Tag Archives: Heimatkunde

Keine starken „Duftmarken“ gesetzt

Über das Wirken von zwei markgräflichen Oberamtmännern

Wolfgang von Crailsheim und sein Bruder Johann Ulrich waren im 17. Jahrhundert zwei markgräfliche Oberamtmänner in Gunzenhausen. Der eine war sieben Jahre im Amt, der andere 15 Jahre.  Ein Zahlenspiel fällt dabei auf: beide hatten mehr Kinder als Dienstjahre in der Altmühlstadt, Wolfgang 10, Johann Ulrich 17.

Das Schloss Sommersdorf ist heute noch im Besitz der Familie von Crailsheim. Foto: Buchner

Es ist eine genealogische Fleißarbeit, die von der Historikerin Siglinde Buchner aus Weißenburg geleistet wird. In „Alt-Gunzenhausen“ (Ausgabe 73/2018), dem Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, stellt sie die beiden fürstlichen Verwalter im markgräflichen Oberamt Gunzenhausen vor und geht dabei auf die weit verzweigten Familien ein. Ihr Beitrag mag dem flüchtigen Leser  als Überforderung erscheinen, aber wer sich auf die Chronik einlässt, der ist in hohem Maße beglückt, von den mannigfaltigen Verästelungen der Familien zu erfahren. Buchners Forschungsergebnisse sind gleichsam ein Spiegelbild der niederadeligen Gesellschaft im 17. Jahrhundert. In der Wissenschaft wird immer wieder auf ihre Forschungsergebnisse Bezug genommen.

Wolfgang (Wolf) von Crailsheim wurde als 14-Jähriger Page am Wiener Hof, diente drei Jahre als Reitersoldat und heiratete dann Anna Petronella Zorn von Plobsheim, die Hofdame der Ansbacher Markgräfin Henriette Luise von Brandenburg-Ansbach. Sie entstammte einem  alten Straßburger Patriziergeschlecht und gebar zehn Kinder.  Die Autorin stellt alle Kinder und ihren Anhang ausführlich vor, beispielsweise das fünfte Kind Georg Wolf. Dieser Sohn war von 1683-1705 Verwalter des markgräflichen Oberamts Hohentrüdingen, 1712 wurde er zum Oberhofmeister  des Markgrafen Albrecht ernannt. Eine seiner Töchter war übrigens mit Carl Friedrich von Zoach verheiratet, dem bekannten markgräflichen Baumeister, der seine Spuren auch im Gunzenhäuser Land hinterließ.  Oberamtmann Wolfgang von Crailsheim war nach seiner Zeit in Gunzenhausen ab 1659 Chef des Oberamts Cadolzburg, baute die markgräfliche Leibgarde auf und kaufte für den Herrscher das Gut Deberndorf bei Cadolzburg. Seine Frau Anna Petronella starb 55-jährig. Sie ist in der Pfarrkirche Sommersdorf beigesetzt. Des Oberamtmanns zweite Frau war die Witwe Dorothea von Bröck aus einem niederen ostpreußischen Landadel. Die 16-jährige Ehe bliebt kinderlos. Die Frau starb mit 51 Jahren, ihr Mann zwei Jahre später im Alter von 78 Jahren.

Der zweite Oberamtmann aus der Crailsheimer Sippe war Johann Ulrich (1669-1684), der Bruder von Wolfgang. Er war in bayerischen Kriegsdiensten und nahm 1645 an der zweiten Schlacht bei Nördlingen teil. Verheiratet war er mit Anna Rosina Kresser, deren Familie Schloss Burgfarnbach bei Fürth erworben hatte. Die „Gebärmaschine“ von elf Kindern starb schon im Alter von 39 Jahren.  Die zweite Frau des markgräflichen Verwalters in Gunzenhausen war Anna Maria Freiin von Praunfalk. Sie gebar sechs Kinder.  Ihr viertes Kind, die Tochter Christina Dorothee Juliana war übrigens verheiratet mit einem Hohentrüdinger Oberamtmann (Balthasar Heinrich von Wackerbarth), zwei ihrer Söhne sind auf dem Bergfriedhof bestattet.  Nicht recht vorzeigbar war das fünfte Kind: Wilhelm Friedrich galt als lasterhaft, liederlich, unchristlich und verschwenderisch und seine Frau behandelte er „wie ein Stück Vieh“. Anna Maria starb 37-jährig nach neun Ehejahren, danach führte ihre Schwester Eva Regina von Praunfalk den Haushalt des Herrn. Johann Ulrich von Crailsheim begab sich 1679 in das Weißenburger Wildbad, wo er sich Linderung von seinen Leiden versprach  – allerdings vergeblich.

WERNER FALK

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist im Gunzenhäuser Buchhandel (15 Euro) erhältlich.

Die versunkenen Brombach-Mühlen

Wiederholungen in Pfofeld und Ramsberg

Ein Gemälde der Grafenmühle.

 Aufgrund des vollkommen überwältigenden Zuspruchs bei vier Terminen im Jahr 2018 in Absberg (2mal), Gunzenhausen (Verein für Heimatkunde) und Gräfensteinberg haben sich Friedrich Kolb aus Absberg und Dr. Daniel Schönwald aus Kalbensteinberg entschlossen, ihren Vortragsabend über die versunkenen Brombach- und Igelsbachmühlen 2019 noch weitere drei Mal anzubieten.

Gezeigt wird ein Film über die alte Mühlstraße mit dem Titel „Zauberei und Heimatliebe im Brombachtal“ zeigen, den Kolb damals selbst drehte. Schönwald wird die Zuhörer mit historischen Informationen zu den Mühlen und den früheren Müllerdynastien wie Walt(h)er, Bögel, Seybold oder Rupp vertraut machen. Aufgelockert wird die Häuserchronik über die einzelnen Mühlen durch Fotos aus der Zeit kurz vor oder während dem Abbruch.

Die Termine sind: Samstag, 16. März 2019, 19.30 Uhr im Saal des Gasthauses Kleemann in Pfofeld, Samstag, 27. April 2019, 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Ramsberg und voraussichtlich im November 2019 (genauer Termin und Ort noch unklar) in Stirn.

