Pflegeberufe aufwerten!

Löffler: „Ablehnung des Volksbegehrens ist nachvollziehbar“

„Die bayerischen Bezirke, mit ihren über 60 Fachkrankenhäusern, Fachabteilungen und Tageskliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie somatischen Kliniken, spüren täglich die Auswirkungen des Fachkräftemangels“, so Bezirketagspräsident Franz Löffler. „Deshalb ist für uns das Ziel des Volksbegehrens ‚Stoppt den Pflegenotstand‘, eine angemessene Personalausstattung im Pflegebereich der Krankenhäuser sicherzustellen, durchaus zu unterstützen.“ Die bereits bestehenden Bundesregelungen hinsichtlich Personalbemessung und Personaluntergrenzen – sowohl in der Psychiatrie als auch in der Somatik – sind allerdings durchaus ausreichend. „Die Argumentation des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, dass der Bund die Pflege schon abschließend geregelt habe und die Pflegepersonalausstattung in Krankenhäusern daher nicht in einem Landesgesetz geregelt werden könne, ist für mich durchaus nachvollziehbar“, so Löffler.

Wirkungsvoller im Ringen um Fachkräfte sei nach Überzeugung des Bayerischen Bezirketags eine Aufwertung des Pflegeberufs. „Die berufliche Pflegeausbildung muss attraktiv und qualitativ gut sein – nur so gewinnen wir Fachkräfte von morgen“, unterstreicht Löffler die Haltung des Verbands. Aus diesem Grund begleite der Bayerische Bezirketag die neue generalistische Pflegeausbildung, die 2017 verkündet wurde und sich gerade in der Feinausgestaltung befindet, von Beginn an eng. „Jährlich werden rund 100.000 Patientinnen und Patienten stationär bzw. teilstationär sowie mehr als 200.000 ambulant in unseren Einrichtungen behandelt – deshalb haben wir als bayerische Bezirke angesichts des aktuellen Fachkräftemangels eine besondere Verantwortung, der wir unter anderem mit unseren 13 eigenen Pflegefachschulen auch gerecht werden möchten“, so Löffler.

Wohnortnahe Krankenhäuser erhalten!

 MdL Manuel Westphal: Mehr Qualität nicht zulasten der Bürgernähe

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat ergeben, dass jedes zweite Krankenhaus in Deutschland geschlossen werden sollte, um die Krankenhausstruktur effizient und zukunftsfest fortzuentwickeln. Manuel Westphal, Stimmkreisabgeordneter für den Bayerischen Landtag, weist diese Forderung vehement zurück: „Seit Jahren kämpfen wir für eine wohnortnahe medizinische Versorgung, wozu auch Krankenhäuser gehören. Für die Bevölkerung ist ein wichtiges Qualitätskriterium, wohnortnah ein Krankenhaus erreichen zu können. Mehr Qualität wird daher keinesfalls durch eine Verringerung der Standorte erreicht!!“

 Die Studie fordert eine Senkung der Klinikanzahl von knapp 1.400 auf unter 600 Krankenhäuser. Dadurch soll die Qualität gesteigert und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal gemildert werden. „Die Wohnortnahe als wichtiges Qualitätskriterium für die Bevölkerung wird dabei völlig außer Acht gelassen“, betont Westphal.

In Bayern liegt der Sicherstellungsauftrag in den Händen der Landkreise und kreisfreien Städte. Über 400 Krankenhausstandorte werden so betrieben. Im aktuellen Doppelhaushalt investiert Bayern 643 Millionen Euro jährlich in seine Krankenhäuser. Der Strukturfonds des Bundes und das bayerische Programm für kleine Krankenhäuser unterstützen dabei ebenfalls.

„In unserem Landkreis haben wir mit dem Klinikum Altmühlfranken an zwei Standorten in Weißenburg und Gunzenhausen eine hervorragende Versorgung für unsere Bevölkerung. Erst kürzlich konnte ich mich während eines Informationstages von der hohen Qualität der beiden Häuser überzeugen. Auch kleine Häuser wie bei uns in Altmühlfranken können – anders als es die aktuelle Studie vorstellt – wirtschaftlich betrieben werden und dabei ein hohes Qualitätsniveau halten. Die Versorgungsstruktur wie in unserer Region ist für die Bevölkerung sehr wichtig und muss auch in Zukunft gesichert werden. Eine Radikalreform, wie sie die Bertelsmann-Stiftung fordert, ist nicht praxistauglich“, ist sich Westphal sicher.

