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Von der Gruft bis zum Porno-Autor

Zwölf Beiträge im neuen „Alt-Gunzenhausen“

Umfangreicher denn je ist das neue Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, das in den nächsten Wochen erscheinen wird.  Es enthält zwölf Beiträge von elf Autoren zu historisch interessanten Themen. Vorsitzender Werner Falk: „Das 73. Jahrbuch unseres Vereins seit 1924 ist somit ein Rekord.“

Werner Mühlhäußer, Schriftleiter der Publikation und zugleich 2. Vorsitzender des Vereins, koordiniert die Beiträge der Autoren und bearbeitet sie, damit sie Druckreife bekommen. Ihm dankte Vorsitzender Werner Falk für das hohe Maß an Engagement: „Dass er zugleich Stadtarchivar ist, bedeutet für uns einen riesigen Vorteil. Er ist nahe dran an den Autoren und deren Themen.“

Zu den Beiträgen in dem 336 Seiten starken Jahrbuch gehört eine Gemeinschaftsarbeit von Werner Mühlhäußer und Werner Kugler, dem vormaligen Heidenheimer Dekan. Beide befassen sich mit Andreas Osiander, dem großen Sohn der Stadt und Begleiter  des Reformatiors Martin Luther, speziell mit dessen Verwandten in Gunzenhausen und Meinheim. Dieser Bereich ist bisher kaum erforscht worden.  Günter L. Niekel, Ruhestandspfarrer in Muhr am See, beschreibt die fünf Schlösser von Muhr am See (zweiter Teil).  Ebenfalls eine Gemeinschaftsarbeit ist der Beitrag „Die Ziegeleien in Gunzenhausen und Cronheim“. Werner Mühlhäußer, Werner Neumann und Günther Prechter machen sich auf Spurensuche. Auf die alten Holzrechte („Die Haidstangen von Unterwurmbach“) bezieht sich Dr. Manfred Kessler. Eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit stammt von Dr. Daniel Schönwald, dem stellvertretenden Leiter des Landeskirchlichen Archivs Nürnberg. Der Kalbensteinberger beleuchtet die Errichtung, Belegung und die Besonderheiten der Rieter-Gruft in der Kalbensteinberger Kirche. „Die Jubelhochzeiten in Gunzenhausen“  nennt sich ein weiterer Beitrag von Werner Mühlhäußer, in dem er am Beispiel von zwei Paaren aus den Jahren 1667 und 1725 die familiären Umstände jener Zeit beleuchtet. Siglinde Buchner, die ehrenamtliche Archivbetreuerin des Landkreises, setzt ihre Reihe der Porträts von ehemaligen markgräflichen Oberamtsmännern Gunzenhausen fort. Aktuell geht es um Wolfgang von Crailsheim und seinen Bruder Johann Ulrich von Crailsheim sowie deren familiären Hintergründe. Das Haus- und Jahrbuch des einstigen Gunzenhäuser Oberkaplans Paul Dayb liefert interessante Hinweise auf die Sozialgeschichte von 1694-1735. Die Priester in der katholischen Pfarrei  Gunzenhausen von 1897 bis 2017 stellte Günter Dischinger vor. Dass es schon im 19. Jahrhundert einen Porno-Autoren gegeben hat, der aus Gunzenhausen stammte, belegt Prof. Dr. Florian G. Mildenberger von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Ferdinand Karl Holzinger (1881-1938) veröffentlichte seine Schundliteratur unter dem Pseudonym Ferdinand Rodenstein. Auf die Vorgeschichte der Bäder und Badetherapie auf der Hensoltshöhe geht Dr. Joachim Schnürle, der medizinische Leiter der Altmühlseeklinik Hensoltshöhe, ein.

Die Reihe seiner „Samstagsexkursionen“ setzt der Verein heuer fort. Wie Vorsitzender Werner Falk auf der vergangenen Vorstands- und Beiratssitzung im Gasthaus „Altes Rathaus“  ankündigte, werden 2019 Neuendettelsau, Heilsbronn, Muhr am See (Schloss) und Schwabach angepeilt. Zudem stehen im bevorstehenden Winterhalbjahr zwei Vorträge auf dem Programm.

Im Genussführer Slow Food Deutschland

Jetzt neun Betriebe aus Altmühlfranken bundesweit aktiv

Christian und Nadine Blank aus Ehingen sowie Ines Wieland und Bernhard Heinz aus Muhr am See (im Vordergrund) sind neu im Slow Food-Genussführer Deutschland geführt. Dahinter Wolfgang Schramm (Enderndorf), Gerhard Forster (Güsseldorf), Stefanie Glück (Pappenheim), Bürgermeister Dieter Rampe (Muhr am See), Walburga Gentner (Spielberg)  und Claus Christ (Herrieden). Foto: FR Presse

Altmühlfranken wird als Genussregion in Deutschland immer attraktiver. Neun gastronomische Betriebe aus drei Landkreisen sind im „Slow Food Genussführer 2019/2020“ enthalten.  Neu unter den kulinarischen Top-Adressen sind die Gasthäuser „Zum Löwen“ in Ehingen und „Zum Hirschen“ in Muhr am See.

Bei der Vorstellung des neuen Genussführers, der 548 Gasthäuser aus Deutschland auflistet, bekräftigte Dieter Popp, der Chef der Convivien Altmühlfranken: „Es geht um authentische Regionalität. Wir sind somit der Gegensatz zu den Gourmetführern, die ihre Sterne nach anderen Kriterien verteilen.“ So einfach ist die Aufnahme in die weltweit agierende Slow Food-Bewegung nicht: Zwölf Kunden (und nicht professionelle Tester) müssen den aufzunehmenden Betrieb zweimal besuchen  für ihn sozusagen die Hand ins Feuer legen. Das Restaurant „Zur Sonne“ in Pappenheim, der Gasthof Gentner in Spielberg, die „Linde“ in Stern, der „Siebenkäs“ in Pleinfeld, die „Sonne“ in Herrieden, „Forsters Einkehr“ in Spalt-Güsseldorf und der „Schäferhof“ in Spalt-Enderndorf haben das Qualitätssiegel mit der grünen Schnecke schon früher erhalten, nun sind Bernhard Heinz und Ines Wieland, die Betreiber der Gastwirtschaft „Zum Hirschen“ in Neuenmuhr sowie Christian und Nadine Blank vom Gasthaus „Zum Löwen“ in Ehingen  dazu gekommen.

