Tag Archives: Heimatkunde

Der Hesselberg hat etwas Mystisches

„Samstagsexkursion“ des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen

Wanderführer Hans Spatz begleitete die Heimatkundler aus Gunzenhausen auf das Gipfelkreuz.

Wanderführer Hans Spatz begleitete die Heimatkundler aus Gunzenhausen auf das Gipfelkreuz.

Für viele Menschen hat der Hesselberg – mit 689 Metern die höchste Erhebung Mittelfrankens – eine geradezu etwas Mystisches an sich. Freilich: als „Heiligen Berg der Franken“ überhöhten ihn die Nationalsozialisten, die von 1926 bis 1939 den Berg für ihre Ideologie vereinnahmten. Dass er aber noch mehr Facetten hat, das ist bei einer Wanderung mit dem Ehinger Hans Spatz zu erfahren. Die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen waren mit ihm drei Stunden unterwegs.

Die sechs mal vier Kilometer große Erhebung prägt die Landschaft im westlichen Mittelfranken.  Der Hesselberg gehört zu den hundert schönsten Geotopen in Bayern und sein Gesteinsaufbau ist dem des „Walberla“ vergleichbar. Er war schon immer Pilgerstätte. So wurde 1803 der preußische König Friedrich Wilhelm III. von etwa 20000 Menschen empfangen. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und dem Erwachen des deutschen Nationalbewusstseins war der Hesselberg Schauplatz vaterländischer Feiern. Turner- und Sängerfeste lockten die Menschen hinauf zum Bergwirt Karl Holzöder, einer lebenden Legende.

Die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde erlebten einen wunderschönen "Geschichtsspaziergang".

Die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde erlebten einen wunderschönen „Geschichtsspaziergang“.

1926 kam einer erstmals, der Furore machte im aufziehenden nationalsozialistischen System: Julius Streicher, der fränkische Gauleiter aus Nürnberg. Im großen Stil zog er die „Frankentage“ auf dem Hesselberg auf, zu dem bis zu 100000 Menschen anreisten. 1938 rollten beispielsweise 48 Sonderzüge nach Wassertrüdingen. Fanfaren, Spaliere und ein Meer von Hakenkreuzfahnen markierten den Berg, sogar ein „Hesselberglied“ erklang. Im Altmühl-Boten kündigte sich der „Frankentag“ vier Wochen lang publizistisch an (122 Berichte). Der Gunzenhäuser Kunstmaler Michl Hertlein hielt die heroische Manifestation  in vielen Bildern fest.

Ein gigantisches Hakenkreuz aus Kalksteinen war lange Zeit am Südhang zu sehen. Nach den Plänen der Nationalsozialisten sollte der Hesselberg zu einer „Thingstätte“ des Dritten Reiches werden. Geplant war hier eine von zehn Adolf-Hitler-Schulen  im Reich zur Heranbildung des Parteinachwuchses. An die 700 Menschen (Schüler und Betreuer) sollten hier ihren Platz finden. Die Tatsache, dass Julius Streicher bei der Partei in Ungnade fiel und 1939 der Krieg begann, verhinderten das riesige Bauprojekt. Im Waldstück „Schwarze Fichte“ wurden lediglich drei Unterkunftsbaracken, ein Verwaltungsgebäude sowie ein hölzerner Turm erstellt.  Und aus Streichers Plan, sich ein kreisrundes Mausoleum mit 120 Meter Durchmesser sowie einen Park mit 40 Meter hohen Gestalten der Heldenmytologie zu errichten, wurde ebensowenig realisiert wie die Ehrenhalle, das Krankenhaus oder das Hesselbergmuseum.

Eine Beziehung zum Hesselberg haben auch die Segelflieger, denn hier war ab 1934 eine Segelflugschule, geleitet von dem Gunzenhäuser Eugen Wagner. Nach dem Krieg gab keine Segelflugwettbewerbe mehr, aber bis heute sind Modellflieger und Hängegleiter auf dem Plateau anzutreffen. Eines der Gebäude diente in den Jahren 1940-42 als Lager für 250 ausgesiedelte Familien von Kärntner-Slowenen, später als Flüchtlingslager.

Wer heute vom Hesselberg spricht, der denkt an die „Landvolkshochschule“, die 1950 hier entstanden ist. Sie ist eine von drei Erwachsenenbildungseinrichtungen der evangelischen Landeskirche in Bayern und firmiert seit 2005 als „Evangelisches Bildungs-Zentrum“ (EBZ). Junge Christen kommen seit 1947 zu Freizeiten auf den Berg, der Kirchentag an Pfingsten zieht seit 1951 Tausende von Gläubigen an.

Die alten Gunzenhäuser Gaststätten

Lothar Hiemeyer erforscht und publiziert

Seit Jahren vergräbt sich Lothar Hiemeyer in die Annalen der Gunzenhäuser Gaststätten. Das Ergebnis präsentierte er dem Verein für Heimatkunde Gunzenhausen. Dem ersten Vortrag 2015 folgte nunmehr der zweite mit der Vorstellung weiterer Gaststätten, die bis 1945 existierten. Das erstaunliche Fazit des Heimatforschers: Von den 70 Wirtshäusern „aller Zeiten“ (bis 1945) bestehen heute noch 16.

