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Mehr als kochen, putzen, waschen…

Triesdorfer Verstaltung am 21. März: Welttag der Hauswirtschaft


„Das bisschen Haushalt macht sich von allein“ hieß es in einem bekannten Schlager in den 70er Jahren. Dass der Bereich der Hauswirtschaft jedoch ein äußerst vielfältiger ist, der weit über die traditionellen Aufgaben wie kochen, putzen und waschen hinausgeht, beweisen die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf (LLA) am 21. März 2025 mit einer Veranstaltung, die das Thema in all seinen Facetten beleuchtet.
Bereits seit 1982 wird jährlich am 21. März der Welttag der Hauswirtschaft begangen, bei dem auf die Bedeutung der Hauswirtschaft für eine zukunftsfähige Gesellschaft aufmerksam gemacht werden soll. Die Hauswirtschaft bietet zahlreiche berufliche Perspektiven: Das Tätigkeitsfeld reicht von Wäscherei, Reinigung, Textilpflege, Gestaltung von Räumen und Wohnumfeld über Speisenzubereitung, Warenwirtschaft, Hygiene, Vorratshaltung bis hin zu Gartenbau, Gartenpflege, Direktvermarktung und Marketing.
Auch die Einsatzorte sind äußerst breitgefächert, denn Hauswirtschaft wird überall dort benötigt, wo Menschen in allen Lebensphasen und Lebenslagen versorgt werden müssen. Exemplarisch genannt seien private Haushalte, Tagungshäuser, Senioreneinrichtungen, Jugendeinrichtungen, Krankenhäuser, Gemeinschaftsverpflegungen oder auch die Landwirtschaft. Last but not least seien auch die Karrierechancen zu nennen: Gut ausgebildete Fachkräfte haben die Möglichkeit, in den unterschiedlichsten Einrichtungen tätig zu werden, attraktive Fortbildungen ermöglichen zudem den Aufstieg in eine Leitungsfunktion. Das Portfolio reicht hier vom Meister (m/w/d) der Hauswirtschaft über hauswirtschaftliche Betriebsleitung und Fachhauswirtschafter (m/w/d) bis hin zum Studium der Ökotrophologie oder Fachlehrkraft an hauswirtschaftlichen (Berufs-)Schulen.
Markus Heinz, Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf betont: „Hauswirtschaft ist ein essenzieller Bestandteil unseres Alltags und hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt. Daher freue ich mich, dass wir dieses Jahr in Triesdorf mit dem Welthauswirtschaftstag eine Veranstaltung anbieten können, die unseren Gästen ein abwechslungsreiches Programm mit spannenden Vorträgen, interessanten Ausstellern und praxisnahen Workshops bietet.“
Der Welttag der Hauswirtschaft findet am Freitag, 21. März, im Forum der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf (Seckendorffstr. 2, 91746 Weidenbach) von 08.30 Uhr bis 13.30 Uhr statt. Unter dem Motto „Hauswirtschaft der Zukunft“ stehen unter anderem folgende Themen auf der Agenda: Ernährungsmanagement im Alter, Gerste statt Reis in der modernen Küche, Trend Heißluftfritteusen, innovative Reinigungsroboter, Kräuterpfad durch die Fachakademie Triesdorf. Nähere Informationen: www.triesdorf.de

Nichts mehr wird so sein, wie es war!

Betrachtung der weltpolitischen Lage

Der Auftritt des amerikanischen Vizepräsidenten James David („JD“) Vance hat alle Befürchtungen der Europäer bestätigt: „Amerika first!“ ist die Parole der neuen US-Regierung unter Donald Trump. Seine Politik gleicht einer Dampfwalze, die rücksichtslos in Gang gesetzt wird. Verständigung mit Partnern – das war einmal, heute phantasiert er über die neue Weltordnung.  Die Nato-Partner werden brüskiert und es wird ihnen signalisiert, dass man von US-Seite aus kein Interesse mehr an einer gemeinsamen Strategie hat.

