Fische in Not

Auch Fische benötigen ein Wohlfühlklima


Aus Anlass des „Tags der Fische“ am 22.August macht Slow Food Altmühlfranken auf die besondere Gefährdung der Fische in unseren kleineren Fließgewässern angesichts oft auf weiten Strecken fehlendem Uferbewuchs aufmerksam. Denn diese natürliche Uferbewuchs erfüllt eine Reihe von ökologischen Funktionen, die alle für die in diesen Gewässern lebenden Fische von existenzieller Bedeutung sind. Angesichts der seit Wochen anhaltenden Trockenheit sind die Quellschüttungen ohnehin geringer ausgefallen und in dem niedrigeren Wasserstand wirkt sich das dann auch an einem geringeren Sauerstoffgehalt aus. Dies kann daher vor allem bei kleineren Fließgewässern nur durch eine intensive beidseitige Beschattung mit dicht belaubten Bäumen ausgeglichen werden. Das sind in der Regel die auch für die Tiefendurchwurzelung wichtigen Rot- oder Schwarzerlen. Ihr fehlender Schattenwurf kann die Gewässertemperatur um bis zu 2 °Celsius nach oben verändern. Und so ähnlich wie bei der Diskussion um eine noch zu tolerierende Erderwärmung sich auch nur um ein oder zwei Grad dreht, ist dies auch bei der Gewässertemperatur. Die durch eine Beschattung zu erzielende natürliche Gewässertemperatur sichert z.B. den Fischen auch die Existenz der Fischnährtiere, wie z.B. Bachflohkrebse die ebenfalls nur an bestimmte Wassertemperaturen angepasst sind.

Ein gesunder Karpfen kann nur in einem gesunden Wasser gedeihen. Unser Bild zeigt die Teichwirte von Haundorf (1975). Foto: Falk

Es liegt daher nicht nur im Interesse der Fische, sondern des gesamten Gewässerökosystems, wenn auch wir auf angepasste Wohlfühltemperaturen in unseren Gewässern achten. Diese liegen natürlich deutlich unter dem Temperaturniveau, welches wir als besonders angenehm erachten. So reagieren z.B. Forellen bereits ab Temperaturen von mehr als 16°Celsius bereits mit dem Abwandern in kühlere Wasserbereiche – oftmals höhere gelegenere oder besser mit angereichertem Sauerstoff durchmischte Abschnitte. Und hier können wir den Fischen sehr wohl helfen, wenn es gelingt an den Uferstrecken möglichst viel Schatten werfende Bäume dauerhaft zu erhalten. Und auch deren mitunter notwendiger Rückschnitt sollte aus gleichem Grunde immer so erfolgen, dass genügend Schatten bietende Bäume noch für diesen Temperaturausgleich sorgen können.

Nur wenn wir unseren heimischen Fischen solche naturnahen Lebensräume bieten können oder aktiv fördern, kann auch deren Fang als nachhaltige Nutzung angesehen werden. Denn wenn wir auch in Zukunft Fisch als Protein- und Genussquelle in Anspruch nehmen möchten, dann wird dies nur über einen bewussten Umgang mit dieser wertvollen Ressource und ihren Lebensräumen möglich sein.

Der Klimawandel erwärmt die Gewässer – ob Meer, Binnenseen oder Fließgewässer – und über die Flüsse werden nasch wie vor zu viele Schadstoffe transportiert. Da Slow Food den Fisch als wertvolles Nahrungsmittel gerne auch für die weitere Zukunft sichern möchte, nutzt er diesen „Tag der Fische“ um deren Lebensräume stärker in das Bewusstsein von Gesellschaft und Konsumierenden zu rücken.
Und da die überdies gerne geschätzten Meeresfische in ihren Beständen ohnehin allesamt stark bedroht sind, sollte unser Anliegen viel stärker auf das Angebot von Binnenfischen gelenkt werden, für welche die gerade in Altmühlfranken noch vorhandenen Fischzüchter auch gute und ökologisch unbedenkliche Angebote unterbreiten. Vor allem dann, wenn den Fischzüchtern im Zulauf Bäche und Gewässer zur Verfügung stehen, die noch ökologisch intakt sind, also z.B. auch gut temperiertes Wasser liefern können.

Nach wie vor werden aber nur etwa 3,5 kg je Einwohner und Jahr an Binnenfisch verzehrt, während mit 10 bis 11 kg je Einwohner und Jahr immer noch viel zu stark Meeresfisch aus überfischten Beständen  – vor allem Lachs, Thunfisch und Hering – nachgefragt werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass manche Konsumenten – völlig zu Unrecht – bei einigen Binnenfischen von minderwertigen Lebensmitteln ausgehen.
Dabei gibt es aus aquatischen Lebensräumen kaum hochwertigere und vor allem nachhaltig verantwortbar erzeugte Fischprodukte, wie unsere heimischen Forellen, Saiblinge oder Karpfen bzw. Schleien, Zander oder Brachsen.

Mit dem Verzehr von Fischspezialitäten unserer Binnenseen, wie z.B. dem Fränkischen Seenland wird jedoch im Rahmen einer nachhaltigen Fischbewirtschaftung der jährliche Überhang genutzt. Ein System, das vor Jahren auch noch in den Weltmeeren möglich war. Mit der Nutzung der Binnenfische erhalten wir aber hier auf Dauer ausgewogene Populationen, die im Einklang mit den Nahrungsgrundlagen der Seen stehen.

Der „Tag der Fische“ sollte daher aktiv genutzt werden, um diese völlig unbegründeten Vorurteile genussvoll abzubauen und auf diese Weise auch noch einen höchst effizienten Beitrag zur regionalen Wertschöpfung zu leisten. Die gesunden Fischvorkommen aus unserem Fränkischen Seenland, aus den Weihern und Teichen der weiteren Region garantieren einen verantwortungsvollen Verzehr. Es liegt ausschließlich an uns,  dass wir gezielt diese regionalen Qualitäten nachfragen, anstatt einfach immer nur nach Fisch zu verlangen und dann fast reflexionsartig Fische aus meist ökologisch bedenklicher Meeres-Herkunft erhalten.

Slow Food Altmühlfranken
Dieter Popp, 91729 Haundorf, Vogelherdweg 1
altmuehlfranken@slowfood.de, Tel. 09837-975708

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Der "Falk Report" berichtet  monatlich aus dem Leben im Fränkischen Seenland (Altmühlfranken).

Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

Es würde mich freuen, wenn wir auf diese Weise im Kontakt bleiben könnten.

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