50 Jahre Naturpark Altmühltal

 Eine Erfolgsgeschichte für den bayerischen Naturtourismus

Von links nach rechts: Bezirksrat Heinrich Schmidt (1. Stellv. Vorsitzender Naturparkverband Bayern e.V.), Friedel Heuwinkel (Präsident Verband Deutscher Naturparke), Landrat Anton Knapp (Vorsitzender Naturpark Altmühltal e.V.), Maria Els (Regierungspräsidentin der Regierung von Oberbayern), Staatsminster Thorsten Glauber, Landrat Gerhard Wägemann (stellv. Vorsitzender Naturpark Altmühltal e.V.), Prof. Dr. Gerhard Mühle, Horst Bieswanger (ehem. Geschäftsführer Naturpark Altmühltal e.V.), Christoph Würflein (Geschäftsführer Naturpark Altmühltal e.V.)

Von links nach rechts: Staatsminister Thorsten Glauber, Naturpark-Rangerinnen Julia Groothedde-Kollert, Birgitta Hohnheiser und Lucia Gruber, Geschäftsführer Christoph Würflein (Naturpark Altmühltal e.V.)

„Die Natur muss gefühlt werden“, das wusste schon der weitgereiste deutsche Naturforscher Friedrich Wilhelm Alexander von Humboldt im 19. Jahrhundert. Seit einem halben Jahrhundert bietet der Naturpark Altmühltal diesen Freiraum zum Erspüren für Mensch und Natur mit einer Landschaft, in der es eine unglaubliche Vielfalt an Tieren und Pflanzen gibt und die für Erholungssuchende und Einheimische Möglichkeiten schafft, um die Seele baumeln zu lassen und draußen aktiv unterwegs zu sein. Auf knapp 3.000 Quadratkilometern erstreckt sich der Naturpark Altmühltal ober- und unterhalb der Altmühl, durchzieht fünf Regierungsbezirke und acht Landkreise sowie Teile der Stadt Ingolstadt.

Am 25. Juli 1969 schlug im Schloss Pappenheim seine Geburtsstunde: Der Verein „Naturpark Altmühltal (Südliche Frankenalb e.V.)“ wurde von Oberbürgermeistern und Landräten der Region ins Leben gerufen, der damals größte Naturpark in Deutschland gegründet. Heute ist der Naturpark Altmühltal der größte Naturpark Bayerns. Das Ziel der Gründungsväter war, Schutz und Erhalt einer Landschaft voranzutreiben, deren Ursprung rund 150 Millionen Jahre zurückliegt. Über Bezirks- und Landkreisgrenzen hinweg arbeiten auch heute engagierte Verantwortliche zusammen, um Landschaft aktiv zu erhalten und zu pflegen und diese in ihrer Artenvielfalt und Schönheit für den Menschen zu erschließen. „Der Naturpark Altmühltal ist eine Erfolgsgeschichte für den bayerischen Naturtourismus. Er ist ein attraktiver Anziehungspunkt für Radfahrer, Wanderer, Fossiliensammler und Limes-Freunde“, betonte denn auch Bayerns Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz und Festredner Thorsten Glauber beim Festakt zum 50jährigen Bestehen des Naturparks in Eichstätt. Glauber dankte den vielen Beteiligten, „die seit 50 Jahren zum Erhalt dieser landschaftlichen Schönheit beitragen“. Der Jubiläumstag sei „ein stolzer Tag für alle am Naturpark beteiligten Landkreise; wir feiern heute einen der besonderen Naturparke in Bayern!“