 

Die Grablege der Rieter

Besonderheiten um die Gruft in Kalbensteinberg

Das Patriziergeschlecht der Rieter aus Nürnberg, ursprünglich aus Ebern/Hassberge stammend, war eines der wohlhabendsten im Mittelalter. Als Kaufleute wurden die Rieter schnell reich, sie erwarben zahlreiche Grundherrrschaften, ab 1437 auch in Kalbensteinberg. Wie der Historiker Dr. Daniel Schönwald (er lebt mit seiner Familie in Kalbensteinberg) im Jahrbuch 73 des Vereins für Heimatkunde bemerkt, hatten die Rieter ab 1599 alle Kalbensteinberger als Untertanen – in der für Franken zersplitterten Grundherrschaftsstruktur eine absolute Ausnahme.

Das Foto von Friedrich Wißmüller zeigt den heutigen Zustand der Rieter-Gruft in der Kalbensteinberger Kirche.

Die Grablege in der Rieter-Kirche geht auf den Tod der Ehefrau von Hans IX. Rieter (Maria, geb. Imhoff)  im Jahr 1609 zurück. Sie war die erste, die darin ihre letzte Ruhestätte fand. Ihr folgten noch viele Familienmitglieder nach, so dass es am Ende 13 Särge sind, die bis heute in der Gruft aufbewahrt werden.  Erstmals öffneten französische Soldaten, die im Zuge des Dreißigjährigen in Kalbensteinberg einquartiert waren, die Särge, um Ringe und ähnliche Kostbarkeiten zu finden. Von diesen Originalsärgen gibt es aber heute keine mehr, denn sie wurden 1893 durch Glassärge ersetzt. Die aber sind heute noch zu sehen. Was aber nur bedingt stimmt, denn die Grablegedarf aus raumklimatischen Gründen nicht mehr betreten werden.

Die Zugänglichkeit war lange umstritten. 1872 versagte der Verwalter aus Nürnberg die Besichtigung, später allerdings – in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts – war die Gruft wieder zugänglich.  Für die Gäste der benachbarten Jugendburg Wernfels war sie ein „Hit“. Die Jugendlichen machten nicht nur pietätlos an den Särgen ihre Witze, sie stocherten auch in den Mumien herum. Während des Zweiten Weltkriegs waren zudem die kostbaren Kunstschätze der Kirche dort gesichert.  Ab den fünfziger Jahren durfte die Grablege nur mehr zu wissenschaftlichen Zwecken betreten werden.

Zu allen Zeiten haben sich illustre Geschichten um die Rieter-Grablege gerankt.  1768 sorgte sich der Pfleger der Rieter-Stiftung um den Zustand der Leichen, denn ihm war zu Ohren gekommen, die Leichname wären versteinert.  Tatsächlich waren die Leichen ausgedorrt, sie ließen sich nach einem Bericht von Pfarrer Johann Christoph Esper „wie Leder anfassen und hin und her biegen“.  Eine eingehende Untersuchung der mumifizierten Leichen nahm  der Nürnberger Rechtsmediziner Dr. Gerd Schaidt vor, der 1982 bemerkte: „Ohne Balsam, ohne Organentnahme, ohne die künstlichen Methoden der Konservierungstechnik  verwandelten sich die Körper in ledrige Mumien.“ Die ursprünglichen Gewänder harren noch heute im Magazin der Bad Windsheimer Museumskirche auf ihre Restauration.

Dr. Schönwald listet 13 Glassärge für Erwachsene auf, dazu einen Kindersarg. „Mögen die Rieter ungestört in der Gruft ruhen“, wünscht er sich, „vielleicht ist das auch gut so, dass sie noch das eine oder andere Geheimnis in sich tragen“.

WERNER FALK

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist nur mehr im Gunzenhäuser Buchhandel für 15 Euro erhältlich.

Spenden für Vereine

Bürgermeister und Sparkasse dankten

In gelöster Stimmung angesichts der 500-Euro-Spende: Matthias Böck von der Sparkasse, Vorsitzender Werner Falk (Heimatkundevereins) und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Foto: Mirjam Eischer/StG

 Kulturelle und soziale Vereine, aber auch Sportvereine und mehr standen dieses Jahr im Fokus eines Abends, zu dem die Stadt Gunzenhausen und die Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen eingeladen hatten. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, Sparkassenvorstand Jürgen Pfeffer und Marktbereichsleiter Matthias Böck überreichten Spenden.

Im Stadtgebiet Gunzenhausens gibt es weit mehr als 100 Vereine. Auf Vorschlag von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz wurden in diesem Jahr 27 Vereine und Organisationen mit Spenden bedacht. Diese kommen so gemeinnützigen Zwecken zu Gute.

Wie Sparkassenvorstand Jürgen Pfeffer betonte, bietet Gunzenhausen viel Lebensqualität nicht nur aufgrund der schönen Umgebung. „Gunzenhausen ist so lebenswert, weil viele Ehrenamtliche das Leben in der Stadt bereichern“, so Pfeffer.

Dieser Abend stand sehr wohl im Zeichen der Spenden, brachte aber auch die große Wertschätzung für die Ehrenamtlichen zum Ausdruck. Gegenseitiges Kennenlernen und die Nutzung von Synergien sind häufig das Resultat dieser Abende.

Sparkassenvorstand Jürgen Pfeffer (rechts), Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Matthias Böck von der Sparkasse (links) mit den Vereinsvertretern. Foto: Mirjam Eischer/StG

Der Verein für Kirchenmusik in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gunzenhausen war durch Kirchenmusikdirektor Bernhard Krikkay vertreten. Der Kirchenmusikverein unterstützt die rege Konzerttätigkeit in der evangelischen Kirche und freut sich sehr über die Spende, die zur Anschaffung einer transportablen Truhenorgel verwendet werden soll.

Die Kulturmacherei war vertreten durch ihren Vorsitzenden Peter Schnell. Der Verein besteht inzwischen vier Jahre und bringt Kultur in den verschiedensten Facetten nach Gunzenhausen. Für die vielfältigen Veranstaltungen des Vereins ist die Spende hoch willkommen.

Thomas Fischer war für das Kunstforum Fränkisches Seenland e.V. gekommen. Das Kunstforum zeichnet sich durch herausragende Kunstausstellungen wie auch mit der Durchführung kultureller Veranstaltungen wie z.B. Kabarett- und Musikabenden aus.

