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Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Stadt- und Schulbücherei präsentierte das alte Gunzenhausen

Das Bild ist beschriftet und ist eine Erinnerung an das Bundesschießen in Gunzenhausen. F.: Stadtarchiv


Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – nach diesem Prinzip funktionierte der abwechslungsreiche Abend zur Gunzenhäuser Stadtgeschichte in der Stadt- und Schulbücherei. Stadtarchivar Werner Mühlhäußer hatte rund 90 Fotografien und historische Postkarten ausgewählt und präsentierte dazu mit viel Fachkunde, aber auch mit einer Prise Humor Wissenswertes zu Straßen, Plätzen und Personen.
Zum „Spaziergang durch Alt-Gunzenhausen“ begrüßte Bürgermeister Karl Heinz Fitz das heimatgeschichtlich interessierte Publikum und wies auf die beeindruckende Bildersammlung des städtischen Archivs mit mehr als 17000 Fotografien und Abbildungen hin.
Einleitend berichtete Werner Mühlhäußer, wie er vom Staatsarchiv Nürnberg nach Gunzenhausen gewechselt war und damals als erster hauptamtlich beschäftigter Archivar der Stadt zunächst eine ernüchternde Bilanz ziehen musste: Damals war das Bildarchiv mit rund 50 Ansichtskarten und Fotografien recht überschaubar. So begann eine exzessive Phase des Forschens und Sammelns. Es gab viele Schenkungen von privater Seite, aber Werner Mühlhäußer spürte auch immer wieder interessante und zum Verkauf stehende Sammlungen professioneller Fotografen auf.
Für den Vortrag mit dabei hatte der Redner auch die ältesten Stadtansichten. So befindet sich im fürstlich-oettingischen Archiv eine Karte aus dem Jahr 1656: Acht Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg zeigt die Abbildung das Stadtbild von Gunzenhausen mit intakter Stadtbefestigung und den Stadttürmen. Auch die Bruck-Kapelle, die auf einem Pfeiler der Altmühlbrücke stand, ist dort abgebildet. Weiter ist auf einem 1690 entstandenen Epitaph aus dem Bestand des Stadtmuseums im Hintergrund eine Stadtansicht zu sehen, auf der auch das markgräfliche Brauhaus, errichtet im Jahr 1679, sowie der zweiälteste Friedhof Gunzenhausens außerhalb der Stadtmauer zu erkennen ist.
Aus dem Jahr 1880 stammt die erste Fotografie des Marktplatzes in Gunzenhausen. Einige Häuser würde man wohl heute noch wiedererkennen, obwohl es selbstverständlich noch keine großen Schaufenster in den Erdgeschossen gab. Auf den ersten Marktplatz-Bildern Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bestimmten Kutschen und landwirtschaftliche Fuhrwerke das Straßenbild.
Werner Mühlhäußer zeigt auch einige Bilder, in denen mal Personen, mal ein Automobil ins Bild montiert wurden, quasi Bildbearbeitung vor 120 Jahren. Wahrscheinlich wollte man so das fortschrittliche Gunzenhausen herausstellen, obwohl eigentlich eher Kutschen und Ochsenkarren unterwegs waren, vermutet Werner Mühlhäußer.
Das 1970 abgerissene Schrannengebäude (heute Kaufhaus Steingass) diente ursprünglich als Getreidelager, beherbergte später viele Geschäfte, darunter auch ein „Zahnatelier“. Die Feuerwehr mietete sich hier ebenso ein wie das Heimatmuseum. Zudem war die erste königlich-bayerische Realschule in dem Gebäude untergebracht. Hier konnte Werner Mühlhäußer unter anderem eine Szene aus dem Zeichenunterricht in den 1950ern mit Kunstlehrer Stonner zeigen.
Viele Bilder von Geschäftshäusern Gunzenhausens entstanden wohl als eine Art Familienbild: Vor dem Haus versammelte sich die Familie des Inhabers sowie die Belegschaft. Ausgewählt hatte Werner Mühlhäußer Bilder von der Lebküchnerei Adam Sauber, vom Sattler Karl Brandner, der Gastwirtschaft Johann Barth oder der Brauerei Braun. Oft entspann sich bei solchen Bildern in der Bücherei eine rege Diskussion, um welches Haus am Marktplatz es sich bei diesen Geschäftsporträts handelt.
Mehr als ausreichend Platz für Fußgänger und Fuhrwerke gab es am unteren Marktplatz und wenn der Färberturm in den Fokus genommen wurde, war bestimmt auch irgendein Landwirt mit seinem Karren zu sehen. Der Storchenturm und sein origineller Besitzer der Metzgerswirt „Hermann bin i“-Fischer wurden gezeigt und auch auf die Gärten, die im einstigen wassergefüllten Stadtgraben und entlang der Stadtmauer gehegt und gepflegt wurden, kam Werner Mühlhäußer zu sprechen.
Ein Limes-Denkmal, das den Verlauf des Limes anzeigte, gab es einst an der Einmündung der Nürnberger Straße in die Bahnhofsstraße. Ein Bild die Nürnberger Straße hinauf mit der früheren Katholischen Kirche war ebenso dabei wie ein Blick stadtauswärts auf die „Mittelfränkische Fleisch- und Wurstwarenfabrik in der Ansbacher Straße.

