Tag Archives: Heimatkunde

Entlang des Absberger Mühlenwegs

Samstagsexkursion des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen am 8. Juli

Der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen startet am Samstag, 8. Juli, seine diesjährigen „Samstagsexkursionen“ mit einer Wanderung entlang des Mühlenwegs bei Absberg. Mit Altbürgermeister Fritz Walter übernimmt eine Persönlichkeit die Führung, die alle Phasen der Veränderungen im Fränkischen Seenland und seiner Kerngemeinde Absberg hautnah miterlebt, ja mitgestaltet, hat. Start ist um 16 Uhr am Rathaus in Absberg. Danach ist eine gemeinschaftliche Einkehr im „Seestüberl“ (nahe Sportplatz).

Zwölf Mühlen standen einst entlang der Mühlstraße im Brombachtal. Der Seebau hat die Landschaft dort total verändert. Nichts mehr ist geblieben von der einstigen Mühlenherrlichkeit. Nur die Mandlesmühle bei Ramsberg besteht noch und ist heute Infozentrum des Fränkischen Seenlands. Dort bekommen die Besucher vollständige Informationen zum Projekt der Überleitung von Donau- und Altmühlwasser in das Regnitz-Main-Gebiet.

An die einstigen Mühlen erinnern heute Informationstafeln. Die Wassermühlen am Brombach öund igelsbach wurden zum Mahlen von Korn, zur Stromerheugung sowie zuöm Sägen von Holz genutzt. Nicht alle Betrieb haben bis zum Seebau in den siebziger Jahren bestanden. Viele Müller mussten die Wasserkraftnutzung aufgeben und bedienten sich der elektrisch betriebenen Anlagen.

Der Mühlenweg nördlich des Kleinen Brombachsees erschließt eine Reihe von früheren Mühlen: Hühnermühle, Furthmühle, Beutelmühle, Scheermühle, Neumühle sowie die Anwesen Ziegelmütte, Spagenhof, Birkenhof sowie das Betonwerk Huber & Riedel. Er ist fünf Kilometer lang und die Wanderung dauert 1,5 Stunden.

Spalatin und die Reformation

Martin Burkert aus Spalt-Hagsbronn referiert

500 Jahre Reformation. Das bedeutet Luther auf allen Kanälen. Im protestantischen Kernland Altmühlfranken gibt es eine Reihe von Veranstaltungen im Lutherjahr. Der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen beginnt damit am Dienstag, 23. Mai, um 19.30 Uhr im Gasthof „Adlerbräu“ . Der Vortragsabend hat das Thema „Spalatin und die Reformation“.

Weil  es im Team der Reformations -Mannschaft einen Mittelfranken aus Spalt gibt, wird die Sache für die Lokalgeschichte interessant. Es ist so, wie wenn ein Gunzenhäuser im Kader von Bayern München wäre und tolle Tore schießt. Da wacht selbst ein Fußballmuffel auf!

Beim Vortag des Vereins für Heimatkunde will der Spalatin-Biograf Martin Burkert aus Spalt-Hagsbronn Georg Spalatin, geborener Burkhardt, ins Licht neben Martin Luther rücken. Spalatinus, der kleine Mann aus Spalt, hat er sich nach seiner Heimat auf Lateinisch genannt, weil man den Namen Burkhardt nicht übersetzen kann – und lateinisch ging es damals bei den Studierten zu.

Er wird manchmal Steuermann der Reformation genannt. In der Mannschaft war er eher als Verteidiger eingesetzt. „Gemeinsam wollen wir – auch im Gespräch – seine Rolle im dramatischen Geschehen vor 500 Jahren betrachten“, kündigt Martin Burkert  an. Fast kein anderes Ereignis der Geschichte  wirkt so deutlich bis in unsere  hoffentlich endlich voll ökumenische Gegenwart hinein.

Die Veranstaltung wird eingeleitet mit dem Jahresbericht des Vorsitzenden Werner Falk und des Schatzmeisters Hans Minnameyer. Auch die Neuwahl der Vorstandschaft steht nach drei Jahren an.

 

Der „Spitz“ war ein magischer Treffpunkt

Das Tanzlokal und Tagescafe wird in „Alt-Gunzenhausen“ porträtiert

Langeweile im Gunzenhausen der sechziger Jahre? Der eine meint, dass es sie gegeben hat, der andere verneint die Frage ganz kategorisch. Es kommt halt immer auf den Blickwinkel an, von dem aus man sich der Sache nähert. Der „Spitz“, also das Cafe Holderied, war zu allen Zeiten ein beliebtes Lokal in Gunzenhausen, für die Zecher ebenso wie für die Tänzer.

