Ist der „soziale“ Wohnungsbau eine Aufgabe der Städte? Der Weißenburger Stadtentwickler Ulrich Heiß bejaht diese Frage. Er möchte nicht allein auf die privaten Investoren setzen, sondern erschwinglichen Wohnraum für Menschen schaffen, die es nicht so „dicke“ haben. Heiß stellt fest, dass das augenblickliche Angebot hochpreisig ist und deshalb von schlechter situierten Haushalte nicht angenommen werden kann.
Der Architekt aus dem Weißenburger Stadtbauamt wünscht sich, dass die Stadt die Förderkonditionen ausschöpft und sich als Bauherrin engagiert – so wie sie es beispielsweise bei der Neuanlage am Birkenweg getan hat. Dort sind im Frühjahr letzten Jahres 15 barrierefreie Wohneinheiten im Zuge des verdichteten Bauens bezogen worden. Er spricht in der neuen Ausgabe von „villa nostra“, den Weißenburger Blättern für Geschichte, Heimatkunde und Kultur sogar von einem „expliziten Mehrwert“.
In der Publikation, die jährlich dreimal erscheint und in den städtischen Dienststellen kostenlos abgegeben wird, gibt Stadtarchivar Reiner Kammerl unter dem Titel „Von der Brandstütze zum Reihenhaus“ einen Überblick des städtischen Wohnungsbaus seit der Zeit, in der Weißenburg noch Reichsstadt war.
Den „sozialen“ Wohnungsbau hat es in der Wildbadstraße und Auf der Wied schon im 18. Jahrhundert gegeben. Als der industrielle Boom Ende des 19. Jahrhunderts auch Weißenburg erfasste, schufen private Bauunternehmer Häuser mit kleinen Gärten (Westliche Ringstraße, Nördliche Ringstraße, Eichstätter Straße und Römerbrunnenweg). Es waren eingeschossige Häuser mit Zwerchhaus. Sie stehen zum Teil heute noch. Die Wohnungsnot bleibt bis 1912 eine gemeinnützige Baugenossenschaft gegründet wird, „um den Kleinwohnungsbau zu unterstützen“. Sie geht einige Jahre später in der Siedlungsgenossenschaft „Eigenheim“ auf. Die Stadt ließ im letzten Kriegsjahr 1918 „zur vorübergehenden Nutzung“ Notwohnungen für Arbeiterfamilien errichten. Beachtlich ist, dass bereits 1912 die „Stadterweiterungskommission“ zur Feststellung kam, das „strahlenförmige und unschöne“ Bauen an der Peripherie verhindert werden soll, schon allein wegen der hohen Erschließungskosten. Das führte zu einer verdichteten Bebauung, sprich einem Reihenhausprojekt in der Niederhofener Straße. Es kommen Baracken und Behelfsheime dazu (beispielsweise zweistöckige Holzbaracken in der Steinleinsfurt), die erst in den sechziger Jahren abgerissen werden, bevor sich jemand Gedanken machen konnte, ob sie aus denkmalpflegerischer Sicht nicht erhaltenswürdig gewesen wären. Anfangs der dreißiger Jahre entsteht die „Galgenbergsiedlung“ mit zwölf Doppelhäusern. Weitere 60 „Siedlerstellen“ entstehen bis 1936. Einfache Behelfsheime baut das Deutsche Wohnungshilfswerk während des Zweiten Weltkriegs. Sie haben keinen Wasser- und Abwasseranschluss, nur zwei Räume und einen Ofen. Die von der Stadt erbauten Holzbaracken werden bis 1970 abgerissen.
Mit der konsequenten Räumung des „Barackenwohnungselends“ beginnt die Stadt 1964. Es verschwinden die „Holzbarackenstadt“ am Habermühlweg mit 29 Behelfsheimen, die vier Großbaracken (mit 17 Wohnungen) am Kreuzweg, die Wohnbaracken in der Steinleinsfurt und am Römerlager sowie das einstige Ostarbeiterlager.
Aus dem Kriegstagebuch von Christian Preu (1870/71)
Ungeschönt und unzensiert ist das Kriegstagebuch des Markt Berolzheimer Bauern Christian Preu, der 3. März 1871 zu den deutschen Soldaten gehörte, die in Paris einmarschierten. Von der heroischen Begeisterung war er voll erfasst: „Die Franzosen machten schiefe Gesichter auf uns. Der Hass und Groll der Pariser war arg, aber sie mussten sich geduldig dreingeben, denn es war eine große Schmach für sie, von den Deutschen besiegt zu werden“ notierte er in sein Tagebuch, das nach 150 Jahren von einem Berolzheimer zufällig entdeckt wurde. Daniel Burmann, der ehrenamtliche Gemeindearchivpfleger, spricht von einem absoluten Glücksfall und misst den Wert der Aufzeichnungen am Blickwinkel eines rangniederen Soldaten und eben nicht aus der Feder eines Politikers oder Militärs. Veröffentlicht ist das Kriegstagebuch in der aktuellen Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“, dem Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen.
Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 ist heute weithin vergessen. Wie Autor Daniel Burmann feststellt, liegt das wohl auch daran, dass die globalen Auswirkungen der folgenden Weltkriege ihn sozusagen in den Schatten stellen. Deutschland, das den Krieg gewann und sich das Elsaß und Lothringen einverleibte, ging gestärkt aus der Schlacht hervor und erlebe danach seine Reichsgründung.
Christian Preu war ein Bauernsohn, der 1879 Walburga Wiesinger aus Lengenfeld heiratete und mit ihr drei Töchter hatte. Es ist ungewöhnlich, dass ein einfacher Soldat die militärischen Geschehnisse so exakt festgehalten hat. Immerhin haben seine handschriftlichen Aufzeichnungen einen Umfang von 34 Seiten in einem alten Rechenbuch von 1764. Der Autor hat den Schreibstil Preus weitgehend beibehalten, die leichten Korrekturen nur vorgenommen, um den Text verständlich zu machen.
Der Soldat gehörte zur 4. Kompanie des 15. Infanterieregiments in Neuburg, das am 17. Juli 1870 zur Mobilmachung rief. Schon zehn Tage später ging es fußläufig in Richtung Harburg (mit Ziel Speyer) los. Über die Pfalz rückte die Truppe ins Elsaß ein, wo sie den Kanonendonner der „Schlacht bei Weißenburg“ hörten. Schrecklicher Regen begleitete das Biwak. Preu erlebte die Einnahme von Nancy. „Furchtbare Märsche, Hungersnot, Hitze und Elend stieg aufs Äußerste“, notierte der Berolzheimer. Zudem brach die Ruhr aus, so dass nicht mehr alle marschfähig waren. Die deutschen Kämpfer fanden in Frankreich sozusagen verbrannte Erde vor: „Die Franzosen marschierten vor uns ins Innere Frankreichs, plünderten und verzehrten fast alles, was da war“. Die „Schlacht bei Sedan“ am 1. und 2. September war für die Deutschen kriegsentscheidend. Noch Jahre danach feierten die Sieger den „Sedanstag“.
