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Ziel war die Burg Abenberg

Weitere Station der „Samstagsexkursionen“

Im Rahmen seiner Reihe „Samstagsexkursionen“ besuchte  der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen mit seinem Vorsitzenden Werner Falk die Burg Abenberg. Im Haus fränkischer Geschichte begaben sich die Teilnehmer mit der ausgesprochen sachkundigen Führerin Frau Engl auf eine lebendige „Zeitreise durch Franken“ vom Mittelalter bis heute: Wie kann man sich das Leben im Mittelalter vorstellen? Wie entwickelte sich Franken in der beginnenden Neuzeit? Wie wirkten sich Reformation, Bauernkrieg und 30-jähriger Krieg auf die Bevölkerung aus?

Bei der Entdeckungstour durch das Klöppelmuseum, die einzelne Teilnehmer unternahmen,  waren einzigartige Kunstwerke der Spitzenkunst zu sehen.  Nach der Burgführung trafen sich die Teilnehmer im Landhaus Kaiser, wo sie bestens bewirtet wurden. Unser Foto zeigt einen Teil der Gruppe auf dem einstigen Ritterplatz, der heute noch Schauplatz mittelalterlicher Kultur ist und der gerne von Konzertagenturen für ihre Events genutzt wird.

Burgerkundung „Von Turm zu Turm“

Burgführung mit anschließendem Besuch des Hauses fränkischer Geschichte

Bei einer Burgführung „Von Turm zu Turm“ die tausendjährige Geschichte der Burg Abenberg entdecken, wo einst die Grafen gelebt haben, prächtige Ritterturniere ausgetragen wurden und Romantiker im 19. Jahrhundert das Mittelalter wieder aufleben ließen. Anschließend können die Ausstellungen „Mittelalter trifft Fantasy“ und „Eine Zeitreise durch Franken“ im Haus fränkischer Geschichte besucht werden und zum Abschluss eine Urkunde als „Geprüfter Franke“ ausgestellt werden.

Sonderpreis m. Führung: Erwachsene 3 Euro, Treffpunkt jeweils um 13.30 Uhr an der Burgbrücke. Die nächsten Termine 2019 für diese Führungen an 07. Juli, 04. August, 18. August, 25. August

Infos unter www.museen-abenberg.de, Tel. 09178/90618

Dazu teilt der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen mit:

Im Rahmen seiner Reihe „Samstagsexkursionen“ besucht der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen am Samstag, 27. Juli, die Burg Abenberg, und zwar  von 15.30 bis 17.30 Uhr. Im Haus fränkischer Geschichte begeben sich die Teilnehmer auf eine lebendige „Zeitreise durch Franken“ vom Mittelalter bis heute: Wie kann man sich das Leben im Mittelalter vorstellen? Wie entwickelte sich Franken in der beginnenden Neuzeit? Wie wirkten sich Reformation, Bauernkrieg und 30-jähriger Krieg auf die Bevölkerung aus? Bei der Entdeckungstour durch das Klöppelmuseum sind einzigartige Kunstwerke der Spitzenkunst zu sehen.  Die Besucher erfahren, unter welch harten Bedingungen geklöppelt wurde und wie sich die Herstellung von Spitzen bis heute entwickelt hat. Eine Klöpplerin wird dieses einzigartige Kunsthandwerk vorführen. Nach der Burgführung ist eine Einkehr im Landhaus Kaiser in Abenberg (Windsbacher Straße 32). Treffpunkt ist um 15.30 Uhr am Parkplatz neben der Burg.

Aktuelle Information zur Stadtpolitik

Reutberg III als separates Baugebiet

Der Bauausschuss des Stadtrats hat sich mit der weiteren baulichen Entwicklung in Gunzenhausen befasst und einige Entscheidungen getroffen, wie es weitergehen kann. Im Kern geht es um das Baugebiet Reutberg III (ich habe es von Anfang an so genannt, nicht um die Erweiterung von Reutberg II). Das besagt schon, dass eine eigene  Verkehrsanbindung notwendig ist, wenn das Konzept von Prof. Scherzer, der Grundlage für Reutberg I und II, weiterhin gelten soll. Und das halte ich für absolut sinnvoll. Jetzt liegt es an den Planern, daraus ein tolles Konzept zu machen, das die Wertigkeit der Grundstücke und somit des ganzen Reutbergs unterstreicht. Wir sehen, dass die Nachfrage nach Grundstücken in der Stadt (und auch in den Ortsteilen) anhält. Es gilt, für jeden Geldbeutel etwas anbieten zu können. Ich wünsche mir, dass Reutberg III kommt. Das muss nicht heute und morgen sein, aber in den Jahren nach 2020.

Neu Bahnhofsuhr kommt noch heuer

Nach dem Verkauf des Bahnhofs Gunzenhausen an die Stadt ist offensichtlich die Bahnhofsuhr an der Südseite abmontiert worden. Seither gibt es überhaupt keinen Zeitmesser mehr am Bahnhof.  Ich halte es für wünschenswert, am Bahnhofsplatz (Bahnhof und Busbahnhof) eine deutlich sichtbare und beleuchtete große Uhr anzubringen. Eventuell wäre es sogar vorstellbar, die Uhr am Bahnhofsplatz auf einen Pylon zu setzen. Möglicherweise ließe sich die Maßnahme ja in Verbindung mit dem VGN realisieren. Inzwischen hat BM Fitz öffentlich zugesagt, dass mein Ansinnen heuer noch realisiert wird.

Team FDP dabei: Auframa demmer!