AltGun71-002

1935 übernahmen Babette und Wilhelm Holderied das Cafe in der Gerberstraße. Privatfoto

Die junge Gunzenhäuser Studentin Lisa Biller, die das Tanzcafe nur mehr aus der Erzählung der Eltern und Großeltern kennt, befasst sich im aktuellen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde unter dem Titel „50 Jahre Musikveranstaltungen im Gunzenhäuser Tanzcafe Holderied“ mit der traditionsreichen gastronomischen Adresse. Das bereits 1897 gegründete Cafe Reulein in der Gerberstraße war 1935 der geschäftliche Einstieg von Babette und Wilhelm Holderied. Sie konnten sich auf die Weinkonzession stützen, die die Vorgänger 1932 erhalten hatten, und sie bauten das Obergeschoss zum Tanzlokal aus. Jetzt konnten die Gunzenhausen zur Gramophonmusik das Tanzbein schwingen. Als der Eigentümer im Zweiten Weltkrieg fiel, da war die Witwe mit ihrem sechsjährigen Sohn Engelbert auf sich allein gestellt bis sie 1948 den im Geschäft tätigen Konditor Hans („Spitz“) Minnameyer ehelichte. Der Lehrer und Musiker Hans Minnameyer entstammt dieser Verbindung.

Die älteren Gunzenhäuser erinnern sich an die Musikmeister Hans Georg Scheuernstuhl und Willi Schaffner, deren Schüler im Cafe die Gäste instrumental unterhielten. Ernst Stieg, der musizierende Metzgermeister aus der Nachbarschaft, war dem Haus lange Zeit verbunden. 1945 errichteten die amerikanischen Besatzer dort ihr Offizierskasino.

Mit der Renovierung 1954 kehrte der Stil der fünfziger Jahre ein. Die Musik ertönte zunächst aus dem Schallplattenspieler, denn erst aus der Musikbox. Livemusik war nur am Wochenende zu erleben. Die Bands formierten sich und die Berufsmusiker Walter Lorenz, Dieter Straue sowie Rudi Jäger traten auf, ferner spielten der unvergessene Ludwig („Wicher“) Vorbrugg (am Schlagzeug) und die Gunzenhäuser Eigengewächse Edgar Schön und Fritz Königer. Hausherr „Bertl“ Holderied verband eine lebenslange Freundschaft mit Walter Remshagen, dem Leiter des „Sängerbunds“. Als Hauskapelle etablierten sich „Die 3 GUN`s“ (Rainer Carben, Christian Schneider und Engelbert Holderied). Freude am Jazz hatten sie alle: „Mandi“ Wischer, „Ede“ Arnold und Hermann („Labby“) Labbe.

Als Engelbert und Inge 1968 das Cafe mit Tanzlokal übernahmen, da begann die Disco-Ära. Entsprechend präsentierte sich das Haus. Es gab eine moderne Lichtanlage und anstelle der teuer gewordenen Livebands legte der DJ die Platten auf.

Die Zeiten änderten sich. Aus dem Tanzcafe wurde das Tagescafe. Aber geblieben sind den Holderieds immer die treuen Stammgäste. Auch die Touristen schätzten die Location  mit dem schönen Gärtchen. 1999 gaben die Eigentümer das Haus ab, wenig später endete die „Spitz“-Ära gänzlich.

Jahrbuch im Rathaus vorgestellt

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ein Exemplar überreicht

alt-gun-bm

Präsentation von „Alt-Gunzenhausen“ vor geschichtsträchtiger Kulisse: Vorsitzender Werner Falk (rechts) und Schriftleiter Werner Mühlhäußer (links) überreichten an Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ein Exemplar des 71. Jahrbuchs. Foto: Stadt Gunzenhausen

Sein 71. Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ hat der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen noch vor Jahresfrist herausgegeben. Nun präsentierten Vorsitzender Werner Falk und sein Stellvertreter Werner Mühlhäußer das 304 Seiten starke Publikation Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Sie verbanden damit den Dank an die Stadt für die finanzielle Unterstützung.