Auf dem Marsch auf Paris machte der fränkische Biertrinker erste Bekanntschaft mit französischem Wein („…mehr als zehn Eimer“). Mit seinem Kameraden Rottenberger aus Pfofeld schleppte er noch ausreichend Rebensaft ins Quartier. Die französischen Kriegsgegner hatten alles liegen und stehen lassen bevor sie die Flucht ergriffen. Preu wähnte sich auf der Berolzheimer „Buchleiten“ , denn ähnlich war sein Blick in den Pariser Vorort: „…nichts als Stadt und nirgends kein Ende“. Er geriet in ein schreckliches Geschützfeuer, wo neben ihm „zwei Mann gleich plötzlich tot waren“. Den 2. Weihnachtsfeiertag feierte er mit seinen Landsleuten Georg Bieber, Georg Schmidt, Michael Guthmann und Georg Frank in einer Weinrestauration.
Bei Matsch und Dreck mussten die Soldaten „schrecklich viel aushalten“. Christian beklagt in seinen Aufzeichnungen, dass er sich vom 8. September 1870 bis zum 13. März 1871 nicht ein einziges Mal des nachts vollständig ausziehen konnte. Nach der siegreichen Schlacht von Paris in den ersten Januartagen 1871 gönnte er sich mit Kameraden einen „Spaziergang nach Versailles“: „Wir konnten uns nicht genug sehen und kann auch die Pracht und Schönheit nicht beschreiben“. Preu war dabei, als der deutsche Kaiser am 1. März in Paris einmarschierte. Drei Tage gab es für die Sieger „Froh“ (Franc)-Zulage, die von den Parisern zu zahlen war, wie Preu notierte.
Auf dem Rückzug verbrachte der Deutsche das Osterfest bei einer französischen Familie („…des Abends mußte ich mich mit ihnen zum Feuer setzen“) und nach den 80 Tagen im Standquartier ging es Richtung Heimat. „Herzergreifend“ empfand er den Empfang in der Pfalz, wo er und seine siegreichen Kameraden von Neuburger Reitern und Mädchen mit Kränzen und Sträußen unter großem Jubel empfangen wurden. Und natürlich erklang die „Wacht am Rhein“, als die Truppe über den Rhein marschierte. „Ich rühme die Güte Gottes, der mir Gesundheit geschenkt hat, so dass mir keine Stunde was fehlte“, dankt er abschließend in seinen Notizen.
2020 wird als das „Jahr der Corona-Pandemie“ in die Annalen eingehen. Dabei wird aber leicht übersehen, dass schon früher die Menschen von grässlichen Epidemien betroffen waren. Die „Blattern“ waren gefürchtet und kosteten vielen das Leben, aber auch die Rote Ruhr und Scharlach waren Krankheiten, die sich seuchenartig verbreiteten. Davon berichtet Stadtarchivar Werner Mühlhäußer in seinem Beitrag zur Ortsgeschichte von Laubenzedel in der neuen Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“, der Jahrespublikation des Vereins für Heimatkunde.
Im 17. und 18. Jahrhundert waren die hygienischen Missstände allenthalben verbreitet, es gab Mangelernährung und auch die harte Arbeit war nicht dazu angetan, den Menschen ein angenehmes Leben zu schenken. In Laubenzedel brachen die Blattern beispielsweise 17 Mal aus. Mehr als zwanzig Männer und Frauen starben. Heute überschlagen sich die Warnungen via Fernsehen und Internet, damals gab es den öffentlichen Aushang: „Hier in diesem Hause herrschen die Blattern und wird Jedermann vor dem Zutritt desselben ernstlich gewarnt“.
Conrad Babo, Heinrich Vogelein und Hermann de Lieboltessedele werden in der ersten schriftlichen Erwähnung Laubenzedels als Bürger genannt. In alten und glaubwürdigen Schriften fand Stadtarchivar Werner Mühlhäußer auch noch andere Namen: Lauboltsedel, Lubenzedle oder Labezedel. In der Topographie von Gottfried Stieber wird eine eigene Pfarrei erstmals 1565 genannt. Breiten Raum widmet der Autor der 1415 erbauten St. Sixtuskirche und den wiederholten Sanierungen. Vom markgräflichen Hofbildhauer Giuseppe Volpini stammen die Kanzel und der Altar. Die Kosten trugen die Laubenzedeler, die 1709 allerdings schockiert vernehmen mussten, dass der markgräfliche Kastner (Red: Finanzreferent) 368 Gulden aus ihrem „Heiligen“ (Geld der örtlichen Kirchenverwaltung) veruntreute bevor sich seine Spur in der Schweiz verlor. Immerhin meinte es Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, der sich oft in der Wildmeisterei Lindenbühl bei Haundorf aufhielt, einigermaßen gut mit den Laubenzedelern und erstattete ihnen 200 Gulden. Und seine Gefährtin Elisabeth Wünsch, die mit den vier gemeinsamen Kindern im Schlößchen Georgental und im Walder Schloss lebte, schenkte ihnen wiederholt „gemödelte weiße Kerzen“.
Eine Feuersbrunst, wie sie zuletzt im Dreißigjährigen Krieg zu erleben war, brach 1755 auf den Ort herein. Beim Webermeister Jerg Leonhard Hörauf nahm sie ihren Anfang und griff auf neun Gebäude über. Der Markgraf, der sich in seiner Gunzenhäuser Residenz aufhielt, schickte seine Leibkompanie zur Hilfe. Verursacherin war übrigens die Ehefrau Höraufs, die gegen Mitternacht einem unruhigen Ochsen Futter bringen wollte, wobei das offene Licht Streu und Heu entzündete. Den Meister selbst schleppten die Helfer durch eine Fensteröffnung ins Freie. Zwei Jahre später brannte das Wirtshaus von Johann Michael Huber. Auch in diesem Fall kam markgräfliche Hilfe schnell. Erbprinz Alexander, der seinen in Gunzenhausen dahinsiechenden und drei Tage später sterbenden Vater beistand, ritt höchstselbst nach Laubenzedel, wobei der 21-Jährige aber unglücklich vom Pferd stürzte.
Wie Werner Mühlhäußer feststellt, ließen sich die Truppen des französischen Kaisers Napoleon auf ihren Eroberungsfeldzügen wiederholt von den Laubenzedelern verköstigen. Pfarrer Frobenius vermerkte in seinem Kirchenbuch einen Vorfall der besonderen Art: „Grab bestohlen“. Das Grab des eineinhalbjährigen Bauernsöhnchens Pfeifer wurde aufgebrochen und aus dem Sarg das Leichentuch gestohlen. Hinter der Tat vermutete man einen französischen Soldaten, der wohl dem Aberglauben anhing, sich auf diese Weise gegen Verwundungen „durch Hieb und Schuß“ schützen zu können.