Dieter Popp, der frühere Regionalmanager des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, ist begeistert, wie sich Altmühlfranken kulinarisch entwickelt: „Die Gasthöfe und ihrer regionalen Zulieferer transportieren ein gutes Stück Heimatkunde.“ Die Slow Food-Betriebe können sich auf ihrer Anerkennung nicht ausruhen, sondern müssen alle zwei Jahre aufs Neue unter Beweis stellen, dass für sie der Slogan „Gut, sauber und fair“ gilt.  Popp zum Selbstverständnis der Betriebe: „Unser Prinzipien sind: Regional vor international, handwerklich vor extravagant, bezahlbar vor hochpreisig.“

Wer mit frischen und saisonalen Lebensmitteln der Region kocht und auf lieblose Fertigprodukte verzichtet, wer gutes Handwerk praktiziert und geschmackvoll würzt statt Geschmacksverstärker und andere Aroma-Booster einsetze, wer ein einladendes Ambiente und vorzüglichen Servicebietet, der ist bei Slow Food genau richtig. Die Bewegung gibt es weltweit in 160 Ländern, in Deutschland engagieren sich 15000 Mitglieder in 80 Convivien (Gruppen ). Dieter Popp, der Regionalberater aus Haundorf, leitet die 2012 gegründete Gruppe Altmühlfranken. Er rühmt das solide Fundament für seine Arbeit: „Wir haben mit 36 die höchste Zahl selbst schlachtender Metzger aller bayerischen Landkreise, eine Vielzahl von Mühlen und noch selbst backende Bäcker sowie fünfzehn handwerkliche Brauereien.“

„Der Letzte“: Werner Falk

FDP-Listenbewerber für den Bezirkstag Mittelfranken

Es geht darum, Altmühlfranken im neuen Bezirkstag kraftvoll zu vertreten. Deshalb habe ich mich entschlossen, für das Bezirksparlament zu kandidieren. Das Gesamtstimmenergebnis (also Erst- und Zweitstimmen zusammen) entscheidet, wieviele Bewerber für die Freidemokraten in das Bezirkshaus in der Danziger Straße in Ansbach einziehen werden. Deshalb kommt es auf jede Stimme an, jede Stimme zählt und keine ist verloren.

Ich kandidiere  auf eigenen Wunsch auf dem letzten Platz der FDP (Liste 5), also auf dem 24. Rang. Hier meine persönliche und politische Vorstellung:

Zu meiner Vita

Geboren am 2. Januar 1950 in Haundorf als drittes Kind der Eheleute Konrad und Frieda Falk. Der Vater war selbständiger Schuhmachermeister. Mit der Mutter bewirtschaftete er eine kleine Landwirtschaft. Am 13. August 1976 verehelichte ich mich mit Sibylle Rührschneck aus Gunzenhausen. Die Kinder Felix, Mareike und Julius sind 1979, 1981 und 1987 geboren.

Zur beruflichen Entwicklung

Am 1. August 1964 begann ich eine Schriftsetzer-Lehre in der Buchdruckerei E. Riedel/Verlag Altmühl-Bote in Gunzenhausen. Nach Abschluss der Ausbildung und Verwendung als Metteur folgte ich dem Angebot der Verlagsleitung, eine journalistische Ausbildung zu machen, um in die Redaktion des Altmühl-Botens einzutreten. Dies erfolgte von 1969-71. Nach Absolvierung meiner Wehrzeit (Sanitätsausbildung) kehrte ich in die Redaktion zurück. Zu meinem Aufgabenfeld gehörte schon bald die Berichterstattung aus dem Stadtrat in Gunzenhausen und dem Kreistag. Die Leitung der Redaktion wurde mir von Verleger Bruno Schnell, dem Herausgeber der Nürnberger Nachrichten, im Juli 1986 übertragen. In dieser Funktion war ich bis zum Herbst 2013. Aus der Redaktion schied ich zum 1. September 2014 aus, um mit 64 Jahren  in Rente zu gehen.

Ich stehe treu zum liberalen Markenkern

1967 bin ich Mitglied der Deutschen Jungdemokraten geworden und habe die damals ruhende Arbeitsgemeinschaft der DJD aktiviert und über einige Jahre geführt. Der FDP bin ich ebenfalls 1967 beigetreten.  13 Jahre gehörte ich der Kreisvorstandschaft als Schriftführer an. Mit 22 Jahren kandidierte ich für den neu gebildeten Kreistag Weißenburg-Gunzenhausen. Die  aktive parteipolitische Arbeit ließ ich angesichts meiner journalistischen Tätigkeit und Verantwortung bis zur Wahl in den Stadtrat im Frühjahr 2014 ruhen. 2014 habe ich für den Stadtrat kandidiert. Seither bin ich der einzige FDP-Stadtrat im Gunzenhäuser Kommunalparlament.

Zum gesellschaftlichen Engagement

Mein Interesse gilt von jeher der Geschichte. 1978 schloss ich mich dem Verein für Heimatkunde Gunzenhausen an, in dem ich in den folgenden 32 Jahren als Schriftführer und Kassier tätig war.  Seit 2012 bin ich Vorsitzender des Vereins (305 Mitglieder). Ich gehöre seit 40 Jahren dem Historischen Verein für Mittelfranken an (heute Beiratsmitglied), ferner ebenso lange dem Landesverein für Heimatpflege in Bayern sowie dem Frankenbund (Gruppe Ansbach) und der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft (FAG) an.

Meine politischen Vorstellungen

Ich sehe mich als einen leidenschaftlichen Franken, patriotischen Deutschen und bewussten Europäer.  Die FDP ist für mich die politische Heimat von Menschen, die sich für eine tolerante Gesellschaft einsetzen.   Ich sehe die Partei  auch als Plattform für das Engagement von Menschen, die sich nicht parteipolitisch binden möchten.  Sie alle lade ich zum Dialog ein. Diesem Zweck dient auch mein „FalkTalk“ (ein alle zwei Monate stattfindendes Wirtshausgespräch an wechselnden Orten) und mein Onlinedienst „falk-report.de“, den ich auch als Informationsangebot für die Öffentlichkeit verstehe.