Der Kulturverein Aha war durch Daniel Müller vertreten. Der Kulturverein zeichnet sich vor allem mit der Durchführung des Mondscheinevents seit 1998 wie auch durch die Förderung der Gemeinschaft von Jung und Alt aus.

Der Verein für Heimatkunde ist mit seinen 140 Jahren wohl einer der ältesten aktiven Vereine in Gunzenhausen. Alljährlich bringt der Verein das Heft „Alt Gunzenhausen“ heraus und lädt zu vielbeachteten Vortragsveranstaltungen und Exkursionen ein. Vorsitzender Werner Falk war in das Posthotel Arnold gekommen und stellte seinen Verein vor.

Auch einige sehr aktive Vereine aus den Stadtteilen waren eingeladen, um Spenden entgegen zu nehmen. Der Heimatverein Wald-Streudorf war durch Marion Schwarz vertreten. Sie definierte die Tätigkeit des Vereins über die Kultur, die der Verein in die Stadtteile bringt. Zum einen hält der Heimatverein Traditionen wie z.B. Lichtmess am Leben, bringt aber auch mit Veranstaltungen wie z.B. dem Kabarett im Herrmannstadel hochkarätige Künstler nach Wald. Der Verein präsentiert auch immer wieder neue Veranstaltungsformate.

Kukaf“ aus Frickenfelden lässt ebenfalls immer wieder aufhorchen. Wie Vorsitzende Rita Baumbeck berichtete, kümmert sich der Verein ganz stark um die Kinder in Frickenfelden, bindet sie bei Aktionen und Ausflügen mit ein und ist auch an der Wahl des Kinderbürgermeisters mit beteiligt.

Die Jugendkapelle ist aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht wegzudenken. Als musikalischer Botschafter repräsentiert die Jugendkapelle Gunzenhausen weit über die Stadtgrenzen hinaus, wie Vorsitzende Katrin Sixtbauer betonte.

Auch die Gunzenhäuser Blousn ist im weiten Umkreis bekannt und tritt dieses Jahr wieder beim Bavarian Festival in Frankenmuth auf. Für die Anschaffung neuer Instrumente ist die Spende an die Kapelle höchst willkommen, wie der Leiter der Band Thomas Pentza bescheinigte.

Karin Elterlein war für den Sängerbund gekommen. Der Sängerbund erfreut alljährlich mit zwei Konzerten das kulturelle Leben der Stadt und umrahmt alljährlich den Volkstrauertag musikalisch.

Auf sportlichem Gebiet ist der FC Gunzenhausen unterwegs. Rund 120 Kinder im Alter von 3,5 bis 17 Jahre werden von den Verantwortlichen betreut. Die Sportakrobaten sind auf Wettkämpfen in der weiteren Umgebung unterwegs. Die willkommene Spende findet für die Anschaffung von Sportgeräten Verwendung, wie Spartenleiterin Sabine Biederbeck betonte.

Eine landschaftlich sehr reizvolle Sportanlage hat der SV Unterwurmbach zu bieten. Die Spende soll für Pflege und Unterhalt des Platzes dienen. Der Verein führt alljährlich den Benefizlauf für Menschen in Not durch und ist überregional für die Durchführung des Altmühlseelaufs bekannt.

Seit Eintreffen der großen Flüchtlingswelle im Jahr 2015 kümmert sich die Flüchtlingshilfe Wald e.V. um die Integration der Menschen. Mit der Unterstützung durch Sprachkurse, Kleider- und Möbelspenden etc. werden Flüchtlinge zu Mitbürgern und wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft. Vorsitzende Dr. Beate Klepper berichtete über ihre interessante Arbeit und die Notwendigkeit von Spendengeldern, auch wenn die große Flüchtlingswelle abgeebbt ist.

Der evangelische Krankenverein bietet Angehörigen Pflegebedürftiger Entlastung durch Tagespflege und ambulante Pflege. Die aktuelle demographische Entwicklung und auch die Digitalisierung stellen für den Verein große Herausforderungen dar. Martin Meister nahm die Spende für die vielfältigen Aufgaben gerne entgegen.

Seit vielen Jahren ist die Caritas Sozialstation aktiv z.B. bei Essen auf Rädern, beim „Badetag“ mit Musik, Gymnastik und Gesprächen etc. Diese Leistungen sind nur mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher zu bewältigen. Die Spende soll für ein gemeinsames Essen mit den ehrenamtlichen Helfern Verwendung finden, wie Geschäftsführer Roland Bund berichtete.

Der Hospizverein bietet Begleitung für Sterbende und deren Angehörige. Derzeit sind 37 Ehrenamtliche beim Hospizverein tätig. 15 neue Sterbebegleiter befinden sich im Augenblick in Ausbildung. Mit der Spende können die Kosten für die Ausbildung laut Gerda Hummel gut gebraucht werden.

Auch die Alzheimer-Gesellschaft berät und unterstützt die Angehörigen Betroffener. Gesprächsrunden und Vorträge helfen den Angehörigen zu verstehen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind und das Leben trotz der Diagnose Alzheimer lebenswert sein kann.

Rein ehrenamtlich arbeitet die Selbsthilfegruppe nach Krebs. Männer, Frauen und Kinder werden gerne in die Gruppe aufgenommen. Durch viele Gespräche und gemeinsame Freizeitaktivitäten werden Ängste gemildert, wie Gerda Kipfmüller berichtete.

„Hand in Hand gegen Altersarmut e.V.“ ist ein noch sehr junger Verein, der von Altersarmut betroffene Menschen auffangen möchte und ihnen das Leben ein Stück weit lebenswerter gestalten kann. Zweimal wöchentlich wird ein Mittagstisch angeboten, der neben dem Essen auch soziale Kontakte bietet. Auch der eine oder andere Herzenswunsch kann mit dem Spendengeld erfüllt werden. Hasive Pachur, die den Mittagstisch betreut, nahm die Spende gerne entgegen.

Der Posaunenchor Gunzenhausen sorgt seit 40 Jahren für die musikalische Umrahmung kirchlicher Veranstaltungen, kümmert sich um das Neujahrsblasen vom Blasturm und erfreut die Menschen im Burkhard-von-Seckendorff-Heim oder im Kreisklinikum mit ihrer Musik. Chorobmann Manfred Wenk nahm die zugedachte Spende mit großer Freude entgegen.

