Zur Geschichte der Ziegelherstellung in Gunzenhausen
1886 ist der letzte Gunzenhäuser Ziegeleibetrieb eingestellt worden. An ihn erinnerte bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts die Ziegelstraße, doch auch sie musste der Simon-Marius-Straße weichen. Die alte Ziegelei hatte ihren Ursprung im 15. Jahrhundert (1466), weitere drei Betriebe hat es im 19. Jahrhundert gegeben, außerdem noch die beiden Ziegeleien in Cronheim (bis 1960). Gleich drei Autoren nehmen sich im neuen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde des Themas an: Werner Mühlhäußer und die beiden Heimatkundler Werner Neumann aus Weißenburg und Günther Prechter aus Cronheim.
Schon 8000 bis 6000 v.Chr. galten Ziegel neben Holz und Bruchsteinen zu den ersten Baumaterialien (heute: Syrien und Irak). Erst später haben sich europäischer Klerus und Adel des Materials bedient. Gefertigt wurden Dachziegel, aber auch Mauerziegel (Ziegelstein), aber der große Durchbruch kam erst mit der Erfindung des Ringofens. Der Fürstenwalder Maurermeister Arnold kann das Erstgeburtsrecht für sich in Anspruch nehmen, aber auch der preußische Baumeister Friedrich Eduard Hoffmann ließ sich dafür feiern. Fortan war die Herstellung von Tonwaren in konstanter Qualität und in größeren Mengen möglich.
Gunzenhausens erste Ziegelei befand sich in der Ziegelgasse, die 1893 zur Hensoltstraße wurde. Die genaue Lokalisation: Hensoltstraße 14. Hans Mayer wird schon 1537 als „Ziegler aff der Hütten“ genannt. Bis 1777 war dann die Familie Engelhardt die Besitzerin. Wie Werner Mühlhäußer nachweisen kann, sind die Produkte hauptsächlich für die Reparatur der Stadtmauer und der Stadtkirche sowie des Jagdschlösschens Falkenlust benutzt worden.
Daneben existierten noch drei kleinere Handziegeleien: Johann Thomas Huber erbaute 1863 eine Ziegelhütte im heutigen Anwesen Bahnhofstraße 29. Sie wurde nachweislich bis November 1900 betrieben. Die Ziegelei Rothgängel geht auf Zimmermeister Georg Friedrich Rothgängel zurück (Bühringerstraße), der sie später an seInen Schwiegersohn Johann Adam Reichardt weitergab. 1869 waren dort fünf Männer beschäftigt, darunter Ziegelknechte, Ziegelmacher, Ziegelmeister. Sie produzierten im Jahr 30000 Ziegel und 24000 Backsteine. Der dritte Ziegeleibesitzer war Johann Georg Lang, gefolgt von seinem Sohn Georg Nikolaus (heute Schillerstraße 11). Der Betrieb lief bis Dezember 1901, drei Jahre später übernahm die Stadt das Grundstück.
Die Ziegeleien in Cronheim werden bereits 1415 genannt, wie Günther Prechter erforscht hat. Hans von Cronheim hatte die Ziegelei vom Eichstätter Bischof zum Lehen erhalten. Ab dem 17. Jahrhundert lebte auf dem Anwesen „Cronheim 70“ die Familie Kichler. Deren Nachkommen (Schwiegersohn Johann Michael Sorg und Frau Viktoria) verkauften und zogen ins Dorf, wo heute noch die Sorgs unter dem Hausnamen „Ziegler“ leben. Um 1890 endete die Tradition des Feierabendzieglers in Cronheim.
Mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Bau der König-Ludwig-Süd-Nord-Bahn erhielt Cronheim eine Bahnstation. Der aus Wassertrüdingen stammende Zimmermeister Georg Friedrich Bühlmeyer gründete 1907 die Dampfziegelei und begann zwei Jahr später mit der Produktioön. Den notwendigen Lehm fand er „Im Lampelbuck“ (Lehmfeld). Der Eigentümer baute den Betrieb aus (bis auf eine Lehmgrube von sieben Tagwerk) und modernisierte ihn. Das „Dampferla“, wie es den alten Cronheimern noch geläufig ist, war eine dieselbetriebene Lokomotive mit drei Loren für den Transsport des Rohmaterials von der Lehmgrube zur Brennerei. Dazu kam noch ein Eimer-Ketten-Bagger, der auf Schienen lief. 25 Arbeiter waren zeitweise beschäftigt. Der Großbrand am 8. September 1960 bedeutete für die Ziegelei das Aus.
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