Der Verein steht im 138. Jahr seines Bestehens. Er wurde 1879 von Dr. Heinrich Eidam gegründet. Auf ihn geht auch die Schaffung des Stadtmuseums zurück. „Dank der unentgeldlichen Arbeit unserer Autoren sind wird in der Lage, alle zwölf Monate ein stattliches Jahrbuch vorzulegen“, sagt Vorsitzender Werner Falk, der den 305 Mitglieder zählenden Geschichtsverein seit 2012 führt. Im Gespräch mit dem Rathauschef wies der Vereinsrepräsentant darauf hin, dass der Verein für Heimatkunde auch den Impuls gegeben hat für die Aufarbeitung der NS-Zeit in Gunzenhausen. Seit 1987 sind in 16 Ausgaben von „Alt-Gunzenhausen“ Beiträge enthalten, die aufklären über die Verstrickungen von Gunzenhäuser Bürgern im nationalsozialistischem System.

Dass Stadtarchivar Werner Mühlhäußer in Personalunion auch stellvertretender Vorsitzender und Schriftleiter ist, das ist für den Verein eine glückliche Konstellation. Im neuen Jahrbuch sind zwölf Beiträge von zehn Autoren enthalten.

Wie war die Rolle des Deutschen Ordens als Stadtherr? Florian Geidner, ein Wolframs-Eschenbacher, geht der Frage am Beispiel seiner Heimatstadt nach und skizziert die Ordens- und Regionalgeschichte. Im Staatsarchiv Nürnberg hat er umfangreiches Material dazu gefunden.

Der Kirchenmusik von 1526 bis 1806 in Gunzenhausen widmet sich Leonard H. Klimpke, ein begnadeter junger Musiker. An vielen Beispielen erläutert er die Bedeutung der geistlichen Musik in der frühen Neuzeit. Anders als heute hatte die Kirche in den vergangenen Jahrhunderten eine zentralen Stellenwert in der Gesellschaft.  Übrigens:  2016 ist seine Seminararbeit als eine von sieben in Bayern mit dem Preis des Bayerischen Clubs zur Förderung der bayerischen Kultur ausgezeichnet worden.

Im Jahrbuch 70 hatte Karl Rieger (Arberg) schon über die Eigentümlichkeiten einer mittelalterlichen Sauhatz berichtet, nun stellt er Johann Ulrich Freiherrn von Grafeneck, den Amtmann des eichstättischen Pflegamts Arberg von 1602 bis 1631 vor. In seiner Amtszeit wurden an die 1600 Einzelurteile gesprochen – und alle sind dokumentiert.

Zunächst wird der Leser ungläubig staunen: Ein Schlösschen in Untererlbach?  Dr. Daniel Schönwald (Kalbensteinberg), der stellvertretender Leiter des Landeskirchlichen Archivs Nürnberg,  stellt die Untererlbacher Schlossgeschichte vor. Seine Arbeit ist zugleich ein Beitrag zur Häusergeschichte des Dorfes, das heute ein Ortsteil von Spalt ist.

Von der Weißenburger Autorin Sieglinde Buchner erfahren die Leser alles über „Die Herren Teuffel von Pirkensee, Gunzenhäuser Oberamtmänner im 18. Jahrhundert“. Auf ihn bezieht sich auch der Text  einer Tafel, die an einem Haus in der Weißenburger Straße angebracht ist. „Der Teufel einst die Stadt regierte…“ heißt es dort. Gemeint ist nicht etwa der Böse, sondern Carl Wilhelm Teuffel von Pirkensee.

Im Laubenzedeler Familienbuch ist eine Karte als Illustration enthalten, die Dr. Daniel Schönwald in seinem Beitrag „Laubenzedel im Kartenbild von 1799“ erläutert. Gezeichnet hat sie der Pfarrvikar Georg Ludwig Wilhelm Frobenius nach einem Entwurf des markgräflichen Landvermessers Johann Michael Bürklein. Übrigens ein Familienname, der damals schon genannt wurde, ist bis heute gegenwärtig: Zischler.

Der Leser erinnert sich an die von Kontroversen geprägte Heidenheimer Kommunalpolitik der vergangenen Jahre, wenn er Werner Kuglers Beitrag „Staatsgut veräußert“ liest. Es geht um den Verkauf des klösterlichen Schafhofs in Heidenheim. Uneinig waren sich die Heidenheimer Bürger schon im 18. Jahrhundert, und einige meinten, sie hätten besondere Rechte. Freilich: damals ging es „nur“ um das Weidegeld.

Autor Werner Kugler, der vormalige evangelische Dekan, charakterisiert in seinem zweiten Beitrag Markgräfin Friederike Caroline und ruft ihren Tod im Schloss Unterschwaningen in Erinnerung. Markgraf Carl Alexander, der letzte in der Riege der Ansbach-Brandenburger Fürsten, hatte sie ins „Exil“ abgeschoben.  Er wandte sich französischen und englischen Frauen zu und soll nicht einmal an dem Begräbnis seiner ersten Frau teilgenommen haben.