Die "Goldene Krone" hat ihren baulichen Charakter beibehalten.

Die „Goldene Krone“ hat ihren baulichen Charakter beibehalten.

27 von ihnen präsentierte der gebürtige Gunzenhäuser, der jahrzehntelang in führender Position für die Firma Huber & Riedel tätig war und heute in Würzburg lebt, den Mitgliedern und Gästen des Vereins im Gasthof „Adlerbräu“. Dabei waren Fotos von Gasthäuser zu sehen, die nur mehr die alten Gunzenhäuser kennen und die seit Jahrzehnten nicht mehr existieren, von denen höchstens noch – in veränderter Gestalt – die Gebäude bestehen.  Beispielsweise die „Goldene Traube“ in der Rathausstraße (heute Mietshaus/Änderungsschneiderei Hartmann), von der noch die alte Scheune im rückwärtigen Bereich im Original erhalten geblieben ist. Der „Rote Ochse“ am Martin-Luther-Platz geht auf das 1662 zurück. Früher war dort auch der HSG-Schießstand eingerichtet, um 1910 befand sich darin  ergänzend zum Wirtshaus auch das „Lichtspielhaus Wittelsbach“. Der letzte Wirt  war der unvergessene Fritz Buchholzer, der im Kampf gegen die Getränkesteuer an vorderster Front stand („Rebell am Zapfhahn“).Heute ist dort der Metzgereibetrieb Hanel.

Das Gasthaus „Zum Falken“, gleich nebenan,  ist 1732 entstanden und  über viele Jahrzehnte (bis 1950) von Johann Meyerhuber betrieben worden. Später zählten Alfred Eiden  und die Familie Hanel zu den Wirten (heute wohnlich genutzt). „Müller am Tor“ nannte sich der Wirt Hofer vom „Schwarzen Bären“, der sich damit vom Brauwirt gleichen Namens unterschied.  Später zapfte dort der unvergessene Jus Schwab (heute: „Bärlin“). Die Bühringerstraße nannte sich früher Brechgraben und war ein recht sumpfiges Gelände. 1801 hat Hermann Fischer aus Schweina einen Teil aufgefüllt und dort seine Wirtschaft errichtet („Storchenfischer“). Er hat auch die beiden stattlichen Wohnhäuser in der Straße erbaut.

Als „Kaffeeschenke“ hat Andreas Weber 1871 das Gasthaus „Zur Wolfsschlucht“ eingerichtet, 1897 kam die Familie Guthmann auf das Haus. Der Wirt und einige seiner Kollegen traten damals als vereinigte Bierzeltwirte auf.  Der Charcutier Karl Ruthardt war um 1909 Inhaber der Gaststätte „Zur frischen Quelle“ (später: Schwarzbeck) am Ecke Bühringerstraße/Gartenstraße.  Er war ein vermögender Mann und  führte nicht nur Blut- und Leberwürste, sondern feine Wurstwaren (daher die französische Berufsbezeichnung), aber bei der Inflation 1923 verlor er sein ganzes Vermögen. Über einen „russischen Kamin“  verfügte das Gasthaus „Zum Hirschen“ in der Bühringerstraße (neben Kindergarten).

Von der Nachbarschaft des Amtsgerichts versprach sich der Fabrikant Berthold Bing in den dreißiger Jahren einen geschäftlichen Impuls und richtete an der Ecke Garten-, Luitpoldstraße das Restaurant Hummel  (Luitpoldstraße 6) ein, das gleiche tat Christian West („Wein und Cafe-Restaurant West“) in der Nachbarschaft (Gartenstraße 7). Karl Kirsch, der Bruder von Willi Kirsch (Gastwirt „Zur Altmühl“ am Eingang zur Promenade) war in der Judengasse (heute: Hafnermarkt). Als „Scharfes Eck“ ist das Gasthaus „Zum Adler“ in der Hensoltstraße (Eckhaus) in den Gunzenhäuser Sprachgebrauch eingegangen. Frieda Oberhäußer betrieb es von 1945 bis 1978. Johann Kamm begründete 1872 mit dem Kauf des Gasthauses „Zur Krone“ (heute: Hotel in der Nürnbergerstraße) die bis heute während Wirtetradition. Die Stadtkapelle Scheuernstuhl gab dort einst „Garten-Conzerte“ und vor dem Haus stand, ganz im Zeichen des Automobils, eine Tankzapfsäule. Schon 1749 hatte der Markgraf das Haus der heutigen Gastwirtschaft „Zur Linde“ in der Nürnbergerstraße bauen lassen, das seit 1872 gastronomisch genutzt wird. Zu den Inhabern zählte der Jude Simon Strauß, der 1934 beim ersten Judenpogrom in Franken von dem SA-Mann Kurt Bär erschossen wurden. Seit den fünfziger Jahren wird das Haus von der Familie Hertlein/Arnold bewirtschaftet.Der „Löwengarten“ ist von dem Unternehmer Emil Beng gegenüber seine Fabrik in der Nürnbergerstraße (später: Hering, Norma) erbaut worden. Bis 1936 hat August Hiemeyer, der Großvaters des Heimatforschers, die Gaststätte geführt, in der Hellein-Bier aus Merkendorf ausgeschenkt wurde. Egon Guthmann hat die Wirtschaft später geführt.  Das „Weinberglein“ (heute: Mehrfamilienhaus an der Weinbergstraße 18) hat Matthias Hunger erbaut. Danach waren die Besucher häufig Opfer des Beerenweins von Heiner Hufnagel.  Seit 1920 ist der „Lindenhof“ (zunächst: „Birkenhof“) bekannt. Er war beliebter Sonntagsausflugsziel der Gunzenhäuser Bürgerschaft, in den vierziger Jahren NS-Erholungsheim (heute: Kurheim).

