Mit der Volkshochule vier Tage in der schwedischen Hauptstadt
Zwei Reisegruppen der Volkshochschule Gunzenhausen waren unabhängig voneinander in Stockholm, der Hauptstadt Schwedens. Einige Teilnehmer hatten sogar ein höchst emotionales Erlebens: sie konnten der Kronprinzessin Victoria sozusagen hautnah zujubeln, als sie anlässlich ihres 40. Geburtstags in der offenen Kutsche durch die Straßen promenierte.
Die Gäste aus Altmühlfranken werden mit einem freundlichen „Hej“ (Hallo) oder einem „God dag!“ begrüßt und die quittieren es mit kurzen „Tack“ (Danke). Man sieht, die schwedische Sprache ist gar nicht so schwer („Ja“ ist ja und „Nej“ ist nein), schließlich hat sie mit der deutschen den gemeinsamen germanischen Ursprung. Reiner Gatermann, der frühere „Welt“-Korrespondent für Schweden, begleitete die Teilnehmer der beiden Studienreisen und so erfuhren sie in wenigen Tagen mehr über das skandinavische Land und seine 950000-Einwohner-Hauptstadt als es zu erwarten war. Der Journalist, der schon seit vielen Jahren im Land lebt, kennt das Königshaus bestens und hat schon vier größere Interviews mit der aus Heidelberg stammenden Königin Silvia geführt. Er sagt ganz offen, dass es das einst mustergültige Schlaraffenland nicht mehr gibt. Das sozialistische Modell hat ausgedient, der wirtschaftlichen und politische Realität mussten so manche Träume weichen, um den Staatsbankrott zu umgehen. Wenn der Müllwerker soviel verdient wie der Lehrer, dann ist das eine gesellschaftspolitische Verwerfung und mehr als die tarifvertragliche Wirklichkeit. Im einstigen Musterland hat es gewaltige Einschnitte bei den sozialen Leistungen gegeben und bis heute sind das einstmals hochgelobte Gesundheitsmodell und die Altersversorgung die größten ungelösten Probleme. Ein Beispiel für Stabilität gilt bei den Schweden Deutschland. Eines haben beide gemeinsam: die einträchtige humanitäre Hilfe für Flüchtlinge, die seit 2015 nach Europa kommen.
Das Land mit seinen 9,8 Millionen Einwohnern hat seinen Mittelpunkt in Stockholm , wo 912000 Menschen auf dem Festland und auf rund 24000 kleinen und größeren Inseln (Schären) leben. 57 Brücken verbinden die auf 14 Inseln gebaute Hauptstadt, die noch dichter besiedelt ist als Berlin. Dennoch nehmen Wasser und Wald je ein Drittel der Fläche ein. Dem Gast fällt der geringe Straßenverkehr auf, auf den Radwegen sind so gut wie keine E-Bikes zu finden, obgleich es ganz schön die Hügel rauf und runter geht. Die Fußgänger dürfen bei rotem Ampellicht über die Straße, wenn sie dabei niemanden gefährden.
Zu den repräsentativen Gebäuden zählt das „Stadthuset“, in dem jedes Jahr am 12. Dezember die Nobelpreise verliehen werden. Samstags sind im Minutentakt an die fünfzig Hochzeiten. Sie sind so begehrt, dass die Termine schon ein halbes Jahr vorher fixiert werden müssen. Auf der Altstadtinsel Gamla Stan gehört das Königsschloss zum Pflichtprogramm eines jeden Stockholm-Besuchers. Hier bot sich der zweiten Reisegruppe die einmalige Gelegenheit, der königlichen Familie bis auf wenige Meter nähertreten zu können. Kronprinzessin Victoria ließ sich an ihrem 40. Geburtstag in offener Kutsche durch die Straßen fahren. Von dem emotionalen Höhepunkt konnten die Altmühlfranken schöne Schnappschüsse machen. Viele Besucher lassen sich vom Skansen-Park anziehen, dem ältesten Freilichtmuseum der Welt, oder dem Wasa-Museum, in dem das legendäre Segelschiff aus dem 17. Jahrhundert zu bestaunen ist. Es wurde erst 1965 nach 333 Jahren geborgen. 95 Prozent sind original erhalten geblieben. Das Museum mit seiner markanten Architektur gilt als das meistbesuchteste in Skandinavien.
Drottningholm, eines der Königsschlösser, ist heute Unesco-Weltkulturerbe. Das „Versailles des Nordens“ birgt das Schlosstheater von 1905, dessen Bühnentechnik noch funktioniert. Es ist zugleich das älteste Theater der Welt und ist heute noch in Gebrauch. Zu den königlichen Schlössern zählt auch Gripsholm, eine Festung aus dem 16. Jahrhundert. An die 4000 Porträts von schwedischen Persönlichkeiten sind zu sehen. Ganz in der Nähe lenkt das kleine Museumsstädtchen Mariefred die Besucher an, die hier feststellen können, dass die Zeit stehen geblieben ist. Auf dem Friedhof ist übrigens der klassenkämpferische Publizist Kurt Tucholsky beerdigt, der hier 1935 nach der Flucht vor den Nazis ein Zuhause gefunden hatte.
Für den angenehmen Aufenthalt der Teilnehmer sorgten die umsichtig und unaufgeregt agierenden Reiseleiterinnen Dagmar Wombacher-Hohlheimer, Jutta Bördlein und Renate Schneider.
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