1799 entschloss sich die Stadt Gunzenhausen eine neue Feuerspritze zu erwerben und um die hohen Anschaffungskosten für den Stadtsäckel etwas zu mildern, wurde von den Einwohnern ein finanzieller Beitrag erhoben. Werner Mühlhäußer, Stadtarchivar von Gunzenhausen und 2. Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde,  untersucht in seinem Beitrag, das in diesem Zusammenhang entstandene Register der Hausbesitzer und liefert interessante Informationen zur Familien-, Häuser- und Wirtschaftsgeschichte gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als Gunzenhausen kurz vor dem Übergang vom Königreich Preußen ins neu geschaffene Königreich Bayern stand.

Auf die Geschichte des  Gunzenhäuser Holzgartens im 19. Jahrhundert geht Werner Neumann (Weißenburg) ein. Er hat sich von 1827 an an der Ecke Hensoltstraße/Sonnenstraße befunden und war 4300 Quadratmeter groß. Spezielle die Bäcker, aber auch andere Handwerker und Bürger, nutzten die Lagerstätte, die aus feuerpolizeilichen Gründen am Rande der Stadt postitioniert war. Aufgelassen wude der Holzgarten 1900, allerdings  gab es bis 1948 an der Frickenfelder Straße einen Holzlagerplatz.

„Gemeinderecht, Gemeinheitsteilung, Flurbereinigung“. Unter diesem Titel  ergänzt Dr. Adolf Meier (Weißenburg) seine Abhandlung, die im Jahrbuch 70 veröffentlicht ist. Er zeichnet die Besitzverhältnisse und Nutzungsrechte der Grundstückseigentümer von Döckingen, Markt Berolzheim, Theilenhofen, Gundelsheim, Merkendorf und Hirschlach (mit Neuses)  in akribischer Genauigkeit auf.

Aus der Feder von Lisa Biller (Gunzenhausen) stammt der populärwissenschaftliche Beitrag „50 Jahre Musikveranstaltungen im Gunzenhäuser Tanzcafe Holderied“. Generationen von Gunzenhäusern kennen den „Spitz“, denn sie haben dort bis 1988 ihre Tanzabende erlebt.  Auch danach war das Tagescafe von „Bertl“ und Inge Holderied  (bis zum Verkauf im Jahr 2000) eine Gunzenhäuser Institution.

Das Jahrbuch ist für 15 Euro im regionalen Buchhandel erhältlich.

Das älteste Notenbuch ist verschwunden

Leonard Klimpke beleuchtet Geschichte der Gunzenhäuser Kirchenmusik

Bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg reicht die Kirchenmusik in der Stadt.  Leonard H. Klimpke hat diesen Aspekt der Stadtgeschichte aufgearbeitet und in „Alt-Gunzenhausen“ veröffentlicht. Der Autor studiert Musik für das Lehramt und Kirchenmusik. Er war übrigens mit 14 Jahren der jüngste Chorleiter Bayerns, als er vor fünf Jahren den Unterwurmbacher Kirchenchor übernahm.

Die Kirche hatte im Mittelalter noch einen dominierenden Stellenwert in der Gesellschaft. Gunzenhausen war 1528 protestantisch geworden. Der Reformator Martin Luther krempelte die Kirche um und führte den Gemeindegesang ein, die „musica scientia“ hatte neben der Theologie größte Bedeutung. 1569, also noch vor dem Dreißigjährigen Krieg, war Johannes Lang der erste Kantor in Gunzenhausen. Er war somit Vorgesetzter der Türmer, des Organisten und des Lateinschulchors. Dem Türmer war es aufgetragen, bei „ansehenlichen Zusammenkünften“ zu muszieren. Und der „Stadtpfeifer“ musste viele Instrumente spielen. Dafür erhielt er ein „frei Losament“, eine freie Wohnung in der Lateinschule und zehn Gulden von der Stadt und der Heiligenstiftung.  Der letzte Türmer war übrigens Johann Georg Fürst. Er beendete die lange Tradition, die 1482 begann.

Leonard H. Klimpke beklagt, dass es aus dem 16. bis 18. Jahrhundert keine Notenbände mehr gibt. Unter ungeklärten Umständen ist beispielsweise das älteste Notenbuch von 1656 verloren gegangen.