Umweltschutz ist heute ein Schlagwort. Viele nehmen es in den Mund, aber sie sind nur verbal bei der Sache. Anders die Menschen, die sich an der landkreisweiten Aktion „Frühjahrsputz in Altmühlfranken“ beteiligen, die von der Stadt Gunzenhausen unter dem Slogan „Unsere saubere Stadt 2019 – Auframa demmer!“ unterstützt wird. Die Stadtradler vom „Team FDP“, die im letzten Jahr mit 107  Radlern die zweitstärkste Gruppe gestellt hatten, beteiligten sich an der Säuberungsaktion in der Südstadt. Helmut Gräbner, Jochen Loos, Christa und Bernhard Lüdke, Erich Wörlein und Werner Falk „grasten“ die Straßenränder ab und lieferten sieben  gefüllte Müllsäcke ab. Wir freuen uns über saubere Radwege und wollen unseren Beitrag leisten, dass unsere Stadt ein fahrradfreundliches Image hat.

Radverkehr in Weißenburger Straße

Ich leite hiermit eine Einladung der Stadt weiter. Es geht darum, die Meinung der Bürger zum Radverkehr in der Weißenburger Straße/Anbindung an Marktplatz zu hören. Es sind ja schon etliche Vorschläge genannt worden, aber ein „Volltreffer“ war noch nicht dabei. Ich lade deshalb die interessierten Stadtradler des „Teams FDP“ zu diesem Anhörungstermin ein. Die Situation für den Radverkehr in der Weißenburger Straße und der Einmündung in Richtung Marktplatz ist noch nicht optimal. Deswegen möchte die Stadt Gunzenhausen eine Verbesserung dessen angehen.  Um Ideen und Bedürfnisse aus der Bürgerschaft mit einfließen zu lassen ergeht herzliche Einladung zum Workshop Radverkehr Weißenburger Straße am Mittwoch, 17. April 2019 um 17 Uhr.  Treffpunkt ist am Schießwasen. Interessierte werden gebeten, mit dem eigenen Fahrrad zu kommen. Zunächst ist eine Befahrung der Weißenburger Straße geplant. Anschließend findet der Workshop im Haus des Gastes zusammen mit dem Fachbüro BrennerPlan statt.  Anmeldung wird erbeten bei der Stadt Gunzenhausen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unter Telefon 09831/508-130.

Felsenkeller in Stadtführungen einbauen

Gegenüber BM Fitz habe ich angeregt, einen der noch begehbaren Felsenkeller an der Frickenfelder Straße für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich stelle mir vor, den Besuch des Felsenkeller in das Programm eines themenbezogenen Stadtrundgangs einzubeziehen.  Beim Vortrag von Lothar Hiemeyer vor dem Verein für Heimatkunde war die Idee zu diesem Vorgehen entstanden.

Auszeichnung für Schwimmbad beantragt

Ebenso habe ich in einem Brief an den Bürgermeister die Bewerbung für den Stiftungspreis 2019 „Das beste kommunale Schwimmbad“ angeregt. Die bundesweit agierende gemeinnützige Stiftung „Lebendige Stadt“ will mit dem Preis Gesundheit und Fitness fördern. Außerdem spielt die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit der Bäder bei der Beurteilung eine Rolle. Der Preis soll eine Vorbild- und Innovationsfunktion für übrige Schwimmbäder haben. Dotiert ist der Stiftungspreis mit 15000 Euro. Gunzenhausen könnte mit der Bewerbung einmal mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken, zumal das „Waldbad am Limes“ und das „Juramare“ nach meiner Ansicht die besten Voraussetzungen bieten, um erfolgreich sein zu können. Die Stadtwerke Gunzenhausen haben mir inzwischen mitgeteilt, dass sie von sich aus die Bewerbung schon gestartet haben.

Schäfertanz als immaterielles Kulturerbe

Nationales Kulturerbe besteht nicht nur in Gebäuden, es gibt auch das immaterielle Kulturerbe. Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege hat auf den laufenden Wettbewerb hingewiesen. Ich habe dem Bürgermeister vorgeschlagen, eine Bewerbung des Schäfertanz Gunzenhausen  um Aufnahme in die Liste des bayerischen und deutschen „Immateriellen Kulturerbes“ anzugehen. Wir wollen einmal sehen, was daraus wird.

WERNER FALK, Stadtrat der FDP

 

Die Felsenkeller von Gunzenhausen

Vortrag von Lothar Hiemeyer beim Verein für Heimatkunde

Diese Aufnahme vom Lehnerskeller zeigt die Charakteristik der früheren Kellerwirtschaften. Foto: Archiv Himsolt

Traditionelle Bierkeller stehen heute hoch im Kurs. Allerdings gibt es nur noch wenige, die diesen Namen wirklich verdienen. Der Wettelsheimer Keller ist wohl der bekanntesten in der Seenlandregion, in Gunzenhausen ist der Röschelskeller eine gute Adresse für alle, die zur Sommerzeit gerne im Schatten mächtiger Bäume verweilen wollen. Ganz anders war das vor hundert Jahren und noch früher.

Diese Skizze verdeutlicht die Massierung von Felsenkellern an der Frickenfelder Straße. Traurige Berühmtheit erlangte der Braunskeller, in dem beim Bombenabwurf 1945 141 Gunzenhäuser den Tod fanden. STAN – Forstamt Gunzenhausen Abg. 2005, Nr. 287

Bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts gab es in Gunzenhausen allein 25 Felsenkeller, von denen etliche als Sommerkeller auch gastronomisch genutzt wurden. „Der Spaziergang auf den Felsenkeller war damals ein sonntägliches Ausflugserlebnis für Jung und Alt“, sagt der aus Gunzenhausen stammende und in Würzburg lebende Heimatforscher Lothar Hiemeyer. Vor Mitgliedern und Freunden des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen stellte er in der überfüllten Adlerbräu-Gaststätte die einzelnen Keller vor.

Auch der Rauchclub „Blaue Wolke“ war präsent.

