Von Gunzenhäuser Hopfenhändlern

Werner Neumann schreibt darüber in „Alt-Gunzenhausen“

Das Titelblatt des Lagerbuchs der Gunzenhäuser Brauerei Lehner. Das Stadtarchiv ist im Besitz der Aufzeichnungen.

Das Spalter Hopfenland ist heute in aller Munde. Aber der Hopfenanbau war früher nicht darauf beschränkt, das „grüne Gold“ wuchs auch auf den Feldern der Bauern im Altmühltal und Hahnenkamm. Wichtige historische Quellen für den Hopfenhandel in Gunzenhausen und seinem Umfeld im 18. bis in das 20. Jahrhundert liefern das Tagebuch der Handelsfamilie Wucherer und das Lagerbuch der Brauerei Lehner. Darauf bezieht sich der Autor Werner Neumann in der neuen Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“.

Die Familiengeschichte der Wucherers waren reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Sie waren Kupferschmiede und Eisenhändler, handelten wohl aber mit Hopfen, wie aus ihrem Tagebuch hervor geht. In geringen Mengen bauten die Wucherers auch selbst Hopfen an, wobei es Höhen und Tiefen gab, wie ein Eintrag von 1776 verrät:  „Der Hopfen ist in diesem Jahr nicht wohl geraten, er ist schwarz geworden, von den Mücklein, welche millionenweis unter den Blättern gesessen.“  Bis nach Mannheim und Heidelberg sind sie gereist, um ihre geringen Mengen loszuwerden.  Um 1800 haben sie den Anbau eingestellt.

Der Brauereibesitzer Wilhelm Lehner (sein Vater Johann Paul stammte aus Windsfeld und hatte 1867 die Brauerei, Mälzerei und Gastwirtschaft in der Weißenburger Straße 24 erworben) bezog den Hopfen von nach Aufzeichnungen von 1905 von Johann Georg Hermann Fischer (Gastwirt, Viehhändler und Viehaufkäufer von der Bühringerstraße 28),  dem  Wirt und Metzger Johann Wilhelm Luger vom Marktplatz 41, dem Bäcker Wilhelm Moßhammer von der Weißenburger Straße 12 und dem Metzger Georg Thomas Schwarzbeck von der Kirchenstraße 12, ferner von Johann Kirsch und Hans Raab.  Vor allem kamen die Dolden von dem jüdischen Händler Lazarus Bergmann.   Belegt ist, dass dieser 1910 insgesamt 2100 Zentner an Lehner lieferte.  Es waren an die zwanzig jüdische Händler, die lieferten. Viele kleine Mengen brachten die Hopfenbauern aus Aha, Windsfeld, Wachstein, Kalbensteinberg, Maicha, Wachenhofen und noch etlichen anderen Ortschaften der Umgebung zur Brauerei. Christliche Hopfenhändler gab es natürlich auch, u.a. Leonhard Griesmeyer (er handelte auch mit gewebten Erzeugnisse und mit Tauben),  Michael Huber, Friedrich Huß (Malzfabrik) und Johann Kräutlein (Hopfenstangenhandel).

Werner Neumann hat in den Wuchererschen Tagebuchaufzeichnungen auch Hinweise auf eine Naturkatastrophe im Februar 1784 gefunden, als „unter einem schrecklichen Sturm mit Donner und Blitz die 3 schuhdicken Eisschollen brachen und das sonst faule und stille Wasser der Altmühl die ganze Nacht fürchterlich wütete und tobte“. Sogar die Spitalkirche stand unter Wasser und die hölzerne Altmühlbrücke wurde „unter erstaunlichem Krachen“ eingerissen. Auch 1881 richtete ein Orkan „gräßliche Verheerungen“ an.

Zu den „Zupfianern“, also den Hopfenpflückern, bemerkt der Autor, dass sie fröhliche Stunden in der „Goldenen Krone“ verbrachten bevor sie „ihren“ Bauern zugeteilt wurden. Das Bezirksamt (heute: Landratsamt)  erließ für die Gemeidnen Absberg, Enderndorf, Fünfbronn und Igelsbach die distriktpolizeiliche Anordnung, wonach Zigeuner und Menschen, die mit Wohnkarren herumziehen, nicht beschäftigt werden durften.  Sofern vom Standpunkt der Schulaufsicht aus „kein Hindernis bestand“ waren auch Kinder zugelassen.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist für 15 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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