Die Stadt hatte eigenen Holzgarten

Lager- und Schürholz außerhalb aufgewahrt

Es war die Furcht vor einem Großfeuer in der Stadt, die im 19. Jahrhundert die Handwerker verpflichtete, ihr Lager- und Schürmaterial an einem zentralen Holzplatz zu lagern und nicht etwa auf dem eigenen Grundstück. Nachweislich gab es in Gunzenhausen schon 1829 einen Holzplatz. Im Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ skizziert Werner Neumann die Brandschutzbemühungen von damals.

Bereits 1827 hat der Magistrat der Stadt eine Feuerlöschverordung beschlossen. Sie besagte, wie Holz sicher im Freien aufbewahrt werden konnte. Es war der Maurer Caspar Stallwitz der das erste Holzhäuschen für 360 Gulden schlüsselfertig erstellen sollte, aber wegen des Angebots gab es Ärger.  Die Zimmermeister Georg Leonhard Richardt und Johann Georg Lang unterboten die Offerte, zum Zug kam schließlich Zimmermeister Lang mit 325 Gulden. Die Wohnung des Aufsehers hatte etwa 50 Quadratmeter.

Der letzte von den acht Aufsehern war Simon Schmidt (fungiert von 1913 bis 1942). Er bekam im Jahr 60 Mark für seine Dienste, aber was wichtiger war, er konnte dort wohnen. Wie die Belegungslisten zeigen, die Autor Werner Neumann gesichtet hat und in „Alt-Gunzenhausen“ akribisch dokumentiert, lagerten 1829 schon 48 Gunzenhäuser Bürger 367 Klafter Holz.

Nach der Holzgartenordnung von 1896 durften die Handwerker das Material nur mit Wissen des Aufsehers einlagern. Sie mussten natürlich eine Lagergebühr zahlen. Der Gunzenhäuser Holzgarten befand sich an der Ecke Sonnenstraße/Hensoltstraße. Er war 35 Meter breit und 123 Meter lang, mithin rund 4300 Quadratmeter groß. Offenbar hat es trotz der Beaufsichtigung immer wieder Holzdiebstähle gegeben, weshalb 1853 die Stadt das Areal einzäunen ließ.  Wie aus den Aufzeichnungen hervorgeht, ist der Platz im Jahr 1900 aufgelassen und an die Frickenfelder Straße verlegt worden, wo er bis 1958 seinen Zweck erfüllte. Der technische Fortschritt brachte die Ölheizung und somit das Aus für die Holzscheite.

AltGun71-001

1895 hat der Holzgarten unfähr so ausgesehen. Die Postkarte (hier ein Ausschnitt) ist im Besitz des Stadtarchivs.

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