Landrat dankte den „Revierbetreuern„
Landrat Manuel Westphal hat an insgesamt zehn Besitzer von Winter- und Sommerquartieren im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die Plakette „Fledermäuse Willkommen“ des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz verliehen. Damit würdigte er das Engagement und den persönlichen Einsatz der geehrten Personen für den Schutz der Fledermäuse und die Erhaltung ihrer Quartiere im Landkreis.
Auf Einladung der Unteren Naturschutzbehörde waren Quartierbesitzer im Landratsamt in Weißenburg zusammengekommen, um aus der Hand von Landrat Manuel Westphal die Ehrung zu empfangen. Die Plakette des Umweltministeriums geht auf eine Initiative des Bayerischen Landesamtes für Umwelt aus dem Jahr 2005 zurück und dient dazu, Bürgern und Bürgerinnen, sowie Institutionen, die sich aktiv für die Schaffung und Erhaltung von Quartiermöglichkeiten für Fledermäuse eingesetzt haben, zu danken und diese Vorbilder auszuzeichnen. Im Landkreis Weißenburg fand die Verleihung bereits zum sechsten Mal statt.
Dass ein Schutz von Fledermäusen dringend notwendig sei, zeige ein Blick auf die Rote Liste der gefährdeten Tiere Bayerns, auf der zahlreiche Fledermausarten stünden, wie Bernhard Walk von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern in seinem Vortrag ausführte. In seiner Präsentation ging er neben der Lebensweise der Fledermäuse auch auf ihre Besonderheiten ein. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen konnten bereits 20 verschiedene Fledermausarten nachgewiesen werden. Von den über 550 verschiedenen Fundorten im Kreis stellen die ausgezeichneten Quartiere daher nur eine kleine Auswahl dar. Die Besitzerinnen und Besitzer zeichnen sich aber durch ein besonders hohes Verständnis für ihre nachtaktiven Untermieter aus.
Bernhard Walk stellte die ausgezeichneten Quartiere einzeln vor und würdigte die Leistung der Geehrten. So waren darunter nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Eigentümer von ehemaligen Bierkellern, die als Winterquartier für Fledermäuse extrem wichtig sind. Dort können diese ungestört ihren Winterschlaf von Ende Oktober bis Anfang April abhalten. Ausgezeichnet wurden die Familien Schmaußer und Pfefferer aus Burgsalach, deren ehemaliger Bierkeller der Brauerei Gloßner vorbildlich erhalten wurde und nun sieben verschiedenen Fledermausarten ein Winterquartier bietet. Aber auch ein ehemaliger Sommerkeller bei Wettelsheim, der sich im Eigentum von Dr. Fritzmeier aus Gunzenhausen befindet, bietet mindestens sieben verschiedenen Fledermausarten die Möglichkeit zum Überwintern. Durch die Optimierung der Kellerreihe in Pfofeld hat sich der Kulturverein Pfofeld e.V. um den Schutz der Fledermäuse besonders verdient gemacht. Unter anderem konnte durch die Anbringung von speziellen Fledermaussteinen und einer fledermausfreundlichen Gestaltung der Eingänge der Standort langfristig für die nachtaktiven Insektenfänger gesichert werden. Immerhin überwintern auch hier jedes Jahr fünf verschiedenen Fledermausarten.
Aber auch während der Sommermonate ist für die Fledermäuse gesorgt. So wurden Klaus Rosen aus Mannholz, Friedrich Schott aus Meinheim, Andrea Fuchs aus Pleinfeld, Familie Claudia und Walter Beckstein aus Dannhausen, Sabrina Neugebauer aus Stirn, Christa Raddatz aus Weißenburg und Familie Kathrin und Daniel Burmann aus Markt Berolzheim geehrt. Sie beherbergen auf ihrem Dachboden, in der Scheune oder an ihren Wohnhäusern hinter Fassadenverkleidungen, Fensterläden und Holzbalkonen, die Wochenstuben und Quartiere von Zwergfledermäusen, Großen Mausohren, Braunen Langohren, Fransen- und Bartfledermäusen oder der Breitflügelfledermaus – und dies schon seit vielen Jahren. In den Wochenstuben bekommen die weiblichen Fledermäuse im Sommer ihre Jungen, weswegen diese Quartiere von besonderer Bedeutung für den Artenschutz sind.
Bei Bau- oder Sanierungsmaßnahmen werden häufig unwissentlich Fledermausquartiere zerstört. Traditionelle Quartiermöglichkeiten hinter Fensterläden und Fassadenverkleidungen, in Kellern und Stollen, in Hohlblocksteinen, in Wandfugen und Dächern gehen dabei oftmals verloren. Um dies zu verhindern und um Fledermäuse zu schützen, sind die Eigeninitiative der Bauherren, die Mitarbeit des Bauausführenden sowie der Ideenreichtum der Planer gefordert. Der materielle Aufwand ist in den meisten Fällen sehr gering.
Fledermäuse ernähren sich von Insekten, die sie teilweise im Flug erbeuten. Der Fledermausfreund kann sich deshalb darüber freuen, dass seine tierischen Untermieter ihm so manche Stechmücke fernhalten. Die lautlosen Insektenjäger sind grundsätzlich auf eine reich strukturierte Landschaft mit Hecken, Obstwiesen, artenreichen Wiesen und Säumen sowie naturnahen Wäldern als Jagdgebiete angewiesen.
Landrat Manuel Westphal zeigte sich bei der Übergabe der Plaketten und der Urkunden an die Quartierbesitzer beeindruckt von der Vielfalt der Fledermäuse und ihrer Quartiere im Landkreis: „Vielen Dank für Ihre Leistungen für den Fledermausschutz. Gut sichtbar an den Gebäuden und Kellern angebracht, sollen die Plaketten nun für jeden signalisieren, dass bei Ihnen Fledermäuse willkommen sind und den ein oder anderen dazu animieren, selbst in seinem Umfeld etwas für Fledermäuse zu tun.“
Der Landkreis hat sich im Rahmen seines Umweltprogramms schon seit mehreren Jahren regelmäßig selbst finanziell am Fledermausschutz beteiligt. Für dieses nicht selbstverständliche Engagement bedankte sich Bernhard Walk persönlich beim Landrat: „Die Rückkehr im Landkreis schon als ausgestorben geltender Fledermausarten beweist, dass diese Gelder gut angelegt sind.“
Für Fragen zum Fledermausschutz oder die Meldung neuer Fledermausquartiere steht Bernhard Walk als Landkreisbetreuer unter 09 11 / 5 98 41 70 zur Verfügung.
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