Unter den Wirten des Dorfes befand sich auch Simon Vogel vom „unteren Wirtshaus“, der 1725 starb „nachdeme er ganz engbrüstig worden, vom Fleisch gefallen und daran gestorben“. Besser erging es der Schuhmacherstochter Barbara Tröster, die nach ihrer Heirat mit Lorenz Winckler, einem im Dorf angesehenen Soldaten und Reiter, sechs Kinder gebar. Sie war 1716 in Gunzenhausen als Hebamme tätig und später am markgräflichen Hof in Ansbach. Die Geburtsheferin durfte mit nach England reisen, um der Ehefrau des englischen Thronfolgers bei der Geburt ihres Sohnes fürsorglich beizustehen. Weniger umsorgt entband 1784 die ledige Bauerstochter Katharina Barbara Meier auf dem Fußweg nach Schlungenhof mit Hilfe einer zufällig vorbeikommenden Frau ihre Tochter. In ein Schnupftuch gewickelt erblickte das Kind das Licht der Welt, die Kindsmutter gelangte auf einem Schubkarren nach Hause.
Eine „schöne Leicht“ gab es längst nicht für alle. Weil der Schluss seines Lebens „nicht zum besten, sondern böß und ärgerlich“ war, wurde beispielsweise nach fürstlichem Hofratsbefehl die Beisetzung des Bäckers und Branntweinbrenners Johann Leidel am 5. November 1709 um „gewisse Ceremonien“ gekürzt, d.h. es läutete nur eine Glocke und Sterbelieder durften auch nicht gesungen werden.
Einen Tadel des Gunzenhäuser Dekans handelte sich 1772 der verwitwete Schneidermeister Johann Christoph Engelhard ein, der seine verstorbene Frau nicht länger betrauern wollte und schon zehn Wochen und einen Tag nach deren Hinscheiden ein zweites Mal heiratete. Eine Bußpredigt des Ortspfarrers musste sich Leonhard Ruep anhören, als er Apollonia Gerhäußer aus Büchelberg ehelichte. „Wegen der gros schwangeren Braut“ gab es keinen Brautkranz, keinen Tanz und auch kein Saitenspiel.
Weitere Beiträge in „Alt-Gunzenhausen“ sind: „Alte Friedhöfe an der Altmühl“ (Werner Somplatzki), „Kurzgefasste Ortsgeschichte von Schlungenhof“ (Siglinde Buchner), „Grabplattenfunde aus der Marienkirche in Großlellenfeld“ (Hermann Thoma), „Die Mühlen von Muhr“ (Günter L. Niekel), „Von Bettelvögten und Polizeidienern“ (Werner Mühlhäußer und Werner Neumann), „Christian Friedrich Möbius – Stadttürmer und Stadtmusikus in Gunzenhausen“ (Laura Meyer), „Die Grundungszeit des Sängerbundes 1861 Gunzenhausen“ (Annalena Brand), „Kriegstagebuch aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71“ (Daniel Burmann) und „Nationalsozialismus und Antisemitismus in Gunzenhasuen 1919 bis 1924“ (Werner Mühlhäußer).
Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist im Buchhandel (telefonischer Bestell- und Lieferservice) sowie bei Getränke-Seifert in Schlungenhof und in der Raiffeisenbank Laubenzedel für 15 Euro erhältlich.
„Alt-Gunzenhausen“ mit Beitrag über Ortsgeschichte
Markus Schober, der junge Ortssprecher von Schlungenhof, wandelt auf den Spuren gleichnamiger Gemeindevorsteher aus dem 19. Jahrhundert: Johann Leonhard Schober leitet die selbständige Gemeinde von 1846-1855 und Johann Georg Schober war von 1869-1875 der Gemeindechef. Diese Erkenntnis hat Siglinde Buchner, die ehrenamtliche Kreisarchivpflegerin, gewonnen. Sie skizziert im jetzt erschienenen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ wesentliche Facetten der Schlungenhöfer Ortsgeschichte.
Landwirtschaftlicher Grundbesitz in Schlungenhof wurde erstmals 1364 nachweisbar verliehen. Historikerin Siglinde Buchner geht aber davon aus, dass es den Ort schon zuvor gegeben hat. Bis zum 15. Jahrhundert nannte sich die Siedlung Slummenhof, Slummenhofen oder Schlumpenhoff. Die Namensgebung könnte auf den Familiennamen Slump (1497) oder auf die Bodenbeschaffenheit („schlammiger Hof“) zurück gehen. In der ersten urkundlichen Erwähnung wird Hainrich Schauchman zu Guntzenhusen“ erwähnt, der bei „Slumenhof“ einen Acker von der Ellwanger Reichsabtei zur Bewirtschaftung bekam. Sie besaß schon 1364 drei Anwesen im Ort, die an die Herren von Lentersheim verliehen waren. Zu den Flurstücken gehörten die Rorachwiese, die Mertinswiese (heute: Märtelwiese), die Bühl- oder Brügelwiese, der Brücklins- oder Bürglinsacker, der Strigelacker, der Tanacker und die Sinderlache.
Die Autorin widmet sich in ihrer Darstellung umfassend den Grundherren von Schlungenhof, also der Reichsabtei Ellwangen, den Herren von Lentersheim (sie hatten in Neuenmuhr ihren Sitz). Bis ins 16. Jahrhundert hinein veränderte sich an den Besitzverhältnissen wenig. Es gab 27 Anwesen und ein Hirtenhaus. Allerdings wütete der Dreißigjährige Krieg schwer, mehr als die Hälfte der Häuser wurden zerstört. Die Glaubensflüchtlinge aus Österreich kamen und bauten neu auf. Einige ihrer Namen waren: Schmidtöhl, Baumgartner, Oberhäuser, Binder, Jungmair, Kern, Schauer, Thalmann und Waldschlager. Etliche Nachkommen gibt es heute noch.
1431 ging der Ort in den Besitz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach über. Schlungenhof lag strategisch günstig zwischen der Gunzenhäuser und der Lindenbühler Wildfuhr. Die Herrscher schätzten die wasserreiche Gegend, zumal sie dort Reiher und Kraniche jagen konnten.
Nach der Abdankung des letzten Markgrafen (1792) gelangte Schlungenhof in preußischen Besitz, 1806 wurde der Ort bayerisch und fünf Jahre später mit Laubenzedel zu einer Ruralgemeinde (Red: Landgemeinde aus verschiedenen Siedungsteilen) zusammengelegt. Als die Adeligen 1848 alle gutherrlichen Gewalten einbüßten, weil sie an den Staat übergingen, wurden die Schlungenhöfer Bauern aus ihrer mehr als 900-jährigen Knechtschaft entlassen.