Das erste „Orgelwerklein“ wurde 1655 in der Stadtkirche eingerichtet, aber erst 1682 „zur vollständigen Perfektion gebracht“. Nach den Aufzeichnungen kam 1686 ein neues Instrument von dem Oettinger Orgelbauer Lamprecht in die Kirche, 1706 schließlich die „Markgrafenorgel“. Von einer älteren Spitalkirchenorgel ist wenig bekannt.  Streichinstrumente gab es erst im 17. Jahrhundert (Feuergeigen und Violon-Bassgeigen). Die Trompeten erklangen nur an den höchsten Feiertagen. Nur dem Fürsten war es vorbehalten, darüber zu befinden. Die Archivalien besagen, dass der Nürnberger Kupferschmied Hans Kelsch zwei kupferne Hörpauken für einen anonymen Spender nach Gunzenhausen geliefert hat.

Die Reformation wirkte sich auf die Kirchenmusik in der Stadt befruchtend aus, der Autor schreibt von einem „blühenden musikalischen Leben“. Den Sonntagsgottesdienst begleitete stets ein Ensemble von etwa zehn Musikern.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde ist für 15 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Arberger Amtmann von Grafeneck

altgununtererlbach

Ausschnitt aus einer Landkarte von 1580. So könnte das Schloss Arberg ausgesehen haben. Foto: StA Nürnberg

Karl Rieger widmet sich der Arberger Geschichte

Für die Beleuchtung der mittelalterlichen Geschichte von Arberg liefert Karl Rieger einen Beitrag in „Alt-Gunzenhausen“, dem Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen. Er widmet sich Johann Ulrich Freiherrn von Grafeneck,  dem Amtmann des eichstättischen Pflegamts Arberg von 1602 bis 1631.

Damals zählte das Arberger Amt an die 1600 Untertanen in Arberg selbst und den benachbarten Orten Großlellenfeld, Höhberg und  Heinersdorf, Ornbau, Ober- und Unterschönau, Georgenhaag, Gothendorf, Mörsach, Voggendorf, Mörlach, Wiesethbruck, Waffenmmühle, Obermühle, Taugenroth, Kemmathen, Gern, Weidenbach, Oberndorf, Haag und Leidendorf, ja etliche Höfe in Hambach, Hirschlach, Neuses, Oberlellenfeld, Oberschwaningen, Röttenbach, Oberasbach, Schweina, Steinabühl, Streudorf und Dittenheim gehörten dazu. Die Pfleger kamen u.a. aus vornehmen Familien des fränkischen Adels. Einer von ihnen war Raban Truchseß von Wilburgstetten, der später Fürstbischof von Eichstätt wurde.

Freiherr von Grafeneck stammte aus Schwabach. Von ihm weiß der Heimatkundler Karl Rieger, dass er 1570 geboren wurde und sich 1600 mit Maria von Closen, einer Jungfrau aus dem einflussreichen bayerischen Adelsgeschlecht,  vermählte.  In der Arberger Blasiuskirche sind noch heute zwei Epitaphien von zwei verstorbenen Kindern der Grafenecks zu sehen. In den Archivalien hat Rieger etliche Fälle von Rechtsstreit unter der Beteiligung Grafenecks gefunden. Es war die Zeit der Hexenverfolgungen. Zu den hingerichteten Frauen  zählten Appolonia Hartlieb, Anna Dennert, Appononia Veit und Anna Golder.  In den Arberger Pfarrmatrikeln finden sich auch die Namen von Stephan Beckler aus Mörlach, Martin Freieisen aus Röttenbach und Adam Billmeier aus Arberg, den ersten Kriegstoten des „Dreißigjährigen“. Die Soldaten des Schwedenkönigs Gustav Adolf bemächtigten sich des Arberger Landes und der eichstättische Amtmann musste fliehen. Das Amt ging an die Ansbacher Markgrafen.

Rieger wertet in seinem Beitrag auch Gerichtsakten (1603 bis 1616) aus, die für heutige Leser sehr amüsant erscheinen. Hanns Fürsetzel musste beispielsweise einen Gulden und vier Schilling Strafe zahlen, weil er den Torwärter Gerster „einen Lumpen gehaissen“ und auch sonst noch „gotteslästerliche Reden“ hielt. Der Arberger Schneider Martin Doschinger hatte sein Weib geschwängert bevor er es in die Kirche führte.  Insgesamt sind sage und schreibe an die 1600 Einzelurteile aus der Amtszeit Grafenecks dokumentiert.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde ist für 15 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.

