Ostereiersuche digital

Tipps vom Freilandmuseum Bad Windsheim

In Franken für die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts belegte Naturfarbstoffe zum Eierfärben: Zwiebelschalen, Heidelbeeren, Walnussschalen, Walnussblätter, Rote Rüben, Lindenblüten, Kaffeesatz aus Getreidekaffe, schwarzer Tee

Ostern ist der erste große Höhepunkt im Veranstaltungsjahr des Fränki-schen Freilandmuseums des Bezirks Mittelfranken. Die Hauswirtschafterin-nen des Museums führen vor, wie im ländlichen Franken Ostereier mit Na-turfarbstoffen gefärbt wurden. Kinder dürfen im Gelände versteckte Eier suchen und Hosagärtle bauen: ein fröhliches Familienfest. Daraus wird heuer leider nichts, denn das Museum ist coronabedingt geschlossen. Dennoch werden an dieser Stelle einige Tipps für ein lustiges Ostereiersuchen gegeben.

Zinseier und Schenkeier

Eier in Verbindung mit dem Osterfest werden in schriftlichen Quellen bereits im Zusammenhang mit dem mittelalterlichen Abgabenwesen genannt. Ostern war einer der Termine, an welchen von den Grundherren Abgaben in Form von Naturalien erhoben wurden. Im Frühjahr waren dies naturgemäß Eier, die in ausreichender Menge zur Verfügung standen, weil einerseits die Hühner zu dieser Jahreszeit vermehrt legen, andererseits der Verzehr von Eiern während der vorösterlichen Fastenzeit verboten war.
Geistliche Grundherren wie zum Beispiel die Klöster verteilten die eingefor-derten Zinseier oder das daraus hergestellte Ostergebäck wieder weiter als Geschenk, als zum Lohn gehörende Sachleistung oder als österliche Eier-spende an Arme. Mit dieser Weitergabe wurde das österliche Zinsei bereits zu einer Art Schenkei. Seit Beginn des 16. Jahrhunderts wird auch das gegenseitige Beschenken im privaten Umfeld erwähnt.
Das Verschenken der Eier steht in engem Zusammenhang mit der an die Osterliturgie an-schließende Speiseweihe, bei der Eier, Fleisch und Osterfladen gesegnet werden. Geweihte Gaben dürfen nicht verkauft werden, sie werden verschenkt. Die katholische und die ortho-doxe Kirche hat die Tradition der Speisenweihe beibehalten. Viele Kirchengemeinden veranstalten ein gemeinschaftliches Osterfrühstück, bei dem die geweihten Speisen verzehrt wer-den. Die letzten Jahrzehnte bieten auch viele evangelische Gemeinden nach den Osternachfeiern ein Osterfrühstück an, bei dem es auch Ostereier gibt. Die Segensformel der österlichen Speiseweihe in der katholischen Tradition erinnert daran, dass Christus seinen Jüngern nach der Auferstehung erschienen ist und mit ihnen gegessen hat. Sie bittet um die Gegenwart des Auferstanden beim Ostermahl der Gläubigen. Dies symbolisiert ein sogenannter „Apostelteller“, bei dem zwölf Eier für die zwölf Apostel stehen. Das vergoldete Ei und Salz in der Mitte repräsentiert Christus.
Besonders oft ist vom roten Ei, dem „Rotei“ (gefärbt mit Rotholz) die Rede, das vermutlich älter ist als andersfarbige Ostereier. Die Symbolik der Eier, die schon seit der Antike für Fruchtbarkeit stehen, macht sie zu aussagekräftigen Gaben.

Ostereier-Färben im ländlichen Franken

Zum Färben vorbereitete Eier, auf die mit Feinstrümpfen Blätter aufgebunden sind. Foto Margarete Meggle-Freund