Die Lehenbücher der Reichsabteil Ellwangen und das älteste Gunzenhäuser Stadtbuch sind für die Wissenschaftler von heute bedeutsame Grundlagen, die Fischereiordnung von 1447 regelte beispielsweise die Nutzung der Fischwasser zwischen Aha und Muhr. Von Walburgi bis Jakobi war den Fischern „mit tauppeln und hammen“ (Kerschern) freie Hand gegeben, nur Reusen durften sie nicht „darein legen“. Immerhin gab es damals noch reichlich Hechte, Karpfen, Elten, Barben, Arauschen, Persinge, Ruppen, Weißfische und Krebse.
Bei ihren Forschungen ist Siglinde Buchner, die zum festen Stamm der Autoren des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen zählt, auf einen besonderen Zeitgenossen gestoßen: Matthes Bauer, der vom ärmlichen Gänsehirtenjungen aus der Laubenzedeler Nachbarschaft zum reichen Kaufmann in Nürnberg mutierte. Der „mit Steinen belegte Fußsteig von Schlungenhof nach Laubenzedel wurde 1770 als „sehr nützlich gegen Unfälle“ gewürdigt.
Dass die Schlungenhöfer im 17. Jahrhundert auch Tabak angepflanzt haben, das geht aus einem markgräflichen Dokument von 1693 hervor. Die Schlungenhöfer lehnten aber den verlangten Zehnt ab. Nach dem herrschaftlichen Ansbacher Reskript war den privaten Tabakbauern der Anbau unter Auflagen erlaubt, verkaufen durften sie den Tabak nur außerhalb des Landes. Aber reich wurden die Schlungenhöfer mit dieser Sonderkultur nicht, denn ihre Böden waren zu nährstoffreich. Die Blätter blieben schwarz-grün und hatten einen zu hohen Salpetergehalt, mithin war der Tabak zum Rauchen zu stark.
Große weiße Vögel, die man in „dasiger Gegend“ sah, und die größer als eine Gans waren, nannte der Volksmund „Nimmersatt“. Sie gehörten zur Familie der Störche. Von ihnen wusste man, dass sie mit ihrem eine halbe Elle langen Schnabel sogar einen dreipfündigen Karpfen verschlucken würden. Der Markgraf ließ sich zwei dieser seltenen Vögel aus dem Entenpfuhl „gefangen und lebindig“ in die Sommerresidenz nach Triesdorf bringen.
In der „Oberdeutschen allgemeinen Litteraturzeitung“ schwärmte der Rezensent eines Reisehandbuchs von 1788: „In dem Weiler Schlungenhof findet man Herden schönster Gänse – von Schwanengröße und Schwanenweiße“. Und die „Neuen wöchentlichen Nachrichten“ aus Göttingen waren begeistert von „Heerden von tausend, anderthalb tausend Stücken der schönsten Gänse“. Seither ist es für die Schlungenhöfer eine Ehre, als „die Gänsrupfer“ geneckt zu werden.
„Alt-Gunzenhausen“ gibt es im Buchhandel (Bestell- und Lieferservice), aber auch bei Getränke-Seifert in Schlungenhof und in der Raiffeisenbank Laubenzedel (15 Euro).
Jahrbuch 75 von „Alt-Gunzenhausen“ erscheint demnächst
Noch heuer erscheint das 75. Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“, das vom Verein für Heimatkunde herausgegeben wird. Und in drei Jahren gibt es ein weiteres Jubiläum: das Jahrbuch wird dann 100 Jahre alt, denn 1923 ist im Jubiläumsjahr der Stadt (1100 Jahre) das erste Exemplar dieser Schriftenreihe gedruckt worden. Das bedeutet zugleich, dass der Verein und die Stadt gemeinsam feiern können, denn Gunzenhausen wurde vor 1200 Jahren, also im Jahr 823, erstmals urkundlich erwähnt.
Die Vorbereitungen für das neue Jahrbuch sind so gut wie abgeschlossen, wie Vorsitzender Werner Falk in der letzten Vorstandssitzung im Gasthaus „Altes Rathaus“ mitteilte. Werner Mühlhäußer, der 2. Vorsitzende und Schriftleiter, stellte den Inhalt der neuen Publikation vor, die einen Umfang von rund 250 Seiten haben wird. „Damit können wir uns“, so der Vorsitzende, „in Mittelfranken sehen lassen“.
Werner Somplatzki (Trommetsheim), der Kreisheimatpfleger für die Archäologie, setzt sich mit den hallstattzeitlichen Friedhöfen schon in Unterasbach, Dittenheim, Ehlheim sowie Markt Berolzheim auseinander und berichtet von bisher unveröffentlichten Untersuchungen, die die Forschungen von Reichslimeskommissar Dr. Heinrich Eidam ergänzen.
Von Schlungenhof gibt es bisher noch keine Ortschronik. Diesem Defizit begegnet die Weissenburger Autorin Siglinde Buchner. Die erste urkundliche Erwähnung datiert sie auf das Jahr 1364. Sie geht auch dem Beinamen „Gänsrupfer“ nach, der den Schlungenhöfern seit Jahrhunderten anhängt. Immerhin ist bereits 1789 in einer Reisebeschreibung die Rede von „großen, schönen weißen Gänsen“, die dort gehalten wurden. Zudem haben die Schlungenhöfer „seltene Vögel“ in die markgräfliche Sommerresidenz nach Triesdorf gebracht, wo der Regent reichlich Gefallen an der Jagd fand.
„Wer war die adelige Dame im Blumenbeet?“ Diese Frage beantwortet Hermann Thoma (Goldbühl). Er definiert den Fund eines Grabdenkmal-Fragments von Kleinlellenfeld und hat festgestellt, dass es sich entgegen bisheriger Annahmen nicht um eine Dame, sondern um einen Herrn handelt, nämlich Friedrich von Eyb, der 1606 nach einer durchzechten Nacht in Cronheim in einem Streit verletzt wurde und nach sechs Tagen Krankenlager „dahingerafft“ wurde.
„Bausteine zur Ortsgeschichte von Laubenzedel“ schlichtet Werner Mühlhäußer auf, indem er alte Kirchenbücher auswertet. Dabei hat er eine interessante Persönlichkeit entdeckt: die Hebamme Barbara Winkler. Sie ist einst vom markgräflichen Hof in Ansbach nach England entsandt worden, um dem englischen Kronprinzen bei der Geburt seines Sohnes Beistand zu leisten.
Werner Mühlhäußer und Werner Neumann (Weißenburg) stellen „Das Polizeiwesen in Gunzenhausen im 18. bis 20. Jahrhundert“ dar. Dabei tischen sie so manche Episode auf, die in Verbindung mit dem Wirken der Gunzenhäuser Stadtpolizei steht, die 1958 aufgelöst wurde.
