Es ist vollbracht! Gunzenhausen ist Fairtrade-Town
„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, soll Helmut Schmidt einmal gesagt haben. Was der Altkanzler verschwieg: Ohne Visionen wären wir Menschen arm dran und würden vermutlich immer noch in Höhlen oder auf Bäumen wohnen und uns gegenseitig lausen. Mit einer guten Vision lässt sich die Welt verändern, manchmal sogar nachhaltig verbessern. Das versucht seit Jahrzehnten die Fairtrade-Bewegung, die sich für die globale Einhaltung von Menschenrechten einsetzt und überall auf der Welt freien und fairen Handel fördert. Solch eine große Idee braucht jedoch viele Unterstützer, denn nur gemeinsam lässt sich ein Status quo ändern. Der teilt den Globus nach wie vor in zwei Lager, in dem einen sitzen die immer ärmer werdenden Armen, im anderen die immer reicher werdenden Reichen. Gunzenhausen hat Visionen und unterstützt die Fairtrade-Bewegung. Nun wurden die Bemühungen belohnt
und die Stadt als Fairtrade-Town ausgezeichnet.
Manfred Holz ist Ehrenbotschafter der Fairtrade-Bewegung und war vor kurzem extra von Neuss bei Köln ins Fränkische Seenland gereist, um der Stadt Gunzenhausen die Zertifizierungsurkunde zu überreichen. Das große Engagement der letzten Jahre hatte ihm imponiert und er wollte seinen Dank vor Ort persönlich ausdrücken. Bei seiner Laudatio wurde schnell klar: Jeder ist gefragt, denn lokales Handeln kann durchaus globale Auswirkungenhaben. So darf die Moral nicht am Supermarktregal aufhören, sondern Herstellungs- und Produktionsbedingungen müssen kritisch hinterfragt werden.
„Die Auszeichnung zur Fairtrade-Stadt macht uns sehr stolz“, so Bürgermeister Karl- Heinz Fitz. „Wir alle wollen gerecht bezahlt und gut behandelt werden. Das sollte auch für die Ärmsten gelten, die teils unter erbärmlichen Bedingungen für unseren Wohlstand schuften müssen. Als lebens- und liebenswerte Stadt wollen und müssen wir mit einem guten Beispiel vorangehen.“
Ende 2020 hatte die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen den Antrag im Stadtrat gestellt, Gunzenhausen als Fairtrade-Town zertifizieren zu lassen. Nicht so einfach, denn die Auszeichnung erhält nur, wer den Vorgaben- und Kriterienkatalog der Fairtrade-Bewegung erfüllt. Unter anderem wurde eine Steuerungsgruppe gefordert, die Anfang 2021 jedoch schnell gefunden war: Diese setzt sich aus Sprecherin Ingrid Scala von Bündnis 90/Die Grünen, Wirtschaftsförderer Andreas Zuber, Stadtmarketingvereingeschäftsführerin Jeanette Holzschuh, der Vertreterin für den Bereich Zivilgesellschaft Ingrid Pappler sowie Bernhard Langenegger für den Handel zusammen. „Wir fingen mit unserer Arbeit nicht ganz bei null an, denn zahlreiche Unternehmen und Händler waren bereits vorher engagiert und hatten Fairtrade-Produkte im Angebot“, betont Wirtschaftsförderer Andreas Zuber. „Gefordert wurden dann noch mindestens eine kirchliche Institution, ein Verein und eine Schule, die allesamt Fairtrade im Alltag praktizieren.“
Die Zertifizierungsveranstaltung fand im feierlichen Rahmen in der Stadthalle Gunzenhausen statt und wurde musikalisch von den Schülerinnen und Schülern der Grundschule Süd begleitet. Steuerungsgruppensprecherin Ingrid Scala blickte in ihrem Ausblick nach vorne. Bewährtes soll fortgeführt und weiterentwickelt werden, dazu möchte man Synergieeffekte nutzen, z.B. durch eine Zusammenarbeit mit der Metropolregion Nürnberg. Für das Gunzenhäuser Stadtjubiläum hat sich die Gruppe jedenfalls schon heute was Tolles einfallen lassen: Es wird eigens dafür
eine exklusive Fairtrade-Schokolade geben.
Wer Fragen zur Fairtrade-Stadt Gunzenhausen hat, kann gerne mit der städtischen Wirtschaftsförderung unter Tel. 09831/508 131 oder per E-Mail an wifoe@gunzenhausen in Kontakt treten.
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