„Max radelt“ immerzu

Diesmal: Radweg 2

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Das Fundament eines römischen Wachturms bei Rittern. Es ist Teil des Welterbes Limes. Der Fotograf wirft einen langen Schatten – wohl eher ein optischer Zufall.

Das Fränkische Seenland ist eine ideale Ferienregion für die Radler. Es gibt keine großen Steigungen, in der Regel  gut ausgebaute und markierte Radwege und  verständliche Radwanderkarten.  „Max radelt“ ist eine Serie, die auch im Altmühl-Boten veröffentlicht wird. Der Autor ist heute auf dem Radweg 2 unterwegs, den der Zweckverband Altmühlsee ausgewiesen hat.

Nicht ganz problemlos präsentiert sich mir der Radweg 2. Vom Einstieg am Heidweiher aus ist zunächst einmal alles klar. Ich bewege mich entlang von Kleingärten mit ihren „Datschen“. Den Überleiter West lasse ich links liegen, unter der Bahnlinie und der B 466 hindurch grüßt mich rechts der Firmenschriftzug „Hetzner“. Das junge Unternehmen gehört zu den 50 wachstumsstärksten in Bayern. Es betreibt moderne Hochleistungs-Rechenzentren. Kunden in 150 Ländern werden mit Produkten und Dienstleistungen bedient – fürwahr ein Grund für alle Gunzenhäuser, auf Hetzner-online stolz zu sein. Der Stadtkämmerer ist es ohnehin.  Fast hätte ich den Hinweis nach links übersehen. Das wäre echt schade gewesen, denn der Pfad durch den Laubwald ist märchenhaft. Die Räder meines E-Bikes rollen auf dem weichen Waldboden wie auf Samt. Als ich wieder Licht am Ende des dunklen Waldes sehe, vermisse ich das 2er-Schildchen, aber schon hundert Meter später bekomme ich Gewissheit, dass ich richtig liege. Den Frickenfelder Kindergarten lasse ich links liegen, das Gasthaus Krug rechts.  Weil ich auch einmal auf die Karte schaue, komme ich ins Grübeln. Das Schild führt mich nach rechts, die Straße bergan in Richtung Oberasbach, die Karte jedoch weist eine Tour über die Gundelsheimer Straße aus. Ich probiere beide Varianten aus und lande immer kurz vor Dornhausen. Eine Beschilderung über Obenbrunn, wie auf der Karte angezeigt, gibt es nicht, wohl aber über Oberasbach, die Michelskirche und den Weg hinunter bis Dornhausen. Das ist aber die einzige Passage, die mir Rätsel aufgibt, sonst werde ich von den Schildern „sicher geleitet“, wie der Psalmist schon sagt.

Weil ich schon bei Sonnenaufgang losgezogen bin, sehe ich im Altmühltal die Nebelschwaden, die nur die Kirchtürme von Aha und Windsfeld freigeben. Der steile Weg, der mich vor Dornhausen hochführt, macht mich glücklich, denn die vier Teiche links und rechts des Weges sind einmalig stimmungsvoll. Karpfen schnalzen hoch und Schafe lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Bald darauf höre ich Signale der modernen Zivilisation, sprich das Gerumpel der Laster auf der B 13-Hochfläche bei  Theilenhofen. Schweinegestank  steigt mir in die Nase und ich erkenne an den riesigen Maisfeldern, dass die „kleinen Fretter“  längst nicht mehr das Image der Landwirtschaft prägen, sondern die großen Betriebe mit ihren Biogasanlagen. Wenige Meter später werde ich bestätigt: Vor mir macht sich ein „Agromais“-Versuchsfeld breit.  In welche Richtung ich auch schaue, immer steht am Horizont eine Windkraftanlage. Drei sind es:  bei Degersheim, Oberhochstatt und Stetten.