Seit Jahren begleitet Stadtarchivar Werner Mühlhäußer den wissenschaftlichen Nachwuchs, der sich ihm präsentiert, wenn es um Seminararbeiten am Simon-Marius-Gymnasium geht. Mit dem Stadttürmer Friedrich Möbius beschäftigt sich Laura Meyer (Muhr am See), einer schillernden Figur. Er war der letzte Stadtmusikus in Verbindung mit der Funktion des Blastürmers. Noch mit 80 Jahren ist er auf den Turm gestiegen. Er hat den Gesangverein Liederkranz 1834 mitbegründet, ebenso den Sängerbund 1861.
Die zweite Seminararbeit stammt von Annalena Brand, einer Enkelin des früheren Stadtrats Theo Eschenweck. Sie nimmt sich den Sängerbund 1861 vor und wertet die alten Protokollbücher aus.
Daniel Burmann aus Markt Berolzheim ist durch Zufall auf das Kriegstagebuch von Christian Preu aus Markt Berolzheim gestoßen, in dem dieser von seinen Erlebnissen im deutsch-französischen Krieg 1870/71 berichtet. Preu war auf den Kampffeldern in Sedan, in Weißenburg/Elsaß und bei der Belagerung von Paris dabei.
„Die Lokalzeitung als Quelle zu den Anfängen des Nationalsozialismus in Gunzenhausen in den Jahren 1917-1925“ ist ein weiteres Thema, dem sich Werner Mühlhäußer annimmt. Er ergänzt damit die bisherigen Veröffentlichungen von Wilhelm Lux und anderen in „Alt-Gunzenhausen“, die in 16 Jahrbüchern von 1987 bis 2013 erschienen sind. Zentrales Thema sind die Anfänge des Antisemitismus in der Stadt.
Die „Mühlen von Muhr“ stellt Günter Niekel vor, wobei er neben der Mühle am Dorfgraben und dergleichen an der Altmühl vor allem auf die Nesselbachmühle eingeht, die 1978 „einstürzt worden ist“. -fa-
Einen Mitgliederzulauf wie noch nie hatte der Verein für
Heimatkunde im letzten Jahr. 30
Gunzenhäuser sind eingetreten, so dass er nunmehr 317 Mitglieder zählt. Wie
Vorsitzender Werner Falk in der Jahresversammlung hervorhob, ist das der
historische Höchststand des seit 141 Jahre bestehenden Geschichtsvereins.
Seine Serie „Samstagsexkursionen“ hat der Verein im letzten
Jahr fortgesetzt, und zwar mit Besuchen in Bechhofen, Heidenheim und Abenberg.
Dahinter steht der Gedanke, den heimatgeschichtlich interessierten Menschen die
Schätze der Heimat näher zu bringen. Dies sind oftmals unspektakulär, aber
deshalb nicht minder kostbar. Die Vorstandschaft ist mit der Resonanz
zufrieden, denn im Durchschnitt waren es dreißig Mitglieder, die als Selbstfahrer
zu den Exkursionsterminen kamen.
Mit Vorträgen über die „Glocken unserer heimlichen Kirchen“
von Pfarrer i.R.Günter L. Niekel aus Muhr am See und über die „Felsenkeller von
Gunzenhausen“ von Lothar Hiemeyer (Würzburg-Gunzenhausen) rundete der Verein sein Veranstaltungsangebot
ab.
Die Herausgabe des 74. Jahrbuchs „Alt-Gunzenhausen“ war der
Höhepunkt. Die 274 starke Publikation enthält 15 Beiträge zur lokalen Historie
aus der Feder von 14 Verfassern. Der Verein hat mit diesem Jahrbuch Verbindung
zu namhaften Universitätsbibliotheken und Geschichtsvereinen in ganz Deutschland.
Wie aus dem Bericht von Schatzmeister Hans Minnameyer hervor
ging, steht es um die Finanzen des Vereins gut, zumal sich neben privaten Sponsoren
auch die Stadt und der Landkreis, der Bezirk und die Hirschmann-Stiftung sowie
die Sparkasse und die RaiffeisenVolksbank Mittelfranken-West finanziell
engagieren.
„Wir begegnen alten Gunzenhäusern“ lautete der Titel eines ungewöhnlichen
Vortragsformats von Werner Falk und Ernst Renner. Die Teilnehmer der Veranstaltung in der „Seeadlerstube“
des Gasthauses „Adlerbräu“ sahen sich konfrontiert mit prägenden Persönlichkeiten
der Stadt, wobei es den Vortragenden wichtig erschien, die Porträts nach der
Originalität der Menschen vorzustellen und weniger nach ihrem
gesellschaftlichen Habitus. Wie geplant entwickelte sich ein munterer Austausch
von Erinnerungen und Episoden. Ein zweiter Teil soll folgen.
Auf die Veranstaltung „Gunzenhäuser Häuser erzählen“, die
von den neuen Stadtführern am 8. März anlässlich des „Weltgästeführertags 2020“
angeboten wird, wies Hartmut Röhl hin. Um 14 und 15 Uhr können sich
Interessierte am Glockenturm treffen, von wo aus der kostenlose Stadtspaziergang
beginnt. Cornelia Röhl ist gegenwärtig
mit der Planung eines Zeitzeugenprojekts zum Leben des Naturheilkundigen Johann
Reichardt befasst. Sie sucht Menschen, die sich an den „Goldmacher“ erinnern oder
gar Episoden schildern können.
Mittelalterlicher Chronist im Dienst des Fürstbischofs von Eichstätt
Zu den
markanten Persönlichkeiten des Mittelalters, die aus Arberg stammen, zählt
Georg Motzel, der im 17. Jahrhundert Generalvikar des Fürstbischofs von
Eichstätt war. Er wird als ein Mann mit bewundernswertem Fleiß, mit
einzigartiger Klugheit, Würde und Liebenswürdigkeit charakterisiert. Georg Motzel (1605-1660) hat der Nachwelt nicht nur
Pfarrbeschreibungen hinterlassen, sondern berichtet in zwölf Bänden (nur noch
sieben sind erhalten geblieben) von den Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg.