Wie Lothar Hiemeyer mitteilte, will er jetzt auch noch die Gunzenhäuser Sommerkeller erforschen und sie in sein Standardwerk einverleiben, das in den nächsten Jahren erscheinen soll. Gern nimmt er auch Erinnerungsbeiträge von den alten Gunzenhäusern entgegen.

 

Die fürstliche Jagd

Vortrag von Dr. Arno Störkel beim Verein für Heimatkunde Gunzenhausen

Störkel-014

Dr. Arno Störkel ist ein Experte für die „hohe Jagd“ und die markgräfliche Geschichte.

Jeder kennt die Redensart, wenn ihm etwas entkommen ist, ihm also etwas „durch die Lappen gegangen“ ist. Der Begriff stammt aus dem Jagdwesen des 18. Jahrhundert. Für ihn gibt es auch noch den Begriff der „eingestellten Jagd“. Was es sonst noch auf sich hatte mit der fürstlichen Jagd, auch in den Revieren des „Wilden Markgrafen“, das erfuhren die Gäste bei einem Vortragsabend des Vereins für Heimatkunde mit dem Würzburger Historiker Dr. Arno Störkel, der heuer auch noch eine Biographie der Markgräfin Friederike Louise herausbringen wird, die viele Jahre ihres Lebens im Schloss Unterschwaningen verbracht hat.
Die Jagdleidenschaft von Carl Wilhelm Friedrich galt hauptsächlich den Falken. Er hatte das größte Falknerheer jener Zeit. Die Jagd mit dem edlen Vogel war elegant und meist unblutig, auch weibliche Jagdgäste durften damals schon an diesem exklusiven Ereignis teilnehmen. Einen seiner schönsten Falken hatte CWF vom König von Dänemark als Dankgeschenk bekommen.
Etwas anderes war die „eingestellte Jagd“, worunter man sich ein eingezäuntes Areal vorstellen muss. Die Einzäunung erfolgte mit schön verzierten Stoffbahnen, die an Leinenschnüren aufgehängt waren. Die flüchtenden Tiere konnten so von den Jägern und Treibern in eine bestimmte Richtung gedrängt und am Ausbrechen gehindert werden. Gelang dann doch einmal einem Hirschen die Flucht, so ging dieser buchstäblich „durch die Lappen“. Dieses „fürstliche Plaisir“ war vor drei Jahrhunderten so etwas wie eine VIP-Lounge in der heutigen Fußballarena. Weniger exklusiv, ja für damalige Verhältnisse geradezu primitiv, war die Kampfjagd nach Auerochensen, Büffeln oder Sauen.
An der Parforcejagd, also der Verfolgung der Beute auf dem Rücken der Pferde, dürfte der beleibte Markgraf nicht teilgenommen haben. Davon geht der Historiker Arno Störkel fest aus, zumal ein zwei- bis dreistündiger Ritt nicht dem körperlichen Belastungsvermögen von Carl Wilhelm Friedrich entsprach. Diese Art der Jagd kam aus Frankreich und England an die deutschen Herrschaftshöfe. Es war ein mitunter halsbrecherisches und auch teures Vergnügen, dem nur wenige der deutschen Fürsten nachgingen. Allein die 20 athletischen englischen Pferde, die der letzte Markgraf Alexander an den Ansbacher Hof holte, waren ein Vermögen wert. Weiß und schwarz gefleckt waren die Parforcehunde – und so sind sie heute noch bei großen gesellschaftlichen Jagden zu bestaunen. Ihre Anschaffung kostete übrigens so viel wie ein Hundeknecht im ganzen Jahr.
Zehn bis dreißig Prozent ihres Etats für die Jagd auszugeben, das blieb nur den Fürsten vorbehalten. Die Herrschenden von heute können sich in einer aufgeklärten und demokratischen Gesellschaft solche Extravaganzen nicht mehr leisten. Das räumte am Ende auch Stadtrat Werner Falk, der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde, ein. Er dankte dem Vortragenden aus dem Weinland mit einem hochprozigen Schorschbräu-Bier aus dem Seenland und kündigte an, dass auf der nächsten Veranstaltung Lothar Hiemeyer die Gasthäuser in Gunzenhausen bis 1945 vorstellen wird (2. Teil).

Im Buchhandel ist das Buch von Dr. Arno Störkel „Fürstliche Jagd im barocken Franken“, 116 Seiten, zahlreiche Bilder, ISBN 978-3-928683-47-0, 24,80 Euro,Verlag C. u.C. Rabenstein, erhältlich.