Hiemeyer hat ein Mammutwerk hinter sich, aber auch noch vor sich. Seit vielen Jahren forscht er nach den Ursprüngen der Gunzenhäuser Gastwirtschaften vom Mittelalter bis 1945. Er gibt sich damit aber nicht zufrieden und ist auch noch den Felsenkellern auf der Spur. Was er bisher an Forschungsergebnissen gesammelt hat, das füllt etliche Aktenordner. In zwei Büchern will der 80-jährige Heimatfreund seine Recherchen veröffentlichen. Was ihn nicht zum Abschluss  kommen lässt, das ist die Tatsache, dass er immer wieder auf neue Quellen stößt. Von den ursprünglich 25 Kellern sind drei nicht mehr vorhanden (Himmlerskeller, Braunskeller, Spitzbartskeller), sieben Kellereingänge sind mit Erdreich verschüttet, 15 sind zwar noch begehbar, aber massiv verschlossen und öffentlich nicht zugänglich.

Die Brauer und Wirte zogen mit attraktiven Veranstaltungen die Menschen auf die Keller.

Was die Felsen- oder Sommerkeller betrifft, so gehen seine Erkenntnisse bis 1802 zurück, einige Kaufverträge bis auf 1744. Für die Zeit davor fehlen weitgehend die sicheren Quellen. „Viele Unterlagen sind vernichtet worden und haben die Zeitläufte nicht überstanden“, muss er enttäuscht zur Kenntnis nehmen. Dennoch ist er im Gunzenhäuser Stadtarchiv und auch im Staatsarchiv fündig geworden, bei den Staatsforsten ist er auf bereitwillige Kooperation gestoßen und von der Stiftung Hensoltshöhe, die in den fünfziger Jahren viele Keller im Burgstall erworben hat, hat er Unterstützung erfahren. Soweit sie zugänglich sind, hat Lothar Hiemeyer sie erkundet und dokumentiert.

In der Regel dienten die Sommerkeller der Lagerung des Bieres, aber auch von landwirtschaftlichen Produkten. Viele von ihnen waren bewirtschaftet. Die ersten Erwähnungen stammen aus den Jahren 1744 und 1751, später – so um 1828 – werden Kegelbahnen und Lauben genannt (am Spitzbartskeller, Himmleskeller, Braunskeller, Meyerhuberskeller, Postkeller, Lehnerskeller und Bärenwirtskeller) Die Gunzenhäuser Brauereien (u.a. Röschel, Braun, Müller, Lehner, Finkler), die einen Keller gepachtet hatten, vergaben die Nutzung an ansässige und „ambulante“ Wirte. Sehr beliebt waren die sonntäglichen Konzerte und sonstigen Lustbarkeiten.

21 der 25 Keller konzentrierten sich an der heutigen Frickenfelder Straße am Rande des Burgstalls und am südlichen Hang. Etliche sind die alten Gunzenhäuser noch namentlich geläufig: der Finklers-Keller, der Brauns-Keller, der Müllers-Keller oder der Post-Keller. Traurige Berühmtheit erlangte der Brauns-Keller, in dem am 16. April 1945 die Menschen Schutz gesucht hatten und 140 bei einem Bombenangriff ihr Leben verloren.  Ein Notkrankenhaus war im Müllers-Keller (heute Haus Bethanien) untergebracht. Vier Kellereingänge ordnet der Forscher dem Reutberg zu.  Hiemeyer hat die Sissyphusarbeit nicht gescheut, um alle Besitzverhältnisse zu ermitteln. Aufgezeichnet sind u.a. die auswärtigen Brauer Sameth aus Windsfeld, Leonhard Zeh,  Adam Schroedel aus Pflaumfeld sowie die Brauerswitwe Barbara Heumann aus Neuenmuhr. In einem der drei Felsenkeller am Reutberg war nach dem Krieg eine Championzucht. Streitigkeiten gab es am Gentnerskeller (später: Müllerskeller) zeitweilig mit der Spielgruppe „Kreuz im Altmühltal“, die dort ihre Freilichtbühne hatte. Die Nachkommen der Familie Familie Röschel, die den Keller 1853 einrichtete, sind bis heute im Besitz der Immobilie.

WERNER FALK

Keine starken „Duftmarken“ gesetzt

Über das Wirken von zwei markgräflichen Oberamtmännern

Wolfgang von Crailsheim und sein Bruder Johann Ulrich waren im 17. Jahrhundert zwei markgräfliche Oberamtmänner in Gunzenhausen. Der eine war sieben Jahre im Amt, der andere 15 Jahre.  Ein Zahlenspiel fällt dabei auf: beide hatten mehr Kinder als Dienstjahre in der Altmühlstadt, Wolfgang 10, Johann Ulrich 17.

Das Schloss Sommersdorf ist heute noch im Besitz der Familie von Crailsheim. Foto: Buchner

Es ist eine genealogische Fleißarbeit, die von der Historikerin Siglinde Buchner aus Weißenburg geleistet wird. In „Alt-Gunzenhausen“ (Ausgabe 73/2018), dem Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, stellt sie die beiden fürstlichen Verwalter im markgräflichen Oberamt Gunzenhausen vor und geht dabei auf die weit verzweigten Familien ein. Ihr Beitrag mag dem flüchtigen Leser  als Überforderung erscheinen, aber wer sich auf die Chronik einlässt, der ist in hohem Maße beglückt, von den mannigfaltigen Verästelungen der Familien zu erfahren. Buchners Forschungsergebnisse sind gleichsam ein Spiegelbild der niederadeligen Gesellschaft im 17. Jahrhundert. In der Wissenschaft wird immer wieder auf ihre Forschungsergebnisse Bezug genommen.

