Luther als „entlaufener Mönch“

Vortrag von Prof. Bernward Schmidt von der Uni Münster in Heidenheim

„Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen schweren Gang!“ Als Martin Luther 1521 vor den Reichstag in Worm zitiert wurde, da erkannte er wohl schon seinen schweren Stand, um die Reformation bei weltlichen und geistlichen Fürsten durchzusetzen. Vier Jahre später wandte er sich vom Klosterleben ab, heiratete und kämpfte noch leidenschaftlicher gegen die päpstliche Kirche. Auf einer Veranstaltung des Klosters Heidenheim äußerte sich der Münsteraner Theologieprofessor und Historiker Dr. Bernward Schmidt zu Luthers Klosterleben.

Prof. Bernward Schmidt von der Uni Münster. Foto: FR Presse

Dr. Ludwig Brandl, der Leiter der Erwachsenenbildung beim Bistum Eichstätt, stellte Prof. Schmidt vom Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als profunden Kenner des Mönchstums vor. Der 40-jährige Wissenschaftler war übrigens 2016 an der Uni Eichstätt tätig.

Die Krise des Ordenslebens im ausgehenden Mittelalter bestand u.a. in der Konkurrenz der Klöster zur Papstkirche, wobei es mitunter sogar drei konkurrierende Päpste gleichzeitig gab. Wie Prof. Schmidt darlegte, waren die Klöster zum guten Teil Versorgungsstationen des Adels. Zunehmend hatten sie sich der „Gefahren“ zu erwehren, die sich aus der Laienspiritualität ergaben. Vor allem die Benediktiner-Reformklöster in Bursfelde, Kastl (Oberpfalz) und in Melk (Wachau) sollten die alten Regeln zu neuem Leben erwecken.

Luther war Augustinermönch. Als 21-jähriger Student ging er in das Erfurter Kloster und sprach danach von den „entscheidenden Jahren“ seines Lebens. Sein Gelübde nahm er ernst, wenngleich er nach väterlichem Rat eigentlich Jura hätte studieren sollen, um danach eine Karriere im Bergbau machen zu können. Wie es damals die Regel war begann er nach der Priesterweihe 1507 das Theologiestudium, eine Professur bekam er 1512 in Wittenburg.

Mit seinen Reformbestrebungen setzte sich Luther bekanntermaßen von der Papstkirche ab, was letztlich (nach der Heirat mit der Ex-Nonne Katharina von Bora) zur Exkommunikation 1525 führte. Prof. Schmidt wies auf einen als sonderbar erscheinenden Umstand hin: „Äußerlich war er kein Mönch mehr, aber er predigte weiterhin im Ordensgewand.“ Immer lauter wurde Luthers Kritik an den Ordensgelübden und den Klostereintritt wertete er als „erzwungenen Akt“, ja er beschuldigte sich selbst der falschen Frömmigkeit. Nicht die „frommen Gesetze“ erschienen ihm wichtig, allein der Glaube zu Gott war für ihn maßgeblich. Der „entlaufene Mönch“ ging auf Distanz zu den monastischen Lebensformen, ja er brach mit ihnen vollends. Es kam überall zu Klosteraustritten und zu einer Verwilderung des Klosterlebens.

Seine Begegnungen mit dem Reformer Bernhard von Clairvaux von den Zisterziensern lehrten ihm: „Die Erfahrung macht den guten Theologen.“

Für Bildungsmanagerin Dr. Anne Müller und Dekan Klaus Kuhn war die Veranstaltung im Kapellensaal ein Teil des umfangreichen Angebots an Vorträgen und Begegnungen. „Christsein in Afrika und in Europa aus Sicht einer kenianischen Theologin“ ist das Thema von Dr. Margaret Obaga (derzeit in Neuendettelsau) am 15. März um 19.30 Uhr.

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