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Gegen das Vergessen

Gunzenhäuser Taharahaus wird zum Bewahrort jüdischer Stadtgeschichte

Der Putz bröckelt bedrohlich und an den Fensterrahmen fehlt es an schützender Farbe – das Taharahaus in der Leonhardsruhstraße in Gunzenhausen hat wirklich schon bessere Zeiten gesehen. Dabei hat das unscheinbare Gebäude am Rande des jüdischen Friedhofs einen großen immateriellen Wert für die Stadt – es ist wichtiges kultur- und sozialgeschichtliches Zeugnis des Gunzenhäuser Judentums. Die jüdische Kultusgemeinde fand hier und auf dem Friedhof einen Ort der Trauer, aber auch des Ewigen Lebens. Von 1875 bis 1937 wurden im Taharahaus rund 300 verstorbene jüdische Bürgerinnen und Bürger zur Bestattung und für die anschließende Ewige Ruhe vorbereitet. Der Ort ist beth olam, ein guter Platz, an dem nach jüdischem Glaube bis zum Ende der Tage friedvoll auf die Auferstehung gewartet werden kann. Nachdem die Nazis Ende der 1930er Jahre alle Juden aus Gunzenhausen vertrieben hatten, wurde es ruhig um das Taharahaus und den jüdischen Friedhof. Nun soll der Ort neu belebt und ein würdiger Platz gegen das Vergessen geschaffen werden.   

Stadtarchivar Mühlhäußer am Jüdischen Friedhof in Gunzenhausen. Er hat den Grabstein-Text übersetzen lassen.

Nach einem Besuch des jüdischen Museums in München reifte in Gästeführerin Elke Hartung der Gedanke, Teile der dortigen Ausstellung auch für Gunzenhausen zu adaptieren. Ihre Idee: Auf dem Fußboden des Taharahauses soll eine große, begehbare Luftaufnahme der Stadt Gunzenhausens befestigt und mit Nummern versehen werden. Dazu eigens angefertigte, ansprechend gestaltete Informationstafeln sollen die jeweilige Geschichte hinter den Ziffern erzählen und sich individuell zuordnen lassen. Der Name der Ausstellung: „Ewige Erinnerung – Beth Olam“.

Erster Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Stadtarchivar Werner Mühlhäußer waren von der Idee begeistert und setzten das Projekt fachlich und finanziell um. Auf diese Weise sind 14 interessante Stationen entstanden, welche Spuren der jüdischen Geschichte in Gunzenhausen nachzeichnen. Angefangen bei den zwei längst nicht mehr existenten Synagogen, über die grausamen Verfolgungen am Palmsonntag im Jahr 1934 bis hin zu den Gunzenhäuser Familien Rosenfelder, Hellmann oder Rosenbach. Auf letztere, die bereits im 19. Jahrhundert in die USA ausgewandert sind, geht das berühmte Rosenbach Museum & Library in Philadelphia zurück. „Seit Jahrzehnten erforsche ich intensiv die jüdische Geschichte Gunzenhausens“, erklärt Stadtarchivar Werner Mühlhäußer. „Die neue Ausstellung ist ein weiterer wichtiger Baustein unserer gelebten Erinnerungskultur.“ Die Texte zu den einzelnen Stationen stammen aus Mühlhäußers Feder und sind Ergebnis seiner umfassenden Forschungsarbeit.  

Nachweisbar existierte in Gunzenhausen bereits im 14. Jahrhundert ein jüdischer Friedhof. Die Jahrhunderte haben Eindrücke, Spuren und Biographien in der Stadtgeschichte hinterlassen. Die neue Dauerausstellung „Ewige Erinnerung – Beth Olam“ möchte ein paar Episoden davon erzählen. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Erinnerung an die jüdische Geschichte unserer Stadt für die Gegenwart und die Zukunft zu bewahren“, betont Erster Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. „Das Taharahaus ist ein würdiger Informationsort und ich danke allen Beteiligten für ihr großes Engagement bei der Umsetzung der Ausstellung.“

„Ewige Erinnerung – Beth Olam“ wird am Ostermontag, 10. April 2023, um 15 Uhr im Rahmen einer Führung offiziell eröffnet. Eine Besichtigung ist nur zu vorher festgelegten Zeiten möglich. Die nächsten Termine sind der 18. Mai und der 3. Oktober 2023. Nähere Informationen erhalten Sie bei der städtischen Tourist Information unter www.gunzenhausen.info oder unter Tel. 09831/508 300.

Radverkehrskonzept wird entwickelt

„zukunftsinitiative altmühlfranken“ informierte Regionalausschuss

Es geht nicht um die touristischen Radwege, sondern um die Verbindungen von Gemeinde zu Gemeinde. Die ZIA arbeitet gegenwärtig an einem Konzept. Es haben bereits viele vorbereitenden Gespräche mit den Gemeinden und beteiligten Stellen stattgefunden, so dass im Juni eine erste öffentliche Präsentation sein wird. Mit dem Abschluss des Radwegekonzepts ist im Sommer 2024 zu rechnen.