Autor Karl Rieger nennt in „Alt-Gunzenhausen“, der
Jahrespublikation des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, den Familiennamen ungewöhnlich
und mehrdeutig und bezieht sich auf die
Sprachwissenschaftler von heute. Die Familie wird im oberen Altmühltal erstmals
um 1539 genannt, Georg Motzel gilt als der Stammvater der Arberger Motzel. Er
war Kastner, sprich für die Finanzen im bischöflichen Amt Arberg zuständig,
aber auch für die öffentliche Ordnung (Polizeigewalt), er fungierte als
Waldaufseher und er war an mehreren Hexenverfolgungen beteiligt. Von ihm stammen akribisch angefertigte
Berichte zu den Kosten der Hexenprozesse, beispielsweise „Fanggeld“ für die
Amtsknechte, Verköstigung („Zehrung“)
für die Wächter, Botenlöhne, Feuerholz, eiserne Ketten zur Fesselung und
Entlohnung des Henkers. In den 22 Jahren
seines Dienstes hatte er auch das Richteramt inne. Aus den Ehehaftsordnungen, in
denen die Rechte der Bauern und der Herrschaften geregelt waren, geht
beispielsweise hervor, dass er 1598 den Arberger Peckh mit einer Geldstrafe belegte,
weil sich an einem „verbottenen Bußtag der Bäpstlichen Heylligkeit“ verlaubte, eine
„Bradtwurst“ zu verspeisen. Hannß Mayr, den
„marggräfischen Unterthan zu Oberhabenbach“ (Oberhambach) musste drei Gulden zahlen, weil er seinen
Bruder in einem Mörsacher Wirtshaus „mit einer Hauen geschlagen“. Der Arberger
Metzger Peter Peringer, der das Fleisch ungesalzen verkaufte und obendrein auch
noch „Kling und Köpff unter den fleisch mitgewogen“ hatte, musste sechs Gulden
blechen. „schwartz getreidt“ verarbeitete Andreas Friedlein Peckh zu einem
minderwertigen Brotteig, dessen Pilz-Giftstoff eine halluzinogene Wirkung hatte
(vergleichbar: LSD).
Der Vater
schickte seinen Sohn gleichen Vornamens an die Universität nach Eichstätt und
war bestrebt, ihn frühzeitig an die Wissenschaften heranzuführen, eine „vorzügliche
Zierde der Jugend“. Tatsächlich peilte
er „sehnsüchtig nach dem philosophischen Lorbeer einer höheren Weisheit“. Er ging auch nach Rom, um sich dort
theologischen Lehren hinzugeben, kehrte aber bald nach Eichstätt zurück, wo ihn
Fürstbischof Christophorus von Westerstetten 1632 in den Bischöflichen Rat
berief und ihn zu seinem Generalvikar in
geistlichen Fragen machte. Er verfasste Pfarrbeschreibungen und schrieb mit der
Hand zwölf Bände über den „Schwedenkrieg“ in Arberg und der Umgebung „ohne jegliche
Bezahlung getreu nach meinem bescheidenen Talent“.
Demnach
lagerten schon 1620 bayerische Reiter in Arberg und nahmen mit 343 Pferden
Quartier. 1633 kam es auf den Feldern zwischen Ornbau und Triesdorf zu einer
Schlacht zwischen kaiserlichen und schwedischen Truppen. Johann de Werth und seinen 3000 kaiserlichen Soldaten standen
1500 „schwedische“ Reiter des Herzogs Bernhard von Weimar gegenüber. Die Kaiserlichen zogen sich hinter die
Ornbauer Stadtmauer zurück und flüchteten dann in Richtung Gunzenhausen, aber
die schwedischen Truppen räuberten im Städtchen furchtbar und brannten in der
Vorstadt bis zu 40 Häuser nieder. Sie töteten die Waffenmüller und den Müller
Fackler von Wiesethbruck, nahmen alles Vieh mit, so dass im ganzen Amt Arberg
nur mehr 17 Viecher vorhanden waren.
Komplett entvölkert waren am Ende Mörsach, Gothendorf, Röttenbach und
Georgenhaag. Allein 1634 starben in Arberg 104 Menschen an Seuchen und
Unterernährung. Was die marodierenden Soldaten in der Großlellenfelder Pfarrei anrichteten, das ist nicht bekannt,
da der Pfarrer „sich oft wochenlang in den Wäldern verstecken musste“, wie den
Pfarrmatrikeln zu entnehmen ist, und daher keine Gelegenheit hatte, alles zu
dokumentieren.
Übrigens:
Georg Motzel hat seine letzte Ruhestätte im Eichstätter Dom unweit der Heiligen
Walburga gefunden. Er war „reich an Verdiensten, aber nicht an Jahren“,
bilanziert der Autor Karl Rieger, denn er starb erschöpft nach all den
strapaziösen Jahren im Alter von 54 Jahren.
Der Altmühl-Bote berichtete in seiner Ausgabe vom 3. Janaur 2020:
Volles Haus und frohes Lachen gestern in der Weinbergstraße 26 auf dem Reutberg I: Stadtrat Werner Falk hatte seinen 70. Geburtstag, und viele kamen, darunter auch fast der komplette Stadtrat.
Werner Falk gehört dem Stadtparlament seit Anfang dieser Wahlperiode
an, also ab Mai 2014. Er ist Einzelkämpfer für die FDP, aber allein
gelassen fühlt er sich nicht, pflegt er doch zu allen Fraktionen ein
gutes Verhältnis. Ein solches besteht auch zu Bürgermeister Karl-Heinz
Fitz (CSU).
Der
Liberale (auch Ortsvorsitzender der FDP) sei ein geschätzter Mitbürger
und als gewählter Vertreter der Stadtbevölkerung sehr engagiert und
präsent, sagte Fitz. Von Werner Falk kämen viele Vorschläge, sei es ganz
offiziell oder gerne auch beim privaten Treffen im Schwimmbad. Die
vielen Ideen und Vorschläge beziehe Falk aus den Gesprächen mit den
Gunzenhäusern, sei es bei einer Fahrradtour, am Stammtisch oder beim
„FalkTalk“. Zudem äußere sich Falk mithilfe seines Online-Diensts
„Falk-Report“.
Der
Jubilar ist aber längst nicht nur als Teil des Stadtrats und
Repräsentant der FDP, sondern auch als langjähriger Redakteur des Altmühl-Boten
bekannt. Dem Emmy Riedel Verlag gehörte der gebürtige Haundorfer 50
Jahre an, schied 2014 aus dem Beruf – nach 28 Jahren als
Redaktionsleiter. In dieser langen Zeit lernte Falk Land und Leute
kennen, und viele lernten ihn zu schätzen, im Altlandkreis Gunzenhausen
und darüber hinaus. Dabei durchschritt Falk
die ungeahnte technische Entwicklung des Druck- und Zeitungswesens.
Den Bleisatz erlebte und gestaltete er mit Herzblut mit, doch schon bald
hatte er „Kollege Computer“ zu bedienen, und das Internet-Zeitalter
brachte neue Herausforderungen für den Tageszeitungsjournalisten mit
sich.
Ein weiteres Engagement fand Falk im Verein für Heimatkunde. Seit
vier Jahrzehnten wirkt er im Vorstand mit, inzwischen als
Vorsitzender. Das immer im Dezember erscheinende Jahresheft ist das
Aushängeschild des Vereins.
Dank sagte der 70-Jährige seiner Frau Sibylle und der ganzen Familie.