Autor Werner Falk war 28 Jahre Redaktionsleiter des Altmühl-Botens und ist seit 2014 für die FDP im Stadtrat und seit 2020 im Kreistag. Foto: Studio Formann

Diese Entwicklung ist nun schneller gekommen als die meisten Menschen in Europa nach der US-Wahl gedacht haben. Die Rede von JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz war ein gewaltiger Einschnitt in das bisher gut funktionierende westliche Bündnis, eigentlich schon eine Zäsur.  Sie hat allen die Augen geöffnet. Die uns täglich aus Washington erreichenden Nachrichten zerstören die bisherige politische Struktur in Europa.  Das Agieren von Trump und Vance ist die Abkehr von einem Miteinander der politischen Kräfte des Westens. Darauf hatten wir stets vertraut. Die Politik von Trump sagt uns ganz einfach: Gut ist, was Amerika nützt! Es soll Vorteile geben für die amerikanische Seite – ohne Rücksicht auf die Partnerländer.  Zu diesem Zweck werden Deals angeboten, die aber keine gerechten Geschäfte sind.

Selbst bisherige Partner schauen in die Röhre. Ein erster Beleg dafür ist die Ukraine-Politik von Trump, die sich gar nichts schert und bisherige internationale Vereinbarungen. Der US-Präsident will mit der Ukraine buchstäblich kurzen Prozess machen. Er hat nicht das Selbstbestimmungsrecht des  von Russland überfallenen Landes im Sinn, sondern nur sein Interesse an einer wirtschaftlichen Ausbeutung des rohstoffreichen Landes.  Die Nachkriegsordnung kümmert Trump nicht, wenn er erst einmal mit Putin das Land aufgeteilt hat. Sie überlässt er großzügigerweise den anderen Nato-Ländern, die in der Summe bisher mehr für die Ukraine getan haben als die USA.

Was soll angesichts der neuen Lage aus Europa werden? Antworten darauf fallen augenblicklich schwer.  Wird es das Nato-Bündnis in einem Jahr überhaupt noch geben? Kann oder muss sich Europa zu einem neuen Verteidigungsbündnis ohne die USA durchringen?  Fragen über Fragen tun sich auf.

In der wirtschaftlichen Zusammenarbeit stehen die Signale ebenfalls auf Sturm. Die Ankündigung Trumps, hohe Zölle einführen zu wollen, künden davon, dass er von der europäischen Wirtschaftsordnung (und der Mehrwertsteuer) nichts hält. Es offenbart sich das totale Abhängigkeitsverhältnis Europas von den USA. Eine schnelle Kurskorrektur der europäischen Staaten als Antwort auf die Trump-Forderungen ist aktuell gar nicht vorstellbar.  Wie also kann die Zukunft aussehen? Trump will, dass mehr in den Vereinigten Staaten produziert wird – zum Leidwesen der europäischen Wirtschaft.  Es ist momentan verwegen, in Europa über eine neue Strategie (möglicherweise unter Einbeziehung von China) nachzudenken. Die chinesischen Führer laden zwar dazu ein, aber kommt Europa damit nicht vom Regen in die Traufe? Die aktuelle Handelsbilanz sagt alles. Der Import von chinesischen Produkten ist ohnehin schon groß genug.

Müssen die Europäer mit den Trump-Alleingängen leben? Eigentlich sind die Vereinigten Staaten demokratisch verfasst, ja sie waren für Deutschland immer ein Vorbild in Sachen Demokratie. Nun aber müssen wir erkennen, dass sich dort die Demokratie als Auslaufwerk („lahme Ente“) präsentiert.  Man fragt sich: Wo bleiben die demokratischen Kräfte? Gibt es den Senat  und das Repräsentantenhaus als „demokratische Instrumente“ noch? Fast könnte man aufgrund der Berichterstattung aus den Vereinigten Staaten annehmen, sie hätten sich aufgelöst. Was ist mit den oppositionellen Kräften? Was macht die Justiz? Wo bleibt die demokratische Ordnung  in der „größten Demokratie der Welt“, wie uns seit Jahr und Tag als Vorbild suggeriert wird ?

