Informationen zur Innenentwicklung der Dörfer
Das Problem stellt sich in jedem Dorf: Die Bauernhäuser oder landwirtschaftliche Nebengebäude stehen leer, kennen zum Teil seit vielen Jahren keine Nutzung mehr. Es droht der bauliche Verfall und damit auch ein Verlust für die Dörfer, wenn landschaftstypische Gebäude mit Denkmalcharakter verloren gehen.
Der CSU-Landtagsabgeordnete Manuel Westphal hatte die Bürgermeister aus dem Landkreis zu einer Informationsveranstaltung in den Arauners-Keller in Weißenburg eingeladen. Mit dabei war auch Landrat Gerhard Wägemann.
Gerhard Jörg, der Chef des Amts für Ländliche Entwicklung in Ansbach, äußerte sich grundlegend und auch konkret. Im Amtsbezirk laufen derzeit in 120 Gemeinden 193 Umlegungsverfahren , plus 27 einfache Dorferneuerungsverfahren, im Landkreis Weißenburg sind es 32 Verfahren, die zur Hälfte schon abgeschlossen sind. In den nächsten drei Jahren kommen weitere sechs Verfahren (je zur Hälfte Flurbereinigung und Dorferneuerung) dazu.
Wie Jörg mitteilte, ist seit 1980 in Bayern die Einwohnerschaft um 20 Prozent gestiegen, die Siedlungs- und Verkehrsflächen haben um 50 Prozent zugenommen, und zwar in den strukturschwachen Gebieten mehr als in den Städten. Die Situation erklärte Jörg auch noch anhand einer anderen Zahl: Der Wohnraum pro Einwohner ist in dieser Zeit von durchschnittlich 38 Quadratmeter auf 48 Quadratmeter angestiegen, weil es heute mehr Singles- und Zweipersonenhaushalte gibt als früher. Wie die Statistiker wissen, beläuft sich der Flächenverbrauch heutzutage auf 15 bis 20 Hektar pro Tag in Bayern. Dieser Wert steht im Gegensatz zu den Bestrebungen der Staatsregierung, ihn auf fünf Hektar einzugrenzen, und zwar bis zum Jahr 2020.
Bei der Innenentwicklung der Dörfer geht es darum, Baulücken zu schließen, Leerstände zu revitalisieren und einen Rückbau vorzunehmen. Fachleute wie Gerhard Jörg sprechen von einer „flächensparenden Raumentwicklung“. Man will dem Funktionsverlust der Dörfer begegnen. Die Dorfkerne sollen zu attraktiven Wohnquartieren werden oder gemeinschaftsstiftende Einrichtungen bekommen. Zum Beispiel: Gemeinschaftshäuser mit vielfältiger Nutzung. Die Experten der Landesentwicklung haben erkannt, was Amtschef Jörg so ausdrückt: „Wir brauchen auch auf dem Land neue Wohnformen, für junge Familien genauso wie für Senioren.“ Bei allen Veränderungen sollen die Eigenarten der Dörfer bewahrt werden. Jörg spricht bildhaft von „Krapfendörfern, wo das Beste in der Mitte ist“.
Die Kommunen können auf ein neues Förderprogramm („Innen statt Außen“ bauen. Unterstützt werden der Abbruch, die Wiederbelebung und die Umnutzung von bestehenden Gebäuden mit rund 60 Prozent, maximal 80 Prozent. Zuschussberechtigt sind die Gemeinden, für die privaten Grundeigentümer gibt es gegebenenfalls Unterstützung.
Anette Willmann-Hohmann von der Regierung von Mittelfranken nannte ebenfalls markante Zahlen. Demnach liegt der Flächenbedarf in Mittelfranken gegenwärtig in Bayern bei 11,7 Hektar täglich (überwiegend für den Wohnungsbau). Nach den amtlichen Prognosen soll die Einwohnerzahl im Bezirk bis 2037 um 2,3 Prozent anwachsen (rund 40000 Einwohner mehr). Die Referentin: „Das ist ein schönes Potenzial, aber wir müssen sorgsam mit unserer Landschaft umgehen.“ Sie nannte einige Beispiele (Uehlfeld und Lichtenau), die für gelungene Vitalisierungsmaßnahmen sprechen. Was die Förderleistungen des Staats betrifft gibt es nach Darstellung von Anette Willmann-Hohmann keine Patentrezepte, denn: „Die Planungskonzepte sind diffizil“.
MdL Manuel Westphal ist der guten Hoffnung, dass die Gemeinden die Chancen nutzen, die ihnen das Förderprogramm „Innen statt Außen“ bietet. Natürlich gibt es außer dieser Förderung noch verschiedene andere Unterstützungen für Gemeinden und Bauherren. Die beiden Referenten stehen mit ihren Arbeitsstäben den Bürgermeisters zur Seite, um gute Lösungen zu finden.
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