Wolfgang (Wolf) von Crailsheim wurde als 14-Jähriger Page am Wiener Hof, diente drei Jahre als Reitersoldat und heiratete dann Anna Petronella Zorn von Plobsheim, die Hofdame der Ansbacher Markgräfin Henriette Luise von Brandenburg-Ansbach. Sie entstammte einem  alten Straßburger Patriziergeschlecht und gebar zehn Kinder.  Die Autorin stellt alle Kinder und ihren Anhang ausführlich vor, beispielsweise das fünfte Kind Georg Wolf. Dieser Sohn war von 1683-1705 Verwalter des markgräflichen Oberamts Hohentrüdingen, 1712 wurde er zum Oberhofmeister  des Markgrafen Albrecht ernannt. Eine seiner Töchter war übrigens mit Carl Friedrich von Zoach verheiratet, dem bekannten markgräflichen Baumeister, der seine Spuren auch im Gunzenhäuser Land hinterließ.  Oberamtmann Wolfgang von Crailsheim war nach seiner Zeit in Gunzenhausen ab 1659 Chef des Oberamts Cadolzburg, baute die markgräfliche Leibgarde auf und kaufte für den Herrscher das Gut Deberndorf bei Cadolzburg. Seine Frau Anna Petronella starb 55-jährig. Sie ist in der Pfarrkirche Sommersdorf beigesetzt. Des Oberamtmanns zweite Frau war die Witwe Dorothea von Bröck aus einem niederen ostpreußischen Landadel. Die 16-jährige Ehe bliebt kinderlos. Die Frau starb mit 51 Jahren, ihr Mann zwei Jahre später im Alter von 78 Jahren.

Der zweite Oberamtmann aus der Crailsheimer Sippe war Johann Ulrich (1669-1684), der Bruder von Wolfgang. Er war in bayerischen Kriegsdiensten und nahm 1645 an der zweiten Schlacht bei Nördlingen teil. Verheiratet war er mit Anna Rosina Kresser, deren Familie Schloss Burgfarnbach bei Fürth erworben hatte. Die „Gebärmaschine“ von elf Kindern starb schon im Alter von 39 Jahren.  Die zweite Frau des markgräflichen Verwalters in Gunzenhausen war Anna Maria Freiin von Praunfalk. Sie gebar sechs Kinder.  Ihr viertes Kind, die Tochter Christina Dorothee Juliana war übrigens verheiratet mit einem Hohentrüdinger Oberamtmann (Balthasar Heinrich von Wackerbarth), zwei ihrer Söhne sind auf dem Bergfriedhof bestattet.  Nicht recht vorzeigbar war das fünfte Kind: Wilhelm Friedrich galt als lasterhaft, liederlich, unchristlich und verschwenderisch und seine Frau behandelte er „wie ein Stück Vieh“. Anna Maria starb 37-jährig nach neun Ehejahren, danach führte ihre Schwester Eva Regina von Praunfalk den Haushalt des Herrn. Johann Ulrich von Crailsheim begab sich 1679 in das Weißenburger Wildbad, wo er sich Linderung von seinen Leiden versprach  – allerdings vergeblich.

WERNER FALK

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist im Gunzenhäuser Buchhandel (15 Euro) erhältlich.

Die versunkenen Brombach-Mühlen

Wiederholungen in Pfofeld und Ramsberg

Ein Gemälde der Grafenmühle.

 Aufgrund des vollkommen überwältigenden Zuspruchs bei vier Terminen im Jahr 2018 in Absberg (2mal), Gunzenhausen (Verein für Heimatkunde) und Gräfensteinberg haben sich Friedrich Kolb aus Absberg und Dr. Daniel Schönwald aus Kalbensteinberg entschlossen, ihren Vortragsabend über die versunkenen Brombach- und Igelsbachmühlen 2019 noch weitere drei Mal anzubieten.

Gezeigt wird ein Film über die alte Mühlstraße mit dem Titel „Zauberei und Heimatliebe im Brombachtal“ zeigen, den Kolb damals selbst drehte. Schönwald wird die Zuhörer mit historischen Informationen zu den Mühlen und den früheren Müllerdynastien wie Walt(h)er, Bögel, Seybold oder Rupp vertraut machen. Aufgelockert wird die Häuserchronik über die einzelnen Mühlen durch Fotos aus der Zeit kurz vor oder während dem Abbruch.

Die Termine sind: Samstag, 16. März 2019, 19.30 Uhr im Saal des Gasthauses Kleemann in Pfofeld, Samstag, 27. April 2019, 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Ramsberg und voraussichtlich im November 2019 (genauer Termin und Ort noch unklar) in Stirn.

 

Die Grablege der Rieter

Besonderheiten um die Gruft in Kalbensteinberg

Das Patriziergeschlecht der Rieter aus Nürnberg, ursprünglich aus Ebern/Hassberge stammend, war eines der wohlhabendsten im Mittelalter. Als Kaufleute wurden die Rieter schnell reich, sie erwarben zahlreiche Grundherrrschaften, ab 1437 auch in Kalbensteinberg. Wie der Historiker Dr. Daniel Schönwald (er lebt mit seiner Familie in Kalbensteinberg) im Jahrbuch 73 des Vereins für Heimatkunde bemerkt, hatten die Rieter ab 1599 alle Kalbensteinberger als Untertanen – in der für Franken zersplitterten Grundherrschaftsstruktur eine absolute Ausnahme.

Das Foto von Friedrich Wißmüller zeigt den heutigen Zustand der Rieter-Gruft in der Kalbensteinberger Kirche.