Die fürstliche Jagd

Vortrag von Dr. Arno Störkel am 27. Januar

Mit der fürstlichen Jagd beschäftigt sich seit Jahren wissenschaftlich der Würzburger Historiker Dr. Arno Störkel. Zu seinem Lieblingsthema hält er am Mittwoch, 27. Januar, um 19.30 Uhr einen Vortrag im Gasthof „Adlerbräu“ . Eingeladen hat ihn der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen.
Seit Jahrtausenden jagen die Menschen Tiere. Um sich zu ernähren, um sich der Bedrohung durch Raubtiere zu erwehren, und bald auch, um durch das Erlegen von großen oder gefährlichen Beutetieren Prestige zu erlangen. Im Mittelalter wurde die Jagd zum Privileg des Adels und die „Hohe Jagd“ auf Hirsch und Wildschwein ein Privileg der Fürstlichkeiten, die damit ihre herausgehobene Stellung demonstrierten. Auch die Herzöge von Württemberg und die Markgrafen von Ansbach und Bayreuth betrieben solche oft prächtigen und aufwendigen fürstlichen Jagdveranstaltungen, auch hier in der Gegend um Gunzenhausen.
Anhand einer vor wenigen Jahren an die Öffentlichkeit gelangten Serie von barocken Jagdgemälden hat Dr. Arno Störkel das Phänomen der fürstlichen Jagd untersucht und in einem Buch zusammengefasst. Der Würzburger Historiker hat nach seiner Biographie Markgraf Alexanders u.a. über die Ansbacher Truppen in Amerika und die Beziehungen der Markgrafen nach Berlin gearbeitet; in diesem Jahr soll eine Biographie von Friederike Louise erscheinen, der nach Ansbach verheirateten Schwester des großen Friedrich.

Wolfgang Rathsam mit 102 Jahren gestorben

Er war Ehrenmitglied des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen

Mit Trauer nehmen wir Kenntnis vom Ableben unseres Ehrenmitglieds Wolfgang Rathsam im Alter von 102 Jahren. Wir werden ihm am Mittwoch, 30. Dezember, um 13.30 Uhr auf dem Neuen Friedhof in Gunzenhausen auf seinem letzten Weg begleiten.Rathsa, 006

Der gebürtige Wettelsheimer war von 1935 bis 1975 am Finanzamt Gunzenhausen tätig. Neben seiner beruflichen Tätigkeit fand er aber in der Nachfolge des Reichslimeskommissars Dr. Heinrich Eidam seine Erfüllung in der ehrenamtlichen Forschertätigkeit. Die römische Geschichte unserer Region hat ihn stets beschäftigt. In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalschutz hat er etliche Grabungen durchgeführt und Bodenfunde ausfindig gemacht, beispielsweise den römischen Inschriftenstein in Gnotzheim aus dem Jahr 144 n.Chr. und das Mithras-Heiligtum in Wachstein. Seine Erkenntnisse hat er nicht für sich behalten, sondern sie einer breiten Öffentlichkeit mit Beiträgen im „Altmühl-Boten“, dem „Heimat-Boten“ und in „Alt-Gunzenhausen“, der Publikation des Vereins für Heimatkunde, zugänglich gemacht. Wegen seiner Forschungen zur Vorgeschichte und Römerzeit hat er sich bleibende Verdienste um die Stadt erworben. Zudem hat er im Schrenk-Verlag des Buch „Die Römer im Gunzenhäuser Land“ veröffentlicht. Seine Sammlung von einigen hundert Bodenfunden hat er frühzeitig der Stadt übergeben, die sie im Museum für Vorgeschichte präsentiert. Es bereitete ihm stets viel Vergnügen, junge Menschen an die römischen Stätten zu führen und sie für die Geschichtsforschung zu gewinnen.

Wolfgang Rathsam, der nach dem Tod seiner Frau 1977 zunächst in der Austraße lebte, durfte sich in den letzten Jahren der fürsorglichen Betreuung im Burkhard-von-Seckendorff-Heim erfreuen. Seine zwei Söhne Dieter und Karl-Heinz und ihre Familien durften mit ihm am 6. März 2013 den 100. Geburtstag  feiern.

Der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, dessen Ehrenmitglied er seit 1974 war,  hat ihm viel zu verdanken.  Seine Mitglieder widmen ihm diesen Nachruf und ein bleibendes Andenken.

Werner Falk, Vorsitzender

„Alt-Gunzenhausen“ neu erschienen

 70. Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde seit 1923

Gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten ist „Alt-Gunzenhausen“, das Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, erschienen. Zwölf Beiträge von zehn Autoren beleuchten die lokale Historie auf 272 Seiten. Das erste Exemplar überreichte Vorsitzender Werner Falk im Rathaus an Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Die seit 1923 Jahren erscheinende Publikation wird von der Stadt finanziell gefördert.

AltGun70-003

Das neue Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ präsentierten Vorsitzender Werner Falk (rechts) und sein Stellvertreter und Stadtarchivar Werner Mühlhäußer (links) Bürgermeister Karl-Heinz Fitz.