Bedeutender Faktor für die Entwicklung der Region

Im Beisein von vielen Festgästen aus Regierung, Behörden, Politik, Tourismus, Wissenschaft und Naturschutzverbänden sowie Vertretern des Partnernaturparks Sierra María-Los Vélez aus Andalusien unternahm der Eichstätter Landrat Anton Knapp in seiner Funktion als 1. Vorsitzender des Naturpark Altmühltal e.V. und Vorsitzender des Naturparkverbandes Bayern mit den Festgästen eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte: Der 50. Geburtstag des Naturparks gehe einher mit einem veränderten Umgang mit der Landschaft und dem eigenen Lebensumfeld. „Dass diese Landschaft etwas Besonderes ist, wurde im heutigen Naturpark Altmühltal bereits in den frühen 1950er Jahren erkannt – damals allerdings vor allem in touristischer Hinsicht. Erst langsam wuchs das Bewusstsein dafür, dass eine Natur- und Kulturlandschaft auch aktiv geschützt werden muss und dass ein Naturpark optimal Raum bieten kann für Naturschutz und gleichzeitig für die Erholung des Menschen“, so Knapp. Meilensteine der Naturpark-Geschichte sind Knapp zufolge die Eröffnung des Bürgermeister-Müller-Museums 1970 in Solnhofen, die Erstellung eines Einrichtungsplans für den Naturpark durch die TU München 1974, die Eröffnung des Jura-Museums auf der Willibaldsburg 1976 sowie die des Altmühltal-Radweges 1979. 1985/86 erfolgte die Gründung der ersten bayerischen Landschaftspflegeverbände im Bereich des Naturparks Altmühltals, 1989 die Errichtung des Infozentrums in Notre Dame in Eichstätt (damals das erste Infozentrum für einen deutschen Naturpark überhaupt) sowie 1999 die Eröffnung des Informationszentrums in Treuchtlingen.

Als weitere Highlights der Erfolgsgeschichte sind die Partnerschaft mit dem spanischen Naturpark Sierra de María Los Veléz in Andalusien seit 1990 sowie 1997 der Projektstart des „Altmühltaler Lamm“ wie 2002 der Ausbildungsbeginn der ersten 20 Naturpark-Führer zu nennen. 2005 konnte der Altmühltaler-Panoramaweg eröffnet werden, anschließend ging das Naturschutzgroßprojekt „Altmühlleiten“ an den Start, 2013 das „Stromtreter“-Projekt, seit 2017 ist der Naturpark auch als „Auszeitregion in der Mitte Bayerns“ zertifiziert. Seit der Gründungsphase sind übrigens die Fossilien das Alleinstellungsmerkmal des Naturparks, er ist bis heute dessen Markenzeichen. „Im Rückblick ist es beeindruckend, was der Naturpark alles geschaffen hat, schon in den frühen Jahren wurde die gesamte Komplexität der Themen Tourismus und Landschaftspflege behandelt.“

Die Zahl der Übernachtungen betragen aktuell rund zwei Millionen pro Jahr, mit steigender Tendenz. Weißenburgs Landrat Gerhard Wägemann, stellv. Vorsitzender des Naturpark Altmühltal e.V., sieht den Naturpark auch für die Zukunft bestens gerüstet: „Ob Klimawandel oder Artensterben: Das sind Themen, bei denen ein Naturpark wie der unsere Antworten geben kann. Unser beispielhaftes Zonierungskonzept zum Bau von Windkraftanlagen, aber auch die Projekte und Initiativen, die Nachhaltigkeit fördern und die regionale Wertschöpfung erhöhen, sind herausragend“, unterstrich Wägemann bei der Jubiläumsfeier. Viele Menschen wünschten sich einen engeren Kontakt mit der Natur, eine Auszeit vom Leben in den Städten – all dies ermögliche der Naturpark Altmühltal bereits seit 50 Jahren. Es gehe darum, die Natur mit allen Sinnen zu erleben und zu verstehen. Seit kurzem unterstützen drei junge Rangerinnen mit Fachwissen und Präsenz vor Ort die Naturparkarbeit vor Ort: Im Rahmen des Jubiläumsfestaktes wurden Julia Groothedde-Kollert, Brigitta Hohnheiser und Lucia Gruber von Naturpark-Geschäftsführer Christoph Würflein der Öffentlichkeit vorgestellt und ihre Wirkungsgebiete im Naturpark Altmühltal erläutert. Die Aufgabengebiete der Rangerinnen umfassen Natur- und Landschaftspflege, Besucherlenkung und –information, Bildungs- und Informationsarbeit sowie die Mithilfe bei Forschung und Monitoring. Wägemann legte auch den Einheimischen die Jubiläumsführungen und Exkursionen ans Herz, die noch bis November von geschulten Naturparkführern angeboten werden, „damit man den eigenen Naturpark mal mit neuen Augen sehen kann“. Damit erschließen sich die verschiedenen Naturräume der Region in hervorragender Weise.