Die Grablege in der Rieter-Kirche geht auf den Tod der Ehefrau von Hans IX. Rieter (Maria, geb. Imhoff)  im Jahr 1609 zurück. Sie war die erste, die darin ihre letzte Ruhestätte fand. Ihr folgten noch viele Familienmitglieder nach, so dass es am Ende 13 Särge sind, die bis heute in der Gruft aufbewahrt werden.  Erstmals öffneten französische Soldaten, die im Zuge des Dreißigjährigen in Kalbensteinberg einquartiert waren, die Särge, um Ringe und ähnliche Kostbarkeiten zu finden. Von diesen Originalsärgen gibt es aber heute keine mehr, denn sie wurden 1893 durch Glassärge ersetzt. Die aber sind heute noch zu sehen. Was aber nur bedingt stimmt, denn die Grablegedarf aus raumklimatischen Gründen nicht mehr betreten werden.

Die Zugänglichkeit war lange umstritten. 1872 versagte der Verwalter aus Nürnberg die Besichtigung, später allerdings – in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts – war die Gruft wieder zugänglich.  Für die Gäste der benachbarten Jugendburg Wernfels war sie ein „Hit“. Die Jugendlichen machten nicht nur pietätlos an den Särgen ihre Witze, sie stocherten auch in den Mumien herum. Während des Zweiten Weltkriegs waren zudem die kostbaren Kunstschätze der Kirche dort gesichert.  Ab den fünfziger Jahren durfte die Grablege nur mehr zu wissenschaftlichen Zwecken betreten werden.

Zu allen Zeiten haben sich illustre Geschichten um die Rieter-Grablege gerankt.  1768 sorgte sich der Pfleger der Rieter-Stiftung um den Zustand der Leichen, denn ihm war zu Ohren gekommen, die Leichname wären versteinert.  Tatsächlich waren die Leichen ausgedorrt, sie ließen sich nach einem Bericht von Pfarrer Johann Christoph Esper „wie Leder anfassen und hin und her biegen“.  Eine eingehende Untersuchung der mumifizierten Leichen nahm  der Nürnberger Rechtsmediziner Dr. Gerd Schaidt vor, der 1982 bemerkte: „Ohne Balsam, ohne Organentnahme, ohne die künstlichen Methoden der Konservierungstechnik  verwandelten sich die Körper in ledrige Mumien.“ Die ursprünglichen Gewänder harren noch heute im Magazin der Bad Windsheimer Museumskirche auf ihre Restauration.

Dr. Schönwald listet 13 Glassärge für Erwachsene auf, dazu einen Kindersarg. „Mögen die Rieter ungestört in der Gruft ruhen“, wünscht er sich, „vielleicht ist das auch gut so, dass sie noch das eine oder andere Geheimnis in sich tragen“.

WERNER FALK

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist nur mehr im Gunzenhäuser Buchhandel für 15 Euro erhältlich.

Spenden für Vereine

Bürgermeister und Sparkasse dankten

In gelöster Stimmung angesichts der 500-Euro-Spende: Matthias Böck von der Sparkasse, Vorsitzender Werner Falk (Heimatkundevereins) und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Foto: Mirjam Eischer/StG

 Kulturelle und soziale Vereine, aber auch Sportvereine und mehr standen dieses Jahr im Fokus eines Abends, zu dem die Stadt Gunzenhausen und die Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen eingeladen hatten. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, Sparkassenvorstand Jürgen Pfeffer und Marktbereichsleiter Matthias Böck überreichten Spenden.

Im Stadtgebiet Gunzenhausens gibt es weit mehr als 100 Vereine. Auf Vorschlag von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz wurden in diesem Jahr 27 Vereine und Organisationen mit Spenden bedacht. Diese kommen so gemeinnützigen Zwecken zu Gute.

Wie Sparkassenvorstand Jürgen Pfeffer betonte, bietet Gunzenhausen viel Lebensqualität nicht nur aufgrund der schönen Umgebung. „Gunzenhausen ist so lebenswert, weil viele Ehrenamtliche das Leben in der Stadt bereichern“, so Pfeffer.

Dieser Abend stand sehr wohl im Zeichen der Spenden, brachte aber auch die große Wertschätzung für die Ehrenamtlichen zum Ausdruck. Gegenseitiges Kennenlernen und die Nutzung von Synergien sind häufig das Resultat dieser Abende.

Sparkassenvorstand Jürgen Pfeffer (rechts), Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Matthias Böck von der Sparkasse (links) mit den Vereinsvertretern. Foto: Mirjam Eischer/StG

Der Verein für Kirchenmusik in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gunzenhausen war durch Kirchenmusikdirektor Bernhard Krikkay vertreten. Der Kirchenmusikverein unterstützt die rege Konzerttätigkeit in der evangelischen Kirche und freut sich sehr über die Spende, die zur Anschaffung einer transportablen Truhenorgel verwendet werden soll.

Die Kulturmacherei war vertreten durch ihren Vorsitzenden Peter Schnell. Der Verein besteht inzwischen vier Jahre und bringt Kultur in den verschiedensten Facetten nach Gunzenhausen. Für die vielfältigen Veranstaltungen des Vereins ist die Spende hoch willkommen.

Thomas Fischer war für das Kunstforum Fränkisches Seenland e.V. gekommen. Das Kunstforum zeichnet sich durch herausragende Kunstausstellungen wie auch mit der Durchführung kultureller Veranstaltungen wie z.B. Kabarett- und Musikabenden aus.

Der Kulturverein Aha war durch Daniel Müller vertreten. Der Kulturverein zeichnet sich vor allem mit der Durchführung des Mondscheinevents seit 1998 wie auch durch die Förderung der Gemeinschaft von Jung und Alt aus.

Der Verein für Heimatkunde ist mit seinen 140 Jahren wohl einer der ältesten aktiven Vereine in Gunzenhausen. Alljährlich bringt der Verein das Heft „Alt Gunzenhausen“ heraus und lädt zu vielbeachteten Vortragsveranstaltungen und Exkursionen ein. Vorsitzender Werner Falk war in das Posthotel Arnold gekommen und stellte seinen Verein vor.