„Unser Schriftleiter und 2. Vorsitzender Werner Mühlhäußer ist zugleich der Stadtarchivar. Das ist eine Personalunion, die der Stadt und dem Verein nützt.“ Bei der Vorstellung des 70. Jahrbuchs hob der Vorsitzende hervor, dass die Autoren von „Alt-Gunzenhausen“ alle unentgeldlich forschen und schreiben. „Indem sie immer wieder neue Facetten der Stadt- und Regionalgeschichte darstellen, verdienen sie öffentliche Anerkennung und Respekt“, betonte der Vereinsvorsitzende. Er dankte auch dem Bezirk Mittelfranken, Landrat Gerhard Wägemann und der Sparkasse Gunzenhausen für die immerwährende Unterstützung. Der 305 Mitglieder zählende Geschichtsverein sei stets bemüht, neue Freunde zu gewinnen. Falks Werbetrommel: „Die Jahresgabe Alt-Gunzenhausen gibt es für unsere Mitglieder gratis. Das ist ein einmalig günstiges Angebot bei einem Jahresbeitrag von nur 18 Euro.“
Dass die Beiträge wissenschaftlich fundiert sind, das ist für Werner Mühlhäußer das Qualitätsmerkmal von „Alt-Gunzenhausen“. Dem Stadtarchivar gelingt es immer wieder, dem Verein neue Autoren zuzuführen und den „Stamm“ bei der Stange zu halten. Er begleitet die Autoren fach- und sachkundig.
Zum Inhalt der Publikation
Zur Finanzierung drohender Kriege, vornehmlich zur Abwehr der „Türkengefahr“ hat Kaiser Maximilian I. 1495 den „Gemeinen Pfennig“ eingeführt. Werner Kugler greift den damals auf vier Jahre begrenzten „Soli“ auf und erläutert am Beispiel der Heidenheimer Klosteruntertanen die steuerliche Belastung, zudem veröffentlicht er die Steuerlisten von 43 Orten.
Ein Gemälde von 1606 interpretieren Karl Rieger und Hermann Thoma („Die missglückte Sauhatz des Grafen von Graveneck, Pfleger von Arberg“). Es befindet sich im Markgrafenmuseum Ansbach und zeigt szenische Darstellungen der Saujagd. Die Autoren verorten das Ölbild des unbekannten Malers in die Landschaft zwischen Kemmathen und Großlellenfeld.
Hermann Thoma, der sich in den Jahrbüchern 2005 und 2006 mit den „Hexenverfolgungen im Oberen Stift des Hochstifts Eichstätt“ befasst hat, fügt 2015 einen Teil III hinzu und widmet sich ausgiebig dem Schicksal der Apollonia Veit aus Ornbau, die 1616 durch das Schwert hingerichtet und verbrannt wurde. In einer Kastenamtsrechnung hat er im Untertitel „Henkerkosten“ die Geschichten von 18 weiteren Frauen gefunden und zeichnet ihre „Straftaten“ akribisch auf. Thoma hofft, dass sich die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt zu einer umfassenden wissenschaftlichen Aufarbeitung der Hexenverfolgungen durchringen kann.
Die mittelalterlichen Herrschaftsverhältnisse im Mittelalter beschreibt Siglinde Buchner in ihrem Beitrag „Dittenheim und Sausenhofen, ihre Dorfherren und ihre vergessenen Turmburgen“. Die Grafen von Oettingen und die Marschälle von Pappenheim teilten sich die Untertanen untereinander auf. Es waren keine Wehranlagen und Schlösser, sondern Wohnanlagen, deren Standorte sie verortet.
Siglinde Buchner, die auch ehrenamtliche Archivpflegerin des Landkreises ist, erläutert die 13 Blätter der „Dorfordnung von Gnotzheim aus dem Jahr 1662“, die noch im Original vorliegt. Im „Gericht-Buch“ geht es um alte Flurnamen, die heute noch gebräuchlich sind (Furzwiesen, Wolfsbuck, Galgenwiese), aber auch um Vieh- und Gänsehirten.
„Die Pfarrei Degersheim und ihre Gemeindeglieder am Ende des 17. Jahrhunderts“ listet Werner Kugler auf. Er kann sich auf ein Familienregister aus dem Jahr 1692 stützen. Es enthält alle Namen der Gemeindeglieder, auch die Zahl der Kinder, Mägde und Knechte. Angelegt hatte es Pfarrer Ernst Heinrich Friedlein, der auch in Meinheim und Ursheim tätig war.