Mit dem ältesten Familienporträt von 1859 aus der städtischen Bildersammlung, der kinderreichen Familie Kränzlein leitete Stadtarchivar Mühlhäußer den zweiten Teil seines Vortrags ein, in dem er auf das soziale Leben, das vielfältige Wirtschaftsleben Gunzenhausens und die Lebenswirklichkeit in früheren Zeiten einging.
Fotografien von den sparsam eingerichteten Innenräumen und auf die gepflegten Parkanlagen rund um das ehemalige Kreiskrankenhaus, erbaut zur Jahrhundertwende, stießen auf großes Interesse. Hier ist heute die Stadt- und Schulbücherei im Erdgeschoss untergebracht.
Bis ins Jahr verbrachten hilfsbedürftige alte Menschen im „Spital“, dem späteren Jugendzentrum ihre letzten Lebensjahre. Steile Treppen und alleinfachste Einrichtung würden heutzutage die Heimaufsicht in Krisenstimmung bringen!
Bilder gab es von Zeiten, als es in der Brauerei Karl Müller noch Gunzenhäuser Bier in Bügelflaschen abgefüllt wurde, als der Großhandel Faulstich eine Kaffeerösterei betrieb oder am Marktplatz regelmäßig ein Kraut- sowie ein Ferkelmarkt abgehalten wurde.
Bilder und Postkarten von Kirchweihfesten der 1910er und 1920er Jahre hat Archivar Mühlhäußer hervorgeholt und auch die einstige Stadtkapelle mit der Stadtmusikmeister-Dynastie Scheuernstuhl vorgestellt.
Auch die Zeit des Nationalsozialismus wurde im Vortrag thematisiert: Da gab es ein Bild vom ersten komplett nationalsozialistischen Stadtrat im Jahr 1933, bei dem sich fast alle Ratsmitglieder in Uniform und mit Hakenkreuz-Armbinde dem Fotografen präsentierten. Sowohl die Einweihung des Hitler-Denkmals am Burgstallrand ebenfalls 1933, als auch ein Besuch Adolf Hitlers im Oktober 1932 mit entsprechendem Massenauflauf haben Fotografen dokumentiert.
Bilder aus den 1950er Jahren bildeten den Abschluss des Vortragsabends: Unter anderem war eine Menschenmenge vor dem einstigen Radio-Fachgeschäft „Föttinger“ zu sehen. Dort war der erste Fernseher Gunzenhausens im Schaufenster aufgestellt und zur Fußballweltmeisterschaft im Jahr 1954 drängten sich die Fans der deutschen Mannschaft vor dem Geschäft.