Joachim Seifert, musikalischer Leiter der Wormer Musikanten, nahm die Spende sehr gerne für die Beschaffung von Noten- und Instrumentenmaterial entgegen. Natürlich darf bei einer Musikgruppe der gesellschaftliche Anteil darf neben hervorragender Musik nicht zu kurz kommen.

Die Fotofreunde Gunzenhausen liefern seit vielen Jahren die Kalenderbilder für den Jahreskalender der Sparkasse, stellen ihre Bilder für Ausstellungen zur Verfügung und zeigen selbst erstellte Filme. Für die vielfältigen Aktivitäten ist natürlich immer Geld notwendig, wie Vorsitzender Helmut Macher berichtete.

Der Landesbund für Vogelschutz mit Sitz in Muhr am See bietet eine breite Palette an Umweltbildungsmaßnahmen für Kinder und Erwachsene. Für die umfangreiche Projektarbeit sind Spenden stets willkommen, sagte Martina Widuch, die Leiterin der Einrichtung in Muhr am See.

Der Walder Dorfladen wurde 2014 von den Ortsteilbürgern selbst gegründet und wird seitdem ehrenamtlich geführt. Rund 10% der Dorfbevölkerung engagieren sich ehrenamtlich im Dorfladen. Das Engagement beschränkt sich nicht nur auf den Verkauf im Laden sondern auch auf die Durchführung von Veranstaltungen wie Lesungen, Schafkopf- oder Kickerturnieren, Kränze binden etc. Der Dorfladen hat sich zum Vorzeigeprojekt entwickelt, das überregional Beachtung findet. Horst Schwarz nahm die Spende im Namen des Vereins entgegen.

Der Obst- und Gartenbauverein Frickenfelden engagiert sich neben seiner Arbeit für die privaten Gärten und das öffentliche Grün im Ort auch stark in der Kinder- und Jugendarbeit. Mit der willkommenen Spende sollen laut Alfred Müller Vereins-T-Shirts für die jüngsten Mitglieder beschafft werden.

Die Freiwillige Feuerwehr Aha tut ihren Dienst nicht nur im Bereich des Brandschutzes sondern unterstützt auch die dörfliche Gemeinschaft. Neben der Anschaffung eines Defibrillators soll auch ein Erste-Hilfe-Kurs organisiert werden. Dafür ist laut Matthias Rutz die Spende sehr willkommen.

Unisono waren die Verantwortlichen sehr dankbar über die zugedachten Spenden und die Möglichkeit des Austausches sowie der Anknüpfungspunkte untereinander.

 Bürgermeister Karl-Heinz Fitz betonte, dass er das Engagement der Vereine sehr wohl im Blick habe. Ihm sei es wichtig, gemeinsam mit den Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen neben der finanziellen Zuwendung Anerkennung zum Ausdruck zu bringen. Dafür biete der gemeinsame Abend mit einem guten Abendessen und Vorstellung der Aktivitäten durch die Vereinsvertreter einen angemessenen und würdevollen Rahmen.

Gefragter Glockenexperte

Günter L. Niekel referierte beim Heimatkundeverein

Als „Glockenpfarrer“ hat sich Günter L. Niekel in Bayern einen Namen gemacht. Foto: FR Presse

Knappe 22 Minuten dauert der Guss einer 140 Zentner schweren Kirchenglocke, aber vor dem Ende eines Glockengusses steht buchstäblich der Schweiß der Gießer, von denen es in Deutschland nur noch ganz wenige gibt. Unvorstellbare  1100 Grad werden erreicht bevor das Teil aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn acht Tage lang abkühlt und die finalen Arbeiten erledigt werden können.

Günter L. Niekel, der Muhrer Ruhestandspfarrer, widmet sich seit mehr als vierzig Jahren dem Glockenguss, vielmehr der Glockenzier, wie Schriften und Ornamente auf der Glocke genannt werden. Vor Mitgliedern des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen erzählte der Geistliche von seinem ausgefallenen Hobby, in das seine ganze Familie involviert ist. Eigentlich war für ihn der Brand der Ostheimer Kirche im Jahr 1986 die Initialzündung.  Fortan galt sein Interesse dem mächtigen Geläut, das im 9. Jahrhundert den Mönchen in den Klöstern im Tageslauf eine feste Struktur gab. Die Glockengussform, wie man sie heute kennt, ist allerdings erst im 15. Jahrhundert entstanden.

Der „Glockenpfarrer“, wie Niekel auch respektvoll genannt wird, hat bisher rund 400 Glocken verziert. Er ist Partner aller Gießereien in Deutschland, sein kreativer Rat wird von Kirchenvorständen ebenso geschätzt wie von den handwerklichen Fachleuten.  Der Guss einer Glocke ist oftmals das Ergebnis einer langen Planungszeit, denn  nicht immer sind die Vorstellungen vom ersten Moment an deckungsgleich. Die Experten unterscheiden zwischen der großen Christusglocke, der etwas kleineren Patroziniumsglocke  und der Heilig-Geist-Glocke.  Von der Entwurfszeichnung, die er mittels Knetgummi auf eine sieben Millimeter starke Platte überträgt,  bis zum Gips- und Wachsabdruck können Wochen und Monate vergehen. Inschriften mit bis zu 400 Buchstaben und Zeichen hat Niekel schon aufgetragen, und Probleme hat es nie gegeben. Dass sie aber auch auftreten können, hat sich beim Guss der Glocken für die wiederaufgebaute Frauenkirche in Dresden gegeben. Dort mussten alle wieder abgenommen werden, denn sie waren zum Läuten ungeeignet. Grund: die Reliefs waren zu dick. Hätten die Sachsen den Franken Niekel gefragt, sie hätten sich den ganzen Ärger sparen können. So aber war die Arbeit von drei Monaten umsonst.  Auch die hochstehende Vertreterin des Landesdenkmalamts in München hätte sich den Gang ins schweizerische Asyl ersparen können, wäre sie Niekels Rat gefolgt, als es galt, nach eineinhalbjährigem Streit den richtigen Platz für eine neue Glocke auf dem Weiltinger Glockenturm zu finden.  „Nicht nachgeben!“ – das ist für ihn seither im Umgang mit behördlich legitimierten Fachleuten zur Losung geworden.