In der letzten Sitzung des Ausschusses für Regionalentwicklung, Tourismus, Sport und Kultur gaben Landrat Manuel Westphal und ZIA-Leiterin Sabine Unterlandstättner sowie die in der ZIA zuständigen Mitarbeiter bekannt, dass am 7. Mai in und um Haundorf der „2. Altmühlfranken-Wandertag“ stattfindet.  Drei unterschiedliche lange Strecken können – so Vinzenz Sommerer – begangen werden. Man hofft auf schönes Wanderwetter, damit heuer mehr Teilnehmer kommen als im letzten Jahr (in Burgsalach waren es etwa 190).

Die neue „Altmühlfränkische Bierkönigin“ wird am 3. Juni anlässlich des „Seenlandmarkts“ auf der Badehalbinsel Absberg vorgestellt. Junge Frauen aus der Seenlandregion können sich bis 17. April bei der ZIA anmelden. Danach gibt es ein Onlinevoting, teilte Natalja Roth mit.

Der „Tag der regionalen Genüsse“ ist am 24. September von 10-16 Uhr in Pappenheim. Es wird eine Fahrradstrecke ausgewählt, die zu den verschiedenen Anbietern führt. Im letzten Jahr haben 15 Direktvermarkter teilgenommen (Ellingen).

Im Zuge des Klimaschutzkonzepts für Altmühlfranken wird – so Klimaschutzmanagerin Eva Maria Raab – ein digitaler Energienutzungsplan ausgearbeitet. Er ist bereits von der Regierung als Pilotprojekt bestimmt worden. Festgestellt wird der Ist-Zustand der Energiebilanz im Landkreis, bei der Potenzialanalyse geht es um die Energieeinsparungen, die Nutzungsinfrastrukturbewertung bezieht sich auf Strom, Gas und Wärme. An die Gemeinden soll ein Maßnahmenkatalog als Empfehlung herausgegeben werden. Für diesen digitalen Energienutzungsplan gibt es eine staatliche Förderung von 70 Prozent (90000 von 300000 Euro verbleiben beim Kreis), teilte die Klimaschutzmanagerin mit.

Die hauptamtliche Integrationslotsin Franziska Warga, die seit Februar für den Landkreis tätig ist, versteht sich als Ansprechpartnerin für die vielen ehrenamtlichen Kräfte, die sich um die rund 3000 Flüchtlinge und Zuwanderer (allein 1400 aus der Ukraine) kümmern. Sie sorgt auch für eine gute Vernetzung aller Aktivitäten in den Landkreisgemeinden. Ihr jüngstes Projekt ist die „Sprach-Rallye Altmühlfranken“, die sich vor allem an die Zuwanderer wendet, die eine gute Bleibeperspektive haben. Die Sprachrallye soll aus  deutsch-ausländischen Tandempaaren bestehen, die vom 1. Mai bis 31. Oktober Highlights im Kreis  erkunden. Wie der Landrat in diesem Zusammenhang mitteilte, hat der Flüchtlingsanteil von aktuell knapp 3000 Menschen den höchsten Wert erreicht. Er übertrifft sogar noch die Flüchtlingswelle von 2015. Damals hatte das Landratsamt  1181 Ankömmlinge zu betreuen.

Die neue Förderperiode des LEADER-LAG-Managements geht nach Mitteilung von Lena Deffner bis 2027. Maßnahmen sind von den Gemeinden und lokalen Arbeitsgemeinschaften schon gemeldet worden, jetzt gibt es zudem ein weiteres Förderprogramm, das niederschwellig und kleinteilig angelegt ist. Geld gibt es in Einzelfälle von 500 bis 2000 Euro für das Bürgerengagement. –fa-

In der Region studieren

Über die Vorteile klärt das Ansbacher Landratsamt auf

Rund 220 Schülerinnen und Schüler informierten sich am Campus der Hochschule Ansbach über die vielfältigen regionalen Studienmöglichkeiten.
Foto: Landratsamt Ansbach/Stefanie Regel

In der Heimatregion studieren, das bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Fahrt- und Wohnkosten bleiben überschaubar, Familie und Freundeskreis sind in der Nähe und über das Studium lernt man gleich noch regionale Unternehmen kennen, etwa durch Praktika. Ein Sprungbrett für eine Karriere in diesen Firmen, unter Ihnen kleine und mittelständische Unternehmen. Aber auch Weltmarktführer, die internationale Karrieren ermöglichen, sind in der Region angesiedelt.

Rund 220 Schülerinnen und Schüler haben sich daher nun bei der Veranstaltung „Regional Studieren“ am Campus Ansbach über die Studienmöglichkeiten in der Region informiert und erste Hochschulluft geschnuppert. Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Ansbach und die Studienberatung der Hochschule Ansbach hatten dazu eingeladen. Bereits zum sechsten Mal stellten sich damit Hochschulen in einem Umkreis von bis zu einer Stunde Fahrzeit vor. Sechs an der Zahl waren es dann auch: Die Hochschulen Ansbach, Triesdorf und Treuchtlingen sowie die Evangelische und die Technische Hochschule Nürnberg und die Universität Eichstätt. Die Studienschwerpunkte reichen von Landwirtschaft und Ernährung über Wirtschaft und Technik bis hin zu Kultur und Medien. Auch Gesundheit und Pädagogik und Sportmanagement werden angeboten. Die Palette der in der Region möglichen Studiengänge ist groß und bunt.

