Regionalberater Dieter Popp hat Kaufkraft Gunzenhausens untersucht
Was ist, wenn der letzte Bäcker seine Backstube schließt, der letzte Metzger seinen Laden aufgibt, der letzte Wirt sein Lokal zusperrt? Die Antwort darauf kann jeder geben: Dann sieht es öde und trostlos aus. In vielen Landgemeinden ist das schon geschehen. Wie sähe Gunzenhausen aus, wenn es so weit käme? Der Verlust für die Attraktivität und die Lebensqualität der Stadt wäre gravierend und eigentlich gar nicht vorstellbar. Und doch gibt es Tendenzen in diese Richtung, denn die Gesellschaft verändert sich. Erstens fehlen den familiengeführten Betrieben die Betriebsleiter (die Kinder haben sich anderweitig qualifiziert und leben oft auswärts) und zweitens machen die veränderten Konsumgewohnheiten (Internethandel) den stationären Betrieben das Leben schwer.
Wie kann eine Stadt wie Gunzenhausen attraktiv bleiben? Dieter Popp, Regionalmanager („Fotour“) aus Haundorf und ehemaliger Regionalmanager des Landkreises, äußerte sich auf der Mitgliederversammlung des Vereins „Stadtmarketing Gunzenhausen“ zu den neuen Verhaltensmustern und Kaufentscheidungsprozessen und bezog sich dabei auf eine Kaufkraftuntersuchung für Gunzenhausen.
Seine klare Ansage: „Der Einzelhandel muss neue Marketing- und Vertriebsstrategien entwickeln.“ Das ist natürlich leichter gesagt als getan, wenngleich in Gunzenhausen das zarte Pflänzchen „Stadtmarketing“ ein richtiger Ansatz ist, alle Kräfte zu bündeln und die Akteure unter einen Hut zu bringen. „Es müssen Konsequenzen gezogen und eine neue Strategie gemeinsam aufgestellt werden“, ist die Botschaft des Regionalberaters, der in Deutschland und im benachbarten Ausland bestens vernetzt ist. Notwendig ist eine „kooperative Umsetzung“, wenn Gunzenhausen sein Profil als Einkaufsstadt behalten soll. Soviel steht für ihn auch fest: „Beim Einkaufen muss es mehr Erlebnischarakter geben.“
Die Kaufkraftuntersuchung basiert auf einem niedrigen Level, so dass die Aussagen immer mit Vorsicht zu betrachten sind. Wie er aus den gesammelten Daten herausliest, gibt es in Gunzenhausen eine „positive Grundeinstellung“ zur Familien- und Jugendfreundlichkeit, aber Defizite beim „Wir-Gefühl“. Für unbefriedigend halten die Menschen demnach die unterschiedlichen Ladenöffnungszeiten. Hinsichtlich des Kulturinfo-Managements rät er, die Aufgaben interkommunal in Altmühlfranken zu lösen, denn die Probleme sind in allen Städten die gleichen.
Einen überdurchschnittlich hohen Wert misst Dieter Popp der Stadt hinsichtlich des Einkaufs für den täglichen Bedarf zu. Er liegt vergleichsweise über dem anderer bayerischer Städte. Wenn auch die Stadt gegenwärtig noch in Sachen Aufenthaltsqualität mit den größeren Zentren mithalten kann, so wird nach seiner Einschätzung auf Dauer deren Zugkraft steigen. Immerhin: eine auffallend hohe Kaufkraftbindung hat das „Movieworld“-Kino für Gunzenhausen.
„Lebensqualität wird durch Nähe gewährleistet“. Das ist eine wichtige Aussage des Regionalberaters. Gunzenhausen sei nicht nur als Wohnort, sondern auch als Lebensmittelpunkt mit breiten Kultur- und Freizeitangeboten gut für die Zukunft gerüstet. Unter dem Strich besagen die Untersuchungsergebnisse: Die im Stadtmarketing aktiven Kräfte müssen die Kaufkraftabflüsse analysieren und dann für Gunzenhausen gültige Konzepte entwickeln, um gegensteuern zu können.
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