Vorbei am Franziskus-Kirchlein

Tour entlang dem Radweg 1 über Muhr, Haundorf und Gräfensteinberg

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Die Brombacher haben sich eine herrliche Dorfgemeinschaftsanlage geschaffen. Um den „Brombachsee-Brunnen“ trinken die Männer ihr Feierabendbier.

Das Fränkische Seenland ist eine ideale Ferienregion für die Radler. Es gibt keine großen Steigungen, in der Regel  gut ausgebaute und markierte Radwege und  verständliche Radwanderkarten.  „Max radelt“ ist eine Serie des Altmühl-Boten. Der Autor ist heute auf dem Radweg 1 unterwegs, der vom Zweckverband Altmühlsee empfohlen wird.

Ich steige beim Heidweiher in den Radweg ein, orientiere mich aber gleich nach links, um nach Schlungenhof zu kommen. Entlang des Altmühlsees begegnen mir bald nach dem Seezentrum die ersten zwanzig Graugänse, die sich anstandshalber aber in der Wiese verlustieren und nicht etwa am Badestrand.  Der benachbarte Hundestrand ist ein echter Knüller. Ich war schon oft da mit meiner „Tessa“. Und niemals waren wir allein. Der Zweckverband hat mit dem Hundestrand wirklich einen Volltreffer gelandet, der inzwischen auch am Brombachsee einen Nachahmer gefunden hat. Wie ich feststelle, sind sogar  Herrschen und Frauchen ohne Vierbeiner da. Sie lieben die Art der ungezwungenen Begegnung von Mensch und Tier und sie bemerken, dass die Tiere genausoviel Spaß am Baden haben wie ihre Begleiter. Ein kleiner Kurzbeiniger keucht mir ein paar hundert Meter später entgegen. Ich bin mir sicher: Auch er wird es noch bis zum Hundestrand schaffen. Am Seezentrum Muhr geht die Erinnerung zurück an die Einweihung des Altmühlsees am 1. August 1986 durch Franz Josef Strauß, den einstigen Ministerpräsidenten. Das Datum ist in Stein gehauen, wie so vieles aus der Ära des verdienstvollen ersten Zweckverbandsvorsitzenden Willi Hillpert.

Die Familie der Wohnmobilfahrer ist auf dem Platz unter sich, der sich rechts neben mir ausbreitet. Im Seenland ist der Trend rechtzeitig erkannt worden. Nicht nur hier, auch anderswo gibt es schöne Plätze mit allen Entsorgungseinrichtungen. In Neuenmuhr sticht mir natürlich die Jakobuskirche ins Auge. Das Storchennest ist allerdings leer. Vermutlich ist „Meister Adebar“ gerade auf Nahrungssuche in den nahen Feuchtwiesen. Beim leuchtend roten ehemaligen Schulhaus unterquere ich geradeaus die Bahnlinie und trete locker und leicht (dank E-Bike) den Weg nach oben. Leider muss ich „Xandy`s Almhütte“ rechts liegen lassen. Links von mir erscheint das Franziskus-Kirchlein, das der frühere Muhrer Bürgermeister Roland Fitzner als sein Vermächtnis hat bauen lassen. Er hat das Muhrer Selbstbewusstsein gestärkt. Sogar die Kleinsten lassen sich vom Slogan des Muhrer Geburtshauses  („I bin a Muhrerla“) anstecken: Die Buben und Mädchen des kleinen Weilers Wehlenberg stellen ihren eigenen Maibaum auf und sind darauf mächtig stolz.