Neben einem allgemeinen Einführungsvortrag konnten jeweils drei Vorträge der sich präsentierenden Hochschulen besucht werden. Ein zentraler Anlaufpunkt bot zudem Informationen über alle Studienmöglichkeiten. Trotz ungewohntem Terrain, die Schülerinnen und Schüler fanden sich gut auf dem Campus-Gelände zurecht. Zum Abschluss erhielten Sie Teilnahmezertifikate, die nun den Bewerbungsunterlagen an die Hochschulen beigefügt werden können.

Die Hochschulen waren mit der Zahl der Teilnehmenden sehr zufrieden und freuen sich, auch im nächsten Jahr, bei Interesse der Schulen, wieder eine solche Veranstaltung anbieten zu können. Die vielfältigen Angebote sollen den Schülerinnen und Schülern aufgezeigt und damit junge Studierende gewonnen werden.  

Große Lust auf Rundtouren

Naturpark Altmühltal auf der Reise- und Freizeitmesse „f.re.e“ in München

Schon am Auftakt-Tag der Messe f.re.e in München war am Stand des Naturpark Altmühltal viel los. (Foto: Heike Baumgärtner – Naturpark Altmühltal)

Ganz nah der Heimat präsentiert sich der Naturpark Altmühltal vom 22. bis 26. Februar 2023 auf der Messe „f.re.e“ in München. Viele Messegäste kennen die Urlaubsregion schon, dennoch war der Ansturm am Stand 300 in der Halle A5 gleich zum Messeauftakt groß. „Alle Themen vom Radeln bis zur Kultur waren gefragt“, freut sich Heike Baumgärtner, die stellvertretende Geschäftsführerin des Tourismusverbands Naturpark Altmühltal.

Mit rund 750 Ausstellern ist die „f.re.e“ Bayerns größte Reise- und Freizeitmesse. Neben den Ständen ist der große Mitmach- und Test-Bereich ein Anreiz für den Besuch. Wer hier etwa ausgiebig neue E-Bikes ausprobiert hat, nimmt auch gern gleich ein paar Tourentipps mit – und genau damit punktet der Naturpark Altmühltal. Vorgestellt wird hier neben bekannten Strecken wie dem Altmühltal-Radweg und verschiedenen Rundtouren auch der neue Geo-Radweg Altmühltal. Doch die Messegäste interessierten sich längst nicht nur fürs Radfahren. Fossilien suchen, Wander- und Paddeltouren, Kulturangebote in den Städten, Gastronomie – alles vom Freizeitvergnügen bis zum Geschichtserlebnis wurde nachgefragt. „Beim Wandern und Radfahren war das Interesse an Rundtouren besonders groß“, stellt Heike Baumgärtner fest.

Auffällig war außerdem, dass die Münchner Messegäste offenbar nicht nur Tagesausflüge in den nahen Naturpark Altmühltal planen: Die verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten waren ebenfalls immer wieder Thema der Gespräche am Stand. Nach dem erfolgreichen Auftakt am Mittwoch freute sich das Messe-Team auf vier weitere Tage mit regem Zulauf – schließlich musste man in den vergangenen Jahren aufgrund der Corona-Pandemie weitgehend auf die Begegnung mit Messegästen verzichten. Umso mehr genießen nun beide Seiten den persönlichen Austausch.

In der Region studieren

Sechs Hochschulen stellen sich vor 

Am Freitag, 3. März, können sich alle Interessierten am Campus der Hochschule Ansbach über die Studienmöglichkeiten in der Region informieren. Sechs Hochschulen und Universitäten nehmen teil, alle sind höchstens eine Fahrtstunde entfernt. Mit dabei sind die Hochschulen Ansbach, Treuchtlingen, Triesdorf sowie die Evangelische und die Technische Hochschule Nürnberg und die Universität Eichstätt.

Die Schwerpunkte der Hochschulen reichen von Landwirtschaft und Ernährung über Wirtschaft und Technik bis hin zu Kultur und Medien. Auch Gesundheit und Pädagogik und Sportmanagement sind vertreten, die Palette der möglichen Studiengänge ist groß. Ab 14.15 Uhr findet ein allgemeiner Einführungsvortrag statt, im Anschluss können die Interessierten in einer Art Zirkulation drei der sechs Hochschulen in jeweils etwa halbstündigen Vorträgen näher kennenlernen. Ein zentraler Infopoint bietet zahlreiches Informationsmaterial über alle Hochschulen. Alle Teilnehmenden erhalten ein Teilnahmezertifikat, das den Bewerbungsunterlagen beigefügt werden kann.  Bei diesem breiten Angebot findet jeder das für ihn passende Angebot. Gerade regionale Hochschulen sind eng mit den hier heimischen Unternehmen verbunden – ein Garant für einen attraktiven Praktikums- oder Arbeitsplatz während und nach dem Studium in der Heimat. Zudem bieten viele unserer Unternehmen auch die Möglichkeit international Karriere zu machen. 