Als Listenbewerber für den Bezirkstag Mittelfranken kämpfe ich dafür, dass die Identität Frankens in all ihren Facetten gestärkt wird. Ganz konkret: Ich möchte, dass alle Einrichtungen des Bezirks Mittelfranken mit der Bezirksfahne geschmückt werden. Ich habe die Entwicklung des Fränkischen Seenlands vom ersten Tag an beruflich begleitet und möchte mich heute dafür einsetzen, dass der Bezirk die drei Seenzweckverbände nach Kräften unterstützt. Ebenso wichtig ist mir der weitere Ausbau des landwirtschaftlichen Bildungszentrums in Triesdorf und das Bekenntnis des Bezirks zur Darstellung jüdischer Kultur in Franken.

WERNER FALK

Falkenjagd des Markgrafen

10. Ausgabe der „Triesdorfer Hefte“ erschienen

Vereinsvorsitzender Dr. Horst von Zerboni (Zweiter von links) präsentierte in Wald die neue Publikation der Freunde Triesdorfs. Unser Bild zeigt (von links) Tassilo Freiherr von Falkenhausen, Dr. Horst von Zerboni, Prof. Wolfgang Wüst, Dr. Arno Störkel und Pfarrer Johannes Wagner im Gutshof des Schlosses Wald. Foto: FR Presse

Die Falkenjagd gehört seit zwei Jahren zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.  Die  Kunst, mit Vögeln zu jagen, gilt somit als schützenswerte Kulturform.  Es war ein Gunzenhäuser, der markgräfliche Lehrer und Spitalprediger Johann Erhard Pacius, der 1756 im Auftrag von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich die lateinische Handschrift „De arte venandi cum aribus“ ins Deutsche übersetzte.  In der neuen Ausgabe der „Triesdorfer Hefte“ des Vereins der Freunde Triesdorfs und Umgebung  nehmen sich vier namhafte Autoren des Themas an.

Geschäftsführer Carl-Alexander Mavridis (rechts) überreichte eines der ersten Exemplare an Werner Falk, dem Vorsitzenden des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen

Dr. Sigrid Schwenk von der Uni Freising-Weihenstephan wähnt  den  markgräflichen Übersetzer als eigentlichen Wegbereiter für diese hohe  internationale Anerkennung. Pacius war, wie er selbst einräumte,  alles andere als ein Falken-Experte: „In der Übersetzung selbst habe ich keinen Fleiß und Müh gesparet … und aus anderen Sprachen entlehnten Wörtern keines gesetzet, biß ich die wahre Bedeutung  gefunden habe“. Die Urschrift von 1248, die in sechs Bänden auf Kaiser Friedrich II. zurückgeht, berichtet u.a. davon, dass die besten Falkner aus Flandern stammten. Sie kamen auch an den Ansbacher Hof.

Es gibt nur ein einziges Bild, das den Markgrafen mit einem Falken zeigt. Das ist erstaunlich, wo CWF sich doch als der Herr über Europas größte Falknerei (mit über 50 Falknern) rühmte. Es war für den Fürsten wichtig, im Kampf um das Prestige, dieses Alleinstellungsmerkmal unter den Fürstenhöfen zu haben. Dr. Arno Störkel aus Würzburg, ein ausgewiesener Kenner der markgräflichen Jagd, datiert das Bild auf das Jahr 1740.

Prof. Wolfgang Wüst vom Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landeskunde an der Uni Erlangen-Nürnberg sieht in der Falkenjagd weniger ein barockes Lustobjekt als ein Bestandteil  mittelalterlicher Machtkonstellation. CWF nennt er einen „Prototypen eines jagdbegeisterten Regenten“, der auch Falkentaler und –dukaten prägen ließ.  Der Wissenschaftler nennt 34429 Vögel, die CWV selbst geschossen oder gebeizt hat. Zu seiner Beute gehörten vorzugsweise Rebhühner und Wachteln (43 Prozent), Raben und Saatkrähen (19 Prozent) sowie Dohlen und Elstern (15 Prozent).

Den Fokus auf die Falknerei in Gunzenhausen richtet Stadtarchivar Werner Mühlhäußer.  Das Jagdschlösschen „Falkenlust“ (es stand bis 1768 in der Oettinger Straße) hatte der Markgraf mit 890 Fliesen ausgestattet, darunter 138 mit jagdlichen Motiven.  Sie sind größtenteils erhalten geblieben und im – derzeit geschlossenen –  Stadtmuseum ausgestellt. Die Sammlung ist sehr kostbar, denn es gibt eine ähnliche nur mehr im ehemaligen  Jagdschloss des Kölner Kurfürsten in Brühl.  Wie Mühlhäußer darstellt, galt das heutige Rathaus auf dem Marktplatz zumindest ab 1740 als „herrschaftliches Schloss“ . Damals gab es in der Stadt auch noch den markgräflichen Hofgarten (heute: Haus des Gastes), das Wildmeisterhaus (Bahnhofstraße 6), das Windsetzerhaus (das Haus des Hundehüters wurde 1999 abgebrochen), das Milanenhaus (mit Reiherhaus) am Heidweiher, den Fasanengarten auf dem Reutberg, das Palais Heydenab als Wohnhaus des Oberstfalkenmeisters (heute: Gewerbebank am Marktplatz) und das Gasthaus „Zum Falken“ am Lutherplatz 7, wo die Bediensteten des Fürsten beim „Falkenwirt“ einkehrten. Um seiner Liebhaberei  grenzenlos frönen zu können,  ließ der Markgraf 60 Stege über die Altmühl bauen. Der bekannteste war die 19 Meter breite Reitstegbrücke aus Holz, die 1921 abgebrochen wurde. Sogar die Tauben sollen den Regenten bei der Falkenjagd gestört haben, weshalb er einen Befehl erließ, das Taubenfliegen zu verbieten. Werner Mühlhäußer listet als Ergebnis einer zeitraubenden Sisyphusarbeit das Personal der Falknerei auf, zu dem neben den Falknern auch noch die Fasanenmeister, Stall- und Reitknechte, Falkenmaler und Kammerlakaien zählten.

