Mangel an Religionsfreiheit in der islamischen Welt
Ein bemerkenswertes Buch hat Michael Blume, Autor der Wochenzeitung „Die Zeit“, veröffentlicht. Im Falk-Report ist es bereits vorgestellt worden. Heute möchte ich noch einige Feststellungen des Autors nachschieben, die mir bemerkenswert erscheinen und einer nüchternen Betrachtung des Islam in der Welt dienlich sind.
Durch den Mangel an Religionsfreiheit erleben die islamischen Institutionen eine Lähmung. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Verbot des Buchdrucks 1485 in der islamischen Welt. Während der Buchdruck für die Verbreitung des Christentums eminent wichtig war und zu dessen Blühte führte, hat das Verbot eine Erstarrung des Islam bis heute bewirkt. Die Frage ist, ob dem Islam bei Ausklammerung der Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten nun eine „digitale Reformation“ gelingt.
Der Autor stellt die Frage, weshalb in der islamischen Welt so selten die Demokratie gelingt. Sie hängt ganz wesentlich mit dem Einfluss des Öl zusammen, der zur Formierung der so genannten „Rentenstaaten“ geführt hat. Darunter versteht der Autor jene Länder, die passiv vom vorhandenen Öl leben, aber sonst nichts für die Entwicklung ihrer Länder tun.
Und dann sind es die Verschwörungstheorien, die immer und überall herumgeistern. Sie kennzeichnen die islamische Welt bis heute. Vieles ist irrational und vom Gefühl gesteuert. Das führt dazu, dass der „Islamische Staat“ (also die radikalen Kräfte im Islam, die sich im IS gefunden haben) auch keine Scheu hat, Muslime zu töten.
Für den Autor stellt sich die Frage, was Muslime und Nicht-Muslime tun können, um die Krise des Islam zu überwinden. Und Michael Blume kommt zu der Erkenntnis, dass an der Reduzierung des Gas- und Ölverbrauchs in der ganzen Welt kein Weg vorbei führt. Nur sie kann die Länder des Islam zwingen, neu zu denken und ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Bisher aber verharren sie in der bequemen Hängematte, genießen die zuverlässigen Einnahmen der (meist amerikanischen) Ölfördergesellschaften, tun aber sonst nichts für die Fortentwicklung ihrer Gesellschaften. Nur niedrigere Renteneinkommen (also die Verringerung der Einnahmen aus dem Ölgeschäft) für die autoritären Eliten in den Ölstaaten in den arabischen Regionen können eine Wende bewirken für die dort lebenden Menschen.
Für notwendig hält Blume auch, die Lehrpläne umzuschreiben. Bis heute erfahren nämlich Schüler in den islamischen Gesellschaften nichts von der Geschichte der Weltreligionen. Deshalb der Appell des Autoren: Es muss eine friedvolle Bildungsreformation des Islam geben, um ihn aus seiner Krise zu führen.
Eines müssen die Menschen in den Gesellschaften des Westens wissen: Der „Islamische Staat“, also jene selbst ernannten Kämpfer für eine reaktionäre Gesellschaft, sind nicht der Islam. Sie haben allerdings die ganze Religion in Verruf gebracht.
Die Lektüre des Buches von Michael Blume (Titel: „Islam in der Krise“) kann nur jedem empfohlen werden, der sich nicht mit den alltäglichen und oberflächlichen Nachrichten in den Medien zufriedengeben will, die leider auch dazu geführt haben, dass in der breiten Öffentlichkeit heute eine Islam-Angst herrscht. Tatsächlich befindet sich der Islam nach Ansicht des Kenners in einer Krise. Nicht zuletzt sind es die jungen und gebildeten Menschen, die ihre islamischen Heimatländer verlassen, weil ihnen die Welt dort zu eng wird und sie keine Perspektiven sehen, wie sie ein selbstbestimmten Leben führen können.
Neueste Kommentare