Die Anmeldung ist bis einschließlich 28. Februar bei der Bildungsregion Landkreis Ansbach unter Telefon 0981 468-1030 oder wifoe@landratsamt-ansbach.de möglich.  Weitere Informationen sind unter https://www.regionalmanagement-landkreis-ansbach.de/Ausbildung-und-Duales-Studium/Regional-Studieren.html abrufbar.

WasserRadweg auf der CMT

Messeauftakt mit neuem Radtourenbuch

Mit einem Auftritt auf der CMT in Stuttgart, der weltweit größten Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit, ist der Fränkische WasserRadweg ins neue Jahr gestartet. Am Auftaktwochenende, also vom 14. bis 16. Januar 2023, ergänzte die Tochtermesse Fahrrad- und Wanderreisen die bekannte Urlaubsmesse. Hier bekamen Fahrradfans in jede Menge Tipps für ihre Touren auf der insgesamt rund 460 Kilometer langen Runde durch das Fränkische Seenland, den Naturpark Altmühltal und das Romantische Franken.

Jessica Pitterle, Produktmanagerin Fränkischer WasserRadweg, Leoni Dengler, 4. Fränkische Seenlandkönigin, Landrat Manuel Westphal

Das Angebot stieß auf sehr großes Interesse – zumal das Team des Fränkischen WasserRadwegs zum ersten Messeauftritt des Jahres eine Neuerscheinung mitgebracht hatte: Das „bikeline“-Radtourenbuch zur Strecke. Viele Radreisende kennen und schätzen die praktischen, wetter- und reißfesten Tourenbücher der Reihe „bikeline“ aus dem Esterbauer-Verlag. Es zeugt von der Bekanntheit und dem Stellenwert der noch jungen Route, dass jetzt auch der Fränkische WasserRadweg unter den blauen Radreiseführern zu finden ist. Das Buch mit Spiralbindung enthält neben Karten im Maßstab 1:50.000, Wegbeschreibungen, Ortspläne und Höhenprofile. Am Messestand des Fränkischen WasserRadwegs hatten Interessierte die Gelegenheit, die Neuerscheinung durchzublättern. Sie ist bereits im Buchhandel für 15,90 Euro erhältlich und unter www.fraenkisches-seenland.de bestellbar.

Auch Landrat Manuel Westphal zeigte sich als 1. Vorsitzender des Tourismusverbands Fränkisches Seenland hocherfreut über das neue Tourenbuch. Bei seinem Besuch am Stand des Tourismusverbands erhielt er von der Produktmanagerin des Fränkischen WasserRadwegs, Jessica Pitterle sein persönliches Exemplar.

Viele Gäste der Messe Fahrrad- und Wanderreisen nahmen auch das kostenlose Serviceheft zum Fränkischen WasserRadweg mit. Dieser weit über 100 Seiten starke Wegweiser zu Flüssen, Seen und Burgromantik eignet sich ebenfalls ideal als Tourbegleiter. Neben Wegbeschreibungen und zahlreichen Bildern als Vorgeschmack auf die Tour finden Radler im Serviceheft einen ausführlichen Kartenteil. Zudem ließen sich die Messegäste gern persönlich zu den verschiedenen Wegevarianten, zu Übernachtungsmöglichkeiten, Sehenswertem und allem rund um die Tourplanung beraten. Interessierte erfuhren zum Beispiel, welche Abschnitte der Route besonders viel Seegenuss versprechen oder mit Kultur begeistern, welche echt fränkischen Spezialitäten sie sich auf der Tour nicht entgehen lassen sollten oder wie die nachhaltige Radmode-Kollektion zur Strecke hergestellt wird.

Euthanasie an Kindern

Kultur-Ausstellung im Markgrafenmuseum in Ansbach

Die kleine Gertrud musste 1943 sterben

Die kleine Gertrud D. stirbt im Jahr 1943 mit zwei Jahren an „Lungenentzündung“ in der „Kinder fachabteilung“ der Heil- und Pflege anstalt Ansbach. Die Abteilungsärztin Irene Asam-Bruckmüller bringt bei der Leichenschau den Tod ursächlich in Verbindung mit einer Masernerkrankung. Die Fakten lassen das allerdings bezweifeln: Die Aufnahmen des Gehirns, die nach der Obduktion erstellt werden, zeigen keine maserntypische Entzündung. Auch die ärztliche Doku mentation lässt den klassischen Verlauf einer Masernpneumonie vermissen. Hautausschlag hingegen gilt als mögliche Nebenwirkung von Luminal, dem Medikament, mit dem nachweislich in Ansbach gemordet wurde.-

Kinder und Jugendliche „von ihrem Leid zu erlösen“ – das gehörte auch in der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach zum grausamen Alltag im Nationalsozialismus. Im Rahmen einer so genann ten „Kinderfachabteilung“ wie auch im regulären Anstaltsbetrieb starben zwischen 1941 und Kriegsende 187 Kinder und Jugendliche. Der Nachweis dafür, dass die Kinder und Jugendlichen er mordet wurden, ist oft schwer zu erbringen, Indizien finden sich aber in großer Menge. Diese verweisen auch darauf,dass in der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach unabhängig von in Berlin ausge stellten „Tötungsermächtigungen“ auf eigene Initiative hin gemordet wurde. Kinder und Jugendliche mit geistiger oder körperlicher Behinderung, denen eine Heilung wie auch „Bildungsfähigkeit“ abgesprochen wurde, wurden mit einer Überdosis des Beruhigungsmittels Luminal behandelt. Nach wenigen Tagen starben die Patienten und Patien tinnen an der hierdurch entstandenen Lungenentzündung.