Das 84 Seiten starke Büchlein „Die Falkenjagd des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach“ ist für 5 Euro bei den Gunzenhäuser Buchhandlungen Dr. Schrenk und Pfahler zu beziehen.

wfa

Gigantisches Interesse an Mühlen

Dr. Daniel Schönwald referierte in Gunzenhausen

Die Hühnermühle. Das zweite Haus von links steht noch, das Walmdachhaus  im Vordergrund ist im Überleiter verschwunden. Foto: Archiv Friedrich Kolb

Die Mühlen im Brombachtal – sie sind Geschichte. Zwölf von ihnen hat es gegeben, übrig geblieben ist nur die Mandlesmühle. Sie ist heute das Informationszentrum für das Fränkische Seenland, in dem das der eher technische Begriff „Überleitung von Altmühl- und Donauwasser in das Regnitz-Main-Gebiet“  umfassend erklärt wird.  Die anderen leben im Bewusstsein der Menschen von heute  nur noch in der Erinnerung, und vielfach nicht einmal mehr das, denn die jungen Leute haben keine Vorstellung mehr von der einstigen Mühlenlandschaft im Brombachtal.

Sie in Erinnerung zu rufen, das war die Intention des Vereins für Heimatkunde Gunzenhasuen in Verbindung mit dem Kalbensteinberger Historiker Dr. Daniel Schönwald. Das Interesse an den Verhältnissen vor dem Bau der Seen ist offenbar gigantisch. Waren schon bei einer Veranstaltung in Absberg an die 100 Zuhörer versammelt, so quetschen sich 90 Interessierte in die „Seeadlerstuben“ des Gunzenhäuser Gasthofes „Adlerbräu“, weitere 50 mussten abgewiesen werden. Sie können jetzt auf eine Wiederholung des Vortrags in Gräfensteinberg hoffen.

Unter den Gästen weilten etliche Angehörige von früheren Mühlenbesitzern und viele Menschen aus dem Absberger Umland, denen die Thematik bestens vertraut ist. Wie Dr. Daniel Schönwald bemerkte, sind Basis für seine eigenen Forschungen das Mühlen-Büchlein (Walter Hahns 1976/Hauptlehrer Graf). Er bezieht sich auf die Kirchenbücher von Absberg und Thannhausen, teils auch von Fünfbronn und Gräfensteinberg.

Interessant ist, dass bis 1812 die Sägmühle (bei Enderndorf) und die Birkenmühle (wie vermutlich auch Öfeleinsmühle) nach Thannhausen eingepfarrt waren, der Rest evangelischerseits nach Absberg Sogar die Belzmühle, die in den oft zitierten Listen nicht auftaucht,  gehörte bis 1880 kirchlich nach Absberg, dann erst nach Pleinfeld. Die unteren Brombachmühlen  waren in der Regel katholisch, aber katholische Kirchenbücher konnte Dr. Schönwald nicht heranziehen. Das soll Gegenstand einer weiteren Forschungsarbeit sein.

Anhand der Häuserchronik konnte der Vortragende die Besitzverhältnisse der Mühlen darstellen. Auffällig ist, dass viele Mühlen offenbar zuvor den Rittern von Absberg gehörten, dann aber nach und nach an den Deutschen Orden verkauft wurden. Beispiele: 1309 Verkauf der Öfeleins- und der Scheermühle  und 1310 der Neumühle , 1398 Beutelmühle, Furthmühle und Hühnermühle,  Birkenmühle 1474 Tausch, Grafenmühle 1397, Griesmühle 1503, Langweidmühle (war schon 1536 beim DO), Mandlesmühle (erstmals 1315 Verleihung durch Bischof von Eichstätt,noch 1801 Teil des eichstättischen Pfleg- und Kastenamts Sandsee), Mäusleinsmühle (1398 ),  Sägmühle (zuerst Fütterer 1538, 1586 Düll/Thill (genannt Hack von Suhl) geerbt, 1649 an Haller, 1673 dann an Harsdörffer), Belzmühle  (schon 1897 abgebrochen).

In den Archivalien tauchen immer wieder die Familien Walter, Bögel, Seybold und Rupp als richtiggehende Müllerdynastien auf. In der achten Generation sind die Walters als Mühlenbesitzer zu nennen. Als letzter Repräsentant ist Altbürgermeister Friedrich Walter von Absberg zu nennen.

Dr. Schönwald will seine Forschung gegebenenfalls ergänzen und veröffentlichen. Wie Vorsitzender Werner Falk bekräftigte, wäre dies ein bedeutender Gewinn für die Heimatforschung, ebenso die systematische Archivierung des Film- und Bildmaterials von Friedrich Kolb, der einen historischen Schatz aufbewahrt. Seine Kurzfilme von den einstigen Mühlen sowie der Mühlstraße können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Gäste des Vortragsabends konnten so einen Eindruck von den Verhältnissen vor über vierzig Jahren erfahren.

wfa

Stabile Führung

Heimatkundeverein Gunzenhausen bestätigte Vorstandschaft

Im Gegensatz zu manchen Sportvereinen hat der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen kein Problem damit, seine Vorstandsämter zu besetzen. Für weitere drei Jahre wurden Vorsitzender Werner Falk, sein Stellvertreter Werner Mühlhäußer, Schatzmeister Hans Minnameyer und Schriftführer Armin Kitzsteiner einmütig wiedergewählt.

Falk nannte auf der Jahresversammlung im Gasthof „Adlerbräu“ die Herausgabe der heimatkundlichen Publikation „Alt-Gunzenhausen“ als Hauptaufgabe des Vereins, der inzwischen auf 304 Mitglieder angewachsen ist.  Die Vortragsveranstaltungen des letzten Jahres bezogen sich auf „Kirchen im Altlandkreis“ (Günter L. Niekel), die „Exulanten“ (Dr. Reinhard Rusam) sowie „Spalatin und die Reformation“ (Martin Burkert). Die beliebten Samstagsexkursionen führten zum Mühlenweg nach Absberg (mit Altbürgermeister Fritz Walter) und in die Bierstadt Spalt (mit Martin Burkert).

Der Vorsitzende äußerte sich dankbar, dass sich der Verein auf eine stabile Autorenschaft verlassen kann. Verlässlich ist auch die Unterstützung durch die Stadt, die Mittelfrankenstiftung des Bezirks, die Sparkasse und den Landrat. „Wir sehen es als Auszeichnung unserer Arbeit an, dass uns die Hirschmann-Stiftung in ihren Kreis der Begünstigten aufgenommen hat“, sagte Werner Falk.

Von einer guten finanzielle Situation berichtete Schatzmeister Hans Minnameyer, dem die Revisoren Thomas Fischer und Rüdiger Schmidt eine saubere Buchführung bestätigten.  Der Beirat des Vereins setzt sich wie folgt zusammen: Siglinde Buchner, Heidi Dücker, Dieter Gottschall, Günter L. Niekel, Franz Müller, Thomas Müller, Dieter Wenk. Auch die beiden Kassenprüfer wurden für weitere drei Jahre bestätigt.