Auf der abschüssigen Strecke in Richtung Nesselbachtal kommt mir Pferdegeruch von der nahen Koppel in die Nase, auf der eine Herde von eleganten Warmblütern weidet. Ich biege in den Wald ein, wo mir ein vollständig verblasstes Schild auffällt, das vor dem Rauchen im Wald warnen soll. Das mag nur eine Marginalie sein, aber Kleinigkeiten wie beispielsweise eine ramponierte Ruhebank beeinflussen auch das Image der Ferienregion. Links und rechts scheint die Abendsonne auf ein Biotop erster Klasse. Es erscheint, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. So sieht ein „Naturpark“ aus, der über Jahre von menschlicher Hand verschont bleibt. Der Wasserdost gedeiht am Wegesrand bestens, auch das Springkraut. Etwas verwirrt bin ich, weil mir streckenweise ein Schild zum  „Rothsee“ führen will. Zugegeben: Irgendwie gehört der auch zum Seenland, aber vom Dematshof aus liegt er in einer anderen Welt.  Die Einöde begrüßt mich nicht nur mit einem schmucken Ortseingangsschild (sie sind übrigens vor allen Haundorfer Ortsteilen platziert) , sondern noch dazu mit einer Zwetschgenhecke, deren Früchte schon gereift sind und – neudeutsch – zum Fingerfood einladen. Eine Streuobstzeile begleitet mich nach Haundorf. Das „Backhäulse“  auf dem Weg nach Aue ist ein guter Beweis dafür, dass sich die Menschen zu helfen wissen, wenn die Infrastruktur weggebrochen ist, es also keinen Bäcker und keinen Wirt mehr im Dorf gibt. Es sind übrigens „Neubürger“, die das Dorfleben somit attraktiver machen. Immer sonntags gibt es frische Backwaren. Das wissen nicht nur die Urlaubsgäste zu schätzen, die sich im Haundorfer Land wohl fühlen.  Wenig später schlage ich den Weg nach rechts ein und gelange hoch über dem im Tal gelegenen Seitersdorf nach Stixenhof. Wie gut, dass ich auf „Turbo“ schalten kann, denn jetzt geht es steil bergan. Ich überquere die B 466 und staune nicht schlecht, als sich links von mir ein riesiges Motogrossgelände  mit abenteuerlichen Berg- und Talbahnen breit macht.

Die ersten Kirschenbäume kündigen das traditionelle Kalbensteinberger Kirschenland an, auch wenn es hier korrekterweise Gräfensteinberger Kirschen sind.  Schon wieder zwingt mich eine Steigung in den „Turbo“-Modus, aber oben auf der Kuppe angekommen eröffnet sich mir ein herrlicher Blick auf die Gräfensteinberger Martinskirche und den Geiselsberger Wasserturm. Auf der Schussfahrt nach Brombach komme ich auf sagenhafte 59 „Sachen“. Ich muss mich daheim von meiner Frau  (bekannterweise:  „die beste von allen“) rüffeln lassen und höre den Vorwurf, recht unvernünftig zu sein. Die Lebenserfahrung hätte mir raten sollen: Beichte nicht alles, was dich bewegt, zumal dann nicht, wenn es zu schnelle Bewegungen sind.

Was echter dörflicher Gemeinschaftsgeist und der Wille zum Zusammenhalt ausrichten kann, das offenbart sich mir in Brombach, wo vor zwei Jahren ein herrlicher Juramarmorbrunnen entstanden ist, der heute die Funktion einer dörflichen Kommunikationsstätte erfüllt.  Aus dem Stein geschnitten sind die Umrisse des Brombachsees, acht Marker kennzeichnen die Standorte der einstigen Mühlen. Zwei Brombacher Männer, die auf der Ruhebank sitzen und sich an ihrer Bierflasche festhalten, laden mich zum Feierabendbier ein. Doch ich bin ein Rastloser! Ich bemerke: Persönlichkeitsprägend ist dieser Begriff für mich eigentlich nicht, aber ich will schnell heimkommen, um noch die zweite Halbzeit eines Fußballspiels anzugucken.

Die Jakobsmuschel, die die Pilger bis nach Santiago di Compostella geleitet, weist mir am Ortsausgang von Brombach und zum nahen Stolleneinlauf. Ich bemerke, dass das Wasser in der Mitte des Überleiters sprudelt und erinnere mich, dass dies notwendig ist, um die Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten und ein Fischsterben zu vermeiden. Die Teichrosen haben quasi um Sieben schon geschlossen, so dass mir der Anblick ihrer herrlichen Blüte verwehrt bleibt.  Ich empfinde es als herrlich angenehm, dass mich wenig später die Abendsonne am McDonalds-Parkplatz begrüßt.

Hier endet die 26-Kilometer-Tour, für die ich knapp zwei Stunden unterwegs war. Dem Zweckverband Altmühlsee, der den Radweg betreut, muss ich loben, denn auf der ganzen Strecke waren mir nicht einmal Zweifel an der Streckenführung gekommen. So macht die Radeltour Spaß.

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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