Es sind aufregende Zeiten, die vor uns stehen. Aber zunächst sind wir Deutsche gefragt, wie wir es mit unserer Demokratie halten. Ich will die Wähler der AfD nicht verteufeln. Sie sind die Summe einer großen Unzufriedenheit in der Bevölkerung mit den politischen Verhältnissen in Deutschland. Die AfD hat zweifellos einen Kern von Neo-Nationalsozialisten, aber die meisten ihrer Wähler sind klassische Protestwähler. Etliche Forderungen der AfD sind von der Sache her berechtigt, aber andere wiederum wollen eine andere politische Ordnung, eine Abkehr von demokratischen Strukturen, ein anderes Deutschland. Allein ihre Forderung, sich aus der Europäischen Union und deren umfassendem Netzwerk zu lösen, den Euro aufzugeben und zu einer nationalen Politik zurückzukehren, ist für unser Land katastrophal. Die Folgen einer solchen Politik würden am ersten am stärksten jene Mitbürger treffen, die heute am meisten von Europa profitieren. Nur: über Selbstverständlichkeiten wie die Reisefreiheit in Europa macht sich heute keiner mehr Gedanken. Und die jungen Männer? Wollen sie zum Wehrdienst, den die AfD für sie bereithält?  Wohl kaum.

Das im Grundgesetz verankerte individuelle Asylrecht gilt immer noch! Es betrifft jene Menschen, die in ihren Heimatländern in Bedrängnis geraten sind und sich vor Gefahren schützen wollen. Aber wir müssen nach vielen Jahren einer wohl nicht von allen richtig verstandenen Willkommenskultur erkennen, dass nicht alle Flüchtlinge, die zu uns kommen, „guten Willens“ sind.  Das verrät die gestiegene Kriminalitätsrate vorzugsweise in den Ballungsräumen. Es hätte längst die Ansage gelten müssen: Straftäter haben kein Bleiberecht! Ausländer, die nachweislich ein Recht auf Asyl haben, müssen wir aufnehmen und ihnen eine Chance geben. Schneller als bisher sollten wir sie nach individueller Prüfung in unsere Gesellschaft (und unseren Arbeitsmarkt) aufnehmen.  Viele Firmen in Deutschland, auch und gerade kleine Handwerksbetriebe, könnten heute nicht mehr ohne die Zuwanderer existieren. 

Es macht mich aber zornig, wen ich höre und lese, dass Familien, die sich in vielen Jahren in Deutschland integriert haben, deren Kinder in unseren Schulen beste Leistungen zeigen und die ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst bestreiten, von einem Tag auf den anderen abgeschoben werden sollen. Es verwundert mich, dass Ausländerbehörden, die oft jahrelang die Zustände offenbar untätig hingenommen haben, plötzlich so aktiv sein können.

Jeder Wähler in Deutschland muss abwägen, ob sein Protest mit dem Stimmzettel die gewünschte Änderung bringt.  Im Blick haben sollten wir  immer die Regierbarkeit des Landes. Die war bisher immer gegeben, auch wenn die letzte Bundesregierung vorzeitig aufgegeben hat.  In der Bundesrepublik sind wir in den letzten siebzig Jahren mit den „etablierten Parteien“ ganz gut gefahren. Aber was bringt es dem Wähler, wenn es diese verlässliche Ordnung nicht mehr gibt?  Die Erfahrung zeigt, dass stabile Verhältnisse mit politischen Randgruppen schwer zu erreichen sind, vor allem, wenn sie eine Größe erreichen, die den politischen Konsens unmöglich machen.

Nach der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar, also in ein paar Tagen,  wissen wir mehr. Ich wünsche unserem neuen Bundestag – uns somit unserem ganzen Land –  eine stabile politische Basis, die es ermöglicht, eine Regierung zu bilden, die den Erfordernissen der Zeit Rechnung trägt. Wir haben in den letzten drei Jahren erkennen müssen, dass in den Grundzügen ganz unterschiedliche Partner nicht beständig und gut regieren können. Das sollte uns ein weiteres Mal erspart bleiben.

WERNER FALK

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Stadt- und Schulbücherei präsentierte das alte Gunzenhausen

Das Bild ist beschriftet und ist eine Erinnerung an das Bundesschießen in Gunzenhausen. F.: Stadtarchiv


Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – nach diesem Prinzip funktionierte der abwechslungsreiche Abend zur Gunzenhäuser Stadtgeschichte in der Stadt- und Schulbücherei. Stadtarchivar Werner Mühlhäußer hatte rund 90 Fotografien und historische Postkarten ausgewählt und präsentierte dazu mit viel Fachkunde, aber auch mit einer Prise Humor Wissenswertes zu Straßen, Plätzen und Personen.
Zum „Spaziergang durch Alt-Gunzenhausen“ begrüßte Bürgermeister Karl Heinz Fitz das heimatgeschichtlich interessierte Publikum und wies auf die beeindruckende Bildersammlung des städtischen Archivs mit mehr als 17000 Fotografien und Abbildungen hin.
Einleitend berichtete Werner Mühlhäußer, wie er vom Staatsarchiv Nürnberg nach Gunzenhausen gewechselt war und damals als erster hauptamtlich beschäftigter Archivar der Stadt zunächst eine ernüchternde Bilanz ziehen musste: Damals war das Bildarchiv mit rund 50 Ansichtskarten und Fotografien recht überschaubar. So begann eine exzessive Phase des Forschens und Sammelns. Es gab viele Schenkungen von privater Seite, aber Werner Mühlhäußer spürte auch immer wieder interessante und zum Verkauf stehende Sammlungen professioneller Fotografen auf.
Für den Vortrag mit dabei hatte der Redner auch die ältesten Stadtansichten. So befindet sich im fürstlich-oettingischen Archiv eine Karte aus dem Jahr 1656: Acht Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg zeigt die Abbildung das Stadtbild von Gunzenhausen mit intakter Stadtbefestigung und den Stadttürmen. Auch die Bruck-Kapelle, die auf einem Pfeiler der Altmühlbrücke stand, ist dort abgebildet. Weiter ist auf einem 1690 entstandenen Epitaph aus dem Bestand des Stadtmuseums im Hintergrund eine Stadtansicht zu sehen, auf der auch das markgräfliche Brauhaus, errichtet im Jahr 1679, sowie der zweiälteste Friedhof Gunzenhausens außerhalb der Stadtmauer zu erkennen ist.
Aus dem Jahr 1880 stammt die erste Fotografie des Marktplatzes in Gunzenhausen. Einige Häuser würde man wohl heute noch wiedererkennen, obwohl es selbstverständlich noch keine großen Schaufenster in den Erdgeschossen gab. Auf den ersten Marktplatz-Bildern Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bestimmten Kutschen und landwirtschaftliche Fuhrwerke das Straßenbild.
Werner Mühlhäußer zeigt auch einige Bilder, in denen mal Personen, mal ein Automobil ins Bild montiert wurden, quasi Bildbearbeitung vor 120 Jahren. Wahrscheinlich wollte man so das fortschrittliche Gunzenhausen herausstellen, obwohl eigentlich eher Kutschen und Ochsenkarren unterwegs waren, vermutet Werner Mühlhäußer.
Das 1970 abgerissene Schrannengebäude (heute Kaufhaus Steingass) diente ursprünglich als Getreidelager, beherbergte später viele Geschäfte, darunter auch ein „Zahnatelier“. Die Feuerwehr mietete sich hier ebenso ein wie das Heimatmuseum. Zudem war die erste königlich-bayerische Realschule in dem Gebäude untergebracht. Hier konnte Werner Mühlhäußer unter anderem eine Szene aus dem Zeichenunterricht in den 1950ern mit Kunstlehrer Stonner zeigen.
Viele Bilder von Geschäftshäusern Gunzenhausens entstanden wohl als eine Art Familienbild: Vor dem Haus versammelte sich die Familie des Inhabers sowie die Belegschaft. Ausgewählt hatte Werner Mühlhäußer Bilder von der Lebküchnerei Adam Sauber, vom Sattler Karl Brandner, der Gastwirtschaft Johann Barth oder der Brauerei Braun. Oft entspann sich bei solchen Bildern in der Bücherei eine rege Diskussion, um welches Haus am Marktplatz es sich bei diesen Geschäftsporträts handelt.
Mehr als ausreichend Platz für Fußgänger und Fuhrwerke gab es am unteren Marktplatz und wenn der Färberturm in den Fokus genommen wurde, war bestimmt auch irgendein Landwirt mit seinem Karren zu sehen. Der Storchenturm und sein origineller Besitzer der Metzgerswirt „Hermann bin i“-Fischer wurden gezeigt und auch auf die Gärten, die im einstigen wassergefüllten Stadtgraben und entlang der Stadtmauer gehegt und gepflegt wurden, kam Werner Mühlhäußer zu sprechen.
Ein Limes-Denkmal, das den Verlauf des Limes anzeigte, gab es einst an der Einmündung der Nürnberger Straße in die Bahnhofsstraße. Ein Bild die Nürnberger Straße hinauf mit der früheren Katholischen Kirche war ebenso dabei wie ein Blick stadtauswärts auf die „Mittelfränkische Fleisch- und Wurstwarenfabrik in der Ansbacher Straße.