Als Fairtrade-Landkreis zertifiziert

Umweltschonende Anbaumethoden werden gefördert

Die Mitglieder der Steuerungsgruppe Fairtrade Landkreis Ansbach freuen sich über die erneute Zertifizierung als Fairtrade-Landkreis. V.l.n.r.: Jürgen Schilling, Franziska Wurzinger, Jürgen Frercks, Laura Salvatori Wächtler, Beate Jerger, Friedrich Bauer, Peter Schlegel, Christina Birmann, Thomas Merkel Foto: Landratsamt Ansbach/Susanne Merkel

Im Vergleich zu konventionellen Produkten ermöglichen fair gehandelte Waren langfristige Handelsbeziehungen und stabile Mindestpreise. Außerdem schützt fairer Handel Kinderrechte und fördert umweltschonende Anbaumethoden. Für seine Bemühungen zugunsten von mehr fairem Handel ist der Landkreis Ansbach nun erneut als Fairtrade-Landkreis zertifiziert worden.

2022 wurde der Landkreis Ansbach erstmals als Fairtrade-Landkreis zertifiziert. Groß war daher nun die Freude in der Steuerungsgruppe als bekannt wurde, dass der Landkreis Ansbach für zwei weitere Jahre als Fairtrade-Landkreis bestätigt wurde. Für Thomas Merkel, Leiter der Wirtschaftsförderung und Sprecher der Fairtrade Steuerungsgruppe am Landratsamt Ansbach, ist dies das Ergebnis der vielfältigen Aktivitäten rund um das Thema fairer Handel und Nachhaltigkeit im Landkreis. Er erläutert: „Neben den bereits aktiven Fairtrade-Kommunen Herrieden, Neuendettelsau und Rothenburg o.d.Tauber gibt es in unserem Landkreis mittlerweile sechs Fairtrade-Schulen sowie die Augustana-Hochschule.“

Landrat Dr. Ludwig bedankt sich in dem Zuge bei allen Aktiven für das Engagement für den fairen Handel und erhofft sich von der erneuten Auszeichnung weitere Impulse für nachhaltigen und fairen Handel. „Es macht Freude zu sehen, dass sich der Gedanke des fairen Handels im Landkreis Ansbach verankert hat und dass so vielfältige Aktionen durchgeführt werden“, sagt Ludwig.

Das Wirtshaus als sozialer Ort

Neue „musikantenfreundliche Wirtshäuser“ gesucht

Fränkische Musikanten beim Trachtentreffen in Greding.Foto: Matthias Ettinger

Wirtshäuser sind seit jeher soziale und gesellige Orte. Der Wirt und sein Gasthaus stehen im Zentrum des Gemeinschaftslebens, man trifft sich, diskutiert oder musiziert.

Ein Wirtshaus ist der ideale Rahmen für das freie Singen und Musizieren – ohne Proben, ohne Noten oder Vorschriften. Ein musikantenfreundliches Wirtshaus kann man schon von Weitem an einem repräsentativen Metallschild erkennen, das im Rahmen einer Festveranstaltung feierlich überreicht wird.

Hierbei werden jedes Jahr im Herbst Wirte ausgezeichnet, die offen sind für das spontane Singen und Musizieren in ihren Räumen.

Bayerische, fränkische und schwäbische Wirte sind aufgerufen, sich bis zum 18. Oktober 2024 per E-Mail bei volksmusik@heimat-bayern.de anzumelden.

Sänger und Musikanten spielen ohne Bühne und ohne Gage, allein für Getränke und eine Brotzeit zum eigenen Vergnügen und zur Unterhaltung der Gäste. Musiker nehmen dabei im spontanen Zusammenspiel mit den Gästen den Verlauf des Abends selbst in die Hand.

