Der andere Seehofer: Arsacius

Der Ingolstädter Magister trat gegen das katholische Establishment an

Von Horst Seehofer, dem bayerischen Ministerpräsidenten, soll ausnahmsweise an dieser Stelle nicht gesprochen werden, denn die Stadt hat noch einen Seehofer vorzuweisen, der als streitbarer Verfechter der Reformation im katholischen Ingolstadt hervorgetreten ist. Wir meinen den Magister Arsacius Seehofer, der im 16. Jahrhundert gelebt hat.
Er sollte im Streit um theologische Fragen zum Widerruf gezwungen werden, weigerte sich aber standhaft. Unterstützung bekam er ausgerechnet von einer Frau: Argula von Grumbach. Sie gilt als die erste Schriftstellerin der Reformation. Die 1490 geborene Wahlfränkin war bei den Wittelsbachern als Hofdame tätig. Ihre Familie war verarmt und hatte aus Glaubensgründen ihre Heimat verloren. 1515 heiratete Argula den Witwer Friedrich von Grumbach, doch es gab bald Probleme, denn dem Adeligen gefiel es gar nicht, dass sich seine Frau zum Fürsprecher von Luther und seinen Anhängern machte. So kam es zur Trennung und Argula zog sich mit ihren vier Kindern auf eine fränkische Besitzung ihres „Ex“ zurück (Zeilitzheim/Unterfranken). Erst nachdem der Freiherr später in Ungnade fiel und sein Amt verlor, kehrte er zurück.
Im Ingolstädter Streit um den den couragierten Magister Arsacius Seehofer bekam die „Christliche Frau des Adels“, wie Hans Roser (ehemaliger Landjugendpfarrer der Evangelischen Kirche Bayern in Pappenheim) in seinem 1996 erschienenen Buch „Franken und Luther“ schrieb, sogar Unterstützung von Martin Luther. Dieser wetterte „wider das blinde und tolle Verdammnis der elenden und schädlichen Universität zu Ingolstadt“. 1530 besuchte Argula den Reformator sogar in Coburg. Es gibt aber Hinweise, dass sie hm zu sehr auf den Pelz rückte, so dass Luther den Rückwärtsgang einlegte: „Die Wa(o)lfahrt will zu groß werden hierher“.

Der Historische Verein Ingolstadt stellt ihn vor: Arsacius Seehofer, geboren in München, studierte bei Melanchthon in Wittenberg, 1522 ist er Magister in Ingolstadt. Von einem Kolleg über Paulinische Briefe wurden von der Universität 17 Sätze zusammengestellt, die er am 7. September 1523 widerrufen mußte. „So hoffte die Hohe Schule der lutherischen Schalkheit entgegenzuwirken und zu verhüten, daß sie in Ingolstadt Wurzel fasse.“  Zugleich von der Universität ausgestoßen, wurde er zur Haft in Kloster Ettal verurteilt. Seehofer entkam der Haft und ging nach Wittenberg, später war er Lehrer in Augsburg, ab 1536 Pfarrer an verschiedenen Orten in Württemberg. Er starb 1543 als lutherischer Stadtpfarrer zu Winnenden in Württemberg.

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