Prof. Seiderer im Gespräch mit Heimatkundlern
Was macht eigentlich ein Landeshistoriker? Wie hat sich diese Fachrichtung innerhalb der Geschichtswissenschaft entwickelt? Inwiefern kann Landesgeschichte dazu beitragen, dass Menschen in einer Region ihre Geschichte besser verstehen und, vor allem, wie können sie selbst an der Erforschung ihrer eigenen Regionalgeschichte mitwirken? Der an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg lehrende Historiker Prof. Dr. Georg Seiderer erläuterte diese und viele weitere Fragen in einer für die Wissenschaft eher ungewöhnlichen Umgebung – im Gasthof „Adlerbräu“.
Es war ein Auftakt nach Maß für die Veranstaltungsreihe „Heimspiel Wissenschaft“ des gleichnamigen Verbundprojektes, das Hochschulen vernetzen und beraten will, um dialogorientierte Wissenschaftskommunikation mit Bevölkerungsgruppen außerhalb urbaner Ballungszentren zu befördern.
Georg Seiderer, Experte für Neuere Bayerische und Fränkische Landesgeschichte und Volkskunde, ist in Gunzenhausen aufgewachsen und seinem Heimatort als Mitglied des Vereins für Heimatkunde eng verbunden. Im Gasthof Adlerbräu berichtete Professor Seiderer in einem kurzweiligen Vortrag über seine Forschung und die Bedeutung der Landesgeschichte als Spezialisierung innerhalb der Geschichtswissenschaft. Außerdem stand der an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg lehrende Historiker bei Plätzchen und Wurstplatte bzw. Tee und Weißbier in lockerer Atmosphäre für allerlei Fragen zu seinem Werdegang, seiner wissenschaftlichen Arbeit und zu geschichtswissenschaftlichen Erkenntnissen über die Region zur Verfügung. „Ich freue mich, in Rahmen dieses „Heimspiels“ mit einem breiteren Publikum über die eigene Forschung und die Bedeutung landes- und regionalhistorischer Erkenntnisse für den gegenwärtigen Lebensalltag ins Gespräch zu kommen und dabei auch so manches bekannte Gesicht aus früheren Zeiten wiederzusehen“, erklärte Seiderer.
Der Austausch über die wissenschaftliche Fachdebatte hinaus ist Professor Seiderer wichtig. Es sei der Geschichtswissenschaft per se ein wichtiges Anliegen, aktuelle Forschungserkenntnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen, diese einzubinden und sich nicht in einen vielbeschworenen Elfenbeinturm zurückzuziehen. „Die Landesgeschichte macht mit der Region, ihren historischen Hintergründen und Besonderheiten vertraut.“ Diese Expertise sei nicht zuletzt für die Arbeit der Museen, Archive und kulturellen Einrichtungen in der Region relevant. „Geschichte findet vor Ort statt“, betonte Seiderer auch mit Blick auf die Vertreter von Heimat- und Geschichtsvereinen, deren landesgeschichtliche Forschung wiederum auch an der Universität rezipiert werde. Die sich dem Vortrag anschließende Fragerunde entwickelte sich rasch zu einem regen Austausch.
Die Veranstaltungsreihe „Heimspiel Wissenschaft“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative „Wissenschaftsjahre“ gefördert. Im Namen der Besucher dankte Werner Falk, der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, dem Wissenschaftler für seinen verständlichen Vortrag, in dem Prof. Seiderer der lokalen Geschichtsforschung Lob und Anerkennung aussprach.
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