An die Umgestaltung Schritt für Schritt herangehen!
„Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“. Josef Neckermann, dem früheren Versandhauskönig, wird dieses Zitat zugeschrieben.
Ich bin nicht der Meinung, dass wir den Status Quo am Marktplatz in Gunzenhausen fortführen sollten. Die Stadt hat in den letzten 25 Jahren eine gute touristische Entwicklung genommen, aber auf dem Marktplatz, ihrer Hauptgeschäftszone, hat sich mit Ausnahme der Pflasterung, der Schrittgeschwindigkeitsregelung und der Einbahnstraßen-Regelung wenig getan, um den mittleren Marktplatz für Kunden und Gäste attraktiver zu machen.
Wir müssen feststellen, dass sich das Konsumverhalten in den vergangenen 25 bis 30 Jahren verändert hat. Der Markt hat sich generell verändert. Der stationäre Handel weiß das am besten. Nicht zuletzt führt der Internethandel dazu, dass sich die Strukturen verändern – auch bei uns. Es wird nicht ausbleiben, dass traditionelle Geschäfte verschwinden und neue Angebote kommen. Das Institut für Handelsforschung in Köln hat dieser Tage festgestellt, dass sich die Handelslandschaft in den nächsten fünf Jahren
stärker verändern wird als in den letzten 40 Jahren zusammen. Jeder 11. Euro wird heute schon online ausgegeben, bis zum Jahr 2020 soll es jeder 4. Euro sein. „Der Handel will die Kunden mit mehr Erlebnis und Unterhaltung in die Innenstädte locken“, heißt es in einer Erklärung. Was tut hingegen der Gunzenhäuser Handel?
Im Gegensatz zu vielen anderen Städten hat Gunzenhausen eine tolle Perspektive als touristisches Zentrum im Fränkischen Seenland. Im Handel schlägt sich das nieder. Die touristische Saison bringt ihm Umsätze, die an das Weihnachtsgeschäft heranreichen. Und die wirtschaftliche Belebung ist nicht nur eine Sache von wenigen Wochen, der Tourismus hat inzwischen eine nachhaltige Wirkung und das nützt vielen Geschäften in der Stadt.
Ich denke, wir müssen den mittleren Marktplatz zu einer Eventbühne machen. Dabei ist es mir bewusst, dass dies nicht geht, ohne den Durchfahrtsverkehr punktuell oder periodisch herauszunehmen. Ich möchte den Marktplatz nicht beruhigen, sondern vitalisieren, d.h. ihn noch attraktiver machen. Allerdings glaube ich nicht, dass wir dies mit einer Fußgängerzone (also einem ganzjährigen Durchfahrtsverbot für Kraftfahrzeuge, ausgenommen Anlieger- und Lieferverkehr) erreichen können. Wir sollten aber periodisch, also von Juli bis nach der Gunzenhäuser Kirchweih, den Durchfahrtsverkehr umleiten, um so in dieser Zeit auf dem mittleren Marktplatz den Gästen und Kunden mehr Raum zu geben für ein angenehmes Verweilen und ihnen ein entspanntes Einkaufserlebnis ermöglichen.
Dies könnte nach meiner Ansicht erreicht werden eine Vergrößerung der Außenbereiche der Geschäfte, durch mehr bestuhlte Quartiere und raumgestaltende Maßnahmen der Stadt. Vorstellbar wären punktuelle Veranstaltungen (z.B. Modeschauen, Firmenpräsentationen, mobile Verkaufsstände, Produktschauen, Konzerte, Freilichttheater). Mit variablen Bauteilen ließe sich ein gefälliger optischer Eindruck erzeugen. Eine bauliche Neugestaltung des Platzes ist nach der flächigen Pflasterung vor einigen Jahren wohl schlecht möglich. Ich habe viel Vertrauen in Deine Kreativität und die unseres Citymanagers. Mit dem „KulturHerbst“ und der Eisbahn ist der Beweis erbracht worden, dass sich neue Ansätze realisieren lassen.
Ich meine, die Frage, wie sich Gunzenhausen künftig präsentieren soll, kann nicht ausschließlich von den Geschäftsinhabern auf dem Marktplatz beantwortet werden. Wer hat die Gunzenhäuser Bevölkerung je gefragt, wie ihr Stadtzentrum aussehen soll? Und nach meiner Meinung ist die Gestaltung unserer Innenstadt eine Frage, die alle angeht und zu der sich alle äußern können und sollen. Ein lokales Bürgerbegehren könnte zudem Antwort geben auf die Frage, was die Gunzenhäuser Bürger in ihrer Gesamtheit wollen.
Ich schlage vor, in der Veränderung des mittleren Marktplatzes behutsam vorzugehen. Das heißt, wir könnten zunächst einmal den genannten Bereich punktuell für Events nutzen. Das wäre Samstag/Sonntag oder an verlängerten Wochenenden vorstellbar. In einem zweiten Schritt könnte dann mittel- bis langfristig der Bereich vom Rathaus bis zur Sparkasse als vitale Geschäftszone von Juli bis nach der Gunzenhäuser Kirchweih genutzt werden.
Es wird in der Zukunft wohl noch oft Gelegenheit bestehen, uns in dieser Frage auszutauschen. Ich sehe dem Dialog der gesellschaftlichen Kräfte jedenfalls mit Offenheit entgegen. Was mich umtreibt, ist allein das Streben, unsere Stadt als natürliches Zentrum des Fränkischen Seenlands noch attraktiver zu machen.
