Kaufverhalten wird erfragt

Regionaler Online-Marktplatz soll entstehen

„Aus der Region für die Region“: So lautet das Leitbild beim Aufbau des regionalen Online-Markplatzes. Auf dem Bild ist die neu gegründete Lenkungsgruppe zu sehen. Die Federführung bei der Umsetzung liegt bei der Zukunftsinitiative altmühlfranken. Bildnachweis: Felix Oeder/Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen

Derzeit wird mit Hochdruck an der Realisierung eines landkreisweiten Online-Marktplatzes gearbeitet. Kooperation wird dabei groß geschrieben. Bereits Ende des Jahres soll es eine Beta-Version geben. In den kommenden Tagen werden in den drei großen Städten Weißenburg, Treuchtlingen und Gunzenhausen Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Kaufverhalten befragt. Ergänzend wurde eine Online-Umfrage gestartet.

Einzelhändler haben es zunehmend schwerer, denn die Konkurrenz und die Auswahl im Internet sind groß. Mit dem Online-Portal www.in-altmuehlfranken.de will der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gegensteuern und den Einzelhandel stärken. Neben der reinen Information soll der Einkauf von Produkten und Dienstleistungen realisiert werden. In einem späteren Schritt sollen auch die Bestellung und Lieferung nach Hause über den regionalen Online-Marktplatz möglich werden.

Ein entscheidendes Gremium ist die neu gegründete Lenkungsgruppe. Anfang Juli fand im Sitzungssaal des Landratsamtes ein erstes Treffen statt. Rund 25 Vertreter aus insgesamt 15 Institutionen, Kammern, Verbänden, Städten und Gewerbevereinen sind der Einladung gefolgt. Im Landkreis arbeiten Sabine Unterlandstaettner und Andreas Scharrer von der Zukunftsinitiative altmühlfranken bereits seit 2017 an der Realisierung des regionalen Online-Marktplatzes. Dabei spielen die Warenverfügbarkeit in den lokalen Geschäften und die vertriebs- und werbeorientierte Kommunikationsplattform für handwerksunternehmen, Dienstleister und das Gastgewerbe eine tragende Rolle.

Für die Umsetzungsbegleitung sind der Projektleiter Andreas Haderlein und die Projektmanagerinnen des Forchheimer Kommunalberaterunternehmens CIMA verantwortlich. Diese informierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das Vorgehen und den technisch-konzeptionellen Hintergrund der regionalen Digitalisierungsmaßnahme für Gewerbetreibende.

„Das Internet ist immer die 1A-Bestlage, wenn Städte, Kommunen und Gewerbe Hand in Hand den lokalen Online-Raum bespielen“, unterstrich Projektleiter Haderlein in seinem Vortrag. Bis zu ein Drittel aller Abfragen in Suchmaschinen haben bereits lokalen Charakter – vor allem durch die Nutzung des Smartphones. „Der Brückenbau zwischen On- und Offline-Welt hat deshalb oberste Priorität“, so Haderlein weiter. „Geschäfte und Nahversorgung sollen digitale Werkzeuge an die Hand bekommen, sich damit weiterentwickeln, anstatt deren stationäre Präsenz mit Online-Angeboten überflüssig zu machen“, so der studierte Medienanthropologe.

Mehr und mehr nämlich werden Kaufentscheidungen im Netz vorbereitet. In diesem „Vorhof des stationären Einzelhandels“ müssen die Kundinnen und Kunden mit ansprechenden Hilfsmitteln abgeholt werden. Auch die Etablierung eines Gutscheinsystems und eines landkreisweiten Kundenbindungsprogramms trägt dazu bei und ist im Projekt als Meilenstein vorgesehen.

„Viele Händler werden im Rahmen des Projektes Neuland betreten, aber vor allem auch die Chancen des Internets für ihr stationäres Geschäft erkennen“, betonte Eva Gancarz, die als CIMA-Mitarbeiterin insbesondere für die Qualifizierungsangebote im Rahmen des Prozesses verantwortlich ist. Dies fängt bei der Online-Präsenz in Google-Maps und auf den Social-Media-Plattformen wie Facebook an, geht über Online-Sichtbarkeitsmodelle des eigenen Gewerbevereins hinaus und endet idealerweise in Online-Umsätzen und Frequenzgewinnen – vorausgesetzt, der Händler nutzt das geplante Online-Portal als Vertriebswege für seine Waren.