Bürgerstammtisch am 20. Juli

Angebot der Triesdorf-Weidenbacher Liste

Wie Gemeinderat Carl-Alexdander Mavridis mitteilt,  veranstaltet die „Liste Weidenbach-Triesdorf“ einen offenen Bürgerstammtisch am Samstag, 20. Juli, um 19 Uhr in der Gaststätte Quasimodo, und zwar im Biergarten, denn es wird mit schönem Wetter gerechnet.  Den Teilnehmern kündigt er an: „Wir bringen Aktuelles aus dem Gemeinderat und der Gemeinde mit, wir hören uns Bürgeranliegen an und helfen weiter und wir besprechen die aktuelle Entwicklung zur Kommunalwahl 2020 im Markt Weidenbach“.

Die Radler zählen ihre Kilometer

Start des Stadtradelns im Rahmen des Bürgerfests in Gunzenhausen

Wie es eine Woche nach dem Start des Stadtradelns 2019 aussieht, kann Gunzenhausen in diesem Jahr den Teilnehmerrekord von 2018 toppen. Damals waren 37 Teams an den Start gegangen, die in drei Wochen 204000 Kilometer herunterstrampelten. Schon jetzt haben sich mehr Teams gemeldet als 2018 gefahren sind. Das lässt einen neuen Rekord erwarten.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz gab den „Startschuss“, d.h. er machte sich den Start in einer Rikscha von Radsport-Gruber und seiner Frau Angelika an der Seite recht bequem. Danach aber ging es sportlicher zu. Etwa fünfzig Radler begaben sich auf die Strecke um den Altmühlsee.

Das „Team FDP“ ist auch in diesem Jahr wieder dabei, und zwar mit einer zahlenmäßig starken Equipe. Man darf gespannt sein, wieviele Kilometer die Teilnehmer am Ende erzielt haben.

„Und wo warst du?“

 Nach 30 Jahren bleibt der Mauerfall das prägende zeitgeschichtliche Erlebnis

Wie kein anderes Ereignis hat der Mauerfall die deutsche Nachkriegsgeschichte geprägt. Wie haben die Menschen diesseits und jenseits der Mauer diesen Tag erlebt? Welche Träume und welche Ängste haben sie damit verbunden? Und was ist aus den Träumen geworden? Die Bürgerrechtlerin Freya Klier – eine Ikone des Widerstands gegen das DDR-Regime – hat den bevorstehenden 30. Jahrestag zum Anlass genommen, die unterschiedlichsten Sichtweisen auf Mauerfall und Wiedervereinigung zu versammeln. In „Und wo warst du? 30 Jahre Mauerfall“ kommen öffentliche Personen wie Bernhard Vogel oder Guy Stern ebenso zu Wort wie ein Ex-Neonazi, eine einstige RAF-Terroristin oder ein Fluchthelfer. Das Buch erscheint am 19. August 2019 im Herder Verlag.

Die Berichte der Autoren ordnen das Buch in drei Phasen: die Unterdrückung der DDR-Bürger vor dem Fall der Mauer („Es muss was passieren!“), der Umbruch 1989-90 („Aufbruch in die Freiheit“) und die Zeit der Wiedervereinigung („Zwei Welten treffen aufeinander“). Erörtert wird nicht nur, was damals alles geschah, sondern auch, wie die Ereignisse bis in die Gegenwart hineinwirken und wie sie von heute aus zu bewerten sind. Dabei hallen starke persönliche Erinnerungen nach. Insgesamt 23 Autorinnen und Autoren aus Ost und West lassen uns in ihre Seele blicken, erinnern sich noch einmal, wie es ihnen vor 30 Jahren erging. Während Marko Martin sich beispielweise an „ein missbrauchtes Gefühl“ erinnert, schwärmt Johannes Röser davon, wie „Geschichte zum Wunder“ geworden sei. So entsteht aus einzigartigen Perspektiven ein schillerndes Panorama deutsch-deutscher Geschichte.