Eingangs des Niekel-Vortrags berichteten Vorsitzender Werner Falk, Schatzmeister Hans Minnameyer und Revisor Rüdiger Schmidt aus dem Vereinsleben, das von der Herausgabe des Jahrbuches „Alt-Gunzenhausen“ sowie Vortragsveranstaltungen und den „Samstagsexkursionen“ bestimmt wird. Erfreulich hat sich die Mitgliederzahl entwickelt, so dass der 140 Jahre Verein zuversichtlich in die Zukunft schauen kann.

Ziegeleien und auch die Ziegelgasse verschwanden

Zur Geschichte der Ziegelherstellung in Gunzenhausen

Ein Foto vom Lehmabbau in Cronheim aus den vierziger Jahren. Der Eimer-Ketten-Bagger signalisierte den Fortschritt. Links Friedrich Kübler aus Cronheim, rechts Karl Kernstock aus Oberschwaningen. Archivfotos

1886 ist der letzte Gunzenhäuser Ziegeleibetrieb eingestellt worden. An ihn erinnerte bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts die Ziegelstraße, doch auch sie musste der Simon-Marius-Straße weichen.  Die alte Ziegelei hatte ihren Ursprung im 15. Jahrhundert (1466), weitere drei Betriebe hat es im 19. Jahrhundert gegeben, außerdem noch die beiden Ziegeleien in Cronheim (bis 1960). Gleich drei Autoren nehmen sich im neuen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde des Themas an: Werner Mühlhäußer und die beiden Heimatkundler Werner Neumann aus Weißenburg und Günther Prechter aus Cronheim.

Die Dampfziegelei Cronheim um 1909. Rechts die Abbruchkante der Lehmgewinnung.

Schon 8000 bis 6000 v.Chr. galten Ziegel neben Holz und Bruchsteinen zu den ersten Baumaterialien (heute: Syrien und Irak). Erst später haben sich europäischer Klerus und Adel des Materials bedient. Gefertigt wurden Dachziegel, aber auch Mauerziegel (Ziegelstein), aber der große Durchbruch kam erst mit der Erfindung des Ringofens. Der Fürstenwalder Maurermeister Arnold kann das Erstgeburtsrecht für sich in Anspruch nehmen, aber auch der preußische Baumeister Friedrich Eduard Hoffmann ließ sich dafür feiern. Fortan war die Herstellung von Tonwaren in konstanter Qualität und in größeren Mengen möglich.

Gunzenhausens erste Ziegelei befand sich in der Ziegelgasse, die 1893 zur Hensoltstraße wurde.  Die genaue Lokalisation: Hensoltstraße 14. Hans Mayer wird schon 1537 als „Ziegler aff der Hütten“ genannt. Bis 1777 war dann die Familie Engelhardt  die Besitzerin.  Wie Werner Mühlhäußer nachweisen kann, sind die Produkte hauptsächlich für die Reparatur der Stadtmauer und der Stadtkirche sowie des Jagdschlösschens Falkenlust benutzt worden.

Daneben existierten noch drei kleinere Handziegeleien:  Johann Thomas Huber erbaute 1863 eine Ziegelhütte im heutigen Anwesen Bahnhofstraße 29. Sie wurde nachweislich bis November 1900 betrieben.  Die Ziegelei Rothgängel geht auf Zimmermeister Georg Friedrich Rothgängel zurück (Bühringerstraße), der sie später an seInen Schwiegersohn Johann Adam Reichardt weitergab. 1869 waren dort fünf Männer beschäftigt, darunter Ziegelknechte, Ziegelmacher, Ziegelmeister.  Sie produzierten im Jahr 30000 Ziegel und 24000 Backsteine. Der dritte Ziegeleibesitzer war Johann Georg Lang, gefolgt von seinem Sohn Georg Nikolaus (heute Schillerstraße 11). Der Betrieb lief bis Dezember 1901, drei Jahre später übernahm die Stadt das Grundstück.

Die Ziegeleien in Cronheim werden bereits 1415 genannt, wie Günther Prechter erforscht hat. Hans von Cronheim hatte die Ziegelei vom Eichstätter Bischof zum Lehen erhalten. Ab dem 17. Jahrhundert lebte auf dem Anwesen „Cronheim 70“ die Familie Kichler. Deren Nachkommen (Schwiegersohn Johann Michael Sorg und Frau Viktoria) verkauften und zogen ins Dorf, wo heute noch die Sorgs unter dem Hausnamen „Ziegler“ leben. Um 1890 endete die Tradition des Feierabendzieglers in Cronheim.

Mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Bau der König-Ludwig-Süd-Nord-Bahn erhielt  Cronheim eine Bahnstation. Der aus Wassertrüdingen stammende Zimmermeister Georg Friedrich Bühlmeyer gründete 1907 die Dampfziegelei und begann zwei Jahr später mit der Produktioön. Den notwendigen Lehm fand er „Im Lampelbuck“ (Lehmfeld). Der Eigentümer baute den Betrieb aus (bis auf eine Lehmgrube von sieben Tagwerk) und  modernisierte ihn. Das „Dampferla“, wie es den alten Cronheimern noch geläufig ist, war eine dieselbetriebene Lokomotive mit drei Loren für den Transsport des Rohmaterials von der Lehmgrube zur Brennerei. Dazu kam noch ein Eimer-Ketten-Bagger, der auf Schienen lief.  25 Arbeiter waren zeitweise beschäftigt. Der Großbrand am 8. September 1960 bedeutete für die Ziegelei das Aus.

WERNER FALK

Neues VHS-Programm

Erwachsenenbildungs-Angebote im Landkreis Ansbach

Das neue Programm der Volkshochschule Landkreis Ansbach für das Frühjahrs- und Sommersemester 2019 bietet mit insgesamt fast 800 Kursen wieder ein vielseitiges Programm. Zahlreiche neue und bewährte Kurse können sowohl online als auch an einer der 33 Außenstellen gebucht werden. „Auf der Titelseite unseres neuen Programmheftes ist der Ausspruch „Tu´s gleich!“ zu lesen, denn viele Kurse sind so beliebt, dass sie nach kurzer Zeit ausgebucht sind“, betont der Leiter der vhs des Landkreises Ansbach, Albrecht Flierl. Die Motivation Neues zu erlernen oder vorhandene Kenntnisse zu erweitern sei gerade in den ersten Monaten des Jahres bei vielen Menschen sehr hoch. „Um die guten Vorsätze auch nachhaltig umzusetzen, sollte man sich daher am besten schnell für die ausgewählten Kurse anmelden“, so Flierl.