Auch einige sehr aktive Vereine aus den Stadtteilen waren eingeladen, um Spenden entgegen zu nehmen. Der Heimatverein Wald-Streudorf war durch Marion Schwarz vertreten. Sie definierte die Tätigkeit des Vereins über die Kultur, die der Verein in die Stadtteile bringt. Zum einen hält der Heimatverein Traditionen wie z.B. Lichtmess am Leben, bringt aber auch mit Veranstaltungen wie z.B. dem Kabarett im Herrmannstadel hochkarätige Künstler nach Wald. Der Verein präsentiert auch immer wieder neue Veranstaltungsformate.

Kukaf“ aus Frickenfelden lässt ebenfalls immer wieder aufhorchen. Wie Vorsitzende Rita Baumbeck berichtete, kümmert sich der Verein ganz stark um die Kinder in Frickenfelden, bindet sie bei Aktionen und Ausflügen mit ein und ist auch an der Wahl des Kinderbürgermeisters mit beteiligt.

Die Jugendkapelle ist aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht wegzudenken. Als musikalischer Botschafter repräsentiert die Jugendkapelle Gunzenhausen weit über die Stadtgrenzen hinaus, wie Vorsitzende Katrin Sixtbauer betonte.

Auch die Gunzenhäuser Blousn ist im weiten Umkreis bekannt und tritt dieses Jahr wieder beim Bavarian Festival in Frankenmuth auf. Für die Anschaffung neuer Instrumente ist die Spende an die Kapelle höchst willkommen, wie der Leiter der Band Thomas Pentza bescheinigte.

Karin Elterlein war für den Sängerbund gekommen. Der Sängerbund erfreut alljährlich mit zwei Konzerten das kulturelle Leben der Stadt und umrahmt alljährlich den Volkstrauertag musikalisch.

Auf sportlichem Gebiet ist der FC Gunzenhausen unterwegs. Rund 120 Kinder im Alter von 3,5 bis 17 Jahre werden von den Verantwortlichen betreut. Die Sportakrobaten sind auf Wettkämpfen in der weiteren Umgebung unterwegs. Die willkommene Spende findet für die Anschaffung von Sportgeräten Verwendung, wie Spartenleiterin Sabine Biederbeck betonte.

Eine landschaftlich sehr reizvolle Sportanlage hat der SV Unterwurmbach zu bieten. Die Spende soll für Pflege und Unterhalt des Platzes dienen. Der Verein führt alljährlich den Benefizlauf für Menschen in Not durch und ist überregional für die Durchführung des Altmühlseelaufs bekannt.

Seit Eintreffen der großen Flüchtlingswelle im Jahr 2015 kümmert sich die Flüchtlingshilfe Wald e.V. um die Integration der Menschen. Mit der Unterstützung durch Sprachkurse, Kleider- und Möbelspenden etc. werden Flüchtlinge zu Mitbürgern und wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft. Vorsitzende Dr. Beate Klepper berichtete über ihre interessante Arbeit und die Notwendigkeit von Spendengeldern, auch wenn die große Flüchtlingswelle abgeebbt ist.

Der evangelische Krankenverein bietet Angehörigen Pflegebedürftiger Entlastung durch Tagespflege und ambulante Pflege. Die aktuelle demographische Entwicklung und auch die Digitalisierung stellen für den Verein große Herausforderungen dar. Martin Meister nahm die Spende für die vielfältigen Aufgaben gerne entgegen.

Seit vielen Jahren ist die Caritas Sozialstation aktiv z.B. bei Essen auf Rädern, beim „Badetag“ mit Musik, Gymnastik und Gesprächen etc. Diese Leistungen sind nur mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher zu bewältigen. Die Spende soll für ein gemeinsames Essen mit den ehrenamtlichen Helfern Verwendung finden, wie Geschäftsführer Roland Bund berichtete.

Der Hospizverein bietet Begleitung für Sterbende und deren Angehörige. Derzeit sind 37 Ehrenamtliche beim Hospizverein tätig. 15 neue Sterbebegleiter befinden sich im Augenblick in Ausbildung. Mit der Spende können die Kosten für die Ausbildung laut Gerda Hummel gut gebraucht werden.

Auch die Alzheimer-Gesellschaft berät und unterstützt die Angehörigen Betroffener. Gesprächsrunden und Vorträge helfen den Angehörigen zu verstehen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind und das Leben trotz der Diagnose Alzheimer lebenswert sein kann.

Rein ehrenamtlich arbeitet die Selbsthilfegruppe nach Krebs. Männer, Frauen und Kinder werden gerne in die Gruppe aufgenommen. Durch viele Gespräche und gemeinsame Freizeitaktivitäten werden Ängste gemildert, wie Gerda Kipfmüller berichtete.

„Hand in Hand gegen Altersarmut e.V.“ ist ein noch sehr junger Verein, der von Altersarmut betroffene Menschen auffangen möchte und ihnen das Leben ein Stück weit lebenswerter gestalten kann. Zweimal wöchentlich wird ein Mittagstisch angeboten, der neben dem Essen auch soziale Kontakte bietet. Auch der eine oder andere Herzenswunsch kann mit dem Spendengeld erfüllt werden. Hasive Pachur, die den Mittagstisch betreut, nahm die Spende gerne entgegen.

Der Posaunenchor Gunzenhausen sorgt seit 40 Jahren für die musikalische Umrahmung kirchlicher Veranstaltungen, kümmert sich um das Neujahrsblasen vom Blasturm und erfreut die Menschen im Burkhard-von-Seckendorff-Heim oder im Kreisklinikum mit ihrer Musik. Chorobmann Manfred Wenk nahm die zugedachte Spende mit großer Freude entgegen.

Joachim Seifert, musikalischer Leiter der Wormer Musikanten, nahm die Spende sehr gerne für die Beschaffung von Noten- und Instrumentenmaterial entgegen. Natürlich darf bei einer Musikgruppe der gesellschaftliche Anteil darf neben hervorragender Musik nicht zu kurz kommen.