Wir haben alle etwas davon: Wir Wirte eine gute Stimmung und schließlich einen guten Ruf, die Musikanten eine Möglichkeit, inmitten der Leute, jenseits von Bühne und Publikum, zu musizieren. Die Gäste werden gut unterhalten und können selbst mitsingen“, sagt Josef Menzl vom Gasthaus „Zur Walba“ in Pentling, der im letzten Jahr ausgezeichnet wurde.

In einem musikantenfreundlichen Wirtshaus geht es nicht um das perfekte Singen und Musizieren, sondern um eine lebendige, musikalische Spontanität. „‘Musik beim Wirt‘ ist keine neue Erfindung, aber vielerorts ist das freie Singen und Musizieren aus den Gaststuben verschwunden und nicht mehr selbstverständlich. Das ist sehr schade“, sagt Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege. Denn das Bedürfnis nach eigener, freier musikalischer Betätigung und Entfaltung sei groß, heißt es aus dem Landesverein, der zusammen mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband und den Einrichtungen der Kultur- und Heimatpflege in den bayerischen Bezirken die Aktion „Musikantenfreundliches Wirtshaus“ trägt.

Regionale Musik ist in ‚musikantenfreundlichen Wirtshäusern‘ wieder vermehrt vor Ort zu hören. Wir laden Wirtinnen und Wirte ein, zu einer bayernweiten musikalischen Grundversorgung beizutragen“, sagt Rudolf Neumaier.

Die nächste Auszeichnung findet statt am Dienstag, 19. November 2024, ab 18 Uhr im Grantlerwirt in Wolnzach.

Hintergrund

„Musikantenfreundliches Wirtshaus“ heißt eine nicht nur volksmusikalisch ausgerichtete Veranstaltungsform und Auszeichnung des freien Laienmusizierens in Bayern. Die Aktion gibt es seit Herbst 1996. Seitdem haben über 500 Gasthöfe aus allen sieben bayerischen Bezirken diese Ehrung erhalten.

Als die Bomben fielen

Erinnerung an den Bombenangriff auf Gunzenhausen

Dieses Gebäude in der Bahnhofstraße 23 wurde beim Bombenangriff beschädigt. Foto: Stadtarchiv Gun


Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Teile der Stadt Gunzenhausen durch alliierten Bombenangriff schwer beschädigt. Das Ausmaß dieses schicksalhaften 16. April 1945 prägt die Altmühlstadt bis heute. Zwischen 10 und 11 Uhr schlugen in mehreren Wellen Bomben ein, u.a. am Bahnhof und auf der Hensoltshöhe. 141 Menschen fanden den Tod. Darunter waren viele, die in unterirdischen Kellern im Bereich der Hensoltshöhe Schutz suchten.
Zum Jahrestag sollten wir einhalten und der Opfer gedenken. Mögen diese niemals vergessen werden und als Mahnung dienen. Zum Gedenken an die Toten wurde auf der Hensoltshöhe ein Ort der Trauer errichtet. Auf einer Gedenkstele sind alle Namen der Opfer zu lesen. Am 16. April 2024 wird seitens der Stadt Gunzenhausen eine bepflanzte Schale an der Gedenkstele niedergelegt.

Besser als sein Ruf

Deutschland zum Zeitpunkt des Jahreswechsels

Ein Jahresausblick wird in Zeiten sich überlappender Dauerkrisen immer schwieriger.  Aber es gibt auch Lichtblicke und die üblich gewordene Schlechtrederei löst kein einziges Problem!

Die Ausgangslage: Die in der Corona-Krise in die Sicherung der Gesundheitssysteme und das Aufrechterhalten des gesellschaftlichen Zusammenlebens geflossenen Milliarden müssen immer noch gegenfinanziert werden. Der so nicht vorhersehbare Angriffskrieg des imperialistischen Russlands auf ein von ihm selbst als souveräner Staat anerkanntes Nachbarland hat massive Auswirkungen auf die Stabilität in Europa und belastet durch solidarische Unterstützungsleistungen unsere Haushalte sowie zunehmend auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die zügellose