Werner Falk, Stadtrat der FDP
Es wird erheblicher Anstrengungen bedürfen, um dem Innenstadtbereich von Gunzenhausen die Attraktivität zu verleihen, damit „Leben wieder innen stattfindet“. Augenblicklich haben wir aber eine Situation, die weder für die einheimischen Bürger, die Tagesbesucher der umliegenden Gemeinden, die Tagesgäste aus den weiterentfernten Quellregionen oder die Urlaubsgäste während der Saison zufriedenstellend sein kann.
Eine Innenstadt braucht Leben, und dies während der gesamten Woche. Findet dies nicht statt – was auch immer der Grund dafür sein mag – dann hat eine solche Innenstadt keine Zukunft.
Lebendige Städte impulsieren ohne Mittagspause und am Wochenende bis in die Abendstunden. Gibt man diese Option für „aktive Erlebnisqualität“ auf, dann verlagert sich das Einkaufsverhalten nach den Gesetzen des Marktes dorthin, wo dieser Handel geboten wird. In Gunzenhausen sind dies an den Samstagen die Handelszonen im Stadtrandbereich. Dort findet man allen Angebote des innerstädtischen Handelsportfolio mit der Folge, dass Gunzenhausen am attraktiven Wochenendbeginn innen verödet. Die Außenbereiche profitieren aber davon nur eingeschränkt, da sich ein nicht unerheblicher Teil des Konsumverhaltens an diesem Tag auf jene Standorte verlagert, die dafür in der Summe von attraktivem Handel, trendiger Gastronomie und Straßen-Leben ein stimmiges Gesamtambiente bieten.
Lebendige Innenstädte können aber nur zum Verweilen – Shoppen, Flanieren, Einkehren – einladen, wenn ihre Aufenthaltsqualität deutliche Vorzüge aufzuweisen haben.
Dies hat auch etwas damit zu tun, dass Teile der Innenstadt dringend eine umfassendere Verkehrsberuhigung benötigen. Dies bedeutet keine Fußgängerzone, aber auf jeden Fall weniger individualverkehrsbedingte Mobilität in diesem Bereich. Dass dies der Attraktivität der Stadt sehr gut tut, macht der Markt am Donnerstag transparent und hat die Eisbahn jetzt im Winter gezeigt. Die saisonal angebotenen Samstagvormittag-Konzerte sind ein Anfang, aber da ist in jeder Hinsicht noch viel Luft nach oben, vor allem wenn sich diese Impulse auch auf den weiteren Nachmittag erstrecken. Der Samstag ist nicht mehr nur der Tag der Gartenarbeit, es gibt genügend Haushalte, die gerne mehr Abwechslung suchen und die Touristen würden eine Ausdehnung solcher Angebote und eine kundenorientiertere Regelung der Geschäftsöffnungszeiten am Samstagnachmittag bis zum -Abend zum längeren Verweilen im Innenstadtbereich nutzen.
Die saisonale Sperrung des Verkehrs vom Rathaus bis zur Sparkasse bietet den Vorteil, dass eine beruhigte Kernzone entsteht und dass dennoch die weniger mobilen Individualverkehrs-Teilnehmer ihre Parkmöglichkeiten gesichert sehen. Es sollte dabei aber auch einmal betont werden, dass eine so großzügige und innenstadtnahe Parkoption wie das Parkhaus in Gunzenhausen den Attraktionsgrad der Einkaufsszenerie schon bisher erheblich beflügelt. Natürlich nehmen dies all jene Automobilsten nicht wahr, die unbedingt nur vor den Geschäften sowie den dennoch vorhandenen Straßencafés parken müssen. In Nürnberg wäre jeder Innenstadtbesucher über eine solche Parkhaus-Regelung mehr als dankbar.
Ein saisonaler Test mit einer Sperrung dieses Raums würde die Chance eröffnen, einmal zu sehen was sich dann tatsächlich im Einkaufs- und Flanierverhalten ändert. Mit Fotos eines menschen- und autoleeren Innenstadtbereichs wie höchst unrealistisch kürzlich im „Altmühlboten“ dargeboten, wird dies nichts zu tun haben. Schon eher mit Bildern, wie hier im „Falk-Report“, denn eines ist natürlich auch klar: eine Erklärung zur „verkehrsberuhigten Zone“ (nicht autofreien Zone) macht den Unterschied alleine noch nicht aus. Hier muss dann Leben inszeniert werden. Aber das ist nicht alleine Aufgabe der Stadt. Hier sind der Handel und die Gastronomie gefordert, um zusätzliches Leben – bis weit nach Geschäftsschluss – in die Straßen zu bringen. Dies bedeutet auch die Akquirierung und nicht nur die Duldung von Straßenmusik, Straßentheater und die Ausweitung der Freiausschank-Flächen.
Wenn es dann noch in Gunzenhausen gelingt, mit durchaus Aufsehen auslösenden Angeboten des Handels – gemeint sind damit keine Schnäppchen-Preisorgien – auch der Online-Nachfrage des nicht stationären Handels eine effektive Alternative zu bieten, dann können wir wieder von einer wirklichen Innenstadtbelebung sprechen. Der Kulturherbst hat gezeigt, dass und was alles möglich ist. Dies muss und darf nicht auf ein Wochenende beschränkt bleiben.