Die Fotofreunde Gunzenhausen liefern seit vielen Jahren die Kalenderbilder für den Jahreskalender der Sparkasse, stellen ihre Bilder für Ausstellungen zur Verfügung und zeigen selbst erstellte Filme. Für die vielfältigen Aktivitäten ist natürlich immer Geld notwendig, wie Vorsitzender Helmut Macher berichtete.

Der Landesbund für Vogelschutz mit Sitz in Muhr am See bietet eine breite Palette an Umweltbildungsmaßnahmen für Kinder und Erwachsene. Für die umfangreiche Projektarbeit sind Spenden stets willkommen, sagte Martina Widuch, die Leiterin der Einrichtung in Muhr am See.

Der Walder Dorfladen wurde 2014 von den Ortsteilbürgern selbst gegründet und wird seitdem ehrenamtlich geführt. Rund 10% der Dorfbevölkerung engagieren sich ehrenamtlich im Dorfladen. Das Engagement beschränkt sich nicht nur auf den Verkauf im Laden sondern auch auf die Durchführung von Veranstaltungen wie Lesungen, Schafkopf- oder Kickerturnieren, Kränze binden etc. Der Dorfladen hat sich zum Vorzeigeprojekt entwickelt, das überregional Beachtung findet. Horst Schwarz nahm die Spende im Namen des Vereins entgegen.

Der Obst- und Gartenbauverein Frickenfelden engagiert sich neben seiner Arbeit für die privaten Gärten und das öffentliche Grün im Ort auch stark in der Kinder- und Jugendarbeit. Mit der willkommenen Spende sollen laut Alfred Müller Vereins-T-Shirts für die jüngsten Mitglieder beschafft werden.

Die Freiwillige Feuerwehr Aha tut ihren Dienst nicht nur im Bereich des Brandschutzes sondern unterstützt auch die dörfliche Gemeinschaft. Neben der Anschaffung eines Defibrillators soll auch ein Erste-Hilfe-Kurs organisiert werden. Dafür ist laut Matthias Rutz die Spende sehr willkommen.

Unisono waren die Verantwortlichen sehr dankbar über die zugedachten Spenden und die Möglichkeit des Austausches sowie der Anknüpfungspunkte untereinander.

 Bürgermeister Karl-Heinz Fitz betonte, dass er das Engagement der Vereine sehr wohl im Blick habe. Ihm sei es wichtig, gemeinsam mit den Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen neben der finanziellen Zuwendung Anerkennung zum Ausdruck zu bringen. Dafür biete der gemeinsame Abend mit einem guten Abendessen und Vorstellung der Aktivitäten durch die Vereinsvertreter einen angemessenen und würdevollen Rahmen.

Gefragter Glockenexperte

Günter L. Niekel referierte beim Heimatkundeverein

Als „Glockenpfarrer“ hat sich Günter L. Niekel in Bayern einen Namen gemacht. Foto: FR Presse

Knappe 22 Minuten dauert der Guss einer 140 Zentner schweren Kirchenglocke, aber vor dem Ende eines Glockengusses steht buchstäblich der Schweiß der Gießer, von denen es in Deutschland nur noch ganz wenige gibt. Unvorstellbare  1100 Grad werden erreicht bevor das Teil aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn acht Tage lang abkühlt und die finalen Arbeiten erledigt werden können.

Günter L. Niekel, der Muhrer Ruhestandspfarrer, widmet sich seit mehr als vierzig Jahren dem Glockenguss, vielmehr der Glockenzier, wie Schriften und Ornamente auf der Glocke genannt werden. Vor Mitgliedern des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen erzählte der Geistliche von seinem ausgefallenen Hobby, in das seine ganze Familie involviert ist. Eigentlich war für ihn der Brand der Ostheimer Kirche im Jahr 1986 die Initialzündung.  Fortan galt sein Interesse dem mächtigen Geläut, das im 9. Jahrhundert den Mönchen in den Klöstern im Tageslauf eine feste Struktur gab. Die Glockengussform, wie man sie heute kennt, ist allerdings erst im 15. Jahrhundert entstanden.

Der „Glockenpfarrer“, wie Niekel auch respektvoll genannt wird, hat bisher rund 400 Glocken verziert. Er ist Partner aller Gießereien in Deutschland, sein kreativer Rat wird von Kirchenvorständen ebenso geschätzt wie von den handwerklichen Fachleuten.  Der Guss einer Glocke ist oftmals das Ergebnis einer langen Planungszeit, denn  nicht immer sind die Vorstellungen vom ersten Moment an deckungsgleich. Die Experten unterscheiden zwischen der großen Christusglocke, der etwas kleineren Patroziniumsglocke  und der Heilig-Geist-Glocke.  Von der Entwurfszeichnung, die er mittels Knetgummi auf eine sieben Millimeter starke Platte überträgt,  bis zum Gips- und Wachsabdruck können Wochen und Monate vergehen. Inschriften mit bis zu 400 Buchstaben und Zeichen hat Niekel schon aufgetragen, und Probleme hat es nie gegeben. Dass sie aber auch auftreten können, hat sich beim Guss der Glocken für die wiederaufgebaute Frauenkirche in Dresden gegeben. Dort mussten alle wieder abgenommen werden, denn sie waren zum Läuten ungeeignet. Grund: die Reliefs waren zu dick. Hätten die Sachsen den Franken Niekel gefragt, sie hätten sich den ganzen Ärger sparen können. So aber war die Arbeit von drei Monaten umsonst.  Auch die hochstehende Vertreterin des Landesdenkmalamts in München hätte sich den Gang ins schweizerische Asyl ersparen können, wäre sie Niekels Rat gefolgt, als es galt, nach eineinhalbjährigem Streit den richtigen Platz für eine neue Glocke auf dem Weiltinger Glockenturm zu finden.  „Nicht nachgeben!“ – das ist für ihn seither im Umgang mit behördlich legitimierten Fachleuten zur Losung geworden.