Mit Beiträgen von Oliver Das Gupta, Brigitte Dienst, Berthold Dücker, Ingo Hasselbach, Günter Henschel, Anna Kaminsky, Bernd Dietmar Kammerschen, Martin Klähn, Nadja Klier, Katrin Maaß, Marko Martin, Margit Miosga, Astrid Proll, Johannes Röser, Gudrun Schmidt-Kärner, Birgit Siegmann, Uwe Spindeldreier, Carola Stach, Guy Stern, Annette von Stieglitz, Düzen Tekkal, Burkhart Veigel und Bernhard Vogel.

Und wo warst Du? von Freya Klier; 256 Seiten, Herder-Verlag, 20 Euro, ISBN 978-3-451-38553-7

Biodiversität – was ist das?

Artenvielfalt ist kein isoliertes Ziel

Das Thema der Biodiversität wird in letzter Zeit – auch im Zusammenhang mit dem Volksbegehren zum Schutze der Bienen – immer häufiger in der politischen Diskussion gebraucht. Häufig dabei leider auch missbraucht.

Es erscheint daher angebracht, dass eine etwas seriösere Verwendung dieses wissenschaftlich eigentlich sehr eindeutigen Begriffs erfolgt, um  die Biodiversität  nicht in einen völlig falschen Gesamtzusammenhang zu stellen. Das Thema  ist natürlich sehr populär, aber  viele verstehen es auch nur sehr eindimensional. Und das führt dann zu völlig falschen Rückschlüssen.

Was wird denn nun tatsächlich unter Biodiversität verstanden?
Gemeint ist damit die Vielfalt bzw. Anzahl aller lebenden Organismen in einem bestimmten Lebensraum (Biotop). Die Biodiversität umfasst damit auch die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Arten.
Dabei kann die Bandbreite dieser Vielfalt z.B. bei Gefäßpflanzen zwischen 50 und weit über 5.000 Arten je 10.000 Quadratkilometer betragen.

Man unterscheidet bei dieser biologischen Vielfalt
die genetische Diversität (z.B. wichtig für Weiterentwicklung von Kulturpflanzen)

  • die taxonomische Diversität (also die Zahl der Arten in einem bestimmten Lebensraum)
  • die Lebensraum-Diversität (gemeint ist die Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume) und
  • die funktionale Diversität (die Vielfalt ablaufender ökologischer Prozesse).

Es ist also immer wichtig, dass man bei der Verwendung dieses Begriffs abwägt, welche Form der Biodiversität jeweils bemüht werden soll.

Regionalberater Dieter Popp

Und es wird häufig auch die Frage gestellt, warum denn Biodiversität oder Artenvielfalt überhaupt benötigt wird. Immer wieder wird bezweifelt, ob sich der Aufwand zum Schutz bestimmter Arten – zumal wenn sie klein oder unscheinbar sind – überhaupt lohnt.
Das Beispiel der Selektion von Wirkstoffen eines Schimmelpillzes im Jahre 1928 durch  Alexander Fleming führte zur Entdeckung des Penicillin, mit dessen Hilfe später vielen an Wundinfektionen erkrankten Menschen das Leben gerettet wurde. Dieser für unsere Gesundheit so hochwertige Schimmelpilz wurde aber bis zur seiner pharmazeutischen Wirkung als Schädling heftig bekämpft.
Und alleine zwanzig der meist verwendeten Arzneimittel in den USA basieren ausschließlich auf Natursubstanzen, deren Wildpopulationen nur noch in streng geschützten Gebieten vorkommen. Ihr Umsatz in den USA beträgt jährlich mehr als 11 Mrd. Dollar. Ohne den Rückgriff auf diese in ihrem Bestand geschützte taxonomische und genetische Vielfalt, wäre die Anwendung alleine dieser Arzneimittel nicht möglich.