Vor rund zwei Jahrzehnten wurden einige ältere Frauen aus der Region im Rahmen eines Projekts zum Thema Ostereierfärben befragt. Die älteste Gewährsperson war damals über 100 Jahre alt – so dass die Aussagen zumindest für die Zeit zwischen den beiden Weltkrie-gen gelten dürften. Übereinstimmend wurde berichtet, dass die Färbestoffe aus der unmittel-baren Umgebung stammten bzw. häufig „Abfallprodukte“ aus der Küche waren: Gelbe und rote Zwiebelschalen, Walnussschalen und Walnussblätter, Kaffeesatz und schwarzer Tee wurden meist genannt. Gelb- Orange- und Brauntöne dürften also das Farbenspektrum do-miniert haben. Aber auch Kamille, Lindenblüten, Spinat, Löwenzahn und Brennnesseln, Blaukraut und Rote Bete sollen verwendet worden sein. Holundersaft und Blaubeeren erge-ben zwar einen sehr schönen kräftigen Farbton, dürften in vielen Haushalten jedoch als zu wertvoll erachtet worden sein, um sie als Farbstoff einzusetzen. Nur selten bediente man sich der sich seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitenden Kunstfarben (Anilinfarben) aus der Apotheke oder Drogerie.

Blättlaseier in der Feinstrumpfhose


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Die hier vorgestellte Verzierungstechnik der „Blättlaseier“ erweitert die einfachen Färbemetho-den um eine Reservierungstechnik. Mit einem Feinstrumpf wird ein Blatt auf das Ei aufgebunden. Das Ei mit dem aufgebundenen Blatt wird dann in Farbe gekocht. Die Stelle, an der das Blatt war, bleibt weiß. Diese Technik wird seit den 1990er Jahren propagiert. Sie kann nicht älter als die Feinstrümpfe sein, die in Deutschland erst nach dem Zweiten Weltkrieg populär wurden. Allerdings gibt es traditionelle Vorläufer, wie z.B. die „Gaggeleseier“ auf der Schwä-bischen Alb, die im Heu gekocht werden. So bleiben rundum grasförmige Partien weiß. Dank der Weiterverwendung von zerrissenen Feinstrümpfen bei der Dekoration der Blättlaseier, muss man sich dann auch nicht mehr so arg über Laufmaschen ärgern, denn die Zweitverwer-tung ist ja gesichert.
Apostelteller, bei dem zwölf Eier für die zwölf Apostel stehen, das vergoldete Ei und Salz in der Mitte für Christus, Foto Georg Meggle.
Zum Färben der Blättlaseier gehört ein Frühjahrsspaziergang, bei dem die Blätter gesammelt werden. Gezackte Blätter wie jene von Löwenzahn, Erdbeere oder Brennnessel eignen sich besonders gut. Die gesammelten Blätter werden in Wasser gelegt. So bleiben sie frisch und legen sich besser auf das Ei. Dann werden die Blätter auf die Eier gelegt und vorsichtig mit der Daumenrückseite glattgestrichen. Darüber wird ein Feinstrumpf gezogen und auf der Rückseite mit Faden straff gespannt festgebunden. Nun lässt man die Blätter einige Stunden antrocknen. Die Farbstoffe werden zuerst mit wenig Wasser einmal aufgekocht, um zu sehen wie intensiv der Farbsud ist. Von den Zwiebelschalen empfiehlt es sich viele zu verwenden. Bei holzigen Farbstoffen genügen für einen Topf von 25 cm Durchmesser circa 3 Esslöffel. Gelbholz erfordert mehr Farbstoff. Nun wird der Vorsud mit so viel kaltem Wasser aufgegos-sen, dass die Eier nicht aneinanderstoßen. Die Herdplatte wird aufgedreht und die Eier wer-den langsam zum Kochen gebracht. Damit sie hart und damit länger haltbar werden, lässt man sie mindestens 10 Minuten kochen. Nun werden die Eier einzeln mit dem Löffel aus dem heißen Sud genommen, unter kaltem Wasser abgeschreckt und in kaltes Wasser ge-legt. Die Strümpfe werden abgeschnitten und unter fließendem Wasser werden mit dem Strumpf die Blätter vom Ei abgestreift. Noch warm werden die Eier mit einem Butterpapier oder einer Speckschwarte glänzend poliert. Es ist immer wieder eine Überraschung, wie gut die Eier die Farbe angenommen haben und welche Blattzeichnungen sich dabei ergeben.

Bezugsquelle: https://www.kremer-pigmente.com/de/farbstoffe-und-pflanzenfarben/


Dr. Beate Partheymüller und Dr. Margarete Meggle-Freund M. A.

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