Mit dem ältesten Familienporträt von 1859 aus der städtischen Bildersammlung, der kinderreichen Familie Kränzlein leitete Stadtarchivar Mühlhäußer den zweiten Teil seines Vortrags ein, in dem er auf das soziale Leben, das vielfältige Wirtschaftsleben Gunzenhausens und die Lebenswirklichkeit in früheren Zeiten einging.
Fotografien von den sparsam eingerichteten Innenräumen und auf die gepflegten Parkanlagen rund um das ehemalige Kreiskrankenhaus, erbaut zur Jahrhundertwende, stießen auf großes Interesse. Hier ist heute die Stadt- und Schulbücherei im Erdgeschoss untergebracht.
Bis ins Jahr verbrachten hilfsbedürftige alte Menschen im „Spital“, dem späteren Jugendzentrum ihre letzten Lebensjahre. Steile Treppen und alleinfachste Einrichtung würden heutzutage die Heimaufsicht in Krisenstimmung bringen!
Bilder gab es von Zeiten, als es in der Brauerei Karl Müller noch Gunzenhäuser Bier in Bügelflaschen abgefüllt wurde, als der Großhandel Faulstich eine Kaffeerösterei betrieb oder am Marktplatz regelmäßig ein Kraut- sowie ein Ferkelmarkt abgehalten wurde.
Bilder und Postkarten von Kirchweihfesten der 1910er und 1920er Jahre hat Archivar Mühlhäußer hervorgeholt und auch die einstige Stadtkapelle mit der Stadtmusikmeister-Dynastie Scheuernstuhl vorgestellt.
Auch die Zeit des Nationalsozialismus wurde im Vortrag thematisiert: Da gab es ein Bild vom ersten komplett nationalsozialistischen Stadtrat im Jahr 1933, bei dem sich fast alle Ratsmitglieder in Uniform und mit Hakenkreuz-Armbinde dem Fotografen präsentierten. Sowohl die Einweihung des Hitler-Denkmals am Burgstallrand ebenfalls 1933, als auch ein Besuch Adolf Hitlers im Oktober 1932 mit entsprechendem Massenauflauf haben Fotografen dokumentiert.
Bilder aus den 1950er Jahren bildeten den Abschluss des Vortragsabends: Unter anderem war eine Menschenmenge vor dem einstigen Radio-Fachgeschäft „Föttinger“ zu sehen. Dort war der erste Fernseher Gunzenhausens im Schaufenster aufgestellt und zur Fußballweltmeisterschaft im Jahr 1954 drängten sich die Fans der deutschen Mannschaft vor dem Geschäft.

Wieder mehr Verkehrsunfälle

Unfallstatistik 2023 für den Landkreis

Auch wenn die Steigerung nur marginal ist – im Jahr 2023 gab es im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mehr Verkehrsunfälle als im Vorjahr.  

Die Polizeidienststellen in Weißenburg, Gunzenhausen und Treuchtlingen nahmen insgesamt 3471 Verkehrsunfälle auf, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung um 0,49 % entspricht. Die überwiegende Anzahl von 2504 waren sogenannte Kleinunfälle mit Sachschaden. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden stieg um 8% leicht an, bei 351 Verkehrsunfällen wurden 445 Personen verletzt, 86 davon erlitten statistisch schwere Verletzungen, mussten also unfallbedingt stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Im Jahr 2023 waren im Landkreis 8 Verkehrstote zu beklagen. Bei aller Tragik haben nachfolgend erläuterte Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang allesamt gemein, dass ihnen individuelles Fehlverhalten der Beteiligten als Hauptunfallursache zugrunde liegt.

Massenbach – Im Januar übersah eine 95-jährige Pkw-Fahrerin beim Einfahren in die B 13 einen im Querverkehr befindlichen, bevorrechtigten Pkw und verstarb daraufhin.