Eingangs des Niekel-Vortrags berichteten Vorsitzender Werner Falk, Schatzmeister Hans Minnameyer und Revisor Rüdiger Schmidt aus dem Vereinsleben, das von der Herausgabe des Jahrbuches „Alt-Gunzenhausen“ sowie Vortragsveranstaltungen und den „Samstagsexkursionen“ bestimmt wird. Erfreulich hat sich die Mitgliederzahl entwickelt, so dass der 140 Jahre Verein zuversichtlich in die Zukunft schauen kann.

Ziegeleien und auch die Ziegelgasse verschwanden

Zur Geschichte der Ziegelherstellung in Gunzenhausen

Ein Foto vom Lehmabbau in Cronheim aus den vierziger Jahren. Der Eimer-Ketten-Bagger signalisierte den Fortschritt. Links Friedrich Kübler aus Cronheim, rechts Karl Kernstock aus Oberschwaningen. Archivfotos

1886 ist der letzte Gunzenhäuser Ziegeleibetrieb eingestellt worden. An ihn erinnerte bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts die Ziegelstraße, doch auch sie musste der Simon-Marius-Straße weichen.  Die alte Ziegelei hatte ihren Ursprung im 15. Jahrhundert (1466), weitere drei Betriebe hat es im 19. Jahrhundert gegeben, außerdem noch die beiden Ziegeleien in Cronheim (bis 1960). Gleich drei Autoren nehmen sich im neuen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde des Themas an: Werner Mühlhäußer und die beiden Heimatkundler Werner Neumann aus Weißenburg und Günther Prechter aus Cronheim.

Die Dampfziegelei Cronheim um 1909. Rechts die Abbruchkante der Lehmgewinnung.

Schon 8000 bis 6000 v.Chr. galten Ziegel neben Holz und Bruchsteinen zu den ersten Baumaterialien (heute: Syrien und Irak). Erst später haben sich europäischer Klerus und Adel des Materials bedient. Gefertigt wurden Dachziegel, aber auch Mauerziegel (Ziegelstein), aber der große Durchbruch kam erst mit der Erfindung des Ringofens. Der Fürstenwalder Maurermeister Arnold kann das Erstgeburtsrecht für sich in Anspruch nehmen, aber auch der preußische Baumeister Friedrich Eduard Hoffmann ließ sich dafür feiern. Fortan war die Herstellung von Tonwaren in konstanter Qualität und in größeren Mengen möglich.

Gunzenhausens erste Ziegelei befand sich in der Ziegelgasse, die 1893 zur Hensoltstraße wurde.  Die genaue Lokalisation: Hensoltstraße 14. Hans Mayer wird schon 1537 als „Ziegler aff der Hütten“ genannt. Bis 1777 war dann die Familie Engelhardt  die Besitzerin.  Wie Werner Mühlhäußer nachweisen kann, sind die Produkte hauptsächlich für die Reparatur der Stadtmauer und der Stadtkirche sowie des Jagdschlösschens Falkenlust benutzt worden.

Daneben existierten noch drei kleinere Handziegeleien:  Johann Thomas Huber erbaute 1863 eine Ziegelhütte im heutigen Anwesen Bahnhofstraße 29. Sie wurde nachweislich bis November 1900 betrieben.  Die Ziegelei Rothgängel geht auf Zimmermeister Georg Friedrich Rothgängel zurück (Bühringerstraße), der sie später an seInen Schwiegersohn Johann Adam Reichardt weitergab. 1869 waren dort fünf Männer beschäftigt, darunter Ziegelknechte, Ziegelmacher, Ziegelmeister.  Sie produzierten im Jahr 30000 Ziegel und 24000 Backsteine. Der dritte Ziegeleibesitzer war Johann Georg Lang, gefolgt von seinem Sohn Georg Nikolaus (heute Schillerstraße 11). Der Betrieb lief bis Dezember 1901, drei Jahre später übernahm die Stadt das Grundstück.

Die Ziegeleien in Cronheim werden bereits 1415 genannt, wie Günther Prechter erforscht hat. Hans von Cronheim hatte die Ziegelei vom Eichstätter Bischof zum Lehen erhalten. Ab dem 17. Jahrhundert lebte auf dem Anwesen „Cronheim 70“ die Familie Kichler. Deren Nachkommen (Schwiegersohn Johann Michael Sorg und Frau Viktoria) verkauften und zogen ins Dorf, wo heute noch die Sorgs unter dem Hausnamen „Ziegler“ leben. Um 1890 endete die Tradition des Feierabendzieglers in Cronheim.

Mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Bau der König-Ludwig-Süd-Nord-Bahn erhielt  Cronheim eine Bahnstation. Der aus Wassertrüdingen stammende Zimmermeister Georg Friedrich Bühlmeyer gründete 1907 die Dampfziegelei und begann zwei Jahr später mit der Produktioön. Den notwendigen Lehm fand er „Im Lampelbuck“ (Lehmfeld). Der Eigentümer baute den Betrieb aus (bis auf eine Lehmgrube von sieben Tagwerk) und  modernisierte ihn. Das „Dampferla“, wie es den alten Cronheimern noch geläufig ist, war eine dieselbetriebene Lokomotive mit drei Loren für den Transsport des Rohmaterials von der Lehmgrube zur Brennerei. Dazu kam noch ein Eimer-Ketten-Bagger, der auf Schienen lief.  25 Arbeiter waren zeitweise beschäftigt. Der Großbrand am 8. September 1960 bedeutete für die Ziegelei das Aus.

WERNER FALK