Ich tauche in die römische Vergangenheit unserer Region am rätischen Limes ein. Links sehe ich den Wachturm 14/17 auf dem Ritterner Espan. Das 1,40 Meter hohe Fundament gehört übrigens zum Limes-Welterbe – als einziges in Mittelfranken. Die Charta von Venedig hat das 1964 so festgelegt. Auf abschüssiger Strecke komme ich nach Thannhausen, dem Golddorf von 1977. Vor der Kirche bewundere ich das Tannhäuser-Kunstwerk, denn schließlich reklamieren die Thannhäuser  „am Sand“ den Minnesänger für sich. Als ich die Staatsstraße überquere liegt rechts vor mir das einstige Muna-Gelände in Langlau. Der Schlagbaum ist geöffnet, das mächtige Eisentor ist geschlossen. Deshalb kann ich auch nicht der Aufforderung „Meldung bei der Lagerverwaltung“ folgen, die mir von einem Schild abverlangt wird. Ja, ja – vorbei sind die Zeiten des Kalten Kriegs.  Geblieben ist das „Munastadion“  der Langlauer „Eintracht“. Etwas geheimnisvoll erscheint mir das Gelände der ORM Bergold, was aber wohl daran liegt, dass ich nicht so recht weiß, was die so treiben unter dem Begriff „Herstellung von chemischen Produkten“. Ich schweife kurz von der Route ab und schaue mir das neue Baugebiet an. Beeindruckt bin ich von dem Regens-Wagner-Projekt in Gestalt eines großen Dreiseithofs.  Unweit davon weist mit ein Schild auf die katholische Barackenkirche hin, die in den Nachkriegsjahren entstanden ist, als in Langlau mehr Vertriebene lebten als Einheimische.

In der Morgenruhe macht sich der Minigolfplatz breit, danach passiere ich das Strandhotel „Seehof“, das der Nürnberger Ernst Werner Schmidt (EWS) gebaut hat und das bis heute ein Edelstein im gastronomischen Steinbruch des Seenlands ist. Die Galeere „Acatus“ hat sich seitlich der Segel- und Tretboote platziert.

Ich muss aufpassen, dass ich den richtigen Anschluss finde. Die weitere Route führt mich kurz am Kleinen Brombachsee entlang nach Neuherberg und von da an über den Röthenhof nach Brombach. Hier tauche ich quasi ein in die Mittlere Heide, ein großes Waldgebiet. Als ich am Stollen einen Rechtsschwenk mache und dem Überleiter Ost folge bin ich immer noch im kühlen Wald. Der junge Tag mit seinen Sonnenstrahlen begrüßt mich nach einigen Kilometern des Schattendaseins am Heidweiher. Hier begegnen mir die ersten Jogger und Radler, die für sich die Losung verinnerlicht haben: „Morgenstund hat Gold im Mund!“

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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One Thought on “„Max radelt“ immerzu

  1. guenther-schuehlein on 8. Oktober 2016 at 20:16 said:

    Lieber Werner,
    Deine Wegschilderung erinnert mich an meinen Radausflug -ohne e-bike- im September von GUN Bahnhof am Überleiter entlang bis zur Absberger Badeinsel, dann im Norden des Sees bis nach Enderndorf -Gutes Mittagessen- danach über den Hauptdamm zurück im Süden des Sees mit Mohnkuchen im Seehotelgarten zurück zum Zug nach Ansbach.
    Mit meinem Freund Reinhard Kloha – 2 Perioden Bürgermeister in der Weingemeinde Weigenheim + auch Jungruheständler- eine schöne Tagestour, der andere bei gleichen Wetter folgen werden!! Freu mich auf weitere Begegnung mit Dir! Der Agrarunruheständler

    Dir weiter Gesundheit und alles Gute.
    Deinen Report lese ich immer sehr gerne, in Kürzeam 21.10. treffe ich die VLF Vorstände MFR bei einer Arbeitssitzung auf der MS Brombachsee, ich aber nur als Gast und nur zum Geniessen!

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