„Die Gemeindeflur der Stadt Gunzenhausen und ihre Verwaltung im 19. Jahrhundert“ beschreibt Werner Neumann anhand der Flurordnung von 1820. 2662 Menschen lebten 1852 in der Stadt, 45 davon in den Einöden Weinberg, Lohmühle (früher: Bettelmühle), Reutberghof, Leonhardsruh, Walkmühle und Fallhaus. Er stellt den Flurer vor, der nicht nur den Felddieben auf der Spur war, sondern auch auf die Einhaltung der Grenzen achtete.
2015 beging die Stadt das Jubiläum „150 Jahre Eisenbahn“. Jürgen Huber zeichnet in seinem Beitrag „Der frühe Eisenbahnanschluss von Gunzenhausen“ die Geschichte der Bahn und des Bahnhofs nach. 1849 war die Strecke Gunzenhausen Augsburg-Hof durchgehend befahrbar. 2100 Arbeiter waren eingesetzt. Sie bevölkerten Gunzenhausen, das zu dieser Zeit gerade einmal 2700 Einwohner hatte. Bayerns König Max II. unternahm auf der Strecke Donauwörth-Gunzenhausen seine erste Eisenbahnfahrt. Um 1895 passierten täglich 45 Züge den Bahnhof. Der letzte Personenzug auf der Strecke Nördlingen-Gunzenhausen verkehrte 1985, der Güterverkehr endete 1994.
„Gemeinderecht, Gemeinheitsteilung, Flurbereinigung“. Das ist der Titel von Dr. Adolf Meiers Beitrag über die Nutzung der Flur in den Beispielsgemeinden Windischhausen, Heidenheim, Hechlingen, Hohentrüdingen, Gnotzheim, Ornbau und Mitteleschenbach. Er berichtet von der Mitteleschenbacher Dorfordnung von 1529 und erzählt die Episode, wonach es bei einer Strafe von zwei Gulden verboten war, vor dem Bartholomäustag Waldobst (Holzbirnen und –äpfel) „herabzuschütteln“. Dem Flurer war ausdrücklich das Recht zugesprochen, das Geld in der bischöflichen Gastwirtschaft zu vertrinken.
Das segensreiche Werk der Franziskanerinnen in Gunzenhausen würdigt Günter Dischinger („Das Franziskanerinnenkloster Gunzenhausen 1921-2013“). Zur Stammbesatzung gehörten in 92 Jahren 22 Schwestern, davon sechs Oberinnen.
Was hat der Schriftsteller Thomas Mann mit der Stadt an der Altmühl zu tun? „Thomas Mann, Gunzenhausen und die Rote Hilfe“ ist der Titel einer Geschichte von Dr. Martin Weichmann, die hier zu Lande das erste Mal zu lesen ist. Drei Gunzenhäuser Burschen hatten 1931 ein ketzerisches Lied gesungen und waren dafür eine Woche im Gefängnis gelandet. Über den Vorfall berichtete seinerzeit nicht der Altmühl-Bote und auch nicht das NS-Organ „Der Stürmer“, wohl aber das kommunistische „Tribunal“ in Berlin. Und woher rührt die Beziehung zum berühmten Schriftsteller? Thomas Mann hatte sich wiederholt gegen die missbräuchliche Anwendung des Gotteslästerungsparagrafen als Mittel zur Beschneidung der Meinungsfreiheit gewandt. So gelangte ihm auch der Vorgang in Gunzenhausen zur Kenntnis, über den das kommunistische Berliner Wochenblatt schrieb: „In Gunzenhausen haben Genossen einen Strafbefehl über eine Woche Gefängnis erhalten, weil sie durch Absingen des so populär gewordenen Lieds „3 Vaterunser bet´ ich nicht, an einen Herrgott glaub` ich nicht“ Gotteslästerung begangen haben sollen.“
„Die Katastrophe vom 16. April 1945“ titelt Werner Mühlhäußer und schildert den Bombenangriff auf Gunzenhausen, dem nach verlässlichen Angaben 141 Menschen zum Opfer fielen. In bisherigen Angaben war von 163 bis 160 Toten die Rede. Erstmals wird die vollständige Opferliste veröffentlicht. Fliegerangriffe hatte es zuvor schon im April 1941 und im Februar 1944 sowie in den ersten Monaten 1945 gegeben. Zu Schaden kamen dabei auch 358 Gebäude, davon wurden 24 völlig zerstört.
„Alt-Gunzenhausen“ , herausgegeben vom Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, ist für 15 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Das Findelkind Kaspar Hauser ist bis heute Werbefaktor für Ansbach