Die Ansbacher Heilanstalt war die Stätte vieler Verbrechen an „lebensuntüchtigen“ Menschen.

Programme für Schulklassen

Die meisten beteiligten Ärzte und Ärztinnen praktizierten nach 1945 noch für viele Jahre. Erst in den 1960er-Jahren wurden der Anstaltsdirektor Hubert Schuch, die ärztliche Leitung der „Kinderfachabteilung“, Irene Asam-Bruckmüller, der Arzt Josef Homann und der Pfleger Johann Hofmann der Beihilfe zum Mord angeklagt. Der Arzt Hans Prießmann entzog sich der Anklage durch einen Suizid. Das Verfahren wurde schließlich wegen „Verhandlungsunfähigkeit“ der Angeklagten eingestellt.

Die Bezirksheimatpflege des Bezirks Mittelfranken zeigt vom 10. Januar bis 12. Februar 2023 im Markgrafenmuseum Ansbach die Wanderausstellung „Im Gedenken der Kinder – Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ). Die Ausstellung wurde auf Basis aktueller Forschungsergebnisse von Katrin Kasparek, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bezirksheimatpflege, und dem Historiker Dr. Mark Deavin um Ausstellungstafeln zur Rolle der „Kinderfachabteilung“ in der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach erweitert. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Markgrafenmuseums zu besichtigen (Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr), Eintritt für Schulklassen frei, Erwachsene zahlen 3,50 Euro (2 Euro ermäßigt). Es können kostenfreie Führungen durch die Ausstellung (60 Minuten) und interaktive Program me für Schulklassen (90 Minuten) ge bucht werden unter der E-Mail-Adresse katrin.kasparek@bezirk-mittelfranken.

Zur Ausstellung gibt es ein um fangreiches kostenfreies Rahmenprogramm. Informationen hierzu unter www.bezirk-mittelfranken.de.

Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf

Jahrbuch des Vereins der Freunde Triesdorf ist erschienen

Aus dem Jahrbuch: Ländliche Tracht im Ansbachischen.

Der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung hat die Reihe seiner „Triesdorfer Hefte“ mit der Nummer 11 fortgesetzt. Sabine Künzel, die Vorsitzende, und Schriftleiter Alexander Mavridis können ein Jahrbuch präsentieren, das vier Themen zur markgraflichen Geschichte umfasst.

„Triesdorf als Landsitz Markgraf Alexanders: Kultur auf beiden Seiten der Roten Mauer“ ist der Titel einer umfangreichen Abhandlung  des Würzburger Historikers Dr. Arno Störkel, der als Herausgeber und Autor etlicher Bücher zur markgräflichen Geschichte wiederholt in Erscheinung getreten ist.

Dr. Barbara Eichner ( Oxfort Brookes University) beschäftigt sich mit der Komponistin und Schauspielerin Maria Theresia Gräfin von Ahlefeldt und ihrer Rolle am Gesellschaftstheater in Ansbach und Triesdorf. Die Dame war nach dem Abgang des letzten Ansbacher Markgrafen am dänischen Königshof engagiert.

Den Abenteurer am Ansbacher Markgrafenhof – als solcher gilt Graf von Saint-Germain – stellt Prof. Dr. Georg Seiderer (Uni Erlangen-Nürnberg), der Schriftleiter und 2. Vorsitzende des Historischen Vereins für Mittelfranken,  vor.

„Von der Verlockung, sich selbst zu leben“ lautet der Titel des Beitrags von Prof. Dr. Susan Richter von der Christian-Albrecht-Universität Kiel.  Sie geht auf die Abdankung des letzten Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander 1791 vor dem Hintergrund des rechtlichen Statuswandels von der öffentlichen zur privatem Person ein.