„Alt-Gunzenhausen“ erschienen

Zehn Autoren sind mit zwölf Beiträgen im Jahrbuch vertreten

Im gleichen Umfang wie in den Vorjahren kann der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen heuer sein 71. Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ den Mitgliedern als Jahresgabe vorlegen. Die Beiträge der Autoren sind vielseitig und reichen von mittelalterlichen Flurordnungen in den Landkreisgemeinden bis zum neuzeitlichen Tanzcafe in Gunzenhausen. Ich wünsche dem  71. Jahrbuch viele interessierte Leser. Am Ende der Beiträge gibt es eine Auflistung aller bisherigen Jahrbücher mit den textlichen Inhalten. Gerne gibt der Verein im Archiv befindliche Exemplare an interessierte Heimatfreunde weiter.

alt-gun-71Das Jahrbuch 71 ist im Gunzenhäuser Buchhandel für 15 Euro erhältlich (oder beim Vorsitzenden).

Nun zur neuen Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“. Wie war die Rolle des Deutschen Ordens als Stadtherr? Florian Geidner, ein Wolframs-Eschenbacher, geht der Frage am Beispiel seiner Heimatstadt nach und skizziert die Ordens- und Regionalgeschichte. Im Staatsarchiv Nürnberg hat er umfangreiches Material dazu gefunden.

Der Kirchenmusik von 1526 bis 1806 in Gunzenhausen widmet sich Leonard H. Klimpke, ein begnadeter junger Musiker. An vielen Beispielen erläutert er die Bedeutung der geistlichen Musik in der frühen Neuzeit. Anders als heute hatte die Kirche in den vergangenen Jahrhunderten eine zentralen Stellenwert in der Gesellschaft.  Übrigens:  2016 ist seine Seminararbeit als eine von sieben in Bayern mit dem Preis des Bayerischen Clubs zur Förderung der bayerischen Kultur ausgezeichnet worden.

Im Jahrbuch 70 hatte Karl Rieger (Arberg) schon über die Eigentümlichkeiten einer mittelalterlichen Sauhatz berichtet, nun stellt er Johann Ulrich Freiherrn von Grafeneck, den Amtmann des eichstättischen Pflegamts Arberg von 1602 bis 1631 vor. In seiner Amtszeit wurden an die 1600 Einzelurteile gesprochen – und alle sind dokumentiert.

Zunächst wird der Leser ungläubig staunen: Ein Schlösschen in Untererlbach?  Dr. Daniel Schönwald (Kalbensteinberg), der stellvertretender Leiter des Landeskirchlichen Archivs Nürnberg,  stellt die Untererlbacher Schlossgeschichte vor. Seine Arbeit ist zugleich ein Beitrag zur Häusergeschichte des Dorfes, das heute ein Ortsteil von Spalt ist.

Von der Weißenburger Autorin Sieglinde Buchner erfahren die Leser alles über „Die Herren Teufel von Pirkensee, Gunzenhäuser Oberamtmänner im 18. Jahrhundert“. Auf ihn bezieht sich auch der Text  einer Tafel, die an einem Haus in der Weißenburger Straße angebracht ist. „Der Teufel einst die Stadt regierte…“ heißt es dort. Gemeint ist nicht etwa der Böse, sondern Carl Wilhelm Teufel von Pirkensee.

Im Laubenzedeler Familienbuch ist eine Karte als Illustration enthalten, die Dr. Daniel Schönwald in seinem Beitrag „Laubenzedel im Kartenbild von 1799“ erläutert. Gezeichnet hat sie der Pfarrvikar Georg Ludwig Wilhelm Frobenius nach einem Entwurf des markgräflichen Landvermessers Johann Michael Bürklein. Übrigens ein Familienname, der damals schon genannt wurde, ist bis heute gegenwärtig: Zischler.

Der Leser erinnert sich an die von Kontroversen geprägte Heidenheimer Kommunalpolitik der vergangenen Jahre, wenn er Werner Kuglers Beitrag „Staatsgut veräußert“ liest. Es geht um den Verkauf des klösterlichen Schafhofs in Heidenheim. Uneinig waren sich die Heidenheimer Bürger schon im 18. Jahrhundert, und einige meinten, sie hätten besondere Rechte. Freilich: damals ging es „nur“ um das Weidegeld.