Regionalberater Dieter Popp

Aggression, mit der Putin weitere Nachbarn bedroht, vermittelt wenig Hoffnung auf ein baldiges Kriegs-Ende. Der im Nahen Osten seit 80 Jahren ungelöste Konflikt wird auf unsere Straßen und in unsere Gesellschaft getragen. Dazu lässt China seine Muskeln gegenüber Taiwan spielen und gefährdet die Stabilität im Pazifikraum durch eine imperialistische Machtpolitik. Überlagert werden alle diese Frieden und Solidarität bedrohenden Auseinandersetzungen noch durch eine auch nicht ansatzweise gelöste dramatische Klimaveränderung. Das „wärmste je gemessene Jahr“ und eine nur vage formulierte Absage an fossile Brennstoffe auf der COP28 in Dubai markieren daher ein eher hoffnungsloses Zukunftsbild.
Wie sollten wir da für 2024 noch Zuversicht ausstrahlen können?

Immerhin ist unbestritten, dass Deutschland relativ gut durch die Unwägbarkeiten der Corona-Krise geführt wurde. Die Menschen unseres Landes konnten diese Zeit so überstehen, wie sich dies die Mehrheit der Bevölkerung global auch nur ansatzweise gewünscht hätte.
Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg und die zuvor politisch gewollte Abhängigkeit von billigem Gas, konnten Energieknappheit, vor allem Gasmangel abgewendet werden und auch die Energiepreise sind wieder gesunken. Der Anteil erneuerbaren Stroms lag erstmals mit 52 % bei mehr als der Hälfte des Jahresbruttostromverbrauchs. „Verglichen mit anderen Ländern steht Deutschland insgesamt gut da,“ stellte deswegen Bundesbank-Präsident Nagel im Herbst fest.
Lokal vor unserer fränkischen Haustüre entstehen immer mehr Energieallianzen von Kommunen mit Bürgerbeteiligung, es wird also die Zukunft ohne fossile Energie auch praktisch gelebt. Und 69 % der Deutschen befürworten laut Helmholtz-Zentrum Potsdam diese Umstellung auf die erneuerbaren Energien. Der Kohleverbrauch sinkt massiv, obwohl er weltweit noch um 1,4 % angestiegen ist.
Auch die CO2-Emissionen sinken und eine erste europäische Großbank (Crédit Agricole) hat entschieden, künftig keine fossilen Brennstofftechnologien mehr zu finanzieren. Weitere kündigen an, diesem Schritt zu folgen.
Trotz eines Bevölkerungsanstiegs ist im gleichen Zeitraum der Haushaltsmüll um 8 % gesunken, eine bemerkenswerte Reduktion wie das Umweltbundesamt anerkannte.
Die deutschen Industriefirmen sind global wettbewerbsfähig, die Inflation sinkt, die Zinsen werden nicht mehr weiter erhöht, der Aktienindex hat ein Allzeithoch erreicht, die Immobilienpreise rutschen nach unten und viele heimische Unternehmen überzeugen mit Innovation und Kreativität. „Die Wirtschaftspolitik ist deutlich besser als ihr Ruf“, resümiert daher auch DIW-Chef Marcel Fratzscher im November. Aber auch die Steuerzahlenden dürfen lt. jüngsten Untersuchungen der Uni Erlangen im Jahre 2024 auf spürbare Netto-Entlastungen hoffen. Und VDMA-Präsident Karl Haeusgen bemerkte im Oktober: „Es ist wirklich viel auf den Weg gebracht worden und das Gerede von der angeblich bevorstehenden Deindustrialisierung Deutschlands halte ich für unbegründet.“

Es gibt sie also doch, die guten Gründe an ein gutes Jahr 2024 zu glauben.
Mit einer wohldosierten Portion Optimismus werden wir daher auch in der Lage sein, eine solche Grundstimmung zum Ausgangspunkt kreativer Veränderungen zu nutzen.
Aber es darf dabei nicht verdrängt werden, dass auch wir vor großen Herausforderungen stehen, deren Lösung erhebliche und vor allem solidarische Antworten bedingen.