Alle legten sich gestern ins Zeug, um die „dienstlichen“ wie privaten
Gäste bestmöglich zu bewirten. So wurde es ein ganz langer Tag in der
Weinbergstraße.
„Alt-Gunzenhausen“ mit 15 Beiträgen von 14 Autoren
Mit 15 Beiträgen von 14 Autoren setzt „Alt-Gunzenhausen“,
das Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, seine publizistische
Arbeit fort. Die 74. Ausgabe hat einen Umfang von 270 Seiten. Vorsitzender Werner Falk stellte die
Publikation im Beisein von Schriftleiter Werner Mühlhäußer im Gasthaus „Altes
Rathaus“ Bürgermeister Karl-Heinz Fitz vor. Der Bürgermeister dankte dabei dem
Verein für seine seit vielen Jahrzehnten anhaltende Arbeit im Dienste der
lokalen Historie.
Die Beiträge des Jahrbuchs, das im Gunzenhäuser Buchhandel
erhältlich ist, beginnen mit einer
Darstellung des frühgeschichtlichen
Siedlungsplatzes bei Unterasbach . Werner
Somplatzki, der Heimatpfleger für Archäologie, hat danach geforscht. Die
1925 von Dr. Heinrich Eidam gefundenen Hornsteinwerkzeuge sind für ihn der Beweis, dass es dort schon
vor 7000 Jahren eine steinzeitliche Siedlung gegeben hat.
„Wer wurde unter der
abgetretenen Grabplatte im Heidenheimer Münster bestattet?“ Siglinde Buchner
hat Epitaphien als Informationsquellen entdeckt und nimmt an, dass dort das um
1620 geborene Töchterchen des Heidenheimer
markgräflichen Amtmanns Eitel Heinrich von Stain und seiner Frau Magdalena von Absberg, begraben ist.
Siglinde Buchner
begibt sich auch auf die Spurensuche nach dem Weiler Nordstetten, dessen Name sich von „Fels“ und „steinigen
Boden“ ableiten lässt. Dazu gehörte auch die „Lepfenburg“ (Lauffenbürg wurde bis 1510 so genannt). Die Autorin
liefert eine Häusergeschichte des Mittelalters. Sie bezweifelt, dass
Nordstetten ein Freidorf war, in dem die Bewohner die Dorfherrschaft selbst
ausübten.
Zu den konfessionellen
Verhältnissen und Sprengelstrukturen der Pfarreien im Kalbensteinberger Land hat
Dr. Daniel Schönwald geforscht.
Bemerkenswert findet er, dass die Sprengel nach der Reformation zunächst beibehalten
wurden ohne Rücksicht auf die Konfession der Untertanen. Erst im 19.
Jahrhundert ist die feste Einpfarrung verfügt worden. Die Vorgänge waren mitunter kurios: der evangelische Huber aus Unterhöhberg war
Untertan des katholischen Stifts Spalt, brachte seinen Sohn zur Taufe in das
katholische Mitteleschenbach und bestattet wurde er vom evangelischen Pfarrer
von Gräfensteinberg in Haundorf. Die Bestattungsgebühren mussten nach
Mitteleschenbach gezahlt werden.
„Der Dreißigjährige
Krieg und seine Auswirkungen in Gunzenhausen“ war 2019 ein Vortragsthema
von Werner Mühlhäußer. Die
grauenhafte Zerstörung, Verwüstung und Hungersnot, die das kleine Städtchen
damals als Durchzugsgebiet der kaiserlichen und schwedischen Truppen hinnehmen
musste, zeichnet er nach. Tilly Truppen haben damals auch den
Stiftungsbrief für das Spital (1351) vernichtet. Er zitiert das Laubenzedeler Kirchenbuch:
„Die armen Leut sind mehr todt als lebendig“. Nach der Zerstörung von 111
Anwesen stand fest: „In Summa ist dieses Städtlein nur einer Spelunke ähnlich“.
Oskar Geidner skizziert die Geschehnisse während des Dreißigjährigen Kriegs in
(Wolframs)-Eschenbach und schildert die Widerstandskraft der Bevölkerung am
Beispiel der Gefangennahme von Bürgermeister Ulrich Kolb (1633) durch die
Schweden, als die Bürgerschaft ihr ganzes Hab und Gut verpfändete, um ihren
Bürgermeister freizubekommen. Nicht so sehr durch Kriegshandlungen als durch
die Flucht vor Hunger und Seuchen reduzierten sich die Haushalte um 71 Prozent.
Der hochbegabten Familie
Motzel in Arberg, die hohe geistliche und weltliche Ämter am kaiserlichen
Hof in Wien und am Bischofssitz in Eichstätt innehatte, widmet sich Karl Rieger in Fortsetzung seiner Reihe über berühmte Söhne Arbergs.
Georg Motzel , mittelalterlicher Finanzchef in
Arberg, verwaltete 22 Jahre lang das Amt, dessen Reichweite bis
Hirschlach und Streudorf ging. Geblieben ist das frühere Kastenamt. Als „Schoberhaus“ ist es eines der schönsten historischen
Gebäude im Ort.
Auf den Gunzenhäuser
Oberkaplan Paul Days beruft sich Wolfgang Pfahler in seiner Darstellung
der Leichenpredigten für Sibylla Maria
Rosa (1712) und Christoph Lorenz Meelführer (1717). Er wertet das Haus- und
Jahrbuch des Gunzenhäuser Archivdiakons aus, der von 1696 bis 1735 gelebt
hat. Die Leichenpredigten enthalten
nicht nur theologische Betrachtungen, sondern gehen ebenso auf die Lebenslust
der Verstorbenen ein.
Leopoldo Matteo Retti
galt als der „Stararchitekt“ am
markgräflichen Hof in Ansbach. Werner
Mühlhäußer charakterisiert den einer italienischen Künstlerfamilie
entstammenden Barockbaumeister, der 1731 an den Ansbacher Hof kam und auch in
Gunzenhausen seine „Handschrift“ hinterlassen hat.
Heute reden wir von Kirchensteuer, im 18. Jahrhundert
ärgerten sich die Degersheimer über das Kirchenstuhlgeld. Werner Kugler schreibt in seinem Beitrag „Sitzplätze
1., 2. und 3. Klasse und kostenfreie Notsitze“ von einem Streit, der
geführt wurde, weil sich eine Familie
weigerte, für einen ihr nicht gefallenden Kirchenstand zu zahlen.
„Die Orgeln der
Spitalkirche Gunzenhausen im 18. bis 20. Jahrhundert“ beschäftigen Tobias Kleemann und Max Pfahler. Das
1701 erbaute zweite Gotteshaus in der Stadt bekam erst 1822 eine Orgel vom
Heilsbronner Orgelbauer Eichmüller, dessen Werk sich aber nicht durch besondere
Qualität auszeichnete. So bekam die Kirche
nach siebzig Jahren eine neue – von dem Oettinger Steinmeyer. Max
Pfahler, der in der Nachbarschaft und in enger familiärer Freundschaft zu Kirchenmusikdirektor Karl Hunger aufgewachsen ist, geht auch auf
dessen vierzigjährige Kantordienste ein.