Die entscheidende Frage beim Wert der durch die Artenvielfalt gekennzeichnete Biodiversität liegt vor allem darin, dass wir heute nicht wissen, welche Fortschritte die Wissenschaft bei der Erforschung weiterer wichtiger Substanzen aus dem Naturhaushalt machen wird. Denkbar wäre es sogar, dass selbst an für uns Menschen manchmal so lästige Arten wie die Brennesel oder die Stechmücke eines Tages Wirkstoffe selektiert werden, die uns bei der Bekämpfung von manchem krankheitsbedingtem Leid helfen können.
Aber auch ohne solche Erfolge in der Medizin ist der Rückgriff auf die funktionale, genetische und taxonomische Diversität auch aus der Kulturpflanzen- oder Tierzuchtentwicklung, bei den vielfältigen Anwendungen der Biotechnik oder auch in der Forstwirtschaft unverzichtbar. Das Artenpotenzial der Erde ist nach mehreren Studien etwa 5 – 6 % des Bruttosozialprodukts weltweit wert.

An einem für uns sehr anschaulich sichtbaren Beispiel kann man die Bedeutung, aber auch die oftmals falsch angewendete Interpretation der Artenvielfalt recht gut nachvollziehen.
Sehen wir uns einen  naturnahen Bach mit seinen Besonderheiten aus Gewässerwindungen  und begleitender Vegetation einmal  an und vergleichen ihn  mit einem Bach gleicher Größendimension, der aber unnatürlich verändert wurde (begradigt, Uferbewuchs entfernt, Sohle befestigt etc). Dann  treten nämlich erhebliche Unterschiede in der Artenvielfalt auf.

Ein paar Beispiele dazu:

Ein begradigter Bach kann  eine bis zu vierfach höhere Fließgeschwindigkeit aufweisen, in ihm halten sich dann bestimmte Kleinorganismen  nicht mehr fest, da ihnen vor allem auch die Gewässerstrukturen dazu fehlen. Diese  Kleinorganismen sind aber u.a.  Grundlage der Fischnahrung.
Andere Arten aber, die mit diesen Fließgeschwindigkeiten zurechtkommen, wandern zu und gewinnen Oberhand. Sie ersetzen aber nur selten den verloren gegangenen Kreislauf der abgewanderten Arten.

Ein Aufstauen fließender Gewässer behindert nicht nur den Fischaufstieg – bei fehlenden Fischtreppen – sondern unterbindet auch den natürlichen Rückflug ausgeschlüpfter Eintagsfliegen, die nach diesem Schlüpfen immer stromaufwärts fliegen, um dort erneut Eier ablegen zu können. Dieser Flug wird durch die von den Stauhaltungen herrührenden Fließgeschwindigkeits-Reduzierungen aber unterbrochen. Sie gehen bereits dann zur Eiablage vorzeitig auf das Wasser, mit der Folge des Verarmens der Gewässer oberhalb der Stauhaltungen. Dort fehlen sie dann wiederum als natürliche Fischnahrung. An ihre Stelle rücken nun andere flugfähige Arten, die aber nicht die gleiche Bedeutung als Fischnahrung aufweisen.

Ein Entnehmen von Laub abwerfenden und Schatten spendenden Ufergehölzen stellt schließlich der Super-Gau am Gewässer dar. Je nach Gewässer-Tiefe und –Breite kann der Temperaturanstieg im Wasser dann bis fast an 1,5 bis 2 Grad Celsius im Durchschnitt heranreichen. Bei der Erderwärmung um etwa  2 Grad wissen wir bereits um die dramatischen Folgen. Im Fließgewässer sind die Auswirkungen ähnlich fatal. Die Gewässererwärmung führt dann zu einer Überpopulation an wärmeliebenden Kleinorganismen, die aber nur einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die natürliche Gewässerreinigung aufweisen

Diese drei Beispiele sollen nur deutlich machen, was denn passieren kann, wenn bestimmte Eingriffe in den Naturhaushalt vorgenommen werden. Denn dies hat nun unmittelbar etwas mit  Artenvielfalt bzw. Biodiversität zu tun.
Jeder dieser Eingriffe führt zu einem Verschwinden einiger natürlich vorkommender Arten, aber er verursacht auch ein Zuwandern anderer, auf diese neuen Rahmenbedingungen eingestellten Arten. In den meisten Fällen sind dies deutlich mehr Arten, als im vorhergehenden natürlichen Zustand.
Wir haben also plötzlich ein Ökosystem mit einer deutlich höheren Artenzahl! Aber das ist kein erstrebenswertes Ziel an sich. Denn nun kann z. B. in einem solchen  „artenreicheren“ Gewässer die Selbstreinigungsleistung nicht mehr oder nur eingeschränkt erfolgen. Das bedeutet dann höhere Klärleistungen in unseren entsprechenden Klärsystemen.

