In Hainsfarth sind 271 Grabmäler zu sehen
„Lasst die Toten ruhen!“ Nach dem jüdischen Glauben ist das ein Versprechen auf Ewigkeit. Die Gräber sollen deshalb auch nicht gepflegt werden. Aber von jeder Regel gibt es eine Ausnahme. Auf dem Judenfriedhof in Hainsfarth sind in den letzten Jahren etliche Grabmäler auf Anregung von jüdischen Angehörigen saniert worden.
Sigried Atzmon ist die Vorsitzende des Freundeskreises Synagoge Hainsfarth. Sie nimmt sich des kulturellen Erbes an. Mit an ihrer Seite ist Rolf Hofmann (Stuttgart), der sich seit Jahrzehnten der Erforschung der Judengeschichte in der schwäbischen Nachbarregion widmet. Seine Ergebnisse sind im Internet bequem nachzuverfolgen (www.alemannia-judaica.de).
Der Friedhof in Hainsfarth (im Dorf war einst die Hälfte der Bevölkerung jüdisch) ist 1849 angelegt worden. 291 jüdische Mitbürger sind dort bis 1939 beigesetzt worden, heute gibt es noch 272 Grabmäler. Im Zuge des Novemberpogroms 1938 sind Verwüstungen geschehen, aber nicht so stark wie andernorts. 1955 sind die Remise und das Taharahaus an einen privaten Grundstücksnachbarn verkauft worden. Seit 1946 kümmert sich die Gemeinde um den Friedhof, Eigentümerin ist jedoch die Israelitische Kultusgemeinde in Bayern. Sie hat 111 Friedhöfe in ihrem Bestand. Viele der alten Grabsteine sind stark verwittert. Um einen Teil für die Nachwelt zu sichern, hat der Freundeskreis Sanierungen vorgenommen. Nach jüdischem Ritus ist das eigentlich nicht vorgesehen, aber diesbezüglich gibt es offenbar inzwischen auch andere Ansichten.
Mit ihrer hebräischen Inschrift weisen die Grabsteine nach Osten, also gen Jerusalem, während die Erläuterungen in deutscher Sprache auf der Westseite angebracht sind. Zu den Grabstätten zählt auch die des Cronheimer Juden Julius Martin, der einst auf deutscher Seite im Ersten Weltkrieg kämpfte und später mit dem Leben nicht mehr zurechtkam. Er erhängte sich im Wald bei Hainsfarth.
Dass es heute vom Hainsfarther Friedhof eine umfassende Gräberliste gibt, das ist dem Augsburger Wissenschaftler Herbert Immenkötter zu verdanken.
Den in den letzten Jahren aus Osteuropa zugewanderten Juden ist es zuzuschreiben, dass es heute wieder jüdisches Leben gibt. Sigried Atzmon: „1945 hat wohl niemand geglaubt, dass es in Deutschland jemals noch jüdisches Leben geben wird.“
Sigried Atzmon ist die Vorsitzende des Freundeskreises Synagoge Hainsfarth. Sie kennt sich aus auf dem Friedhof und nimmt Führungen vor. Foto: Falk
Ich denke, dass wir es der Nachwelt schuldig sind – gerade wir Deutschen -, dass die jüdischen Friedhöfe vor dem Verfall bewahrt werden, damit sie als Zeugnis und Mahnmal für jüdisches Leben in Deutschland erhalten bleibe. Das jüdische Leben wollte Hitler im „Dritten Reich“ auslöschen. Die Grabmäler bewesen, dass die Juden genau so Menschen sind, die gleichen Menschen, wie wir Deutschen. Die jüdischen Mitbürger sind als Freunde und Geschenk anzusehen, die uns eine andere, aber interessante Kultur eröffnen. Leider gibt es heute in Deutschland viel zu wenige. Doch wer kann es ihnen verübeln? Gruß Daniel Ammon
Lieber Herr Ammon, vielen Dank für Ihre Reaktionen auf meine Report-Einträge. Ich hoffe, dass noch viele Leser (User) dazu kommen, die sich für unsere Heimat interessieren. Viele Grüße Werner Falk
Lieber Herr Falk,
das hoffe ich natürlich auch. Ich kann Ihren Report nur loben. Ein Querschnitt von Kultur, Literatur, aber auch ernsten Themen aus Politik und Gesellschaft aus Altmühlfranken zeichnen Ihre Arbeit hier aus. – Ich habe schon fleißig Werbung für ihren Falk-Report gemacht. Viel Spaß übrigens am Samstag in der Steinernen Rinne, kann leider nicht kommen. Hoffe aber bei der nächsten Samstagsexkursion des HV GUN dabei sein zu können. Viele Grüße und bis bald Daniel Ammon