Zweite Samstagsexkursion des Verein für Heimatkunde

Es mag nur eine Petitesse der Weltliteratur gewesen sein, aber es ist dennoch nicht uninteressant, sie heute zu erwähnen: Benitto Mussolini, Diktator an der Spitze des italienischen Regimes, war ein glühender Verehrer der Gedichte von August Graf von Platen, einem der berühmtesten Söhne Ansbachs, der als „Tulpe des deutschen Dichtergartens“ in die Literaturgeschichte Eingang gefunden hat. In den zwanziger Jahren war der Despot sogar in Ansbach, um seinen Aufsatz über Platen in deutscher Sprache zu verlesen.

Historiker Alexander Biernoth vor dem Uz-Denkmal

Historiker Alexander Biernoth vor dem Uz-Denkmal

Die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen waren zum zweiten Mal im Rahmen ihrer „Samstagsexkursion“ in der Residenzstadt, wo sie der Historiker Alexander Biernoth zwei Stunden lang mit der Geschichte Ansbachs und dem Werk ihrer prägenden Persönlichkeiten bekannt machte. Die Begeisterung der 31 Teilnehmer fasste Vorsitzender Werner Falk zusammen: „Wir durften ein facettenreiches Ansbach kennenlernen.“
Der Hofgarten und die Orangerie waren zur Markgrafenzeit, also vor rund 250 Jahren, prägende Elemente der Residenz Ansbach, aber war heutzutage in seiner ganzen Pracht zu sehen ist, das ist das Werk der fünfziger Jahre. Bei zwei Bombenangriffen der Amerikaner in den letzten Kriegstagen – am 23. Juni, dem Geburtstag des ersten Präsidenten George Washington – verloren nicht nur 453 Menschen ihr Leben, auch der 17 Hektar große Hofgarten (1750 nach französischen und englischen Vorbildern angelegt) sowie die Orangerie (dem Schloss von Versailles nachempfunden) kamen damals zu Schaden.
Am Rande der doppelten Lindenallee, heute ein begehrtes Terrain der Jogger, stößt der Besucher auf eine unscheinbare Tafel, die an den Botaniker Leonhart Fuchs erinnert, dem gebürtigen Wemdinger, der 1528 bis 1535 als Leibarzt des Markgrafen Georg dem Frommen fungierte. Nach ihm ist übrigens die Fuchsie benannt.
Das Findelkind Kaspar Hauser, hat Ansbach noch bekannter gemacht. Bis heute sind sich die Wissenschaftler noch nicht ganz einig, wer er wirklich war: ein Betrüger oder der badische Erbprinz. Sogar der „Spiegel“ und das ZDF haben sich des aus Nürnberg stammenden Jünglings angenommen. Es gibt zweierlei Gen-Spuren, sein „Unterbeinkleid“ ist übrigens im Ansbacher Stadtmuseum zu sehen. 1833 ist der Gerichtsschreiber im Ansbacher Hofgarten mit einem Messerstich ermordet worden. Der Streit wird weiter gehen, den Ansbacher soll es recht sein, denn so treiben die Spekulationen immer neue Blüten und die Stadt hat willkommene Publicity.
Dem markgräflichen Juristen und Verwaltungsbeamten Johann Peter Uz (1720 geboren) hat die Stadt ein Denkmal gewidmet. Er war auch Dichter, und nicht einmal der Unbekannteste, denn sogar der Papst kannte die Verse des Geheimrats. Dass er aber einige Kirchenlieder des Ansbacher Gebetbuchs umdichtete, das haben ihm die Ansbacher schwer verübelt.
Aus einer ehemaligen Pferdescheune ist 1840 die katholische St. Ludwigskirche geworden. Sie steht am Karlsplatz (gestaltet von den markgräflichen Baumeistern Leopoldo Retty und Johann David Steingruber) neben der Karlshalle, in der zuvor die Andersgläubigen in der angestammten Protestantenstadt ihre Gottesdienste abhalten durften. Der klassizistische Saalbau ist dem bayerischen König Ludwig I. geweiht. Die Glocken sind übrigens Beutestücke aus der Seeschlacht von Navarino (1827).

Historisches und Modernes ergänzen sich

Exkursion des Vereins für Heimatkunde in Triesdorf

Bei den markgräflichen Nachbarn in Triesdorf waren die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde zu Gast. Dr. Horst von Zerboni, der Vorsitzende des Vereins der Freunde Triesdorfs, begleitete sie auf ihrer „Samstagsexkursion“ auf den Pfaden der Markgrafen. Zugleich erlebten sie den spannenden Kontrast zwischen historischer Bauweise und der modernen Architektur, wie er im Verhältnis zu den Gebäuden der Fachhochschule darstellt.

Ein spannender Kontrast: Links der futuristische Neubau der Fachhochschule, im Hintergrund die historische „Villa Sandrina“. Dr. Horst von Zerboni (Mitte) begleitete die Gruppe des Vereins für Heimatkunde auf ihrem Rundgang. Foto: FR Presse

Ein spannender Kontrast: Links der futuristische Neubau der Fachhochschule, im Hintergrund die historische „Villa Sandrina“. Dr. Horst von Zerboni (Mitte) begleitete die Gruppe des Vereins für Heimatkunde auf ihrem Rundgang. Foto: FR Presse