Artenerhöhung an sich ist daher auf keinen Fall ein erstrebenswertes Ziel!!!!
Es geht wie häufig nicht um Quantität, sondern ausschließlich um Qualität.Es muss daher immer nur die jeweilige natürliche Artenvielfalt als Ziel angestrebt werden. Dies kann dann sehr wohl auch ein sehr artenarmes Ökosystem wie ein Hochmoor oder ein oligotropher See sein. Denn durch spezielle Eingriffe kann auch dort die Artenvielfalt geradezu explodieren. Aber beide – das Hochmoor und der nährstoffarme See – wären als natürlicher Lebensraum zerstört!
DIETER POPP, Regionalberater (Haundorf)

Der Mais informiert

Maisäcker, wohin man auch schaut: Bekommen wird bald eine Monokultur? Die Sorge um die Biodiversität treibt Agrarfachleute und Laien gleichermaßen um. Auf dem Radweg von Steinacker nach Gnotzheim informiert eine Tafel über die Frucht, die den Stoff für die Biogasanlagen in der Region liefert.  Foto: FR Presse

Historiker tagten in Spalt

Empfang durch Bürgermeister Udo Weingart

Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer dankte dem Spalter Bürgermeister Udo Weingart für seinen temperamentvollen und leidenschaftlichen Vortrag. Foto: FR Presse

Vom Lebensgefühl in seiner historischen Kleinstadt schwärmt Bürgermeister Udo Weingart: „Hopfen-Bier-Spalt“, das ist unser Markenimage, sagt er den Besuchern. Am Wochenende waren es die Mitglieder des Historischen Vereins für Mittelfranken, die im HopfenBierGut-Museum tagten. Verbunden damit waren ein Empfang durch den Bürgermeister, die Mitgliederversammlung, ein Vortrag von Prof. Dr. Johannes Burkhardt über die Regionalisierung der historischen Erinnerungskultur sowie eine Exkursion zur benachbarten Burg Wernfels und in die Deutschordensstadt Ellingen.

Weingart nutzte die Gelegenheit, zum erstarkten Selbstbewusstsein seiner Kommune zu reden, aber auch um deren Herausforderungen aufzuzeigen. Ein Kraftakt sei es gewesen, das alte Kornhaus aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Der Komplex mit seinen 38 Metern Länge und fünf Geschossen sei heute das Aushängeschild für ein modernes Stadtmarketing. Spalt, das als „Genussort in Bayern“ zertifiziert wurde und bei der Tourismuskampagne des ADAC den 3. Preis bekam, sei zu einem  historischen Städtchen mit Lebensqualität geworden. Jetzt will der Ort beim Wettbewerb „Heimatort Bayern“ punkten. Er befindet sich unter den letzten zwei aus Mittelfranken. Ende August wird das Ergebnis erwartet.

Udo Weingart („Stehen bleiben dürfen wir nicht“) betonte, die Stadt profitiere von der Attraktivität des Fränkischen Seenlands. Er bekannte sich gegenüber Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer (er leitete als Vorsitzender des Historischen Vereins für Mittelfranken die Tagung) zu „Innovationen mit Gefühl“ am Brombachsee. Die Faktoren Kultur, Genuss, Bier und Natur seien imageprägend für das Städtchen, das in Deutschland die einzige kommunale Brauerei betreibe. Seine Bilanz nach 18 Jahren: „Wir sind sehr gut unterwegs“.  Weingart setzt konzeptionell auf die Philosophie der Entschleunigung und sieht sich bestätigt: „Münchner und Stuttgarter kommen zu uns, weil sie die Dynamik der Großstadt überfordert.“ Der Altstadt mit ihrem Hopfenmuseum misst er sogar ein Alleinstellungsmerkmal im Land zu. „Während andernorts die Gastronomiebetriebe schließen, kommen bei uns die Wirtssöhne als gut qualifizierte Küchenchefs aus dem Ausland zurück, um die elterlichen Betriebe zu übernehmen“, erklärt er stolz. „Wir haben eine Brauerei mit Geschichte und Geschichten“, umschreibt der Rathauschef, der jetzt eine „Biermeile“ entwickelt, beispielsweise mit einer Bierverkostung im dunklen Braukeller.

