Eine Erfolgsgeschichte für den bayerischen Naturtourismus
„Die Natur muss gefühlt werden“, das wusste schon der weitgereiste deutsche Naturforscher Friedrich Wilhelm Alexander von Humboldt im 19. Jahrhundert. Seit einem halben Jahrhundert bietet der Naturpark Altmühltal diesen Freiraum zum Erspüren für Mensch und Natur mit einer Landschaft, in der es eine unglaubliche Vielfalt an Tieren und Pflanzen gibt und die für Erholungssuchende und Einheimische Möglichkeiten schafft, um die Seele baumeln zu lassen und draußen aktiv unterwegs zu sein. Auf knapp 3.000 Quadratkilometern erstreckt sich der Naturpark Altmühltal ober- und unterhalb der Altmühl, durchzieht fünf Regierungsbezirke und acht Landkreise sowie Teile der Stadt Ingolstadt.
Am 25. Juli 1969 schlug im Schloss Pappenheim seine Geburtsstunde: Der Verein „Naturpark Altmühltal (Südliche Frankenalb e.V.)“ wurde von Oberbürgermeistern und Landräten der Region ins Leben gerufen, der damals größte Naturpark in Deutschland gegründet. Heute ist der Naturpark Altmühltal der größte Naturpark Bayerns. Das Ziel der Gründungsväter war, Schutz und Erhalt einer Landschaft voranzutreiben, deren Ursprung rund 150 Millionen Jahre zurückliegt. Über Bezirks- und Landkreisgrenzen hinweg arbeiten auch heute engagierte Verantwortliche zusammen, um Landschaft aktiv zu erhalten und zu pflegen und diese in ihrer Artenvielfalt und Schönheit für den Menschen zu erschließen. „Der Naturpark Altmühltal ist eine Erfolgsgeschichte für den bayerischen Naturtourismus. Er ist ein attraktiver Anziehungspunkt für Radfahrer, Wanderer, Fossiliensammler und Limes-Freunde“, betonte denn auch Bayerns Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz und Festredner Thorsten Glauber beim Festakt zum 50jährigen Bestehen des Naturparks in Eichstätt. Glauber dankte den vielen Beteiligten, „die seit 50 Jahren zum Erhalt dieser landschaftlichen Schönheit beitragen“. Der Jubiläumstag sei „ein stolzer Tag für alle am Naturpark beteiligten Landkreise; wir feiern heute einen der besonderen Naturparke in Bayern!“
Bedeutender Faktor für die Entwicklung der Region
Im Beisein von vielen Festgästen aus Regierung, Behörden, Politik, Tourismus, Wissenschaft und Naturschutzverbänden sowie Vertretern des Partnernaturparks Sierra María-Los Vélez aus Andalusien unternahm der Eichstätter Landrat Anton Knapp in seiner Funktion als 1. Vorsitzender des Naturpark Altmühltal e.V. und Vorsitzender des Naturparkverbandes Bayern mit den Festgästen eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte: Der 50. Geburtstag des Naturparks gehe einher mit einem veränderten Umgang mit der Landschaft und dem eigenen Lebensumfeld. „Dass diese Landschaft etwas Besonderes ist, wurde im heutigen Naturpark Altmühltal bereits in den frühen 1950er Jahren erkannt – damals allerdings vor allem in touristischer Hinsicht. Erst langsam wuchs das Bewusstsein dafür, dass eine Natur- und Kulturlandschaft auch aktiv geschützt werden muss und dass ein Naturpark optimal Raum bieten kann für Naturschutz und gleichzeitig für die Erholung des Menschen“, so Knapp. Meilensteine der Naturpark-Geschichte sind Knapp zufolge die Eröffnung des Bürgermeister-Müller-Museums 1970 in Solnhofen, die Erstellung eines Einrichtungsplans für den Naturpark durch die TU München 1974, die Eröffnung des Jura-Museums auf der Willibaldsburg 1976 sowie die des Altmühltal-Radweges 1979. 1985/86 erfolgte die Gründung der ersten bayerischen Landschaftspflegeverbände im Bereich des Naturparks Altmühltals, 1989 die Errichtung des Infozentrums in Notre Dame in Eichstätt (damals das erste Infozentrum für einen deutschen Naturpark überhaupt) sowie 1999 die Eröffnung des Informationszentrums in Treuchtlingen.
Als weitere Highlights der Erfolgsgeschichte sind die Partnerschaft mit dem spanischen Naturpark Sierra de María Los Veléz in Andalusien seit 1990 sowie 1997 der Projektstart des „Altmühltaler Lamm“ wie 2002 der Ausbildungsbeginn der ersten 20 Naturpark-Führer zu nennen. 2005 konnte der Altmühltaler-Panoramaweg eröffnet werden, anschließend ging das Naturschutzgroßprojekt „Altmühlleiten“ an den Start, 2013 das „Stromtreter“-Projekt, seit 2017 ist der Naturpark auch als „Auszeitregion in der Mitte Bayerns“ zertifiziert. Seit der Gründungsphase sind übrigens die Fossilien das Alleinstellungsmerkmal des Naturparks, er ist bis heute dessen Markenzeichen. „Im Rückblick ist es beeindruckend, was der Naturpark alles geschaffen hat, schon in den frühen Jahren wurde die gesamte Komplexität der Themen Tourismus und Landschaftspflege behandelt.“
Die Zahl der Übernachtungen betragen aktuell rund zwei Millionen pro Jahr, mit steigender Tendenz. Weißenburgs Landrat Gerhard Wägemann, stellv. Vorsitzender des Naturpark Altmühltal e.V., sieht den Naturpark auch für die Zukunft bestens gerüstet: „Ob Klimawandel oder Artensterben: Das sind Themen, bei denen ein Naturpark wie der unsere Antworten geben kann. Unser beispielhaftes Zonierungskonzept zum Bau von Windkraftanlagen, aber auch die Projekte und Initiativen, die Nachhaltigkeit fördern und die regionale Wertschöpfung erhöhen, sind herausragend“, unterstrich Wägemann bei der Jubiläumsfeier. Viele Menschen wünschten sich einen engeren Kontakt mit der Natur, eine Auszeit vom Leben in den Städten – all dies ermögliche der Naturpark Altmühltal bereits seit 50 Jahren. Es gehe darum, die Natur mit allen Sinnen zu erleben und zu verstehen. Seit kurzem unterstützen drei junge Rangerinnen mit Fachwissen und Präsenz vor Ort die Naturparkarbeit vor Ort: Im Rahmen des Jubiläumsfestaktes wurden Julia Groothedde-Kollert, Brigitta Hohnheiser und Lucia Gruber von Naturpark-Geschäftsführer Christoph Würflein der Öffentlichkeit vorgestellt und ihre Wirkungsgebiete im Naturpark Altmühltal erläutert. Die Aufgabengebiete der Rangerinnen umfassen Natur- und Landschaftspflege, Besucherlenkung und –information, Bildungs- und Informationsarbeit sowie die Mithilfe bei Forschung und Monitoring. Wägemann legte auch den Einheimischen die Jubiläumsführungen und Exkursionen ans Herz, die noch bis November von geschulten Naturparkführern angeboten werden, „damit man den eigenen Naturpark mal mit neuen Augen sehen kann“. Damit erschließen sich die verschiedenen Naturräume der Region in hervorragender Weise.
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