Autor Werner Kugler, der vormalige evangelische Dekan, charakterisiert in seinem zweiten Beitrag Markgräfin Friederike Caroline und ruft ihren Tod im Schloss Unterschwaningen in Erinnerung. Markgraf Carl Alexander, der letzte in der Riege der Ansbach-Brandenburger Fürsten, hatte sie ins „Exil“ abgeschoben.  Er wandte sich französischen und englischen Frauen zu und soll nicht einmal an dem Begräbnis seiner ersten Frau teilgenommen haben.

1799 entschloss sich die Stadt Gunzenhausen eine neue Feuerspritze zu erwerben und um die hohen Anschaffungskosten für den Stadtsäckel etwas zu mildern, wurde von den Einwohnern ein finanzieller Beitrag erhoben. Werner Mühlhäußer, Stadtarchivar von Gunzenhausen und 2. Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde,  untersucht in seinem Beitrag, das in diesem Zusammenhang entstandene Register der Hausbesitzer und liefert interessante Informationen zur Familien-, Häuser- und Wirtschaftsgeschichte gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als Gunzenhausen kurz vor dem Übergang vom Königreich Preußen ins neu geschaffene Königreich Bayern stand.

Auf die Geschichte des  Gunzenhäuser Holzgartens im 19. Jahrhundert geht Werner Neumann (Weißenburg) ein. Er hat sich von 1827 an an der Ecke Hensoltstraße/Sonnenstraße befunden und war 4300 Quadratmeter groß. Spezielle die Bäcker, aber auch andere Handwerker und Bürger, nutzten die Lagerstätte, die aus feuerpolizeilichen Gründen am Rande der Stadt postitioniert war. Aufgelassen wude der Holzgarten 1900, allerdings  gab es bis 1948 an der Frickenfelder Straße einen Holzlagerplatz.

„Gemeinderecht, Gemeinheitsteilung, Flurbereinigung“. Unter diesem Titel  ergänzt Dr. Adolf Meier (Weißenburg) seine Abhandlung, die im Jahrbuch 70 veröffentlicht ist. Er zeichnet die Besitzverhältnisse und Nutzungsrechte der Grundstückseigentümer von Döckingen, Markt Berolzheim, Theilenhofen, Gundelsheim, Merkendorf und Hirschlach (mit Neuses)  in akribischer Genauigkeit auf.

Aus der Feder von Lisa Biller (Gunzenhausen) stammt der populärwissenschaftliche Beitrag „50 Jahre Musikveranstaltungen im Gunzenhäuser Tanzcafe Holderied“. Generationen von Gunzenhäusern kennen den „Spitz“, denn sie haben dort bis 1988 ihre Tanzabende erlebt.  Auch danach war das Tagescafe von „Bertl“ und Inge Holderied  (bis zum Verkauf im Jahr 2000) eine Gunzenhäuser Institution.

Werner Falk, Vorsitzender

Interessante Vorträge des Frankenbunds

Aktionen des Frankenbunds und des Kunstvereins Ansbach

Historiker Alexander Biernoth vor dem Uz-Denkmal

Historiker Alexander Biernoth vor dem Uz-Denkmal in Ansbach. Er ist zugleich Vorsitzender der Frankenbund-Gruppe Ansbach.

Der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen ist seit 25 Jahren Mitglied des Frankenbunds, Gruppe Ansbach. Dieser hat  Zusammen mit dem Kunstverein Ansbach ein umfangreiches Programm an Vorträgen und Studienfahrten anzubieten. Auf einige möchte ich hinweisen:

10. Januar: Führung durch die Sonderausstellung „Engel – geflügelte Himmelsboten“ mit Dr. Wolfgang Reddig, dem Leiter des Markgrafenmuseums Ansbach. Veranstaltungsort ist das Markgrafenmuseum am Kaspar-Hauser-Platz 1 (19 Uhr)

7. Februar:  „Der Struwelpeter und sein Autor“, Vortrag von Gerlinde Albrecht aus Ansbach über den Frankfurter Nervenarzt und Kinderbuchautor Dr. Heinrich Hoffmann (19 uhr im Herrieder Tor, Uzstraße 30, III. Stock)

7. März, um 19 Uhr im Herrieder Tor: „Mensch wohin“ . Lieder und Texte von Künter Klößinger und Siegfried Beck.

14. März: „Die Bibel: Mit den Worten der Dichte rund und Pinsel der Maler“. Gerlinde Albrecht bietet einen literarisch-kunstgeschichtlichen Streifzug durch die Welt der Bibel. (19 Uhr im Herrieder Tor, III. Stock).

