Regionalberater: Noch immer ein vitales Produkt
Aus Anlass des global begangenen „Tag der Fische 2019“ macht Slow Food Altmühlfranken darauf aufmerksam, dass unsere Binnengewässer (Seen, Teiche, Flüsse und Bäche) den Lebensraum einer Vielzahl von Binnenfischarten darstellen, die bislang völlig zu Unrecht als kulinarische Delikatessen verkannt werden. Während dem Seefisch aus den Meeren und Ozeanen von den Konsumenten der Vorzug gegeben wird, tritt bei einem solchen Konsumverhalten der natürliche Lebensraum der Fische ganz offenkundig in den Hintergrund.
Während es kaum noch eine Meeresfischart gibt, die zwischenzeitlich in ihrem Bestand erheblich bedroht ist und wozu deswegen limitierende Fangquoten alljährlich aufgestellt werden müssen, sind Nutzungseinschränkungen für einen Großteil der Binnenfische unbekannt.
Die Verschmutzung der Meere und Ozeane und ihre zwangsläufige Funktion als Auffangbecken aller möglicher Wohlstands- und Industriebabfälle machen sie als Lebensraum eines bedeutsamen Nahrungsmittels mittlerweile nahezu wertlos. Die zunehmende Belastung mit Plastik und ungeordneten Abwassereinleitungen droht aber auch all ihre anderen lebenswichtigen Funktionen für unseren Globus zu zerstören.
Dagegen sind die Rahmenbedingungen für die Binnenfische in Deutschland und insgesamt in der EU bedeutend besser, wenngleich auch hier Schadstoffbelastungen, Flussverbauungen, Erwärmung der Wassertemperaturen oder auch das Austrocknen ganzer Flussläufe die Lebensräume der Fische zerstören können. Auch unsere Seen werden mittlerweile von Gefährdungen bedroht, wie uns das Algenwachstum, eine Nährstoffüberfrachtung oder die auch dort bereits gefundenen Anteile an Mikroplastik deutlich machen.
Dennoch sind unsere Binnengewässer nicht nur ein bedeutender Teil der Kulturlandschaft, sie sind immer noch bezüglich Qualität unverzichtbarer Bestandteil einer wertvollen Nahrungsgrundlage
Wir verfügen gerade in Franken auch noch über einen beachtlichen Anteil einer handwerklichen Fischerei, die mit ihrer nachhaltigen Ressourcenbewirtschaftung hochwertige Lebensmittel aus nachhaltiger Teich-Bewirtschaftung liefern.
Es muss aber auch in das Bewusstsein der Verbraucher gehoben werden, dass auf diese hochwertige und vor allem auch regionale Lebensmittel gezielt zurückgegriffen wird. Nach wie vor werden aber nur etwa 3,5 kg je Einwohner und Jahr an Binnenfisch verzehrt, während mit 10 bis 11 kg je Einwohner und Jahr immer noch viel zu stark Meeresfisch aus völlig überfischten Beständen – vor allem Lachs, Thunfisch und Hering – nachgefragt werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass manche Konsumenten – völlig zu Unrecht – bei einigen Binnenfischen von minderwertigen Lebensmitteln ausgehen.
Dabei gibt es aus aquatischen Lebensräumen kaum hochwertigere und vor allem nachhaltig verantwortbar erzeugte Fischprodukte, wie unsere heimischen Forellen, Saiblinge oder Karpfen bzw. Schleien, Zander oder Brachsen.
Mit dem Verzehr von Fischspezialitäten unserer Binnenseen, wie z.B. dem Fränkischen Seenland wird jedoch im Rahmen einer nachhaltigen Fischbewirtschaftung der jährliche Überhang genutzt. Ein System, das vor Jahren auch noch in den Weltmeeren möglich war. Mit der Nutzung der Binnenfische erhalten wir aber hier auf Dauer ausgewogene Populationen, die im Einklang mit den Nahrungsgrundlagen der Seen stehen.
Der „Tag des Fisch“ sollte daher aktiv genutzt werden, um diese völlig unbegründeten Vorurteile genussvoll abzubauen und auf diese Weise auch noch einen höchst effizienten Beitrag zur regionalen Wertschöpfung zu leisten. Slow Food Altmühlfranken hat dies erst jüngst mit einem Altmühlsee-Fischmenü in Muhr am See unter Beweis gestellt. Die gesunden Fischvorkommen aus unserem Fränkischen Seenland, aus den Weihern und Teichen der weiteren Region garantieren einen verantwortungsvollen Verzehr. Es liegt ausschließlich an uns Verbrauchern, dass wir gezielt diese regionalen Qualitäten nachfragen, anstatt einfach immer nur nach Fisch zu verlangen und dann fast reflexionsartig Fische aus meist ökologisch bedenklicher Meeres-Herkunft erhalten.
DIETER POPP
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