Der Verein für Heimatkunde zu Besuch in der Deutschordensstadt
Der Kunsthistoriker Arthur Schlegel hat schon 1927 von dem „stileinheitlichen Stadtbild“ Ellingens geschwärmt. Ja, er hat sogar von der Deutschordensstadt in Deutschland gesprochen und publiziert. Der Sitz der Ballei Franken des Deutschen Ordens hat die Stadt geprägt.
Rechtsanwalt Hermann Seis vom „Freundeskreis Barockstadt Ellingen“ gilt als ein profunder Kenner der Geschichte seiner Heimatstat. Er begleitete die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde auf ihrer „Samstagsexkursion“ und lieferte mehr als nur geschichtliche Daten, sondern lokalhistorische Schmankeln zuhauf.
Der Ort, 899 erstmals urkundlich erwähnt, erhielt 1378 die Erlaubnis, sich mit Mauern und Gräben umgeben. Er erlebte bis 1600 die Vollendung seiner Stadtbefestigung. Allerdings riss der Dreißigjährige Krieg gewaltige Löcher. Nur wenige Häuser überstanden die Zerstörungswut.
Von den Landkomputuren des Deutschen Ordens, der
vom 14. Jahrhundert bis 1787 die Herrschaft hatte, ist Carl Heinrich Freiherr von Hornstein (1717-43) derjenige, der mit den Baumeistern Franz Keller und Franz Joseph Roth (er hat auch Maria Brünnlein in Wemding und die beiden Spalter Kirchen entworfen) die markantesten Gebäude schuf, die heute noch Ellingens Ruf als „Perle des Barocks“ ausmachen. Natürlich ist das Schloss das prägendste Denkmal. 1815 hat es der bayerische Feldmarschall Carl Philipp Freiherr von Wrede vom König als Thronlehen bekommen (mitsamt 19 Dörfern). 1939 hat es der Freistaat Bayern erworben und seither hat die Familie von Wrede dort ein lebenslanges Nutzungsrecht.
Mit Glück hat der Gebäudebestand von Ellingen die Bombenangriffe der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs überstanden, von denen einige Weißenburg gegolten hatten. Aber 98 Menschen fanden damals den Tod. In der teilweise beschädigten St. Georgskirche, die aus dem Jahr 1731 stammt, ist auf einem Seitenalter der Kampf des Heiligen Michael mit dem Drachen zu sehen. Anstatt des Ordensschwerts haben ihn die Bildhauer nach dem Krieg einen Bombensplitter in die Hand gedrückt. Ebenfalls in einem Seitenaltar ist der Heilige Severin als Reliquie zu sehen. Er war vorher im Kloster Heiligenblut.
1979, als die B 13 aus dem Ort verlegt wurde, hatte die Stadt die Chance, ihr historisches Erbe zu sanieren. Sie hat es getan und so sind viele Gebäude saniert worden. Es war ein Glücksfall, dass im Krieg die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg von 1943-45 ausgelagert war. So ist von den Wissenschaftlern um Professor Pucher die Stadt behutsam aufgebaut worden ohne das geschichtliche Erbe der Neuzeit zu opfern.
Den „Römischen Kaiser“ kennen viele noch als Restaurant. Es war ein Gunzenhäuser, der Hotelier Hans Bittner, der bis in die achtziger Jahre das renommierte Haus bewirtschaftete. Erst 1998 hat es Hubertus Graf von Kerssenbrock erworben und bis heute mit viel Liebe für das Detail restaurierte. Jetzt wird der barocke Festsaal mit seinem herrlichen Deckenfresko für private Feierlichkeiten vermietet, ebenfalls die Gästezimmer, die der Eigentümer selbst saniert und individuell gestaltet hat.
Als eine der schönsten Schöpfungen des Ellinger Barock wird die Mariahilfkapelle gewertet, in deren Gruft das Glassarkophag die mumifizierte Leiche von Freiherr von Hornstein (von 1742) angesehen werden kann.
Der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde, Werner Falk, zog das Fazit des zweistündigen Stadtspaziergangs: „Wir haben erlebt, wie reich unsere Region an kulturellen Güter ist. Und wir konnten teilhaben an der Leidenschaft, die Hermann Seis für seine Heimatstadt empfindet.“ Der gesellige Ausklang der „Samstagsexkursion“ war im Gasthaus Oster in Wachstein.
Lieber Herr Falk. Es war sein schöner Nachmittag. Ich finde es zudem sehr schön, dass Sie solche Exkursionen in Ihrem Verein anbieten. So kann man unser schönes Frankenland von einer besonderen Seite erkunden. Und ich denke, dass bestimmt alle Teilnehmer an diesen Exkursionen die Historie und die Landschaft (Altmühl)-Frankens lieben und bewahren wollen. Ihnen zudem noch ein ganz großes Lob als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde!!! Bis demnächst Daniel Ammon
Lieber Herr Falk, es freut mich, dass der Bericht – mit meinem Foto ; ) – jetzt im AB erschienen ist. Viele Grüße Daniel Ammon