Von Werner Falk, FDP-Stadtrat in Gunzenhausen
Der interaktive Handel, also das Onlinegeschäft, gewinnt immer mehr an Bedeutung – in Deutschland, aber auch bei uns in Franken, im Seenland und in Gunzenhausen. Unterschiedlich sind die Zahlen, die genannt werden. Bis heute soll er einen Anteil von rund 12 Prozent am Einzelhandel erreicht haben. Das Marktforschungsinstitut Fittau & Maaß sagt: 60 Prozent der Smartphone-Nutzer machen Onlineshopping.
Der freie Wettbewerb ist ein grundlegender Bestandteil unserer freien und sozialen Wirtschaftsordnung. Wir können die Veränderung der Handelsstrukturen nicht aufhalten und wir müssen einräumen: Eingriffe in den Wettbewerb, auch aus regionalpolitischen Gründen, haben nichts bewirkt. Nicht die großen Supermärkte und Discounter sind heute
die Gefahr für den örtlichen Einzelhandel, sondern der Onlinehandel. Deshalb sage ich: Das Planungsrecht ist kein Schutzwall für den etablierten Handel in einer Stadt und es darf auch nicht dazu missbraucht werden. Der Markt bricht sich seine Bahn. Auch in Gunzenhausen haben wir erfahren: die Märkte in der Ansbacher Straße, Nürnberger Straße und in der Weißenburger Straße haben entgegen aller Befürchtungen den Einzelhandel nicht ruiniert. Gunzenhausen ist eine einigermaßen gute Einkaufsstadt geblieben.
Vom Wettbewerb der Supermärkte und Discounter profitieren allein die Verbraucher in unserer Stadt und im Umland. Gäbe es sie nicht, dann würden die Menschen in die Märkte der Nachbarstädte fahren und sich kaum mit einem beschränkten Angebot des klassischen Einzelhandels zufriedengeben. Das dürfen wir nicht übersehen. Der Einzelhandel hat seine Chance und kann sich behaupten, wenn er seine Trumpfkarte ausspielt: den individuellen Service. Nur mit ihm gelingt es den Geschäftsleuten, die Kunden, die nicht nur auf den Preis schauen, an sich zu binden und somit gegen die konkurrierenden Handelsformen, vor allem dem Onlinehandel, zu bestehen. Jeder Einzelhändler muss sich prüfen, ob er die Verbraucherwünsche und –Erwartungen erfüllt. Dazu stelle ich fest: Wir haben in Gunzenhausen einige wirklich gute Geschäfte, aber auch solche mit Defiziten.
Innenstadt wird mit Expert-Markt attraktiver
Gegenwärtig wird die Ansiedlung des „Expert“-Markts diskutiert, der von der Äußeren Nürnberger Straße in die Bahnhofstraße (vormals „Fränkischer Hof“/Comet) wechselt und seine Verkaufsfläche auf 1400 Quadratmeter erweitern will. Ich sehe darin einen Beitrag für mehr Attraktivität unserer Innenstadt und eine Aufwertung des Bahnhofstraßen-Quartiers. Der Stadtrat wird gut daran tun, einen Bebauungsplan für dieses Gebiet aufzustellen, um dort eine geordnete Bebauung sicherzustellen. Das „Gewürge“ in den letzten Jahren um den Gewerbestandort an der Äußeren Nürnberger Straße (McDonalds, Tankstelle, Fettnapf, ATU, Expert, Disco, Hängervertrieb Horrolt) habe ich nie verstanden. Ich halte den Gewerbestandort sogar für erweiterungsfähig.
Konzept für Marktplatz erarbeiten
Die Nutzung und Gestaltung unseres Marktplatzes wird uns noch einige Zeit beschäftigen. „Wir sind uns einig, dass wir nichts verändern wollen!“ Das ist die Position der CSU. Das aber ist keine Antwort auf die Fragen der Zeit. Und die werden formuliert von einer Gesellschaft, die geprägt ist von digitalen und interaktiven Kommunikations- und Einkaufssystemen. Nichts zu verändern, das kann nicht im Interesse der Geschäftswelt von Gunzenhausen sein, schon gar nicht dient es dem Bemühen, die Stadt in jeder Hinsicht attraktiver zu machen. Ich habe dazu den Vorschlag gemacht, in der touristischen Saison, also von Juli bis nach der Gunzenhäuser Kirchweih, neben den Samstagskonzerten auf dem Marktplatz noch einige Veranstaltungen („Marktplatz vital“) mehr zu machen und dazu zeitlich auf einige Stunden befristet den Durchgangsverkehr umzuleiten. Das wäre ein Anfang. Bei guten Erfahrungen könnte dazu übergegangen werden, den mittleren Marktplatz im genannten Zeitraum noch stärker als Aufenhaltsort zu nutzen. Dazu müsste ein Konzept in Kooperation mit dem Citymanagement und dem zu gründenden Marketingverein ausgearbeitet werden.
Kommt der Fremdenverkehrsbeitrag?
Der Stadtrat wird sich demnächst auf Antrag der Grünen auch mit dem „Fremdenverkehrsbeitrag“ befassen. Er ist beileibe keine Erfindung der Gunzenhäuser. Meines Erachtens gehört der Fremdenverkehrsbeitrag, den nach einem abgestuften System alle entrichten, die vom Tourismus in irgendeiner Form profitieren, zum professionell ausgerichteten Tourismus unserer Stadt 30 Jahre nach der Flutung des Altmühlsees. Vor vielen Jahren hat es in Gunzenhausen schon einmal einen Versuch gegeben, die Fremdenverkehrsabgabe einzuführen. Es ist aber nichts daraus geworden, weil man eine zu große finanzielle Belastung der Betriebe befürchtete. Auch heute stellt sich das Hauptproblem: die Abgrenzung. Wer muss zahlen, wer nicht? Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Ich plädiere deshalb für ein vorsichtiges Herangehen. Zunächst sollten wir die Erfahrungen der Städte Bad Windsheim und Rothenburg und noch weiterer Kommunen abfragen, die die Abgabe schon erheben. Generell sage ich Wir sollten im Seenland und in Gunzenhausen auf Preiswürdigkeit (also ein ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis) achten und müssen nicht den „Billigen Jakob“ machen. Das gilt für alle privatwirtschaftlichen Anbieter, aber auch für die öffentlichen Dienstleister.
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