10. Ausgabe der „Triesdorfer Hefte“ erschienen
Die Falkenjagd gehört seit zwei Jahren zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Die Kunst, mit Vögeln zu jagen, gilt somit als schützenswerte Kulturform. Es war ein Gunzenhäuser, der markgräfliche Lehrer und Spitalprediger Johann Erhard Pacius, der 1756 im Auftrag von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich die lateinische Handschrift „De arte venandi cum aribus“ ins Deutsche übersetzte. In der neuen Ausgabe der „Triesdorfer Hefte“ des Vereins der Freunde Triesdorfs und Umgebung nehmen sich vier namhafte Autoren des Themas an.
Dr. Sigrid Schwenk von der Uni Freising-Weihenstephan wähnt den markgräflichen Übersetzer als eigentlichen Wegbereiter für diese hohe internationale Anerkennung. Pacius war, wie er selbst einräumte, alles andere als ein Falken-Experte: „In der Übersetzung selbst habe ich keinen Fleiß und Müh gesparet … und aus anderen Sprachen entlehnten Wörtern keines gesetzet, biß ich die wahre Bedeutung gefunden habe“. Die Urschrift von 1248, die in sechs Bänden auf Kaiser Friedrich II. zurückgeht, berichtet u.a. davon, dass die besten Falkner aus Flandern stammten. Sie kamen auch an den Ansbacher Hof.
Es gibt nur ein einziges Bild, das den Markgrafen mit einem Falken zeigt. Das ist erstaunlich, wo CWF sich doch als der Herr über Europas größte Falknerei (mit über 50 Falknern) rühmte. Es war für den Fürsten wichtig, im Kampf um das Prestige, dieses Alleinstellungsmerkmal unter den Fürstenhöfen zu haben. Dr. Arno Störkel aus Würzburg, ein ausgewiesener Kenner der markgräflichen Jagd, datiert das Bild auf das Jahr 1740.
Prof. Wolfgang Wüst vom Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landeskunde an der Uni Erlangen-Nürnberg sieht in der Falkenjagd weniger ein barockes Lustobjekt als ein Bestandteil mittelalterlicher Machtkonstellation. CWF nennt er einen „Prototypen eines jagdbegeisterten Regenten“, der auch Falkentaler und –dukaten prägen ließ. Der Wissenschaftler nennt 34429 Vögel, die CWV selbst geschossen oder gebeizt hat. Zu seiner Beute gehörten vorzugsweise Rebhühner und Wachteln (43 Prozent), Raben und Saatkrähen (19 Prozent) sowie Dohlen und Elstern (15 Prozent).
Den Fokus auf die Falknerei in Gunzenhausen richtet Stadtarchivar Werner Mühlhäußer. Das Jagdschlösschen „Falkenlust“ (es stand bis 1768 in der Oettinger Straße) hatte der Markgraf mit 890 Fliesen ausgestattet, darunter 138 mit jagdlichen Motiven. Sie sind größtenteils erhalten geblieben und im – derzeit geschlossenen – Stadtmuseum ausgestellt. Die Sammlung ist sehr kostbar, denn es gibt eine ähnliche nur mehr im ehemaligen Jagdschloss des Kölner Kurfürsten in Brühl. Wie Mühlhäußer darstellt, galt das heutige Rathaus auf dem Marktplatz zumindest ab 1740 als „herrschaftliches Schloss“ . Damals gab es in der Stadt auch noch den markgräflichen Hofgarten (heute: Haus des Gastes), das Wildmeisterhaus (Bahnhofstraße 6), das Windsetzerhaus (das Haus des Hundehüters wurde 1999 abgebrochen), das Milanenhaus (mit Reiherhaus) am Heidweiher, den Fasanengarten auf dem Reutberg, das Palais Heydenab als Wohnhaus des Oberstfalkenmeisters (heute: Gewerbebank am Marktplatz) und das Gasthaus „Zum Falken“ am Lutherplatz 7, wo die Bediensteten des Fürsten beim „Falkenwirt“ einkehrten. Um seiner Liebhaberei grenzenlos frönen zu können, ließ der Markgraf 60 Stege über die Altmühl bauen. Der bekannteste war die 19 Meter breite Reitstegbrücke aus Holz, die 1921 abgebrochen wurde. Sogar die Tauben sollen den Regenten bei der Falkenjagd gestört haben, weshalb er einen Befehl erließ, das Taubenfliegen zu verbieten. Werner Mühlhäußer listet als Ergebnis einer zeitraubenden Sisyphusarbeit das Personal der Falknerei auf, zu dem neben den Falknern auch noch die Fasanenmeister, Stall- und Reitknechte, Falkenmaler und Kammerlakaien zählten.
Das 84 Seiten starke Büchlein „Die Falkenjagd des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach“ ist für 5 Euro bei den Gunzenhäuser Buchhandlungen Dr. Schrenk und Pfahler zu beziehen.
wfa
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