„Klima-Asyl“, unter dieser Überschrift berichteten kürzlich australische Medien über das Abkommen von Australiens Regierung mit dem pazifischen Inselstaat Tuvalu. Alle 10.000 in diesem Land lebenden Menschen dürfen künftig in Australien arbeiten, studieren und leben. So verkündete es der australische Premierminister Anthony Albanese zusammen mit seinem Amtskollegen von Tuvalu, Kausea Natano. Nur auf diese Weise können die Menschen von Tuvalu der Bedrohung der steigenden Meeresspiegel entkommen, die ihre Existenz jetzt umso mehr gefährdet sehen, als es beim COP28 in Dubai fatalerweise wieder zu keinen konkreten Um-
setzungsschritten zur globalen Reduktion fossiler Energien kam. China, Russland und zahlreiche arabische Länder – alle sind ölexportierende Staaten – haben dazu jeden Ansatz im Keim erstickt. Es fragt sich, wie lange diese sich dennoch weiter erfolgreich als „Heilsbringer“ bei den Entwicklungs-ländern andienen können? Und es gilt auch als sicher, dass die mehrere Millionen Menschen an den Küsten Afrikas, Amerikas, Asiens oder Europas kaum eine so großzügige Aufnahme erfahren werden, wie es Australien jetzt solidarisch mit Tuvalu gezeigt hat.

Aber auch wir stehen hier bei uns noch vor nicht gelösten Aufgaben.
Der Transformationsprozess zur Energiewende wird nämlich nur gelingen, wenn wir uns darüber bewusst sind, dass unsere noch zu 80 % mit Gas und Öl laufenden Heizungen – in vielen anderen europäischen Ländern sind es immerhin nur 20 % – möglichst schnell umgerüstet werden. Das so arg gescholtene Heizungsgesetz zeigt dazu die Wege auf. Es war ursprünglich als umfassendes Klimagesetz geplant und musste notgedrungen – unter dem Druck der Folgen des russischen Angriffskriegs in Europa -vorgezogen werden. Nachdem die getroffenen Energiemaßnahmen greifen, wurde das Gesetz nochmals angepasst und es gilt jetzt die damit eröffneten Chancen aktiv zu nutzen. Wenn wir keine dramatischen Folgen wie im Pazifik-Staat Tuvalu erleiden wollen, ist diese Energiewende jetzt überfällig. Dabei kann jeder Haushalt selbst entscheiden, was und wie diese Umstellung vollzogen wird. Aber ein „Zurück in die Bequemlichkeit der fossil geprägten Jahre“ wird und kann es in keinem Fall mehr geben. Dieser Realität müssen wir uns alle stellen!

Trotz unwiderlegbarer Fakten suchen aber immer mehr verunsicherte Menschen ihr Heil bei politischen Bewegungen mit den einfach klingenden Lösungen, die es aber nun einmal nicht gibt. Sicher auch eine Folge der zunehmend bequem gewordenen Informationsbeschaffung über die nur noch aus Überschriften bestehende Welt in sich geschlossener Filterblasen. Aber in 2024 steht sehr viel auf dem Spiel. Zahlreiche Menschen schätzen das Europäische Parlaments als „zu weit weg von der Lebenswirklichkeit“ ein. Eine fatale Fehleinschätzung über die Bedeutung von EU und gesamteuropäischer Politik! Und es droht nun in diesem Jahr durch die Europawahl eine bisher nicht für möglich gehaltene Machtverschiebung hin zu den Feinden von Demokratie, Menschenrechten und nationalistischen Bestrebungen. Und im Osten Europas steht ein nationalistischer Machthaber Putin, in dessen Augen wir alle – nicht nur die Ukraine – Nazis sind. Aber er meint damit nicht etwa diese Populisten, deren Wahlerfolg er sich nicht nur herbeisehnt, sondern auch ausdrücklich betreibt! Er meint uns alle in der Europäischen Union!
Es steht daher bei dieser Wahl auch unsere Freiheit auf dem Spiel: Zum Beispiel die durch Erasmus gebotenen Bildungschancen, um die unsere Jugend global beneidet wird. Die offenen Grenzen für die Menschen und die Wirtschaft. Der trotz aller Kritik nach wie vor starke und Zusammenhalt bildende Euro. Der Schutz von Minderheiten und der Respekt voreinander. Das Friedensprojekt EU darf daher den Populisten nicht geopfert werden, wir müssen selbstbewusst am 9. Juni unser Kreuz für diese Friedensgarantie und den weltweit bewunderten europäischen Freiheitstandard machen.