Bayern- und deutschlandweit Leuchtturmcharakter

Das Online-Einzelhandelsportal ist bis 2021 über Landesmittel gefördert. Es soll vor allem schlüssige Antworten auf den Wandel im Konsum- und Informationsverhalten von Bürgern, Kunden, Touristen und Verbrauchern geben. In seiner personellen, fachlichen und konzeptionellen Ausrichtung hat es bayern- und sogar deutschlandweit Leuchtturmcharakter. Dies wurde auch in der Begrüßung der Kreis-Wirtschaftsförderin Sabine Unterlandstaettner deutlich: „Wir haben mit unserer Netzwerkarbeit und der Einsetzung der Lenkungsgruppe die Voraussetzungen geschaffen, um regionale Wertschöpfung auf ein digitales Fundament zu stellen“, so Unterlandstaettner. „Die digitale Transformation macht auch vor einem Landkreis in Mittelfranken keinen Bogen und zwingt sowohl Gewerbetreibende und deren Interessensvertreter als auch Verantwortliche in Kommunen, Städten sowie uns als Landkreis substantielle Antworten auf den Kaufkraftabfluss in den reinen Online-Handel zu finden.“

Dass bei der technisch-konzeptionellen Umsetzung vor allem ein stabiles und engagiertes Netzwerk aus Vertreterinnen und Vertretern der regionalen Wirtschaft Grundvoraussetzung für den Erfolg eines regionalen Online-Marktplatzes sind, betonte auch Andreas Haderlein. „Nicht nur die ‚Online City Wuppertal‘, sondern zahlreiche weitere Städte, die an der Umsetzung und Etablierung von vertrieblich orientierten Online-Infrastrukturen für Gewerbetreibende arbeiten, lehren uns, dass vor allem der Kooperationsgedanke großgeschrieben werden muss“, so der 45-Jährige. „Um sich auf einem lokalen bzw. regionalen Online-Marktplatz kooperativ entfalten zu können, bedarf es nicht nur eines validen Geschäftsmodells, sondern eines stringenten und auf den jeweiligen Standort angepassten Veränderungsmanagements. Schulungen, Infoveranstaltungen, Gremienarbeit und größtmögliche Transparenz im Umsetzungsprozess werden deshalb auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen maßgebend für die Akzeptanz der zu installierenden Technologie sein.“

Der Partner für die Umsetzung der technischen Infrastruktur, einem sog. „Multi-Vendor Online-Shop“, steht indes noch nicht fest. Es ist nicht zuletzt Aufgabe der Lenkungsgruppe und des Projektmanagements, ein Lastenheft zur Ausschreibung an technische Infrastrukturgeber zu erstellen. Noch im August wird die Ausschreibung platziert.

„Aus der Region für die Region“ ist ein zentrales Leitbild der Projektverantwortlichen. Insofern sollen auch Unterstützungsleistungen für die gewerblichen Akteure möglichst durch regional ansässige Web-Dienstleister und Agenturen erbracht werden. Darunter fallen zum Beispiel die Gestaltung von Webseiten, Fotoarbeiten, Fragen der Suchmaschinenwerbung und -optimierung oder Angelegenheiten des Warenwirtschaftssystems Auch hierzu wird es eine gesonderte Informationsveranstaltung nach den bayerischen Sommerferien geben.

„Digitalen Leerstand“ vermeiden

CIMA-Mitarbeiterin Magdalena Relle gewährte den Lenkungsgruppenmitgliedern bereits einen Einblick in den sog. Online-Präsenz-Check. Dieser dient nicht zuletzt als Bewertungsgrundlage für den Erfolg der Initiative am Ende der Umsetzungsbegleitung im Dezember 2020. Nach Auswertung von etwa 50 Prozent der rund 900 Unternehmensadressen kann davon ausgegangen werden, dass der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Sachen Online-Sichtbarkeit nicht vehement schlechter dasteht als andere Regionen, aber noch deutlich Luft nach oben hat: seien es mobil-optimierte Unternehmenswebseiten, Social-Media-Angebote oder ein gepflegter Google-Maps-Eintrag. CIMA-Geschäftsführer Roland Wölfel, der ebenfalls der Veranstaltung beiwohnte, fand dafür klare Worte: „Keine Stadt würde über 10 Prozent Leerstand in den Geschäftsstraßen tatenlos zusehen, im Netz aber sind drei von zehn Unternehmen nicht mit eigener Website präsent, 20 Prozent weisen noch nicht einmal einen Google-Maps-Eintrag auf – das ist ‚digitaler Leerstand‘, der mit adäquaten Mitteln bekämpft werden muss.“

Auch Regionalmanager Andreas Scharrer betonte nochmals, wie wichtig jedes einzelne Mitglied der Lenkungsgruppe als Korrektiv, aber auch als Multiplikator für das umzusetzende Online-Portal ist. Schließlich gelte es, die Idee nicht nur in einem Konzeptpapier festzuhalten, sondern den adressierten Akteuren schmackhaft zu machen. Hierzu wird es auch bald eine Infobroschüre mit entsprechenden Informationen geben.