Triesdorf ist für viele Menschen in der Region aber auch ein Synonym für fortschrittliche Landwirtschaft. In neun Schulen von unterschiedlichen Trägern und der FH-Weihenstephan-Triesdorf mit rund 3000 Schülern und Studenten ist Triesdorf heute neben dem niederbayerischen Schönbrunn der wichtigste Standort für das Agrarstudium. An der Fachhochschule sind Studenten aus 32 Nationen eingeschrieben. Die Hälfte von ihnen kehrt danach in die heimischen Betriebe hochqualifiziert in die elterlichen Betriebe zurück. Ausgangspunkt für das Bildungszentrum Triesdorf war die 1748 gegründete Ackerbauschule.
Der Spaziergang führte die Gäste aus Gunzenhausen zu den markanten baulichen Zeugnissen der Markgrafenzeit, also zum noch erhaltenen Barockgarten mit dem Sommerhaus des einstigen markgräflichen Leibarztes , vorbei an den schön restaurierten Kavaliershäuschen, durch den ehemaligen Park mit seiner alten Lindenallee (aus dem Jahr 1740) zum Weißen Schloss und der Villa Sandrina. Acht Kilometer lang war einst die drei Meter hohe und 30 Zentimeter dicke rote Mauer, die das 300 Hektar große Areal eingrenzte. Sie ist von 1729 an in 16 Jahren Bauzeit entstanden. Davon sind heute nur mehr Reste vorhanden. Dr. von Zerbonis anschauliche Darstellung: „Das entspricht etwa dem Material für 200 Einfamilienhäuser.“ An allen Gebäuden erläuterte er die charakteristische Bauweise, zuletzt in der Markgrafenkirche.
Die Werke der markgräflichen Baumeister Gabriel de Gabrieli, Carl Friedrich von Zocha, Leopoldo Retty und Johann David Steingruber sind nach den Ankauf des kleinen Triesdorfer Landguts durch die Ansbacher Fürsten von 1682 bis 1776 entstanden und vermitteln den Besuchern bis heute einen Eindruck von der einstigen Herrlichkeit der Sommerresidenz.
Zu den samstäglichen Exkursionen gehört auch die abschließende Einkehr. Im Gasthaus „Sammethbräu“ kündigte Vorsitzender Werner Falk an, dass eine Besichtigung des markgräflichen Ansbachs im Juni das Programm des Vereins ergänzen wird.

Haben Gladiatoren im römischen Weißenburg gekämpft?

Dr. Mario Bloier geht der Frage in der neuen „villa nostra“-Ausgabe nach

villa nostra 2015 001Um es vorweg zu nehmen: Nachweise gibt es keine, wonach Gladiatoren im römischen Weißenburg aufgetreten sind. In der aktuellen Ausgabe von „villa nostra“ (Weißenburger Blätter für Geschichte, Kultur und Heimatkunde) geht der seit Oktober 2014 tätige Leiter der Museen Weißenburg, Dr. Mario Bloier der Frage nach, ob es in Weißenburg eine Arena oder gar ein Amphitheater gegeben hat. Ohne Befunde lässt sich nicht mit Sicherheit belegen, dass es in Weißenburg ein Amphitheater gegeben hat. Der Autor befasst sich mit den frühen Gladiatorenkämpfen, die anfangs ihrer Geschichte zum Programm von römischen Leichenfeiern gehörten, und schildert die Entwicklung bis hin zu den großen Spektakeln mit Tausenden von Zuschauern in den großen Arenen des Römerreiches. Die Gladiatoren waren zuletzt Männer von Ansehen und Anerkennung, der Autor spricht von den „Mega-Superstars der Antike“. Sie waren durchaus vergleichbar mit den Fußballstars von heute. Bis in das 3. Jahrhundert n.Chr. hatten sie Bestand, danach wurden sie von Akrobatikvorführungen abgelöst. In der Krise des römischen Reiches waren die Gladiatorenkämpfe zu teuer geworden. Kaiser Diokletian war der letzte, der große „munera“ veranstalten ließ.
Autor Dr. Mario Bloier wird in der „villa nostra“-Ausgabe von OB Jürgen Schröppel und Stadtarchivar Reiner Kammerl vorgestellt. Der gebürtige Niederbayer war bereits 2011 bis 2014 als Freiberufler für Weißenburg tätig, als das Empfangsgebäude der Römischen Thermen neu konzipiert wurde, er war ferner an der Konzeption des Limeseums in Ruffenhofen beteiligt.
„villa nostra“ erscheint dreimal im Jahr und wird kostenlos abgegeben. Erhältlich ist es in der Stadtverwaltung, der Sparkasse und den Banken.

„Samstagsexkursion“ nach Triesdorf

Termin am Samstag, 16. Mai

Die Kavaliershäuschen am Ortseingang von Triesdorf.

Die Kavaliershäuschen am Ortseingang von Triesdorf.

Der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen setzt heuer seine Serie „Samstagsexkursion“ fort, die seit 2013 läuft. Ziel ist am Samstag, 16. Mai, das markgräfliche Triesdorf.  Dr. Horst von Zerboni, der Vorsitzende des Vereins der Freunde Triesdorfs, wird der sachkundige Führer des zweistündigen Rundgangs sein. Die Teilnehmer lernen die baulichen Zeugnisse der markgräflichen Sommerresidenz näher kennen, an denen sie sonst nur vorbeifahren, wenn sie überhaupt von der Umgehung abweichen und einen Abstecher in den geschichtsträchtigen Ort machen.

Nach dem Rundgang ist – und auch das gehört zum Ritual der „Samstagsexkursion“ – ein Vesper. Der Wirt des Gasthauses „Sammethbräu“ freut sich auf die Gäste aus Gunzenhausen, die den Nachmittag gesellig ausklingen lassen möchten.

Treffpunkt ist um 16 Uhr am alten Reithaus in Triesdorf (Ortseingang). Dort sind auch ausreichend Parkplätze. Die Teilnehmergebühr von 5 Euro wird dort einkassiert. Kommen kann übrigens jedermann, eine Mitgliedschaft im Verein ist nicht zwingend erforderlich.

Auf ein Wiedersehen freut sich: Werner Falk, Vorsitzender