Ellingen – Im April übersah ein Pkw-Fahrer beim Abbiegen von der B 2 nach links eine im Begegnungsverkehr befindliche, bevorrechtigte 49-jährige Motorradfahrerin, welche noch an der Unfallstelle verstarb.

Weimersheim – Im September kam es zu einem Frontalzusammenstoß zweier Pkw im Begegnungsverkehr der Ortsverbindungsstraße, als der Unfallverursacher im Kurvenbereich auf die Fahrbahn der 18-jährigen Unfallgegnerin geriet und dort kollidierte. Die Geschädigte verstarb mehrere Wochen später an den Unfallfolgen. Aufgrund des Zeitraums von mehr als 30 Tagen zwischen dem Unfall- und Todestag wird dieser Verkehrsunfall allerdings in der Statistik offiziell nicht aufgeführt.

Wengen – Im November übersah und erfasste ein Pkw-Fahrer in den Morgenstunden frontal einen in gleicher Richtung auf der Staatsstraße befindlichen Fahrradfahrer, welcher daraufhin noch an der Unfallstelle verstarb.

Pleinfeld – Im Dezember kam der Unfallverursacher im zweispurigen Bereich der B 2 aus ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn. Dort kollidierte er im Begegnungsverkehr frontal mit dem Pkw einer 19-jährigen Frau, welche am Folgetag verstarb.

Treuchtlingen – Im Februar überfuhr ein Pkw auf der B2 in Fahrtrichtung Süden einen zum Unfallzeitpunkt bereits auf der Fahrbahn liegenden 40-jährigen Fußgänger, welcher zuvor mit Fahrrad auf der Bundesstraße unterwegs war. Dieser verstarb nach erfolgloser Reanimation vor Ort.

Gunzenhausen – Im Juli befuhr ein Pkw-Fahrer die B13 in Fahrtrichtung Muhr am See, als die 60-jährige Unfallverursacherin mit ihrem Mofa-Roller auf die B13 ebenfalls in gleiche Fahrtrichtung einfuhr. Trotz eingeleiteter Vollbremsung des Pkw-Fahrers erfasste dieser die Unfallgegnerin frontal. Diese verstarb noch an der Unfallstelle.

Spielberg – Im Juli befuhr ein 15-jähriger Jugendlicher mit seinem Leichtkraftrad die Kreisstraße WUG25 in Spielberg. Vor einer Rechtskurve kam er innerorts alleinbeteiligt nach rechts von der Fahrbahn ab, fuhr über den Gehsteig und die Böschung und prallte gegen eine Hauswand. Bei Eintreffen der Einsatzkräfte war der Verunfallte bereits mehrere Stunden tot.

Ostheim – Im Oktober kollidierte ein Pkw-Fahrer auf der B 466 zwischen Ostheim und Westheim beim Überholvorgang mit einem im Gegenverkehr befindlichen, 16-jährigen Fahrer eines Leichtkraftrades. Durch den Frontalaufprall erlitt der Zweiradfahrer tödliche Verletzungen.

Wie in den vergangenen Jahren kommt der Arbeit der Unfallkommission bei der Begutachtung von Unfallschwerpunkten und Örtlichkeiten schwerer Verkehrsunfälle besondere Bedeutung zu. So wurden exemplarisch im Rahmen einer Verkehrsschau mit Straßenbaulastträger und Straßenverkehrsbehörde kurz nach dem tödlichen Unfallgeschehen in Ellingen mehrere kurzfristig wirksame Maßnahmen besprochen. Im Einvernehmen mit der Stadt Ellingen sollen so neben der Verlängerung der Sperrflächen beider zweispurigen Bereiche und der Einschränkung der erlaubten Fahrtrichtung beim Einfahren in die Bundesstraße rechts durch eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf 70 km/h in Fahrtrichtung Nürnberg weitere tödliche Unfälle vermieden bzw. zumindest schwere Unfallfolgen abgemildert werden. Eine entsprechend lautende verkehrsrechtliche Anordnung ist bereits ergangen und wird voraussichtlich im Frühjahr 2024 umgesetzt.

