von dem Oettinger Orgelbauer Lamprecht in die Kirche, 1706 schließlich die „Markgrafenorgel“. Von einer älteren Spitalkirchenorgel ist wenig bekannt.  Streichinstrumente gab es erst im 17. Jahrhundert (Feuergeigen und Violon-Bassgeigen). Die Trompeten erklangen nur an den höchsten Feiertagen. Nur dem Fürsten war es vorbehalten, darüber zu befinden. Die Archivalien besagen, dass der Nürnberger Kupferschmied Hans Kelsch zwei kupferne Hörpauken für einen anonymen Spender nach Gunzenhausen geliefert hat.

Die Reformation wirkte sich auf die Kirchenmusik in der Stadt befruchtend aus, der Autor schreibt von einem „blühenden musikalischen Leben“. Den Sonntagsgottesdienst begleitete stets ein Ensemble von etwa zehn Musikern.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde ist für 15 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Arberger Amtmann von Grafeneck

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Ausschnitt aus einer Landkarte von 1580. So könnte das Schloss Arberg ausgesehen haben. Foto: StA Nürnberg

Karl Rieger widmet sich der Arberger Geschichte

Für die Beleuchtung der mittelalterlichen Geschichte von Arberg liefert Karl Rieger einen Beitrag in „Alt-Gunzenhausen“, dem Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen. Er widmet sich Johann Ulrich Freiherrn von Grafeneck,  dem Amtmann des eichstättischen Pflegamts Arberg von 1602 bis 1631.

Damals zählte das Arberger Amt an die 1600 Untertanen in Arberg selbst und den benachbarten Orten Großlellenfeld, Höhberg und  Heinersdorf, Ornbau, Ober- und Unterschönau, Georgenhaag, Gothendorf, Mörsach, Voggendorf, Mörlach, Wiesethbruck, Waffenmmühle, Obermühle, Taugenroth, Kemmathen, Gern, Weidenbach, Oberndorf, Haag und Leidendorf, ja etliche Höfe in Hambach, Hirschlach, Neuses, Oberlellenfeld, Oberschwaningen, Röttenbach, Oberasbach, Schweina, Steinabühl, Streudorf und Dittenheim gehörten dazu. Die Pfleger kamen u.a. aus vornehmen Familien des fränkischen Adels. Einer von ihnen war Raban Truchseß von Wilburgstetten, der später Fürstbischof von Eichstätt wurde.

Freiherr von Grafeneck stammte aus Schwabach. Von ihm weiß der Heimatkundler Karl Rieger, dass er 1570 geboren wurde und sich 1600 mit Maria von Closen, einer Jungfrau aus dem einflussreichen bayerischen Adelsgeschlecht,  vermählte.  In der Arberger Blasiuskirche sind noch heute zwei Epitaphien von zwei verstorbenen Kindern der Grafenecks zu sehen. In den Archivalien hat Rieger etliche Fälle von Rechtsstreit unter der Beteiligung Grafenecks gefunden. Es war die Zeit der Hexenverfolgungen. Zu den hingerichteten Frauen  zählten Appolonia Hartlieb, Anna Dennert, Appononia Veit und Anna Golder.  In den Arberger Pfarrmatrikeln finden sich auch die Namen von Stephan Beckler aus Mörlach, Martin Freieisen aus Röttenbach und Adam Billmeier aus Arberg, den ersten Kriegstoten des „Dreißigjährigen“. Die Soldaten des Schwedenkönigs Gustav Adolf bemächtigten sich des Arberger Landes und der eichstättische Amtmann musste fliehen. Das Amt ging an die Ansbacher Markgrafen.

Rieger wertet in seinem Beitrag auch Gerichtsakten (1603 bis 1616) aus, die für heutige Leser sehr amüsant erscheinen. Hanns Fürsetzel musste beispielsweise einen Gulden und vier Schilling Strafe zahlen, weil er den Torwärter Gerster „einen Lumpen gehaissen“ und auch sonst noch „gotteslästerliche Reden“ hielt. Der Arberger Schneider Martin Doschinger hatte sein Weib geschwängert bevor er es in die Kirche führte.  Insgesamt sind sage und schreibe an die 1600 Einzelurteile aus der Amtszeit Grafenecks dokumentiert.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde ist für 15 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Die Untererlbacher und ihr Schloss

Dr. Daniel Schönwald begibt sich auf Spurensuche

Ein Schloss im kleinen 60-Seelen-Dorf Untererlbach? Der Leser mag ungläubig staunen, vermisst er an der Straße nach Spalt doch einen herrschaftliche Residenz. Nun, ein prunktvolles Gebäude ist es nicht, eher ein unauffälliges altes Haus mit Scheune, das von der Baufälligkeit bedroht ist. Der Historiker Dr. Daniel Schönwald begibt sich  im Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ auf Spurensuche.

