Gunzenhäuser Musikgeschichte gehört
Die Wenigsten dürften wissen, dass die Stadt Gunzenhausen über einen reichen Schatz an vielfältigster Musikgeschichte verfügt. Für den kirchlichen Bereich lässt sich ein hohes Niveau bereits für das 16. Jahrhundert erahnen, die Höhepunktära kam dann freilich rund 100 Jahre später mit den Ansbacher Markgrafen. Auf weltlicher Seite beginnt das Gunzenhäuser Musikherz spätestens mit den Stadtmusikanten zu schlagen. Insbesondere der Türmer Christian Friedrich Möbius hinterließ Spuren, ist auf ihn doch die Weiterentwicklung der Stadtkapelle sowie die Gründung von Liederkranz und Sängerbund zurückzuführen. All das und noch viel mehr an Musikgeschichte hat Stadtarchivar Werner Mühlhäußer zusammengetragen und für einen musikalischen Vortrag im Haus des Gastes vorbereitet. Vor kurzem lud er Neugierige auf diese andere Reise durch die Stadtgeschichte ein. Unterstützt wurde er hierbei von der Gunzenhäuser Musikfamilie Pfahler, die zahlreiche Stücke und Lieder zum Besten gaben. Philipp Findeisen rundete das interessante Event mit gelungenen Gesangseinlagen ab.
Von 1884 bis 1958 lag das Amt des Stadtmusikmeisters in den Händen der Scheuernstuhls. Drei Generationen lang prägten sie mit Kapellen und verschiedenen Formationen das musikalische Leben in Gunzenhausen. Karl, Otto und Hans waren jedoch nicht nur selbst als Musiker aktiv, sie komponierten auch und versuchten ihr Vermächtnis für die Nachwelt zu erhalten. Dirigent Otto Scheuernstuhl fuhr gar mit der Stadtkapelle 1913 nach Nürnberg und nahm eine Schallplatte auf. Der Walzer „O du schöne Jugendzeit“ war als Originalaufnahme im Haus des Gastes zu hören. Bis in jüngster Vergangenheit werden Stücke der Scheuernstuhls neu interpretiert, so etwa 1990 von Kirchenmusiker Alexander Serr, der die „Hochzeitsgavotte“, geschrieben von Otto Scheuernstuhl anlässlich der Hochzeit seiner Schwester Marie im Jahre 1908, für ein kleines Instrumentalensemble bearbeitete.
Highlight des Abends im Markgrafensaal war sicher die Darbietung der disharmonisch-dramatischen Bühnenmusik Konrad Maierhofers. Für das Theaterstück „Das Kreuz im Altmühltal“ geschrieben, erzeugen die gewöhnungsbedürftigen Töne bis heute Gänsehaut. Während die Pfahlers eine Kostprobe davon spielten, las Stadtarchivar Werner Mühlhäußer einen Auszug aus dem Zweiten Akt des Originaltextes von Gustav Schneider vor.
Die Liste der in Gunzenhausen wirkenden Gruppen und Musiker ist lang. Mühlhäußer versuchte dennoch einen Querschnitt, berichtete Interessantes über den Vollblutmusiker Hans Horst oder den Posaunenchor unter Alfred Schmidt. Spätestens als 1981 der Jazz-Club gegründet wurde, war auch moderne Musik aus Übersee in der Altmühlstadt zu hören. Es folgten zahlreiche Jugendbands, darunter „Die 3 GUNs“, das „Walter-Trio“ oder die heute noch aktiven „The Sharks“.
Die musikalische Zeitreise endete mit einer äußerst gelungenen Improvisation des Musikstudenten Sebastian Pfahler am Flügel. Danach war klar: Als Gunzenhäuser können wir uns sicher sein, dass auch in Zukunft die Musikgeschichte hier vor Ort erfolgreich weitergeschrieben wird.
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