Ohne Verzicht geht es nicht

Hoffnung auf eine bessere Zukunft 2023

Seit einigen Jahren wage ich zu Beginn des jeweils neuen Jahres einen Blick auf die dann vor uns liegenden 12 Monate. 2020 hatte z.B. die „Generation Greta“ der „Generation Oma“ den Spiegel vorgehalten und massive Änderungen eines beklagten Wohlstandsdenkens angemahnt. Die Klimaleugner Trump, Bolsonaro und Morrisson (Australien) waren da noch an der Macht, die ohnehin immer nur von einem natürlichen Klimawandel sprachen. Aber trotz ihrer politischen Ablösung haben sich die globalen klimapolitischen Verhältnisse bislang kaum verändert und der – statt dem verharmlosenden „Klimawandel“ – deutlich zutreffendere Begriff einer Klimakatastrophe wird bisher noch meist vermieden. Immerhin stehen die Sicherung der als selbstverständlich angesehenen Lebensverhältnisse in den Bereichen Klima, Boden, Wasser und Luft nach wie vor nicht auf der politischen Agenda weit oben. Das hat mit brutaler Realität der vor allem von China zu verantwortende Misserfolg des Klima-Weltgipfels (COP27) von Scharm el-Scheich 2022 gezeigt. Da nützt der europäische „Green Deal“ ebenso wenig wie das US-Milliardenprogramm in eine Klimazukunft, wenn China – als weltweit größter Klimasünder – nun nicht mehr zu seiner verpflichtenden Verant-wortung aus dem Pariser Abkommen steht. Und wenn die daraus resultierende politische Isolierung Chinas alleine an der Vielzahl von ihm wirtschaftspolitisch abhängigen Verbündeten – obwohl selbst am stärksten unter der Klimaveränderung leidend – kläglich scheitert, dann sehen wir wie internationale Klimapolitik funktioniert und warum wieder wertvolle Zeit ergebnislos verstreicht!

Dieter Popp: „Die Natur interessiert sich nicht für politische Ränkespiele“

Die Natur interessiert sich nicht aber für solche politische Ränkespiele. Die Wissenschaft, das UBA und zahlreiche international tätige Organisationen haben seit Jahren deutlich gemacht, dass wir global nur noch die Zeit der Dekade von 2020 bis 2030 verfügbar haben, um wirkungsvoll klimapolitisch gegenzusteuern. Da ist jedes halbe Jahr, ja jeder Monat wertvoll, mit dem es gelingt tiefgreifend effiziente Veränderungsprozesse konkret einzuleiten. Es ist den Verantwortlichen auch bekannt, dass dies Prozesse sind, die uns allen sehr weh tun werden und die einen bisher sicher nicht gekannten solidarischen Verzicht auf bestimmte Wohlstandsattribute erforderlich machen.

Die Montrealer Konferenz 2022 zur Biodiversität hat dazu nochmals deutlich gemacht, wie stark die Zukunft der Erde – und damit auch der Menschen – von funktionierenden Ökosystemen abhängig ist. Und sie hat darauf hingewiesen, dass bestimmte Kippelemente wohl bereits überschritten sind. Das irreversible Abschmelzen von Meereseis und Gletschern wird dabei bereits als unumgänglich angesehen, vor allem weil wir aktuell auch nicht wissen, was die Schmelzwassermengen unter den globalen Eispanzern bereits bewirken. Es wurde daran erinnert, dass am Ende der letzten Eiszeit der Meeresspiegel durch eine Erwärmung von „nur“ 5°Celsius um etwa 120 m anstieg. Die aktuell gebundene Eismenge auf der Erde würde für einen erneuten Meeresspiegelanstieg um die 65 Meter ausreichen!

Das immer noch angestrebte globale Klimaziel von 1,5° Celsius werden wir aber schon nicht mehr halten können. Das haben die Ergebnisse vom Klimagipfel in Ägypten nachdrücklich gezeigt. Viele Wissenschaftler sehen angesichts der Erfolglosigkeit internationaler Klimapolitik daher eher eine Perspektive von 2,6 ° C und darüber. Wenn es daher nur zu einem Bruchteil des damit befürchteten Meeresspiegelanstiegs kommt, muss es allen an der Erhaltung unseres Lebensraums interessierten Menschen klar werden, dass selbst dieser „Bruchteil“ ein Ende zahlreicher vitaler Küstenregionen mit einer Vielzahl von Millionenstädten bedeutet. Denn technische Vorkehrungen gegen solche Dimensionen gibt es nicht und würden sie noch entwickelt werden können, stünden sie ohnehin nur wenigen Staaten zur Verfügung, die das dann auch finanziell stemmen können. Flüchtlingsströme in einem bisher nicht gesehenen Ausmaß wären aber die automatische Folge!

Vor diesem verzweifelten Hintergrund muss man die Motivation jener jungen Menschen sehen, welche nach der Erfolglosigkeit von Umweltverbänden, „Fridays for Future“ mit der „Generation Greta“ nun zu radikaleren Mitteln greifen und sich konsequent „Letzte Generation“ nennen. Sie sehen, dass national kaum noch etwas gegen diese drohenden Klimaveränderungen auszurichten ist. Sie nehmen wahr, dass selbst minimale sowie machbare Zugeständnisse nicht erfolgen. Daher resignieren sie angesichts der Tatsache, dass durch internationale Machtverflechtungen eine klimapolitische Kehrtwende in den uns verbleibenden wenigen Jahren ganz offenkundig nicht mehr realistisch ist! Wenn selbst das Bundesverfassungsgericht nun die Politik anmahnt beim Klimaschutz mehr tun zu müssen, sollte die Frage erlaubt sein, wer hier in der Verantwortung steht. Die in der puren Verzweiflung ob ihrer Zukunftsaussichten mit dem Rücken an der Wand stehenden Protestierenden der jungen Generation einerseits oder jene Menschen in der politischen Verantwortung andererseits, welche selbst eigene Gesetze nicht umsetzen oder gar missachten?
Auch wenn diese offensichtliche Ohnmacht sicher keinen rechtswidrigen Widerstand legitimiert, kann die unreflektierte Verurteilung bzw. Stigmatisierung dieser verzweifelten jungen Menschen keine adäquate Antwort der Politik sein!
Noch ist es aber Zeit, da mit einer starken EU sowie den sich wieder zukunftsfähig aufstellenden USA der klimapolitische Umschwung real noch erreicht werden könnte. Denn die Zeit spielt eindeutig für uns, weil der technische Fortschritt nun tatsächlich eine Energieversorgung ohne Kohle, Öl, Gas und Atom (bei dem wir ja auch wieder nur von autokratisch geführten Staaten abhängig wären) genau in diese Richtung zeigt. Klimapolitik bleibt Geopolitik, daher kann die konsequente Neuorientierung in erneuerbare Energien nun all jenen unschätzbare Marktvorteile, aber auch Lebensqualität bescheren, die offensiv auf diese Zukunftsenergie setzen.