Nach wie vor nimmt das Angebot zur Gesundheitsförderung den größten und vielfältigsten Bereich im neuen Programm ein. Sportkurse wie Wirbelsäulengymnastik, Yoga und Aqua-Fitness sorgen für mehr Bewegung im Alltag. Wer sich richtig auspowern möchte, kann sich für die Kurse Aero Kickbox oder Body-Power anmelden. Wie man sich gesünder ernährt, erfahren Teilnehmer in Kursen zur mediterranen Sommerküche oder Kräuterkulinarik. Und bei der progressiven Muskelentspannung oder dem Autogenen Training werden Entspannungsmethoden trainiert, die dabei helfen die Alltagsbelastungen zu kompensieren.

Wie wäre es mit einem Besuch des bekannten Klassik Open Air in Nürnberg oder  des Musiktheaters von Henry Purcell King Arthur? Für kulturell Interessierte werden zahlreiche Veranstaltungen und Ausflüge angeboten. Ebenso können Musik- und Tanzkurse besucht werden. Gestalterische Kurse zur Malerei, Fotografie und Töpfern runden das kulturelle Programm ab.

Die Rubrik Gesellschaft umfasst unter anderem Vorträge zur Länder- und Heimatkunde. Hier wird beispielsweise eine Wanderung an der Grenze von Brandenburg- Ansbach zu Hohenlohe-Schillingsfürst angeboten. Wer auf der Suche nach dem nächsten Urlaubsziel ist, kann sich durch eine spannende Präsentation mit tollen Bildern und Eindrücken des Gardasees inspirieren lassen. Auch die Optimierung des Eigenheims ist Bestandteil einiger Kurse. Zum Beispiel wird erklärt, wie man einfache Reparaturen im Haushalt selbst machen kann. In Vorträgen über das Säen von Tomaten oder den richtigen Obstbaumschnitt werden Tipps und Tricks für den eigenen Garten weitergegeben.

Besonders beliebt sind neben den bewährten Sprachkursen auch die EDV-Angebote. Word-, Excel- und Outlook-Kurse sowie die meisten Fremdsprachenkurse werden sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene angeboten. Ebenso finden Kurse zur IT-Sicherheit, zum Datenschutz und zu Cloud-Speichersystemen statt.

Das vhs-Programm liegt im Landratsamt sowie in den Rathäusern, vielen Banken und Geschäften aus. Das Angebot ist auch per Mausklick unter www.vhs-lkr-ansbach.de jederzeit abrufbar. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volkshochschule des Landkreises sind zudem unter der Telefonnummer (0981) 468-6111 sowie per E-Mail an kontakt@vhs-lkr-ansbach.de gerne für Sie da.

Der Dreißigjährige Krieg

Auswirkungen  beleuchtet Stadtarchivar Mühlhäußer

Welche Auswirkungen hatte der Dreißigjährige Krieg auf Gunzenhausen? Stadtarchivar Werner Mühlhäußer, zugleich 2. Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, geht dieser Frage nach, und zwar auf einer Veranstaltung der Stadt am Freitag, 29. März, um 19 Uhr im Gewölbekeller des Haus des Gastes.

Mit dem so genannten Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 begann ein Religionskrieg, der erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden endete.  In Deutschland kam es damals zu großen Schlachten, Hunter und Pest verbreiteten sich.  Zunächst war Gunzenhausen unbetroffen, aber das änderte sich 1631. Über diese Zeit berichtet Mühlhäußer und beleuchtet die prägenden Figuren wie Feldherrn Albrecht von Wallenstein, General Johann von Tilly oder den schwedischen König Gustav II. Adolf. Sie waren alle in Gunzenhausen.

Um die Veranstaltung nicht auf einen geschichtlichen Abriss zu beschränken liefern Cornelia Röhl, Hartmut Röhl und Kartin Heckel szenische Darstellungen der Zeit. Monika Wopperer liest dazu und Ruth Tuffentsammer sowie Ekkehard Lindauer musizieren.

Eintrittskarten zu 12 Euro gibt es im Vorverkauf im Touristikbüro der Stadt (Rathausstraße 12), natürlich auch an der Abendkasse. Ein kleiner Imbiss ist inbegriffen.

Ein Gunzenhäuser als Pornoautor

Ferdinand Karl Holzinger alias Ferdinand Rodenstein

In Gunzenhausen geboren: Pornoautor Ferdinand Karl Holzinger.

Ein Autor von pornografischen Geschichten – das hat der Stadt gerade noch gefehlt. Nun, es geht nicht um eine tagesaktuelle Nachricht oder die Aufdeckung eines Sexskandals im Gunzenhausen heutiger Tage. Ferdinand Karl Holzinger lebte im 20. Jahrhundert, allerdings nur die ersten zwanzig Jahre in der Altmühlstadt. Dann kam er auf der Suche nach einer schriftstellerischen Karriere auf die schiefe Bahn, wurde kriminell und starb 1938 als gescheiterte Gestalt in Leipzig.

Ein Lebensbild des Produzenten pornografischer Literatur zeichnet in der neuen Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“, der Publikation des Vereins für Heimatkunde, der Berliner Medizinwissenschaftler Prof. Dr. Florian G. Mildenberger, der an der Viadrina in Frankfurt/Oder lehrt. Ganz klar: in der literaturhistorischen Forschung spielt der gebürtige Gunzenhäuser keine Rolle.

