Radweg ist nur in eine Richtung beschildert

Auf dem Radweg 6 über Muhr und Büchelberg nach Gunzenhausen

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Am Seekiosk Muhr können die Radler eine Pause einlegen, sich in der Lounge platzieren oder vom Liegestuhl aus das Geschehen am Strand verfolgen.

Das Fränkische Seenland ist eine ideale Ferienregion für die Radler. Es gibt keine großen Steigungen, in der Regel  gut ausgebaute und markierte Radwege und  verständliche Radwanderkarten.  „Max radelt“ ist eine Serie des Altmühl-Boten. Der Autor ist heute auf dem Radweg 6 unterwegs, den der Zweckverband Altmühlsee ausgewiesen hat.

 Ich will es gleich vorweg nehmen: Es ist eine Tour der Enttäuschung, aber ich muss gestehen, dass ich daran auch selbst schuld bin. Ich habe nämlich das gelbe Beiblatt der Radwege-Sammelmappe des Zweckverbands nicht gelesen. Darauf aber steht, dass  die Radwege 1-6 von der Stadthalle Gunzenhausen aus nur in einer Richtung markiert sind. Ich aber starte meine zweieinhalbstündige Tour mit einer falschen Entscheidung, nämlich gegen den Uhrzeigersinn. Das bringt mir allerhand Frust ein, denn in dieser Richtung gibt es so gut wie keine Beschilderung. So fahre ich die ersten Kilometer und bemerke erst dann das Malheur. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als nach der Karte zu fahren. Gottlob habe ich sie dabei. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich den Zweckverband auf dieser Tour verflucht habe und bleibe dabei: Radwege (natürlich auch Wanderwege) müssen in beide Richtungen markiert sein! Das vor allem im Fränkischen Seenland, einer touristische anspruchsvollen Region.

Der milde Duft der Lindenblüten begleitet mich entlang der Altmühlpromenade. Ich folge dem blauen Schild des Radwegs 6.  Es ist Mittagszeit und deshalb gibt es am Spielplatz nicht ein einziges Kind zu sehen. Zwei Teenies schlingen ihren Döner hinein.  Auf der „Seepromenade“ rege ich mich über vollständig ausgeblichene Schildchen auf, die den Heinrich-Eidam-Weg  (auch den Alemannenweg) markieren sollen.  Wie gesagt, am Viadukt entscheide ich mich für den Weg nach rechts. Und damit beginnt mein Fiasko.

Am Bahnübergang zischt fast lautlos ein ICE vorbei.  In Sinderlach entdecke ich  beim Zurückschauen ein 6er-Schild in der Gegenrichtung. Das zumindest bestätigt mir, dass ich richtig liege. Ich schwenke nach links in Richtung Laubenzedel ein und freue mich über die schöne Streuobstanlage, aber auch über die blühenden Ackerwinden, die Schafsgarben, das gelbe Leinkraut, den Blauen Natternkopf, das Jakobskreuzkraut und den kleinen Mauerpfeffer. Die Karte führt mich am Ortsende von Laubenzedel auf den Weg zur Schnackenmühle und den Schnackensee, der bundesweit bekannt ist, zumal hier  von den Anglern die größten Waller an Land gedrillt werden. Der Campingplatz aber macht mir einen schlechten Eindruck und auch das Hotel, das seit langer Zeit geschlossen ist und zum Verkauf steht,  hat schon bessere Zeiten erlebt.  In Büchelberg strampele ich vorbei an hübschen Neubauten mit den Hausnummern 250 und weitere. Ich bewundere spontan den Briefträger, der hier im Gewirr der Nummern zurechtkommt.  Warum das niemand ändert, weiß ich. Gäbe es nämlich Straßennamen, dann würde der Name Büchelberg nicht mehr in der Postanschrift auftauchen. Und das wollen die Stadtteilbürger natürlich nicht.

Bevor ich nach links abschwenke, entdecke ich rechts oben den einzigen Weinberg des Landkreises. Hier gedeiht der legendäre „Muhrer Busenschlecker“, der nur einem erlauchten Kreis von Weinfreunden zugänglich ist. Eine „sekundäre“  Orientierungslosigkeit führt mich zu „Xandys Alm“, einem neuen gastronomischen Angebot mit  alpenländischer Architektur.  In der Ferne bewundere ich den Neuenmuhrer Kirchturm, auf dem sich stolz vier Störche präsentieren.  Erst am Altmühlsee kann ich mich wieder beruhigen, denn das 6er-Radwegschildchen taucht auf, das ich so lange vermisst habe.

Das Erlebnis lässt mir keine Ruhe. Anderntags schwinge ich mich erneut auf den Sattel, um den Weg nach dem Uhrzeigersinn abzufahren. Und siehe da, die Beschilderung ist (fast) einwandfrei. In Neuenmuhr strampele ich durch die neue Unterführung den Weg hoch, vermisse an der Eiche jedoch den Hinweis nach rechts und in Büchelberg wäre es schön, wenn mir ein 6er-Schildchen bestätigen würde, dass ich auf dem rechten Pfad bin. Fast in Gunzenhausen angekommen, werde ich von einem nicht korrekt ausgerichteten Schild an der Bahnschranke in die falsche Richtung gelenkt, lasse mich aber nicht abschütteln und fahre über den Übergang, um gleich von der richtigen Markierung  (1+6) sicher weitergeführt zu werden.  Ich bin mit mir (und dem Zweckverband) zufrieden, denn ich habe die 30-Kilometer-Tour (offizielle Angabe: 22 Kilometer) in einer Stunde und 20 Minuten ohne Pause geschafft.

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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