Einen weiteren Rückschlag in diesem internationalen Kampf um das Überleben unserer Erde hat es in 2022 gegeben. Denn der mit nichts zu rechtfertigende Angriff des Putin-Regimes auf die Ukraine, bindet jetzt genau die finanziellen und personellen Ressourcen in unendlich zerstörerischer Energie, die für viele Lösungen der Klimaprobleme dringend benötigt werden! Daher ist es nicht nur das Weltklima, weswegen es seit Februar 2022 einen Epochenbruch – „Zeitenwende“ steht ja eher für eine zögerliche Politik – gegeben hat, mit dem das Völkerrecht mitten in Europa massiv verletzt wurde. Was haben wir da alles neu über Teile von Europa hinzulernen müssen. Wir haben erfahren, dass die Ukraine ein auf einer eigenen Geschichte beruhendes Volk im sich gerade dynamisch verändernden Grenzbereich byzantinisch-orthodoxer Kirchen ist. Wir wissen jetzt, dass die Ukrainer über eine sich eindeutig vom russischen unterscheidende eigenständige Sprache verfügen und dass in der Ukraine eine eher europäisch orientierte Kultur im Westen, der Mitte und dem Süden gelebt wird, während sich ein noch stark von lange andauernden russischen Kultureinflüssen dominierter äußerer Nordosten befindet. Man muss tief in die Historie des russischen Imperiums bis zum 15./16. Jahrhundert einsteigen, um auch die heute noch kommunizierten autokratischen Machtansprüche Moskaus ansatzweise nachzuvollziehen. Aber dann wird zumindest theoretisch transparent, warum die byzantinische Symphonie von Staat und Kirche dazu führte, dass in Russland das Ungleichgewicht zwischen einem dominanten Staat und einer schwachen Gesellschaft niemals zivilgesellschaftliche Strukturen ausbilden konnte. Und man wird auf ein im 16. Jahrhundert frei erfundenes kaiserliches Vermächtnis stoßen, nachdem Moskau der Anspruch zustehen soll, die ehemaligen Ländereien des Kiewer Rus (die heutige Ukraine und Weißrussland) zu beherrschen. Es ist tragisch, dass dies in der Tat einer der zentralen Gründe ist, warum sich Putin einem geopolitischen Verlust seiner Einflusssphäre so brutal mit militärischer Gewalt widersetzt und einen in Europa nicht mehr für möglich gehaltenen Angriffskrieg begonnen hat.
Wenn es EU und NATO gelingt, ihre Partner in der bisherigen Solidarität – mit allen daraus abzuleitenden Konsequenzen – zu halten, dann darf man wohl davon ausgehen, dass Putin diese Auseinandersetzungen nicht gewinnen kann, selbst wenn am Ende sein Imperium um eine weitere flächenmäßige Kriegsbeute – wie in dem schon seit etwa 350 Jahre anhaltenden russischen Imperialismus – vergrößert bleiben sollte.

Ungeachtet wie dieser Krieg nun noch ausgehen mag, es wird dann eine Ukraine daraus hervorgehen, die europäischer ist, als sie es vor diesem Überfall war. Es wird sicher auch eine Ukraine sein, welche die bisherigen und nicht zu unterschätzenden Probleme der Korruption besser in den Griff bekommt oder bekommen wird und die daher dann auch als ein sehr starker und selbstbewusst auftretender europäischer Partner den Weg in die EU suchen wird. Sicher wird sie beim Aufnahmeprozess keine Sonderregelungen erfahren, wenn der europäische Einigungsprozess nicht in Frage gestellt werden soll. Denn dieser ist -dazu reicht der Blick auf den Westbalkan – ohnehin schon schwierig genug.

