Der Onlinehandel ist die große Konkurrenz
„Wenn wir wollen, dass die Menschen in die Stadt kommen, dann müssen wir sie auch einladen.“ Zu dieser Erkenntnis kommen längst nicht alle Geschäftsleute von Gunzenhausen. Aber der Kaufhof-Chef stellt das in einem Artikel fest, den „DIE WELT“ am 31. Januar unter dem Titel „Konsumrausch gilt nicht für alle“ veröffentlichte.
Es geht um die Handelslandschaft in Deutschland. Was die Situation in Gunzenhausen angeht, befasse ich mich in einem Beitrag (siehe folgenden Artikel) mit der Situation. An dieser Stelle möchte ich das Thema eher generell angehen und mich auf Aussagen beziehen, die in dem genannten Zeitungsartikel gemacht werden. „Insgesamt bleiben die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel außerordentlich günstig“, wird der handelsverband Deutschland (HDE) zitiert. Es ist die Rede vom sechsten Wachstumsjahr in Folge. Es wird aber auch bemerkt, dass sich der Geldsegen außerordentllich ungleich verteilt. Der erwartete Zuwachs entfällt überwiegend auf das Onlinegeschäft, alle übrigen Händler mit Geschäften vor Ort müssten auch 2015 mit stagnierenden oder rückläufigen Geschäften rechnen, obwohl das Konsumklima nach GfK-Erhebungen Höchststände erreicht habe. Es wird festgestellt, dass sich der Onlinehandel innerhalb von sechs Jahren verdoppelt. Von 100 Euro, die im Handel ausgegeben werden, landen 9,50 Euro beim Onlinehandel.
Eine wichtige Aussage: „Eine Trendwende ist nicht in Sicht!“ Das Kölner IFH-Institut für Handelsforschung sagt: „Die Städte stehen angesichts der Digitalisierung des Einkaufens und der Überalterung der Bevölkerung vor großen Herausforderungen.“ Der Kaufhof-Chef sagt zurecht, die Menschen müssten eingeladen werden, in die City zu kommen. Diese Einladung sieht natürlich in jeder Stadt anders aus. Aber die Geschäftsleute sollten die Bedürfnisse der Kunden stärker im Auge haben und sich von ihrer konservativen Sichtweise lösen, zumindest eine Diskussion zulassen, welche Möglichkeiten es gibt, die Menschen in die Stadt zu locken. Dazu gehört natürlich ein einigermaßen konkurrenzfähiges Angebot, aber noch viel mehr ein toller Service. Er ist nämlich das Plus des stationären Handels. Wenn er mangelhaft oder schlecht ist, dann verschärft sich die Wettbewerbssituation. Sie kann existenzbedrohend sein – und sie wird es sein. Die Kunden haben heute andere Anforderungen an die Geschäftsleute als früher. Das ist nun einmal so. Die Erwartungen mögen zuweilen übertrieben und unmäßig sein, aber das ändert nichts an der Notwendigkeit, dass sich die Geschäftsleute vor Ort auf den Kundentyp einstellen müssen. „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“, dieser Ausspruch gilt ganz sicher in diesem Fall und er trifft vielleicht früher ein als manche denken.
Für die Großstadt gilt die Forderung nach einer weiteren Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. „Lassen Sie die Menschen auch am Sonntag einkaufen, wenn sie das möchten!“ So lautet die Meinung des Kaufhof-Chefs, und er fügt hinzu: „Damit beseitigen wir den größten Wettbewerbsnachteil gegenüber den reinen Internethändlern und stärken die Innenstädte“. Für die Klein- und Mittelstädte stellt sich die Situation anders dar. Hier ist in der Regel die Käuferschaft zu gering, als dass es sich rechnen würde, auch noch am Sonntag zu öffnen. Gezwungen werden kann niemand, seinen Laden auch noch am Sonntag zu öffnen, aber wer es machen will, der sollte es machen dürfen, wobei es ein Unterschied ist, ob der Chef mit seiner Frau selbst am Sonntag hinter der Ladentheke steht oder das Personal dazu vergattert wird. Auch hier ist der Zwang von Übel. Wir müssen aber auch erkennen, dass es durchaus Menschen gibt, die gern am Sonntag arbeiten – entweder freiwillig oder weil sie dazu gezwungen werden, um das Haushaltsgeld zu erwirtschaften.
Werner Falk, Stadtrat der FDP
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