Bei den 7 verzeichneten Schulwegunfällen im Jahr 2023 erlitten die jeweiligen Geschädigten glücklicherweise keine schwereren Verletzungen. Die Unfallszenarien wurden in enger Kooperation zwischen PHM Amberger, Verkehrserzieher im Landkreis sowie den Mitarbeitern Verkehr der PI Gunzenhausen, PHK Lassnig und PHM Temme von der PI Treuchtlingen zusammen mit Lehrkräften der Schulen proaktiv moderiert und teilweise in erneuten Verkehrsunterrichten in den Klassen der betroffenen Kinder aufgearbeitet.

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren stagniert nahezu gleichbleibend bei 202 Fällen. Bedauerlicherweise ist bei den an Verkehrsunfällen beteiligten Senioren im Alter ab 65 Jahren wie in den Vorjahren ein erneuter Anstieg von 228 in 2022 auf 245 Verkehrsunfälle in 2023 festzustellen, wobei in 168 Fällen die Senioren als Unfallverursacher aufgeführt werden. 63 Senioren wurden hierbei verletzt.

Auch die verstärkte Nutzung von Pedelec und Fahrrädern führt seit Jahren wenig verwunderlich zu einem tendenziellen Anstieg bei den Radfahrunfällen. Bei 105 Verkehrsunfällen bedeutet dies eine Steigerung um knapp 13 % im Vergleich zum Vorjahr. In diesem Zusammenhang bieten die Polizeiinspektionen im Landkreis in Zusammenarbeit mit der Kreisverkehrswacht spezielle Pedelec Trainings für Senioren an, wo neben theoretischer Vermittlung des sicheren Umgangs mit dem E-Bike auch praxisbezogene Fahrübungen in einem abgesperrten Bereich erprobt werden können.

Bei 57 Unfällen waren Motorradfahrer beteiligt, wovon mit 50 Zweiradfahrern erfreulicherweise gut 7% weniger verletzt wurden als in 2022. Zudem ereigneten sich 2023 etwa 10% weniger Unfälle mit Beteiligung von Fußgängern.

Ein mit dem Gesamtunfallzahlen korrelierender Anstieg ist auch im Bereich der Fahrerfluchten zu verzeichnen. Bei 431 Unfallfluchten konnte in 163 Fällen (19 mehr als im Vorjahr) der jeweilige Verursacher, nicht zuletzt aufgrund vieler Mitteilungen und Hinweise aus der Bevölkerung, ermittelt werden. Die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss befindet sich mit 31 Fällen im Durchschnitt der letzten Jahre. In der Gesamtschau der Unfallursachen nimmt diese Unfallgruppe einen sehr geringen Anteil ein. Hauptunfallursachen sind vielmehr ungenügender Sicherheitsabstand, Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren sowie Vorfahrtsverstöße, aber auch Ablenkung und teilweise nicht angepasste Geschwindigkeit. Aber selbst ohne individuelles Fehlverhalten kann es immer wieder zu Verkehrsunfällen kommen. So verzeichnet die Statistik insgesamt 1520 Wildunfälle, 92 weniger als im Vorjahr.  

Zur Bekämpfung der Geschwindigkeitsunfälle wurden im vergangenen Jahr im Landkreis bei Geschwindigkeitsüberwachungen mit dem Handlasermessgerät 1095 Einsatzstunden geleistet. 307 Verkehrsteilnehmer mussten ein Verwarnungsgeld entrichten, 712 erhielten einen Bußgeldbescheid inklusive Punkte in Flensburg. Zusätzlich überwachte die Verkehrspolizei Ansbach mit technischem Gerät (Lichtschranke, Radargerät) Unfallhäufungsstellen und Gefahrenpunkte im Landkreis. Auch seitens der kommunalen Verkehrsüberwachung der Städte Weißenburg, Gunzenhausen und Treuchtlingen wurden Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt.

Insgesamt wurden 120 Blutentnahmen (Alkohol) bzw. Atemalkoholtests veranlasst. Bezüglich Fahrten unter Drogeneinfluss mussten sich 57 Kraftfahrzeugführer verantworten. 183 Kraftfahrer mussten ein Verwarnungsgeld wegen eines Verstoßes gegen die Gurtanlegepflicht entrichten. 636 Bußgeldbescheide ergingen gegen Fahrzeugführer wegen verbotener Benutzung des Mobiltelefons.

