Thomas Thill hatte dazu aufgerufen
Ihr Mitgefühl mit den Hinterbliebenen der ermordeten und verletzten Menschen in Halle demonstrierten am Samstag zirka fünfzig Gunzenhäuserinnen und Gunzenhäuser, die einem Aufruf von Thomas Thill gefolgt waren. Er appellierte an die Öffentlichkeit: „Aufrecht Gehen für die Freiheit und den Erhalt der demokratischen Rechtsordnung. Nicht zusehen, sondern mit aufrechtem Blick ausdrücken, dass der Hass gegenüber dem Fremden keine Alternative in unserem Alltagshandeln einnehmen darf und aufrecht Stehen gegenüber der bedrohlichen Entwicklung Andersgläugiger, die bis zum Mord geht.“ Und er fügte hinzu: „Wir wollen Haltung zeigen und wir entscheiden uns für das demokratische Miteinander.“
Die Teilnehmer, darunter Sigi Atzmon, die Vorsitzende des Freundeskreises Synagoge Hainsfarth, gedachten – brennende Kerzen in den Händen haltend – 15 Minuten in Stille der beiden Menschen, die beim Anschlag in Halle getötet wurden.
Dem möchte ich hinzufügen:
Wir dürfen antisemitisches Gerede nicht zulassen und müssen ihm forsch entgegnen –zumal in einer Stadt, in der einst reichsweit das erste Hitler-Denkmal gebaut stand und sich das erste Judenpogrom ereignet hat.
Ich meine, nicht alle AfD-Wähler sind Neonazis, sondern Protestler gegen das herkömmliche Parteiensystem. Sie haben die Schnauze voll vom Polit-Sprech einer abgehobenen Politikerklasse. Sie wollen gehört und ernst genommen werden.
Die Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben gezeigt, dass Rechtspopulisten Mehrheiten erreichen können. Wer weiß, was die Landtagswahl Ende Oktober in Thüringen bringen?
Die Geschichte darf sich nicht wiederholen! Weimarer Verhältnisse dürfen nicht wiederkehren. Aus einer „Strafaktion“ des Wählers gegenüber den etablierten Parteien darf keine Renaissance des Nationalismus erwachsen. Ich möchte jedenfalls nicht erleben, dass auf dem Gunzenhäuser Marktplatz je wieder paramilitärische Einheiten in Knobelbechern und mit Glatzköpfen patroullieren.
Deshalb begrüße ich auch die Initiative von Thomas Thill, gegen den aufkeimenden Rechtsradikalismus öffentlich zu demonstrieren. Wo immer wir Menschen begegnen, die antisemitische Reden halten und rassistische Parolen verbreiten, müssen wir ihnen couragiert entgegentreten – jeder von uns! Auch am Stammtisch dürfen sie nicht stillschweigend hingenommen werden. Wir müssen uns ihnen in den Weg stellen. Rechtsradikale Phrasen dürfen nicht gesellschaftsfähig werden.
WERNER FALK, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen
12.10.2019
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