Das aber alles überragende Problem stellt die nur noch von Ewiggestrigen geleugnete globale Klimakrise dar. Die beiden letzten Weltklimakonferenzen von Dubai und Scharm-asch-Schaich haben leider weitreichende und konkrete Beschlüsse verweigert. Vor allem China, Russland, die arabischen Staaten und auch Indien beharren auf ihrem fossilen Irrweg. Kommt es bei den Präsidentschafts-wahlen in den USA zu dem befürchteten Wechsel, fügt sich dieser unheilvollen Allianz ein weiterer globaler Player an. Dann wird die EU der einzige wirkmächtige Hoffnungsträger vieler durch den Meeresspiegelanstieg in ihrer Existenz bedrohten Staaten sein. Auch dies macht transparent, welche Bedeutung die anstehende Europawahl hat, um wenigstens hier noch eine klima-stabilisierende Politik zu gewährleisten.
Der EGP-Bericht 2023 des UN-Umweltprogramms mit Sitz in Nairobi sieht die Welt auf eine Erwärmung bis 2100 – also in nur einem Menschenalter- in der Größenordnung von Drei-Grad zulaufen! Und die Hälfte all dieser globalen Emissionen verantworten die reichsten 10 % der Weltbevölkerung (dazu zählen auch wir), während nur 12 % der Emissionen zu Lasten des ärmeren Anteils mit 50 % der Weltbevölkerung geht. Die Lösung der globalen Klimakrise wird daher nur über eine solidarische Politik möglich werden. Von den Weltklimakonferenzen ist offenkundig eine solche Lösung nicht zu erwarten. Und die nächste dieser Konferenzen findet erneut in einem der erdölexportierenden Länder statt, keine gute Aussicht…