 Ansicht des Untererlbacher Schlösschens aus dem 17. Jahrhundert.

Ansicht des Untererlbacher Schlösschens aus dem 17. Jahrhundert. Foto: StA Nürnberg

Obgleich der Ort seit 1978 als Folge der Gemeindegebietsreform zur (katholischen) Stadt Spalt gehört, ist er kirchlich seit Jahrhunderten ein Teil von Kalbensteinberg (protestantisch). Vor zwei Jahren konnte der Ort sein 800-jähriges Jubiläum begehen. Schönwald, der in Kalbensteinberg beheimatet ist, beschäftigt sich schon allen berufwegen mit der Geschichte, denn er ist stellvertretender Leiter des landeskirchlichen Archivs in Nürnberg. Das Nürnberger Patriziergeschlecht der Rieter hatte bereits im 15. Jahrhundert Besitzungen nicht nur in Kalbensteinberg, sondern eben auch in Untererlbach. Das Schloss wurde im Dreißigjährigen Krieg von schwedischen Truppen zerstört (April 1648). Eine Karte aus dem 17. Jahrhundert hat Daniel Schönwald im Staatsarchiv entdeckt. Auf ihr ist das wiederaufgebaute Schloss dargestellt.

Einer, der die kleine Residenz bewohnte, war Paul Sigmund von einer Seitenlinie der Rieters. Er war das schwarze Schaf in der Familie. In Nürnberg tötete er bei einem Duell einen Menschen und verlor daher sein dortiges Bürgerrecht. Weil es „Misshelligkeiten“ mit dem Kalbensteinberger protestantischen Pfarrer gegeben hatte, trat Sigmund zum katholischen Glauben über und ließ sich vom Stadtpfarrer in Spalt speisen.  1661 starb Paul Sigmund 38-jährig, betrauert von seiner Frau Philippina Jacobina Rieter. Er ist in der Theilenberger Wenzelskirche begraben. Die einzige überlebende Tochter heiratete Kapitänleutnant Wolf Philipp von Leubelfing auf Falbenthal. Ernst Christian von Brandis, ein Neffe, war der letzte Leubelfing, denn das Geschlecht starb 1787 aus. Seine Tochter heiratete Christian Emil Le Suire von der in Muhr begüterten Familie. Das Schloss ging danach an die Familie von Brandis, die in oettingisch-wallersteinischen Diensten stand. Von Gottfried Ludwig von Brandis ist bekannt, dass er eine Stiftung zugunsten von armen Untererlbacher und Kalbensteinberger Kindern machte. Sein Erbe ging an Theobald Carl Franz Freiherr von Podewils, der Wohnhaus, (Schlösschen), Brauhaus, die Schankgerechtigkeit und 61 Tagwerk Landwirtschaft kurz vor seinem Tod an den Muhrer Ökonomen Johann Thomas Carl verkaufte. Der Bauer wollte die Herrschaftsempore in der Kalbensteinberger Kirche nutzten, aber das wurde ihm untersagt mit der Erklärung, nur die Pfarrer- und Lehrersfamilien dürften dort Platz nehmen.  Damit aber ließ sich der neue Eigner nicht abspeisen und nutzte die Stände trotzdem, wie der Fünfbronner Chronist Walter Salfner von seiner Mutter, einer geborenen Carl, zu berichten weiß.

Wie Schönwald auflistet, ging das Anwesen 1902 in jüdische Hände (Händler Albert Stark aus Muhr), nur ein Teil an den Carl-Sohn. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Anwesen die Zwischenstation von Flüchtlingen. Die Familie Carl ist bis heute Eigentümerin des vom Verfall bedrohten Hauses.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist für 15 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Großräumiges Sanierungsgebiet

Konzept für Bebauung an der Nürnberger Straße in Weißenburg

Der Stadtrat hat für das großräumige Areal  an der  Nürnbergerstraße von der Schulhausstraße bis zur Schwärzgasse Vorstellungen entwickelt und will dort ein Sanierungsprogramm realisieren.  Der Abbruch der ehemaligen Auernhammerschen Fabrik ist bereits erfolgt.  Auf dem Gelände sollen nach den Vorstellungen des Stadtrats eine Service-Wohnanlage für Senioren mit Tiefgarage, Bürogebäude, Tagespflegeinrichtung sowie ein weiteres Ärzte- und Bürogebäude entstehen.

Über die bisherige Nutzung mit einem Gemisch aus Villen, Fabriken und Wohnhäusern schreibt Stadtarchivar Reiner Kammerl  (Zwischen Ellinger Tor und Schwärzgasse“) in der neuen Ausgabe von „villa nostra“.

„villa nostra“ ist kostenlos über die Stadtverwaltung Weißenburg zu beziehen.