Geplant sind in den nächsten Monaten zwei Vortragsveranstaltungen: Dr. Daniel Schönwald referiert über die „Mühlen im Brombachtal“ und Lothar Hiemeyer stellt die Felsenkeller von Gunzenhausen vor.  Als Ziele der Samstagsexkursionen wurden wahlweise Solnhofen, Pappenheim, Oettingen, Heilsbronn, Neuendettelsau, Treuchtlingen genannt. Mit der Volkshochschule lädt der Verein für Heimatkunde zu einer Fahrt nach Cadolzburg ein, wo die Besichtigung der sanierten Burg auf dem Programm steht.

Kapellenruinen im Hahnenkamm

Vortrag beim Verein für Heimatkunde mit Günter L. Niekel

Die Reste der Uhlbergkapelle im Wald zwischen Döckingen und Treuchtlingen. Sie war auch schon Schauplatz von okkulten Handlungen. Zerstört wurde 1993 die von Ernst Steinacker dort aufgestellte Marienstatue. Foto: Claudia Mrosek/BR

Ihre Namen lassen verschiedene wissenschaftliche Deutungen zu und bauliche sind sie seit Jahrhunderten nur noch Ruinen – die Stahelsburg, der Uhlberg und die Katharienkapelle sind Zeugnisse der Kulturlandschaft Hahnenkamm.  In der Schriftenreihe „Alt-Gunzenhausen“ haben ihnen Forscher wie Martin Winter aus Hohentrüdingen ein literarisches Denkmal gesetzt. Geblieben sind sie als mystische Orte.  Günter L. Niekel, Ruhestandspfarrer in Muhr am See und profunder Kenner von sakralen Denkmälern in der Region, hat sie zum Start des Vortragsprogramms 2018 des Vereins für Heimatkunde im Gasthof „Adlerbräu“ einem interessierten Publikum vorgestellt.

Die bekannteste Kapellenruine im Hahnenkamm ist wohl die Katharinenkapelle hoch über Hechlingen am See. Sie ist 1457 als Wallfahrtskirche am alten Pilgerweg von Mitteleschenbach nach Wemding erbaut worden. Der gemütvolle Heimatfreund Martin Winter zitiert in seinem der Nachwelt vermachten Sammelbändchen „Vom Altmühltal zum Hahnenkamm“ (1988) das Lied, das die Kinder noch vor Jahrzehnten in der Dorfschule gesungen haben: “Droben stehet die Kapelle, schaut still ins Tal hinab; drunten singt bei Wies und Quelle froh und hell der Hirtenknab.“ Im Mittelalter ist viermal in der Woche die Frühmesse gelesen worden.  Die Volksfrömmigkeit war stark und die Beter fühlten sich  dem Himmel näher. Nach der Reformation verfiel die Kapelle, so dass 1760 der Abbruch begann, 1875 kamen die Glocken herunter und 1914 gab es die letzte Fußwallfahrt. Erst 1983 ist die Anlage konserviert und aufgemauert worden. „Pilgerstätte“ ist sie heute nur noch einmal im Jahr: an einem August-Wochenende beim Kapellfest des Heimatvereins.

Der Uhlberg (auch: Ulberg) zwischen Döckingen und Treuchtlingen ist eine Kapellenruine (10 mal 26 Meter) mitten im dichten Wald, ohne „Navi“ kaum zu finden. Bemerkt worden ist er jedoch von Okkultisten und Spiritisten, die im Internet schaurige Geschichten verbreiten. Geköpfte schwarze Hähne, zerrissene schwarze Katzenkörper, überkreuzte Äste, in den Boden geschlagene Kreuze und Schmierereien mit Blut sind dort schon bemerkt worden. Sogar die Heiligenfigur des Spielberger Bildhauers Ernst Steinacker (1989 aufgestellt) wurde  1993 geschändet. Passanten reagierten erstaunt, als sie dort nackt um ein Feuer tanzende junge Menschen  sahen.  Mehr Aufmerksamkeit soll aber dem Denkmal gelten:  Der Sage nach hat Ulrich von Rechenberg die Ulrichskapelle 1144 bauen lassen. Seine Tochter Adelheid soll 1221 Äbtin der Frommen Frauen gewesen sein. Die Historiker gehen davon aus, dass die Kapelle 1525 im Bauernkrieg zerstört wurde. Martin Winter sieht die Kaplanei- oder Frühmesskirche als Teil einer Kleinsiedlung (mit Ortsnamen wie Löffelmahd, Westerreisach, Gut Blumenberg), die schon im 14. Jahrhundert abgegangen ist.

Eine Kapelle, die heute kaum mehr bemerkt wird, hat wohl bereits im 12. Jahrhundert auf dem Schlossberg (an der Stahlmühle zwischen Hechlingen und Ursheim) gegeben. Zu sehen sind heute nur mehr Fundamente – und die sind vermutlich Teil einer Rekonstruktion.  Im Original soll die Klosterkirche 7 mal 17 Meter (plus Chor mit 5 mal 4,5 Meter) gewesen sein. Die ältesten Hinweise finden sich 1245 als „Stahelsberg“ wohl ein Kloster der Zisterzienserinnen war, in einer Kaisheimer Urkunde wird sogar „Stahelsperc“ schon 1197 genannt.  Wieder liefert Martin Winter der Nachwelt die verlässlichsten Fakten. Das Kloster wechselte demnach dreimal seinen Standort, und zwar von 1233 bis 1252. Und immer gab es unterschiedliche Namen dafür.  1233 „Winsvelt“ (Windsfeld) genannt,  wird es 1245 bis 1252 dem Stahelsberg zugeschrieben, später Klosterzimmern im Ries.  In einem alten Zinsbüchlein aus dem 14. Jahrhundert wird „Stahelsperc“ erwähnt,  in späteren Jahrhunderten nur mehr „Stahlmühle“.  Bemerkenswert sind die Flurnamen, die heute noch gelten: „Bugarten“ (mittelalterlich für: Baumgarten), Schlossbuck, Schobdachmühle, Hettelsberger Holz, Hettensberc (im Volksmund: Edlsberg).  Der Historiker Martin Winter schließt daraus, dass es eine selbständige Siedlung Stahelsberg gegeben haben muss. Sie dürfte später abgegangen sein, geblieben ist nur die Stahlmühle.