Am 31. Januar 1881  als Sohn der ledigen Näherin Margarethe Holzinger  und eines namentlich nicht bekannten Wanderschauspielers in der einstigen Eisenbahnwirtschaft (heute: Moschee in der Ansbacher Straße 2) geboren, hatte er keine günstige Sozialprognose. Dennoch wurde ihm der Realschulbesuch ermöglicht. Kaufmann aber wollte er nicht werden. Er unternahm erste schriftstellerische Versuche bei Dichterlesungen in den Sandhöhlen des Weinbergs, suchte sein Glück in der Großstadt. Schnell geriet er auf die schiefe Bahn. Raum, Erpressung, Unterschlagung und Betrug, dazu Hausfriedensbruch, führten ihn schon bald ins Gefängnis. Er zog nach Dresden, wo er ebenfalls durch Straffälligkeit auffiel und hinter schwedischen Gardinen landete.  Künftig schrieb er Gedichte, Theaterstücke (von denen aber keines aufgeführt wurde), Märchen und Dorfgeschichten unter dem Pseudonym Ferdinand Rodenstein. Die Schiller-Stiftung lehnte seinen Stipendienantrag ab. In Leipzig fand er in dem Vollraths-Verlag eine Plattform zur Verbreitung der Sexualsphäre, die bis dato von „erbarmungsloser Langweile“ war, wie Autor Florian Mildenberger feststellt. Seine Karriere als Verfasser von pornografischen Novellen wurde jäh unterbrochen, indem ihn Kritiker als Schwindler demaskierten und er folglich für ein Jahr und drei Monaten in den Knast musste. Danach geriet er nicht zuletzt durch seine Flucht in den Alkohol in eine Lebenskrise, musste in eine psychiatrische Heilanstalt zwangseingeliefert werden, wo man ihm dem Stempel „gemeingefährlich“ aufdrückte.  Inzwischen hatte er 29 Verurteilungen hinter sich, also ein ansehnliche kriminelle Karriere.

Der „Herr des Unterliebs“ (Mildenberger) musste sich in der NS-Ära wegen unzüchtiger Schriften  verantworten. Seine Titel landeten in der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ (1933). Als er sich dann auch noch an einem achtjährigen Mädchen aus der Nachbarschaft vergriff und zwei Jahre und sechs Monate absitzen musste, markierte das seine Ausweglosigkeit. Nur drei Wochen nach seiner Entlassung  starb er in Leipzig, wo er sich zuletzt mit seiner 1931 geehelichten Frau Elisabeth aufgehalten hatte. „Zur Vernichtung freigegeben!“ Diesen Stempel der Nazis trugen seine Schriften.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist im Buchhandel für 15 Euro erhältlich.

Alt-Gunzenhausen neu erschienen

Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen

Vorsitzender Werner Falk (Mitte) und Schriftleiter Werner Mühlhäußer überreichten im Rathaus Bürgermeister Karl-Heinz Fitz das erste Exemplar des neues Jahrbuchs „Alt-Gunzenhausen“. Foto: Ingeborg Herrmann

Elf Beiträge von zwölf Autoren umfasst das neue Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“. Es ist mit 336 Seiten so umfangreich wie keine der 72 vorausgegangenen Publikationen.  Vorsitzender Werner Falk anlässlich der Vorstellung des Buches im Rathaus: „Der Verein für Heimatkunde schätzt sich glücklich, den Stamm seiner Verfasser immer wieder mit neuen Autoren ergänzen zu können.“  Das Buch ist im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Die Bearbeitung und Koordinierung der Beiträge lag in den Händen von Schriftleiter (und 2. Vorsitzenden) Werner Mühlhäußer. Als Stadtarchivar sitzt er quasi an der Quelle und pflegt den Kontakt zu den Autoren.  Der Vereinsvorsitzende dankte bei der Übergabe des ersten Exemplars an Bürgermeister Karl-Heinz  allen Autoren und auch den Sponsoren:  der Stadt Gunzenhausen, der Hirschmann-Stiftung,  der Mittelfrankenstiftung des Bezirks, dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und der Sparkasse Gunzenhausen.

„Andreas Osiander und seine Verwandten in Gunzenhausen und Meinheim“ ist die Arbeit der Doppelautoren Werner Kugler und Werner Mühlhäußer betitelt.  Sie hellen den verwandtschaftlichen Hintergrund des Theologen und Reformators auf, denn bisher gab es kaum nennenswerte Aufzeichnungen seiner Gunzenhäuser Zeit.  Im Reichsteuerregister von 1497 wird ein „Endres Schmidt“ genannt, was auf den Beruf des Vaters (Schmied) hinweist.  Andreas ist  am 16. Dezember 1496 oder  am 19. November 1498 geboren. Ein Vetter, Michael Beck aus Meinheim, durfte sich seiner Fürsprache erfreuen und die Schwester von Osiander führt  die Spur zu weiteren Verwandten.

Günter L. Niekel stellt die „Schlösser von Muhr“ (2. Teil) vor, also Neuenmuhr, Mittelmuhr und das Julienberg. Nur mehr ein Gedenkstein erinnert heute an das Neuenmuhrer Schloss, das 1834 abgebrochen wurde. Von den Herren von Lentersheim bewohnt war das Schloss Mittelmuhr (1448 erbaut und 1570 abgebrannt). Ursprünglich ein Kellerhaus war das Gartenschlösschen Julienberg, das Freiherr von Danckelmann nach seiner Gemahlin benannte.

Gleich drei Autoren befassen sich mit den Ziegeleien in Gunzenhausen und Cronheim: Werner Mühlhäußer, Werner Neumann und Günther Prechter.  Sie erforschen die „Alte Ziegelei“ von 1466 in der Ziegelgasse (ab 1893: Hensoltstraße) und weitere Ziegeleien (Huber, Rothgängen/Reichardt, Lang). Hans Mayer war 1604 der erste Ziegler in Cronheim. Die Familie Sorg trägt heute noch den Hausnamen „Ziegler“. Ein Großfeuer beendete 1960 den Ziegeleibetrieb von Max Bühlmeyer.

„Die Haidstangen von Unterwurmbach“ ist der Beitrag von Dr. Manfred Keßler betitelt, in dem er die alten Holzrechte im Stiftswald Obere und Untere Haid  beschreibt. Der Stiftswald geht auf die Adelige Eleonore von Lentersheim (1612) zurück.