21. März: Im Markgrafenmuseum ist eine Führung durch die Sonderausstellung „Lauter alte Schachteln – 150 Jahre Konsumgeschichte“ mit Dr. Wolfgang Reddig (19 Uhr).

30. März: Lichtbildervortrag mit Gabriela Wallerer und Alexander Biernoth zum Thema „Die Geschichte des Ansbacher Hofgartens in alten Bildern“ (17.30 Uhr in der Gotischen Halle im Schloss Ansbach, Promenade 27).

5. April: K(unst), K(ultur),K(affee)-Fahrt nach Neuendettelsau mit Führung durch das Löhe-Zeit-Museum und die Sonderausstellung „Neuendettelsau im Nationalsozialismus“, anschließend Führung durch das Eine-Welt-Museum. Beginn: 12.30 Uhr.

16. Mai: Lichtbildervortrag von Herbert Kempf aus Heilsbronn zum Thema „Auf den Spuren der Markgräfin Wilhelmine“ (15 Uhr in der Gaststätte Orangerie, Promenade 33 in Ansbach).

 

Sie stehen treu zum Frankenbund

Ehrung bei der Gruppe Ansbach durch Vorsitzenden Alexander Biernoth

a12dna1nIm Rahmen der Mitgliederversammlung der Ansbacher Gruppe des Frankenbundes wurden langjährige Mitglieder für ihre Treue zu dem Geschichtsverein  von Vorsitzendem Alexander Biernoth geehrt: Für ihre 25-jährige Mitgliedschaft wurde Irene Merz geehrt und der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, der vom Vorsitzenden Werner Falk  vertreten wurde. Nachgeholt wird die Ehrung von Karl Wagner und Heinz Woitas, die ebenfalls seit 25 Jahren Mitglieder sind, aber nicht an der Versammlung teilgenommen haben. Für seine 30-jährige Mitgliedschaft wurde Friedrich Schmidt geehrt. Für 35-jährige Mitgliedschaft wurden Werner Falk aus Gunzenhausen, Freiherr Tassilo von Falkenhausen (Gunzenhausen-Wald/er konnte nicht anwesend sein) und Ilse Lunt sowie für 40-jährige Mitgliedschaft Dr. Manfred Keßler und Werner Holzer geehrt. Nachgeholt wird die Ehrung von Karl Blättler. Für über 40-jährige Mitgliedschaft wurde Ilse Zumach mit einer Urkunde ausgezeichnet. Die Ansbacher Gruppe des Frankenbundes hat derzeit 115 Mitglieder. Beschlossen wurde von den Mitgliedern, die Mitgliedsbeiträge um fünf Euro pro Jahr zu erhöhen. Unser Foto zeigt Werner Holzer, Friedrich Schmidt, Irene Merz, Ilse Lunt, Ilse Zumach, Dr. Manfred Keßler und Werner Falk (von links). Foto: privat

Die Kirchengemeinde in der NS-Zeit

„Das Montags-Thema“ am 21. Novomber

Dekan Sperl wandte sich gegen die Deutschen Christen

Dekan Sperl wandte sich gegendie Deutschen Christen

Die evangelische Kirchengemeinde Gunzenhausen lädt  alle Interessierten sehr herzlich ein zu einem Vortragsabend ein. Thema: „Die evangelischeKirchengemeinde Gunzenhausen in der Zeit des „Dritten Reiches“ am Montag, 21. November, um 19.30 Uhr, im Lutherhaus, Hensoltstraße 27a. Referent: Dr. Daniel Schönwald,

Dr. Schönwald aus Kalbensteinberg ist stellvertretender Leiter des Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg und seit langem ein ausgewiesener Kenner der neueren Gunzenhäuser Geschichte. Durch intensives Archivstudium ist er in der Lage, ein genaues Bild der dramatischen Vorgänge während des sog. „Kirchenkampfes“ in Gunzenhausen zu zeichnen, als sich Dekan Sperl (Bild) gegen die Übernahme der Kirchengemeinde durch die „Deutschen Christen“ stemmte. Im Anschluss an den Vortrag ist es möglich, noch miteinander ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen. Zu diesem spannenden Abend laden wir ein in Verbindung mit dem Verein für Heimatkunde Gunzenhausen. Der Eintritt ist frei.
Unter dem neuen Titel „Das Montags-Thema“ wird die Kirchengemeinde Gunzenhausen in lockerer Folge interessante Vorträge mit Gesprächsmöglichkeit veranstalten. Wir würden uns sehr freuen, Sie und viele
weitere Gäste begrüßen zu dürfen.