Die Ära der Fürsten von Leuchtenberg

Sammelband zur Geschichte Eichstätts ist erschienen

Eugene de Beanharnais, Fürst von Eichstätt.

Nur kurz währte die Regentschaft der Leuchtenbergs als Fürsten von Eichstätt, und zwar von 1817 bis 1855. Vor 200 Jahren hat sie begonnen. Das war für die Bischofsstadt Anlass genug, sich dieser Epoche ihrer Geschichte zu erinnern. Das ganze Jahr über gab es 2017 eine Fülle von Vorträgen und historischen Beiträgen. Vereint sind sie im neuen Sammelband, den der Verein für Heimatkunde Eichstätt jetzt herausgegeben hat (ISSN 0936-5869).

Das letzte noch lebende Mitglied der  einstigen Fürstenfamilie ist Nikolaus von Leuchtenberg (84). Er war früher als freier Toningenieur tätig, hat aber von den Schlössern  der Vorfahren nichts mehr bekommen. „Ich bin froh und glücklich mit meinem Leben“, sagt das Familienoberhaupt, das in Bonn-St. Augustin lebt.

Erster Fürst von Eichstätt war Eugene de Beanharnais (später eingedeutscht: Eugen Rose Beanharnais). Er hatte das Fürstentum von seinem Schwiegervater, dem bayerischen König Maximilian I. Joseph, bekommen.  Das Leuchtenbergpalais in München hat er bauen lassen. Der Regent und seine Familie lebten in München und Ismaning. Er und seine Nachkommen hielten sich aber auch in der Residenz und der Sommerresidenz in Eichstätt auf.  Eugen Rose von Beanharnais war 1818 erstmals in Eichstätt und stiftete nach Überlieferungen „300 Schäffel nordisches Korn“ für seine Untertanen. Er war von Kaiser Napoleon adoptiert worden und zugleich Vizekönig von Italien, 1807 Fürst von Venedig, 1810 Großherzog von Frankfurt – und wurde 1817 als Herzog von Leuchtenberg der Fürst von Eichstätt. Verheiratet war er mit der Tochter des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph, die ihm sechs Kinder schenkte (die älteste war verheiratet mit dem späteren König  Oskar I. von Schweden und Norwegen). Der Fürst lernte in Marienbad sogar Goethe kennen, der ihm sogar einen Nachruf widmete.

Nachfolger von Herzog Eugen (1781-1824) waren dessen Söhne August Eugen (1810-1835) und Maximilian (1817-1852). 1832 kam es bereits zur Teilrückgabe des Fürstentums an den bayerischen Staat, die Auflösung vollzog sich nach dem Tod des letzten Herzogs Maximilian im Jahr 1852.  Das Königreich Bayern zahlte drei Millionen Gulden.  Die Nachkommen behielten ihren Herzogstitel, denn der russische Zar hatte ihn 1890 an Nikolaus von Leuchtenberg verliehen.

WERNER FALK

Der Sammelband, herausgegeben vom Verein für Heimatkunde Eichstätt, ist über den Buchhandel zu beziehen.

„Alt Gunzenhausen“ neu erschienen

Verein für Heimatkunde stellt sein neues Jahrbuch vor

Vorsitzender Werner Falk (rechts) und Schriftleiter Werner Mühlhäußer werfen mit Drucker Udo Heinrich einen letzten Blick auf die Titelseite. Foto: AB

Zwölf Autoren und dreizehn Beiträge  – das ist die ganz knappe Zusammenfassung des Jahrbuchs „Alt-Gunzenhausen“. Es spricht – so Vorsitzender Werner Falk –  für die Vitalität des 138 Jahre alten Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen. Das Jahrbuch 72 gibt es seit wenigen Tagen auch im örtlichen Buchhandel. Es ist 280 Seiten stark. „Wir sind stolz darauf, dass unsere Autoren in fundierter Weise Einblick geben in die Facetten der Gunzenhäuser Stadtgeschichte“, sagt Werner Mühlhäußer, der Schriftleiter der renommierten Publikation.

Siglinde Buchner gibt „Einblicke in die Orts- und Kirchengeschichte von Kalbensteinberg bis 1613“. Demnach wird der Ort erstmals 1284 in einer Urkunde des Klosters Roggenburg (Schwaben) als „Steimberc“ nachgewiesen.  Die Kirche und andere Anwesen gingen 1412 an den Grafen von Oettingen über.  Noch heute präsentiert sich das Gotteshaus so, wie es der Nürnberger Patrizier Hans  Rieter (IV.) 1464 neu erbaut hat.

„Der Burgstall Silberburg nordöstlich von Kalbensteinberg“ ist ein zweiter Beitrag von Siglinde Buchner betitelt.  Er ist bisher nicht urkundlich belegt. Der Autorin, die ehrenamtliche Kreisarchivpflegerin ist, beschreibt einen Burgstall an der Flurgrenze zu Wernfels.  Die Burg dürfte um 1050 erbaut worden sein, 1316 ist die „Silberburg“ zerstört worden. Die dortige Flur trägt seit 1563 diesen Namen.

Günter L. Niekel, der in Muhr am See lebende Ruhestandspfarrer (er predigte 36 Jahre in Weiltingen) widmet sich den „Schlössern von Muhr“, von denen es fünf gegeben hat. Im ersten Teil  geht er auf die Geschichte der Turmhügelburg Altenmuhr und des Schlosses Altenmuhr ein (das Witwenschlösschen Julienberg, Schloss Mittelmuhr und Schloss Neuenmuhr folgen im nächsten Jahrbuch).

Karl Rieger fand im Archiv der Benediktinerabtei Kremsmünster neue Hinweise auf die 1548 erstmals in Arberg nachgewiesene Familie Spindler und beschreibt sie in seinem Beitrag „Die ehrwürdige Familie Spindler aus Arberg als Inhaberin hoher geistlicher und weltlicher Ämter im Hochstift Eichstätt und in Oberösterreich“.  Zwei Spindlers stehen im Mittelpunkt seiner „Geschichten zum Schmunzeln und Schaudern“: der in Arberg geborene Abt Johann Spindler und Oswald Spindler, der Kanzler des Bischofs von Eichstätt war. Übrigens gibt es noch heute das „Spindlerhaus“ in Arberg.