Dr. Daniel Schönwald führt in die Rieter-Gruft in der Kalbensteinberger Kirche, in der 20 Angehörige des Nürnberger Patriziergeschlechts  (seit 1609) bestattet  sind.  Die Grablege unter dem Chorraum, die aus konservatorischen Gründen nicht mehr zugänglich ist, birgt 13 Glassärge.  Der letzte männliche Namensträger des Geschlechts starb 1753, seine Frau wurde 1782 hier beigesetzt.

In den kirchlichen Heiratsbüchern ab 1534 bis zur Einführung der Standesämter in Bayern 1876 hat Werner Mühlhäußer  („Jubelhochzeiten in Gunzenhausen“) gestöbert kann am Beispiel von zwei Paaren, die das 50-jährige Ehejubiläum begehen konnten, interessante sozialgeschichtliche Erkenntnisse liefern.  Für die damalige Zeit waren 50 Jahre sensationell, denn die meisten Menschen erreichten dieses Alter nicht. Georg und Anna Albrecht (1667) und Johann Michael und Anna Hahn (1725) wären verblüfft, wenn sie erführen, dass die Scheidungsrate heute bei 37 Prozent liegt.

Die Reihe der Vorstellung Gunzenhäuser Oberamtmänner in markgräflicher Zeit setzt Siglinde Buchner in ihrer Abhandlung über Wolfgang von Crailsheim und Johann Ulrich von Crailsheim fort. Viele Mitglieder dieser Familie standen im Dienst der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Wolfgang war nur sechs Jahre der oberste Verwalter in der Altmühlstadt (1653-59). Er hatte mit seiner Frau Anna Petronella zehn Kinder.  Der Günstling von Markgraf Albrecht liefert wenig Erkenntnisse von lokalgeschichtlicher Bedeutung.  Auch Johann Ulrich von Crailsheim (amtiert von 1669-84) hat keine nennenswerten Spuren im Gunzenhäuser Land hinterlassen, wohl aber viele Nachkommen (17 Vaterschaften)  in zwei Ehen. Seiner Manneskraft war  offensichtlich der Besuch im Weißenburger Wildbad förderlich.

Eine üppig sprudelnde Quelle für die Gunzenhäuser Sozialgeschichte ist für Wolfgang Pfahler das Haus- und Jahrbuch von Paul Dayb, dem Oberkaplan von Gunzenhausen (1694-1735).  Im zweiten Teil seiner Arbeit (er erste ist im Jahrbuch  72/2017 veröffentlicht) findet der Autor in den 854 Seiten langen Aufzeichnungen eine Vielfalt von Geschichten, die für die Leser von heute amüsant erscheinen. Nicht nur Bierrechnungen liefern den Stoff dafür,  Dayb kommentiert auch die politischen Ereignisse jeder Zeit.

Die Priester der katholischen Pfarrei Gunzenhausen von 1897 bis 2017 listet Günter Dischinger auf, ja er stellt ihre Biografien zum Teil ausführlich vor. 1897 ist Gunzenhausen eine eigenständige Pfarrei geworden, vorher wurde die Gemeinde von Cronheim aus betreut. Erster Pfarrer nach der Reformation war Peter Landwirth, dessen Grabmal am alten Friedhof von seinem sechsten Nachfolger aufgelöst wurde.  Namen, die in bester Erinnerung geblieben sind: Dr. Johann Baptist Götz (1932-36), Heinrich Bauer (1956-68/er hat die Stadtpfarrkirche neu gebaut, dazu die Muhrer Filialkirche), Ewald Fröhlich (1968-87) und Wolfgang Forsten (1987-2001/er hat das Pfarrzentrum errichtet).

Ein Porno-Schriftsteller unter den Gunzenhäusern! Diese Schlagzeile würde heute noch für Aufsehen sorgen, im 19. Jahrhundert war dies natürlich eine Sensation.  Ferdinand Karl Holzinger (alias Ferdinand Rodenstein) ist zwar 1881 als unehelicher Sohn einer Näherin in der alten Eisenbahnerwirtschaft geboren, aber er machte sich schon bald nach der Realschulzeit „vom Acker“ und suchte das freie Leben in der Großstadt. Prof. Dr. Florian Mildenberger schildert diese schemenhafte Figur in seinem Beitrag „Bemerkung: Gemeingefährlich“.  Um es gleich vorweg zu sagen: Holzinger (1881-1938) spielt in der literarisch-historischen Forschung keinerlei Rolle. Er gehörte zu den berüchtigten Produzenten pornografischer Literatur der zwanziger Jahre und war ein kriminell veranlagter junger Mann, der schwülstige Theaterstücke schrieb, die freilich niemals aufgeführt wurden. Unter seinem Pseudonym „Ferdinand Rodenstein“  schrieb er triviale „Groschenromane“. Mit ihm endete es schlimm: Als „entarteter Mensch“  landete er in der Heilanstalt und Zeitgenossen wünschten ihm, er möge „an seiner Unflätigkeit zu Ende gehen“.  Das ist 1938 geschehen (beigesetzt in Leipzig).

Mit der Bäderstadt Gunzenhausen setzt sich Dr. Joachim Schnürle auseinander, jedoch nicht mit der tollen Bäder- und Saunalandschaft von heute, sondern unter dem Titel „…und soll derselbe nach Vermuthung eine Naturheilanstalt errichten“ mit den Anfängen des Klinikums Hensoltshöhe.  Die Gunzenhäuser erfuhren  1903 aus der Zeitung von der geplanten  neuen  Nutzung der Gaststätte mit Badeanstalt, die 1883 der seinerzeitige Bürgermeister Johann Leonhard Hensolt   erbaut hatte. Michael Stöhr war sein unternehmenslustiger Pächter,  die „Hensoltshöhe“ ein Hort gesellschaftlicher Vergnügungen. Der „Neue“ war Ernest Mehl, Direktor einer Augsburger Kammgarnspinnerei. Er galt als sozialer Unternehmer, ja als ein Fürsprecher der Arbeiter. Sein Plan war es 1903, aus der Gaststätte ein christliches Erholungsheim zu machen. Der therapeutische Anspruch war es, „Erquickung für den ganzen Menschen“ zu bieten.  Autor Dr. Schnürle, der heutige medizinische Leiter, darf sich in der direkten Nachfolge Mehls wähnen, denn der Patient der Altmühlseeklinik wird in seiner Ganzheitlichkeit wahrgenommen.