Nachdem die Problematik der unzulässigen Lärmbelästigung durch sogenannte Tuner und Poser in den vergangenen Jahren zu erhöhtem Beschwerdeaufkommen führte, konnte diesem Phänomen durch gezielte Kontrollaktionen, u.a. zusammen mit der eigens darauf spezialisierten Kontrollgruppe Cartuning des Polizeipräsidiums Mittelfranken erfolgreich begegnet werden. 64 Verstöße wegen dem Erlöschen der Betriebserlaubnis an nicht ordnungsgemäß ausgerüsteten Fahrzeugen und 16 Bußgeldverfahren wegen der Verursachung unzulässigen Lärms unter Verwendung eines Kfz waren in diesem Deliktsfeld landkreisweit zu verzeichnen. Auch weiterhin werden relevante Verstöße in diesem Bereich konsequent verfolgt und geahndet.

Noch mehr barrierefreie Plätze

Gunzenhausen beseitigt die Schwachstellen

Die Bushaltestelle an der Bismarckstraße ist nunmehr barrierefrei.


Das Behindertengleichstellungsgesetz fordert eine umfangreiche Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Vorgabe ist, dass Wege, Straßen oder Plätze auch für Menschen mit Behinderung, Handicap oder anderen Einschränkungen zugänglich und vollumfänglich nutzbar sein müssen. Das Problem: Viele Jahre wurde primär für sehende, nicht behinderte Verkehrsteilnehmer gebaut. Beispielsweise konzentrierte sich die städtebauliche Planung auf eine möglichst schnelle Abführung von Oberflächenwasser – ob einzelne Menschen dadurch beeinträchtigt wurden, spielte keine große Rolle. Mittlerweile hat sich das geändert. So muss bei Neuplanungen Barrierefreiheit berücksichtigt werden, bestehende Infrastruktur dagegen sollte regelmäßig auf Verbesserungspotential überprüft werden. So wie im Herbst letzten Jahres, als Vertreterinnen und Vertreter von Verwaltung, Seniorenbeirat, VdK sowie die ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt einen Rundgang durch Gunzenhausen unternahmen. Es wurde ein Blick auf Schwachstellen geworfen, außerdem Hindernisse definiert und hilfreiche Handlungsempfehlungen gegeben.

Am Parkplatz an der Oettinger Straße sind die Bordsteine abgesenkt worden.


Wenn hohe Bordsteinkanten auf Rollstühle oder Rollatoren treffen, dann ist es mit der Barrierefreiheit nicht weit her. Unter Umständen kann für manche ein Gehweg zum unüberwindbaren Hindernis werden. So gesehen am Eingang zum Oettinger Parkplatz im Bereich der öffentlichen Toilette. Nun wurde die problematische Stelle entschärft, nach der durchgeführten Gehwegabsenkung ist das WC allen Menschen zugänglich. Die Kosten für diese Maßnahme beliefen sich auf rund 2.500 Euro.
2023 wurde in Gunzenhausen der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen vorangetrieben. Die Ausgangslage ist klar: Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, hat es im Öffentlichen Nahverkehr nicht immer leicht. Barrierefreie Bushaltestellen können hier Erleichterung schaffen, sie sind unverzichtbare Bausteine für eine familienfreundliche und inklusive Stadt. Umgebaut wurden zuletzt die Haltebereiche in der Bismarckstraße (ggü. Berufsschule), in der Austraße und an der Schule in Frickenfelden.
Zum barrierefreien Umbau einer Bushaltestelle gehört u.a. die Installation von taktilen Leitplatten, die als Bodenindikatoren sehbehinderten Menschen Orientierung geben und damit einen Einstieg in die Verkehrsmittel erleichtern sollen. Außerdem werden physikalische Barrieren entfernt und beispielsweise die Bordsteine erhöht, um einen stufenlosen Einstieg in die Busse zu ermöglichen. Die Umbaukosten betrugen bis zu 20.000 Euro pro Haltestelle. Auch hier gibt es Fördermaßnahmen, die mit 50 % bezuschusst werden.
„Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ist sehr wichtig, denn davon profitieren alle unsere Bürgerinnen und Bürger“, betont Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. „Die Maßnahmen kommen aber auch Menschen ohne Einschränkungen zu Gute, beispielsweise Familien mit Kinderwägen. Als offene und tolerante Stadt möchten wir auch baulich Signale für mehr Gleichberechtigung setzen.“