Bei allem Optimismus („Wir sind derzeit relativ zufrieden“) sieht Weingart aber auch die Probleme, die auf die Stadt zukommen, wenn der Hopfenanbau weiterhin an Bedeutung verliert. Derzeit gibt es im Spalter Anbaugebiet, das Hersbruck bis Kinding reicht,  noch 60 Hopfenbauern, die 390 Hektar bewirtschaften, aber: „In zwanzig Jahren wird es diese Kulturlandschaft nicht mehr geben.“  Hoffnung macht ihm ein Umdenken von „Billig, billig“ hin zu mehr Qualität. „Wir spüren“, so der kommunale Brauereichef, „dass sich etwas ändert, denn unser Aromahopfen wird weltweit stark nachgefragt.“ Die 40-prozentige Umsatzsteigerung in den letzten Jahren führt er darauf zurück, dass die Spalter auf die Veränderungen in der Gesellschaft und bei den Verbrauchergewohnheiten schneller reagiert haben als andere Wettbewerber. Und er setzt auf den regionalen Markt, denn: „Der Lebenmittelmarkt ist ein schwieriger Partner, er handelt knallhart und man wird erpresst. Deshalb müssen wir uns trauen, manchmal auch Nein zu  sagen.“ Bei der Kostenstruktur müssten die kleinen Brauereien aufpassen, „denn die Mengenproduktion wird uns nicht glücklich machen“.

 Buch über Gunzenhäuser Zinngießer

Auf der Mitgliederversammlung des Historischen Vereins äußerte sich stellvertretender Vorsitzender und Schriftleiter Prof. Georg Seiderer zum Jahresprogramm 2019. Es ist geplant, das Jahrbuch mit dem thematischen Schwerpunkt „Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg und die Belehnung der Burggrafen von Nürnberg mit dem Kurfürstentum Brandenburg“ herauszugeben, ferner soll in der Reihe „Mittelfränkische Studien“ ein Beitrag von Hans Himsolt zum „Zinngießerhandwerk in Gunzenhausen“ erscheinen.

Der Verein wird sich auch mit einem Antrag von Dr. Konrad Vanja vom Förderverein zur Sanierung des Retty-Palais in Ansbach mit dem Anbringen einer Erinnerungstafel an Ritter von Lang, dem Gründer des Historischen Vereins für Mittelfranken, befassen. Zudem soll geprüft werden, in welchem Umfang sich der Verein an der Sanierung des historischen Stadtfriedhofs mit seinen einmaligen Grufthäusern beteiligen kann. Nach Einschätzung von Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer ist die Anlage „einzigartig nördlich der Alpen“.

Seine Jahrestagung 2020 wird der Verein in Herrieden abhalten. Nach den gelungenen Exkursion nach Böhmen soll im nächsten Jahr wieder eine zweitägige Bildungsreise angeboten werden.

Sammenheim ist immer schön

Wer einmal Gold bekommen hat, der sieht seine Aufgabe darin, das Edelmetall in Ehren zu halten. So ergeht es offenbar auch den Sammenheimern, die nach der Goldmedaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf in Grün und Blumen“ (1983) alles daran setzen, ihr Dorf in schönster Blumenpracht erstrahlen zu lassen.  Möglich hat diese positive Ausstrahlung natürlich die beeindruckende Dorfgemeinschaft, in der sich die vielzitierte Sozialkontrolle mitunter im Wetteifern der Nachbarn auswirkt, die Anwesen immer noch schöner zu gestalten.

WERNER FALK

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Der "Falk Report" berichtet  monatlich aus dem Leben im Fränkischen Seenland (Altmühlfranken).

Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

Es würde mich freuen, wenn wir auf diese Weise im Kontakt bleiben könnten.

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