Aber eines hat dieser Krieg auch gezeigt, denn nach der Flüchtlingswelle 2015 und den Corona-Belastungen seit 2020 haben wir eine weitere überwältigende Solidaritätswelle erlebt, hier in Deutschland, aber auch in der EU insgesamt. Es hat sich gezeigt, dass vor allem dieses europäische Netzwerk gut trägt, denn diese Solidarität ist immerhin ein bemerkenswerter Maßstab dafür. Das lässt zumindest hoffen, dass politische Fehlentscheidungen wie im Falle Ungarn, nun durch aktuelle Wahlentscheidungen in Schweden oder Italien nicht dazu führen werden, dass die große Richtung dadurch ins Wanken gerät. Wenn jetzt keine erheblichen handwerklichen Fehler in der Politik der EU gemacht werden, könnte ein durchaus europäisch geprägtes Zeitalter vor uns stehen.
Die Weichen in der Klimapolitik sind in Europa richtig gestellt, die Anziehungskraft für EU (und für den EURO – jetzt ist mit Kroatien der Schengenraum erweitert und ein weiteres EURO-Land dazugekommen) ist nach wie vor groß, wie die Zahl anstehender weiterer Bewerber zeigt.
Wieder mehr – vor allem junge  – Menschen fühlen europäisch und sehen neben Europa vorwiegend ihre Region, aber immer weniger ihren Nationalstaat als identitätsbildende Merkmale an. Die Folgen des Brexit machen das sich vom Kontinent abgewendete Großbritannien zu einem Fallbeispiel dafür, wie man sich in der Attraktivität und in der globalen Einflusswirkung Europas täuschen kann. Wir sollten froh darüber sein, mit der Ukraine mittelfristig einen bedeutenden europäischen Partner zu gewinnen, auch wenn der Wiederaufbau des Landes sowie die demokratische Integrierung große Herausforderungen darstellen werden.

Und ein abschließender Blick auf die Bilanz der „Begrüßungszeremonie“ für das neue Jahr fällt leider wieder einmal sehr ernüchternd aus. Trotz einhelliger Warnungen der Ärzteschaft, der Krankenkassen, des Pflegepersonals, der Polizeigewerkschaft, des Umweltbundesamtes, der Umwelt- und Naturschutzverbände und trotz eines eindeutigen Votums der Bevölkerung wurden erneut – trotz 70- bis 100-prozentiger Preisaufschläge – wieder Millionen verpulvert. Und der Respekt vor den Flüchtlingen aus der Ukraine oder anderen Kriegsgebieten hätte es eigentlich zusätzlich eingefordert, über sensiblere Formen von „Neujahrstraditionen“ nachzudenken.
Offenbar ist aber auch die Energiekrise doch noch nicht durchgeschlagen, wenn erneut 120 Millionen Euro trotz negativer ökologischer, ökonomischer und sozialer Folgeschäden für diesen fragwürdigen Zweck ausgegeben werden können.

Regionalberater Dieter Popp (Haundorf)

Andersdenkende nicht „missionieren“

Zum Jahreswechsel äußert sich der Europapolitiker Dr. Ingo Friedrich

Wir alle leiden inzwischen unter den intensiven und vielfältigen Spaltungen der Gesellschaft: Zwischen Rechts- und Linksaußen zwischen Klimaschützern und Klimaleugnern, zwischen alten weißen Männern und modernen Gendervertretern, zwischen Effizienzmanagern und sich selbst verwirklichenden Familienmenschen, zwischen Akzeptanten der Flüchtlingszuwanderung und den Besorgten, die den Untergang der eigenen Kultur befürchten.

Dr. Ingo Friedrich, Gunzenhausen

Der Streit zwischen diesen Lebenshaltungen eskaliert sogar innerhalb des Freundes- und Familienkreises und ist eine Fehlentwicklung, die gestoppt werden muss.  Eine nüchterne Analyse kommt doch sehr schnell zu dem Schluss, dass in fast jeder dieser Haltungen zumindest ein Körnchen Wahrheit steckt und wenn das so ist, sollten alle bereit sein, die anders Denkenden nicht zu verteufeln, sondern in aller Ruhe darüber zu reden, wie es weiter gehen kann. Konkret: wir müssen aufhören, „die Anderen“ missionieren zu wollen, weil es unsere Pflicht wäre, die Abweichler auf den „richtigen Weg“ zu führen, eventuell sogar mit Zwang. Wir müssen aufhören, davon zu schwadronieren, dass die Welt untergeht, wenn sich „die Anderen“ durchsetzen.

Statt zu missionieren, muss in einer demokratisch fairen Weise über alles offen diskutiert werden und dann sollten konsensfähige Entscheidungen getroffen werden. Diese werden in der Regel Kompromisse sein, die auch immer wieder mal neu justiert und angepasst werden müssen.

Ein endgültiges Richtig oder Falsch hat sich immer erst durch den Lauf der Geschichte in der Praxis erwiesen und das wird auch im Jahr 2023 so bleiben. Manche Sprachfragen sollten allerdings dem sich selbst entwickelnden Sprachgebrauch ohne staatliche Eingriffe überlassen werden.

Insgesamt sind in unseren Diskussionen mehr Gelassenheit und Nüchternheit gefragt, eine Haltung, sich anbahnende neue Entwicklungen weder als endgültige Heilsbringer noch als drohende Untergangsymbole zu definieren. Eine grundlegende Hoffnung, dass sich auf Dauer das zukunftsweisende und das für die Menschen Richtige durchsetzen wird, ist dabei sicher kein falscher Ratgeber.

Also: mehr zuhören und weniger missionieren.