Eine „Quelle zur Sozialgeschichte von 1694 bis 1735“ ist das „Haus- und Jahrbuch von Paul Days, Oberkaplan in Gunzenhausen“.  Der  in Gunzenhausen aufgewachsene Wolfgang Pfahler  (heute Vreden) stellt den Geistlichen vor, der von 1666 bis 1735 gelebt hat. Der gebürtige Creglinger hatte zunächst eine Pfarrstelle auf der Wülzburg, übernahm 1694 die Pfarrstelle in Gräfensteinberg und war ab 1696 ganze 38 Jahre lang Oberkaplan in Gunzenhausen.  In seinen Aufzeichnungen  listet  Paul Days die Kosten für sein Hochzeitsmahl ebenso auf wie die Verträge mit seinen Mägden und beleuchtet die Vorgänge in der Stadt um das Jahr 1700.

Aktuell ist das Thema von Walter Salfner (Fünfbronn). Er vergleicht im Lutherjahr die Reformationsjubiläen von vier Jahrhunderten: „1717-1817-1917-2017. Jahrhundertfeiern zum Reformationsfest in Fünfbronn vor dem Hintergrund regionaler und überregionaler Ereignisse“. 1717 war Fünfbronn noch Teil der Haundorfer Gemeinde.  1817 war das „Hungerjahr“, in dem beispielweise der Stadtrat von Gunzenhausen Brotgetreide bis aus Russland kommen ließ. 1917 predigte Pfarrer Putz ganz im deutschnationalen Sinne über  „Luther als deutscher Mann“ und  beschwor: „Die Deutschen sollten sich Luther mit seinem unbeugsamen Kampfeswillen zum Vorbild nehmen, um den Krieg doch noch zu gewinnen“. 2017 unternahm die Kirchengemeinde zusammen mit katholischen Christen eine ökumenische Fußwallfahrt auf dem historischen Weg von Fünfbronn nach Hagsbronn.

„Das Fischereiwesen der Stadt Gunzenhausen im 18.  bis 20. Jahrhundert“ gehen Werner Mühlhäußer, der Stadtarchivar und 2. Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde, und Werner Neumann an. Damals lieferte nicht nur der Schafhof, sondern auch das Fischamt seine Einnahmen beim Stadtkämmerer ab. Fischmeister sind seit 1508 in Gunzenhausen nachgewiesen. Die Autoren listen alle Weiher auf, deren Eigentümer zahlungspflichtig waren. Das Fischgut und der Stadtfischer, der die Altmühl von Gunzenhausen bis Wald bewirtschaftete,  waren lange Zeit am Anwesen Osianderstraße 4 beheimatet. Das Volkslied „Ein armer Fischer bin ich zwar…“ kennt jeder, aber viele der Geschichten, die von den Autoren serviert werden, sind unbekannt, beispielswiese die des 15 Jahre alten Fischer-Sohnes Johann Michael Hartung, der „in einer Tiefe bei Wald“ ertrunken ist.

Werner Kugler, der vormalige Dekan von Heidenheim, geht auf „Das Ende der Probsteikirche in Mariabrunn bei Heidenheim“ ein. Bald seiner seiner Erbaung kam sie 1423 zum Benediktinerkloster Heidenheim. Ab 1534 verfiel sie. Ihre Steine fanden für die Klosterhofmauer Verwendung.  Schließlich wurde das Gotteshaus 1782 abgebrochen. Dabei verkalkulierte sich übrigens der Hohentrüdinger Maurer Johann Adam Meyer gründlich, so dass er beim Markgrafen in Ansbach ein Gnadengesuch einreichen musste.  Von dort wurde ihm geholfen.

„Vor 120 Jahren:  Die Cronheimer Filiale Gunzenhausen wird selbständige Pfarrei“. Das ist der Titel einer Abhandlung von Günter Dischinger. Voraus gegangen war nach dem Übergang des Markgrafentums Ansbach an das Königreich Bayern (1806)  die Gleichstellung der christlichen Konfessionen. Von 1817 an wurden die Gläubigen vom Absberger Pfarrer betreut, 1818 kamen die 32 Gunzenhäuser Katholiken zur Pfarrei Cronheim. Der Eisenbahnbau brachte viele Menschen ins Land. So wuchs die katholische Pfarrei  im Jahr 1895 bis auf 568 Seelen an.  1867 wurde Gunzenhausen eine eigene Seelsorgestelle, der Grundstein für eine neue Kirche wurde gelegt (1895 eingeweiht) und Josef Erhard trat als erster katholischer Priester in Erscheinung.  Erster Stadtpfarrer von Gunzenhausen wurde der aus Wolframs-Eschenbach stammende Peter Landwirth (1897).

Auf  „100 Jahre Wolframs-Eschenbach“  und die Umbenenung von Obereschenbach in Wolframs-Eschenbach geht Oskar Geidner, der Stadtheimatpfleger, ein.  1916 hatte der Kaplan Baptist Kurz nachgewiesen, dass Obereschenbach tatsächlich die Heimat des bedeutenden Epikers des Mittelalters ist. Der Autor ist im Staatsarchiv auf Akten gestoßen, die sich auf die Errichtung des Wolfram-Denkmals (1860) beziehen und fand heraus, dass es eine „Finte“ des Stadtrats war, die der Stadt zu ihrem Namen verhalf. Die Eschenbacher hatten Zweifel, ob die Minnesänger-Herkunft  als Begründung allein ausreichen würde und schoben das Argument nach, in Kriegszeiten gebe es wegen der zahlreichen Eschenbachs immer wieder Probleme bei der Postzustellung. Das verfing offenbar. Nebenher hatten die Eschenbacher in dem damaligen Regierungspräsidenten Julius Ritter von Blaul einen starken Fürsprecher.

Heinrich Thein ist heute längst vergessen. Aus der Erinnerungslücke gerissen wird er von Steffen Förster in seinem Beitrag „Heinrich Thein (1888-1969). Der bekannte Bildhauer machte auch in Gunzenhausen Station“.  Im 20. Jahrhundert galt er als einer der ausdrucksstärksten Kleinplastiker.  Der gebürtige Nürnberger (Muggenhof) wuchs als Kind von armen Leuten auf, erlernte beim Vater den Töpferberuf und konnte dann aber die Kunstgewerbeschule besuchen. Verheiratet war er mit der Obermögersheimerin Anna Maria Edelmann. In der ersten bayerischen Republik trat er 1919 als SPD-Kandidat auf und wurde sogar 3. Bürgermeister von Gunzenhausen. Allerdings konnte er offenbar dem Druck der Nazis nicht standhalten und trat schon 1933 in die NSDAP ein. Ein Jahr später schickte er sogar eine Hitler-Figur als Geschenk an den Gunzenhäuser Stadtrat. Das „Kunstwerk“ ist allerdings seither verschollen. Der „Benno-Altar“, der in Meißen zu sehen ist, war sein bekanntestes Werk.

