Gunzenhäuser Konzertreihe: Auftritt des Pianisten Kotaro Fukuma
Stehende Ovationen, die hatte es in der Gunzenhäuser Stadthalle lange nicht mehr gegeben. Sogar der ein oder andere „Pfiff“ war zu vernehmen. An dieser seltenen Eruption positiver Gefühlsbekundung war Kotaro Fukuma schuld. Was war passiert? Kurz vorher hatte sich der Pianist vom Flügel erhoben und blickte schüchtern Richtung Publikum. Eine kurze Verbeugung von ihm später realisierte auch der letzte Gast, dass gerade etwas ganz Außergewöhnliches ein Ende gefunden hatte. Der Auftritt Kotaro Fukumas „war ein Geschenk“, um an dieser Stelle eine begeisterte Zuschauerin zu zitieren. Die Dame weiter: „Es war eine große Ehre, ihm zuhören zu dürfen.“
Kotaro Fukuma ist nicht nur in seiner japanischen Heimat ein Klassikstar. Er hat weltweit Fans und begeistert durch fabelhafte Technik, müheloses Spiel und scheinbar grenzenlose Leichtigkeit. Seine Auftritte sind intensiv, emotional bewegend und mitreißend. Er spielt sich in eine andere Welt und das Publikum darf mitkommen. Mann oder Frau Schreiberling ist nun geneigt mit werbeaffinen Adjektiven, Phrasen oder Übertreibungen um sich zu werfen. Fantastisch, grandios, nicht von dieser Welt etc. etc. – Kotaro Fukuma sorgt dafür, dass dies ein oder andere Worthülse zur Wahrheit wird. Sein Tanz mit den Tasten läuft ganz ohne Noten ab. Wo der durchschnittlich gebildete Mitteleuropäer während der Schulzeit am Auswendiglernen von Goethes Osterspaziergang scheiterte, fängt Fukuma erst an und kann sich endlos viele Notenzeilen einprägen. Chopin, Rachmaniow, Skrjabin – in absoluter Perfektion performt er die Stücke, jeder Tastenschlag ein eigenes Kunstwerk voller Harmonie, Aussagekraft und Konsonanz.
Der sympathische Fukuma kann für die internationale Klassikszene möglicherweise irgendwann das sein, was Geigerin Vanessa-Mae bereits Ende der 1990er-Jahre war: Eine künstlerische Brücke zwischen jungen und alten Klassikfans. Optisch würde er übrigens auch als Frontsänger einer K-Pop-Band durchgehen, trotz seiner 40 Jahre wirkt er jugendlich, ist charmant und witzig. Daneben bewegt er sich durchgehend auf technisch höchst anspruchsvollem Niveau. Besonders seine Chopin-Interpretationen suchen ihresgleichen, ein Auf und Ab großer, tief bewegender Gefühle. Dass er auch anders kann, bewies er mit seiner Zugabe, einem – aus Fukuma-Sicht sicher anspruchslosem – französischen Chanson, mit dem die Zuschauerinnen und Zuschauer beschwingt in den Feierabend entlassen wurden. Wer im Leben die Chance bekommt, Kotaro Fukuma spielen zu hören und zu sehen, bitte nicht entgehen lassen!
Die Gunzenhäuser Konzertreihe wird am Sonntag, 29. Januar 2023, mit dem Auftritt von Elbtonal Percussion fortgesetzt. Los geht es um 19.30 Uhr. Informationen und Karten erhalten Sie über das städtische Kulturamt unter Tel. 09831/508 109 oder per E-Mail an kulturamt@gunzenhausen.de.
Neueste Kommentare