Vertragsnaturschutz 2020 übertroffen
Das Jahr 2020 hat die vorangegangenen – auch schon guten – Jahre für den Bayerischen Vertragsnaturschutz im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen noch einmal deutlich übertroffen: Die Landwirtinnen und Landwirte haben sich dazu verpflichtet, weitere 2.700 Hektar Fläche nachhaltig und auf ökologisch wertvolle Weise zu bewirtschaften. Die Gesamtfläche umfasst damit fast 4.000 Hektar. Über 1,5 Millionen Euro fließen ab 2020 zusätzlich nach Altmühlfranken.
Die Gesamtsumme, die ab diesem Jahr über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) an landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ausbezahlt wird, liegt bei über 2,1 Millionen Euro. Der Schwerpunkt der Maßnahmen liegt auf den Wiesen und deren Bewirtschaftung, welche möglichst die ökologische Vielfalt fördern soll.
Durch den Verzicht auf jegliche Düngung in Kombination mit einem späten Schnittzeitpunkt, in der Regel ab dem 15. Juni oder 01. Juli, werden langfristig floristisch sehr wertvolle Wiesen erhalten oder neu geschaffen. Der Düngeverzicht ist auch zum Schutz und der Verbesserung von Wasserqualität und Gewässerökosystemen eminent wichtig.
Besonders erfreulich sind aus naturschutzfachlicher Sicht die rund 275 Hektar, die im Wiesenbrütergebiet, entlang der Altmühl abgeschlossen wurden. Gerade in diesem Bereich ist eine auf Ökologie, Naturverträglichkeit und Artenvielfalt abzielende Bewirtschaftung besonders wichtig. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf dem Erhalt und den Schutz der Lebensräume für wiesenbrütende Vogelarten wie zum Beispiel Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine und Kiebitz.
Um die Wiesenbrüter und deren Lebensraum zu schützen, ist auf den Flächen im Wiesenbrütergebiet eine Bewirtschaftungsruhe ab dem 15. März bis zum vereinbarten Schnittzeitpunkt einzuhalten. Dadurch werden Störungen der Altvögel bereits bei der Revierabgrenzung sowie bei der Brut und der Jungenaufzucht vermieden und die Chance auf eine erfolgreiche Brut erhöht.
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch der Abschluss von gut 208 Hektar Fläche, die ab diesem Jahr im Landkreis mit dem Messerbalken gemäht werden. Mit der Wahl eines Messerbalkens kann die Zahl der Tiere und vor allem der Insekten, die durch die Mahd getötet werden, deutlich reduziert werden. Anders als mit einem Kreiselmähwerk entsteht bei einem Messerbalken keine zusätzliche Sogwirkung. Daher wäre eine Steigerung der mit Messerbalken gemähten Flächen in den kommenden Jahren wünschenswert.
Den zweitgrößten Anteil der Maßnahmen und der Flächen nehmen die Beweidungsflächen ein. Hier wird über das Vertragsnaturschutzprogramm die extensive Beweidung „schwieriger“ Flächen gefördert. Solche Flächen sind zum Beispiel an den Hängen am Hahnenkamm und vor allem im Altmühl- und Anlautertal zu finden. Die Beweidung der mageren Hangstandorte erfolgt überwiegend mit Schafen und Ziegen, die so die Offenhaltung der sehr artenreichen Magerrasen gewährleisten.
Auch Äcker und Teiche sind förderfähig, wenn die entsprechenden Bewirtschaftungsauflagen eingehalten und die naturschutzfachlichen Ziele erreicht werden. Äcker müssten zum Beispiel brachgelegt werden, damit durch die Strukturanreicherung und eine verringerte Ansaatdichte die Vielfalt der Ackerkräuter gefördert wird. Aber auch Feldbrütern wie Feldlerchen oder Wiesenweihen würde dadurch die erfolgreiche Brut möglich werden.
Bei ökologisch wertvollen Teichen erreicht man die Lebensraumverbesserung für gefährdete Arten ebenfalls durch eine extensive Nutzung. Dies bedeutet, dass Besatzvorgaben oder ein vollständiger Nutzungsverzicht vereinbart werden.
Durch die außergewöhnlich hohe Nachfrage der Bewirtschafter in diesem Jahr und die sehr gute Ausstattung mit Haushaltsmitteln konnten viele Flächen außerhalb der üblichen, naturschutzfachlich besonders wertvollen Gebietskulissen, wie Naturschutzgebieten, Natura2000-Gebieten oder dem Wiesenbrütergebiet im Altmühltal, ins Programm aufgenommen werden. „Dieses Jahr konnte somit ein erster Schritt zur Erreichung eines flächigen Biotopverbunds gemacht werden, indem der Naturschutz mehr in die Fläche gebracht wird und sich nicht nur auf die Hotspots im Landkreis beschränkt“, sagt Naturschutzfachkraft Helen Sylvestre von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. „Wir freuen uns sehr über dieses besondere Engagement unserer Landwirtschaft im Landkreis und hoffen, dass wir uns auch 2021 wieder steigern können“, motiviert Helen Sylvestre abschließend.
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