Wiederholt widmet sich in der Publikation „Alt-Gunzenhausen“
der Weißenburger Autor Werner Neumann
dem Armenwesen in der Stadt, diesmal
von 1818 bis 1918. Eine Feststellung ragt heraus: Ernestine Reichel war 1911
die erste Frau im Altenpflegerat der Stadt. Und er schreibt von den Exzessen
des Maurers Karl Vorbrugg, die dazu führten, dass er aus dem Armenhaus flog.
Die katholische
Konfessionsschule Gunzenhausen 1869-1936 ist das Thema von Günter Dischinger. Er findet es
bemerkenswert, dass schon 1851 der Pfarrer aus Cronheim katholischen Unterricht im protestantischen Schulhaus
geben durfte. Erst 1869 erhielt die
Filialkirche Gunzenhausen ein eigenes
Schulhaus (Nürnberger Straße 27/heute Pfarrzentrum).
„…Oha, der Kalendermann aus Aha!“ So nannten die Freunde des
„Freimund“-Hauskalenders den Pfarrer
Friedrich Wucherer, den Dr. Joachim
Schnürle porträtiert. Der Geistliche, der 1849 die Gesellschaft für Äußere
und Innere Mission mitbegründete, gehörte zu den engen Freunden des
Neuendettelsauer Anstaltsgründers Wilhelm Löhe.
1958 kam der kränkelnde Wucherer von Nördlingen nach Aha, wo er als
Herausgeber des „Freimund“-Hauskalenders agierte. Von 1851 bis 1972 gab es das
Kalendarium, das für viele Familien täglicher Begleiter war. Vertrieben wurde
der „Freimund“ hierzulande u.a. von dem Gunzenhäuser Buchhändler Braun in der
Osianderstraße.
Christian Breit
ist in der Chronik des Liederkranzes
Gunzenhausen von 1834 ein bemerkenswerter Finanzierungsgag aufgefallen.
1884 konnte jeder Gunzenhäuser für fünf Mark einen „Garantieschein“ kaufen. Das
Geld erhielt er nach dem 50-jährigem
Jubiläum wieder zurück. Es ist nicht erwähnt, ob die Aktion erfolgreich
war. Es ist eher das Gegenteil zu
vermuten, denn die dreitägigen Jubelfeiern im Schrannensaal mit Feuerwerk und Festkonzert waren defizitär.
Am Ende fehlten 1000 Reichsmark. In die patriotische Männerchorliteratur des
19. Jahrhundert reihte sich auch das Festgedicht von Heinrich Eidam ein, das
Dirigent Ludwig Hartmann vertonte.
An die fünfzehn Beiträge zur regionalen Historie wird das
nächste Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ enthalten. Das kündigte Vorsitzender Werner
Falk auf der Vorstandssitzung des Verein
für Heimatkunde im Gasthaus „Zur Altmühlbrücke“ an.
Schriftleiter und 2. Vorsitzender Werner Mühlhäußer, der hauptamtlich als Stadtarchivar tätig ist, hat die Arbeiten von 15 Autoren vorliegen, darunter etliche Verfasser, die das erste Mal für die Publikation des Vereins schreiben. Werner Somplatzki, der Kreisheimatpfleger für Archäologie, befasst sich mit einem frühgeschichtlichen Siedlungsplatz bei Unterasbach, Sieglinde Buchner, die Kreisarchivpflegerin, schreibt zu Epitaphien als Informationsquellen und geht konkret der Frage nach, wer unter der abgetretenen Grabplatte im Heidenheimer Münster bestattet ist. Ferner widmet sie sich der Geschichte von Nordstetten.
Die konfessionellen Verhältnisse und Sprengelstrukturen der
Pfarreien im Kalbensteinberger Land beleuchtet Dr. Daniel Schönwald, der stellvertretende
Chef des Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg. Über den Dreißigjährigen Krieg
in Gunzenhausen und Wolframs-Eschenbach schreiben Stadtarchivar Werner
Mühlhäußer bzw. Stadtheimatpfleger Oskar Geidner. „Die Familie Motzel in Arberg“
stellt Karl Rieger vor, während sich Wolfgang Pfahler mit dem Gunzenhäuser
Oberkaplan Paul Dayb und seinen Leichenpredigten für Sibylla Maria Rosa (1712s)
und Christoph Lorenz Meelführer (1717) befasst. „Der ansbachische Baudirektor
Leopoldo Retti und seine Tätigkeit in Gunzenhausen“ stellt Werner Mühlhäußer in
einem weiteren Beitrag vor.
Werner Kugler, der vormalige Dekan von Heidenheim, hat unter
der Überschrift „Sitzplätze 1., 2. und 3. Klasse und kostenfreie Notsitze“
einen Beitrag zu den Kirchenständen in der Martinskirche von Degersheim (1788)
verfasst. Auf die „Orgeln in der Spitalkirche zu Gunzenhausen im 18. bis 20. Jahrhundert“ gehen Tobias Kleemann
und Max Pfahler ein und Werner Neumann beschäftigt sich in einem weiteren
Beitrag mit dem Armenwesen in Gunzenhausen im 19. Jahrhundert.
Der Begründer des Missionsfests in Gunzenhausen war Pfarrer
Johann Friedrich Wucherer in Aha. Über seine Werke schreibt Dr. Joachim
Schnürle, stellvertretender Chefarzt des Kurheims Hensoltshöhe, während sich Christian
Breit über die Feier „50 Jahre Liederkranz“ im Jahr 1884 auslässt. In Aussicht stehen noch Beiträge „Ein Abriss
der katholische Volksschule in
Gunzenhausen“ von Günter Dischinger und die „Mühlen in Muhr“ von Günther L. Niekel.
Wie Vorsitzender Werner Falk mitteilte, wird der Verein auch
im Winterhalbjahr die Reihe von historischen Vorträgen fortsetzen und im neuen
Jahr wieder die bewährten „Samstagsexkursionen“ abhalten.
Der Falk-Report wird ständig mit Nachrichten aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben in der Stadt Gunzenhausen und Altmühlfranken aktualisiert.
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Der Report will natürlich politische Botschaften aussenden, aber nicht nur. Ein Schwerpunkt liegt auf der Präsentation der guten Ideen, die Menschen aus Altmühlfranken haben.
Herausgeber Werner Falk will als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen das Geschichtsbewusstsein der Menschen in der Region fördern und empfiehlt daher "Alt-Gunzenhausen", das Jahrbuch des Vereins. Wer sich dem Verein anschließen will, ist gerne willkommen.
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