Die Lenkungsgruppenmitglieder wurden am Ende der Veranstaltung noch mit dem aktuellen Fachbuch von Andreas Haderlein für ihr außerordentliches Engagement und die konstruktive Mitarbeit ‚belohnt‘, allerdings damit auch in die Pflicht genommen. Schließlich dient die Lektüre des Handbuchs „Local Commerce: Wie Städte und Innenstadthandel die digitale Transformation meistern“ auch als Vorbereitung auf die kommenden Treffen.

Alleine in diesem Jahr kommt das Gremium noch dreimal zusammen, um die strategische und inhaltliche Richtung des Online-Portals mitzubestimmen. Am 10. Oktober 2019 wird es zudem ein öffentliches Netzwerktreffen im kunststoffcampus bayern geben, das allen interessierten Akteuren rund um den (Einzel-)Handel in Altmühlfranken offen steht.

Am Samstag, 20. Juli, und am Mittwoch, 24. Juli, finden im Rahmen des Projekts in Weißenburg, Gunzenhausen und Treuchtlingen Bürgerbefragungen statt. An der Umfrage können sich Interessierte auch online über die Projektseite unter www.in-altmuehlfranken.de beteiligen.

Umsetzungsbegleitung mit Erfahrung

Die Verantwortlichen der Umsetzungsbegleitung greifen auf eine fundierte Expertise zurück. Andreas Haderlein ist Fachbuchautor und Innovationsberater. Er hat bereits von 2013 bis 2016 ein nationales Pilotprojekt in der Schwebebahnstadt Wuppertal als Impulsgeber, Berater und Co-Projektmanager begleitet. Er gilt seither hierzulande als profiliertester Experte für Digitalisierungsansätze von Gewerbestandorten.

Eva Gancarz war als Wirtschaftsförderin von 2014 bis 2015 Projektmanagerin von „mg.retail2020“. Aus der Untersuchung, die in Kooperation zwischen der Wirtschaftsförderung Mönchengladbach und dem eWeb Research Center der Hochschule Niederrhein entstand, ging u. a. das Pilotprojekt „Mönchengladbach bei eBay“ hervor – neben der „Online City Wuppertal“ die wohl bekannteste digitale City-Initiative in Deutschland.

Weitere Informationen

Mehr zu allen Aktivitäten und zum Projektstand findet sich auf: www.in-altmuehlfranken.de

Die Mitglieder der Lenkungsgruppe sind im Einzelnen:

 Desiree Moden

  • HAM Hochschule für angewandtes Management)
  • Foto-Atelier Braun
  • Vereinigte Sparkassen Gunzenhausen
  • Degenhart Eisenhandel GmbH & Co. KG
  • Große Kreisstadt Weißenburg i. Bay.
  • CIMA Beratung + Management GmbH
  • Zweirad Gruber GmbH
  • Sparkasse Mittelfranken-Süd
  • Möbel Rachinger GmbH & Co. KG
  • Local Commerce Alliance
  • Gasthaus “Zum Hirschen”
  • Ansichtssache
  • Bäckerei Herzog
  • Stadtmarketing Gunzenhausen e.V.
  • Pico bello Atelier
  • Wäsche + Mode Gress
  • Studios Höttingen / Studio Treuchtlingen
  • Leinweber GmbH u. Co. KG
  • Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen e.G.
  • Buchhandlung Karl Meyer Buch + Papier
  • Mory GmbH & Co. KG
  • Hotel Adlerbräu Gmbh & Co. KG
  • Raum Design Näpflein
  • Goldschmiede Norys
  • Zukunftsinitiative altmühlfranken
  • Echt Brombachseer eG
  • Wohnwiese Jette Schlund
  • Schreibwaren Windisch
  • Autohaus Strobl GmbH
  • Stadt Treuchtlingen
  • Handwerkskammer für Mittelfranken
  • Fürst Carl Erleben GmbH / Schlossbrauerei Ellingen
  • Stadt Gunzenhausen

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Der "Falk Report" berichtet  monatlich aus dem Leben im Fränkischen Seenland (Altmühlfranken).

Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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