„Das Kriegstagebuch der Realschule Gunzenhausen 1939-1945“ hat Werner Mühlhäußer ausgewertet. Er skizziert anhand von vielen Belegen die Auswirkungen des Kriegs auf den Schulbetrieb in der Stadt. Die ersten Einträge stammen von Lehrer Benedikt Pfaff, der wie die anderen Lehrkräfte die schleichende Militarisierung  der männlichen Schüler, die ständigen Änderungen im Lehrbetriebs und die Folgen des Einzugs von Lehrern zum Kriegsdienst dokumentiert. Das Kriegstagebuch ist nach Ansicht des Stadtarchivars und Schriftleiters von „Alt-Gunzenhausen“ eine ebenso wichtige Quelle für die NS-Jahre wie das Tagebuch von Stadtkämmerer Oskar Maurer.

Dr. Adolf Meier, der frühere Notar von Weißenburg, gilt als ein akribisch arbeitender Autor. Er setzt seine Reihe „Gemeinderecht, Gemeinheitsteilung und Flurbereinigung“ am Beispiel von Aha (mit Edersfeld), Unter- und Oberwurmbach sowie Wolframs-Eschenbach fort.  Ein Auszug: Der Kuhhirte von Oberwurmbach hatte 1851 genau 74 Kühe, 156 Gänse und 152 Schafe zu beaufsichtigen.  Und Andreas Rosenbauer war 1900 der letzte Kuhhirt von Unterwurmbach. Den letzten Gänsewirt gab es 1925. Viele Details, beispielsweise der Streit um das Weidegeld in Edersfeld, sind der Abhandlung zu entnehmen. Das lässt aufhorchen: Wolframs-Eschenbach stellt die anderen Städte Frankens weit in den Schatten. Um 1500 gab es dort 1300 Einwohner, verteilt auf 28 kleine und größere Siedlungen (127 Haushalte innerhalb und 100 außerhalb der Stadtmauer).  Da können sich die Nachbarn nur noch klein machen: Ansbach zählte damals 1200 Einwohner, Gunzenhausen 870, Erlangen 350 und Windsbach immerhin 490. Im Dreißigjährigen Krieg allerdings verlor die Wolframstadt 71 Prozent ihrer Bevölkerung.

„Alt-Gunzenhausen“, das Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, ist im Buchhandel für 15 Euro erhältlich.

Stadtrundgang in Spalt

Sachkundiger Begleiter des Vereins für Heimatkunde war Martin Burkert

Auf den Spuren von Spalatin: Vorsitzender Werner Falk. Foto: PR Agentur HP Lautner

„Der kleine Mann von Spalt“ – das ist der vom Lateinischen ins Deutsche übersetzte Name „Spalatin“. Georg Burkhardt, der  1484 als unehelicher Sohn des Dekans vom Nikolausstift im Städtchen als „Kind der Sünde“  geboren wurde und später seinen bürgerlichen Namen  lateinisieren ließ, ging einen für ihn und die damalige Zeit ungewöhnlichen Lebensweg. Er durfte studieren und wurde zum Freund des Reformators Martin Luther. Dass ihm die Stadt Spalt nach 500 Jahren sozusagen aus dem Fegefeuer holte und ihm als ihren  berühmtesten Sohn ein Denkmal setzte, das offenbart, dass sie heute ein unverkrampftes Verhältnis zu ihrer Geschichte hat.

Martin Burkert, der ehemalige Nürnberger Richter und spätere Präsident des Landgerichts Leipzig, hatte die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen bereits bei einer Vortragsveranstaltung im Mai mit dem Freund Luthers bekannt gemacht. Und führte er eine 42-köpfige Gruppe durch die Hopfen- und Bierstadt, die freilich für den kulturgeschichtlich interessierten Gast mehr zu bieten hat als das neue und attraktive Museum „HopfenBierGut“ im ehemaligen Kornhaus. Aber bevor Spalt zur Hopfenanbauregion mit einem klangvollen Namen in der ganzen Brauwelt wurde, wuchs Wein auf den Hängen über dem Rezattal. Das jedenfalls besagt eine Güterbeschreibung aus dem Jahr 1031. Zuvor schon, nämlich 810, bestand das Kloster Salvator, die Keimzelle der heutigen Stadt.

Das ältere Kloster St. Emmeram ist die Stiftung einer Nürnberger Familie. Die zunächst romanische Basilika wurde 1698 barockisiert.  In der Kirche ist die Madonna zu bewundern, die Spalatin 1519 den Spaltern gestiftet hat. Etwas jünger ist die zweite Spalter Kirche, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist. Sein Atribut sind die drei goldenen Kugeln. Im Gotteshaus gibt es viele Fresken mit Nikolaus-Darstellungen.  Die beiden Chorherrenstifte wurden übrigens 1609 vereinigt – und 1806 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst.

Auf dem Spaziergang entlang der Stadtmauer präsentierte Martin Burkert den Gästen das facettenreiche Spalt auf ganz sympathische Art. Charakteristisch sind die steilen Dächer der Hopfenhäuser mit ihren bis zu sechs Geschossen.  Aufmerksamkeit findet unter den Geschichtsinteressierten stets die „Judensau“-Darstellung an einem Haus in der Stiftsgasse. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist die Darstellung eines Juden mit einem Schwein, also einem für Juden unreinen Tieres. Die Juden wurden so im Mittelalter als Gottesmörder verhöhnt. Von einem „dunklen Fleck in der Spalter Geschichte“ spricht daher der Heimatverein Spalter Land, der eine Tafel nebenan anbringen ließ, um das Relief verständlich zu machen.

„Er durchbricht die Mauer!“ So interpretiert Martin Burkert das Denkmal von Verena Reimann, das am Gabrieliplatz vor der Nikolauskirche steht.  Spalatin wird dargestellt als einer, der aus der Mauer heraustritt, gleichsam ein Sinnbild für die nach etlichen Jahrhunderten gewonnene neue Perspektive der  katholischen Spalter mit Blick auf ihren berühmten protestantischen Sohn.