Lokal laufen glücklicherweise aber bereits sehr viele Maßnahmen an, die das vollzogene Umdenken sichtbar machen. Eines dieser Mut auslösenden Beispiele ist die kommunale Windkraft-Allianz durch die Kommunen auf dem Hahnenkamm. Eine weitere wäre die Umsetzung der Planungen für die Erhaltung der Grünlandlebensräume im Mittleren Altmühltal durch das Bundesprogramm „chance.natur“. Hier ist das Umdenken wohl noch nicht überall angekommen. Denn sonst könnte es keinen so hinhaltenden Widerstand gegen ein Projekt geben, das zur Sicherung grundwassernaher Wiesenlandschaften geplant ist, wenn man nur einmal an die Dürre des letzten Sommers denkt. Genau solche Projekte werden künftig überall eine zwingende Notwendigkeit, da wir ja global kaum vor 2100 erleben werden, dass die Treibhausgasemissionen wieder sinken können. Bis dahin werden lt. UN-Bericht ein Drittel der Weltbevölkerung Durchschnittstemperaturen von unbeschreiblichen 29 Grad Celsius ausgesetzt sein (aktuell 13° hier bei uns). Wegen dieser globalen Klimazusammenhänge werden uns u.a. diese Dürren auf viele Jahrzehnte auch in Franken begleiten, ehe das Weltklima ganz langsam wieder zurückpendeln kann (aber nur wenn uns dieser Kraftakt international tatsächlich noch gelingen sollte). Und genau für diese Zeitspanne braucht es Brückenstrategien. Beispielsweise auch zum Abmindern der unweigerlichen Folgen der hausgemachten Dürre. Denn in einer Anhörung im Bayer. Landtag hatte vor einem Jahr Karl Auerswald, Lehrstuhlinhaber für Grünland-lehre an der TU München gewarnt: „Ein wesentlicher Teil der Trockenheit ist regional und lokal bedingt und nicht vorrangig nur auf den parallel CO2-getriebenen Klimawandel zurückzuführen.“
Wir haben es also durchaus selbst noch in der Hand, im Interesse unserer Lebensqualität und Gesundheitsvorsorge auf den Erhalt grundwassernaher Wiesen, auf die Wiedervernässung von Moorböden, auf die umfassende Entsiegelung von Böden im besiedelten Bereich, auf die Renaturierung von Fließgewässern, auf den Rückstau von Entwässerungsgräben, auf den klima-stabilen Umbau von Wäldern, auf die sich seit Jahrhunderten bewährte Selbstregulationsfähigkeit unserer Wälder (inkl. genetischer Anpassung), auf eine boden- und wasserressourcenschonende Landbewirtschaftung bzw. auf weniger bewässerungsintensive Landnutzungsformen zu setzen.
Wir müssen aber endlich auch verstehen, dass dies keine gezielt gegen die Landnutzung ausgerichteten Programme sind, sondern dass es sich schlicht um die Überlebensstrategie der kommenden Generation handelt, damit sie nicht wirklich die „Letzte“ sein wird…..

Dieter Popp, Regionalberater (Haundorf)

Radeln und Fossilien als Top-Themen

Tourismusverband Naturpark Altmühltal startet in Leipzig in die Messesaison

Am Stand des Naturpark Altmühltal war auf der Messe „Touristik & Caravaning“ in Leipzig viel los. Foto: Naturpark Altmühltal

Die Zeit nach der Haupturlaubssaison nutzt der Tourismusverband Naturpark Altmühltal dazu, um neue Gäste zu werben – unter anderem auf den großen Tourismusmessen, wie der Reisemesse „Touristik & Caravaning“ (TC) in Leipzig. Vom 22. bis 26. November 2023 war die Region wieder mit einem eigenen Stand auf der größten Reisemesse Mitteldeutschlands vertreten.

Insgesamt rund 55.000 Gäste strömten in die Messehallen, um sich Inspiration für den nächsten Urlaub zu holen. Traditionell begann die Veranstaltung am „Buß- und Bettag“, der in Sachsen ein gesetzlicher Feiertag ist. „Am Feiertag und am Wochenende waren besonders viele Familien bei uns am Stand“, berichtet Heike Baumgärtner, stellvertretende Geschäftsführerin des Tourismusverbands Naturpark Altmühltal. „Die Kinder im entsprechenden Alter ließen sich für das Thema Fossilien mit den Steinbrüchen für Hobbysammler und dem Dinosaurier Museum Altmühltal schnell begeistern.“ Ein weiterer Schwerpunkt war das Thema Radeln, da auf der Messe zahlreiche Hersteller ihre neuen Fahrrad-Modelle präsentieren. Viele Besucher nutzten dann gleich die Gelegenheit, sich nach Zielen für die nächste Radreise umzuschauen. Auch bei ihnen kam das Naturpark-Angebot gut an. „Die meisten möchten dabei gern einen festen Standort und von dort aus Tagestouren unternehmen. Viele haben sich bei uns gezielt nach entsprechenden Möglichkeiten erkundigt“, stellt Heike Baumgärtner fest.

Unterstützt wurde das Team am Naturpark-Stand von Touristikern aus Greding, Berching, Eichstätt und Beilngries. Der nächste Messeauftritt ist für Januar geplant. Dann wird sich der Naturpark Altmühltal auf der bekannten Reisemesse CMT in Stuttgart präsentieren.  

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