Mentale Überforderung

Dr. Ingo Friedrich: Grund sind die globalen Probleme

Von der heutigen Gesellschaft und damit vom heutigen Bürger und auch von der Politik werden derzeit auf vielen Gebieten gigantische Lernprozesse erwartet, ja eingefordert. Während man beim Schulkind zurecht versucht, neue Lerninhalte in einem sinnvollen und verständlichen Nacheinander darzustellen, werden dem Zeitgenossen alle neuen Themen gleichzeitig und mit der Erwartung präsentiert, sie auch sofort zu verstehen, zu akzeptieren und alsbald anzuwenden. Bei einem großen Anteil der Bürger kommen diese Forderungen in Kombination mit den anderen akuten Veränderungszwängen als eine Art Explosion von Komplexität an, der sich viele nicht mehr gewachsen fühlen. Beispiele:

Hat der Bürger gerade erst gelernt, nationale Interessen um die Belange der europäischen Ebene zu ergänzen, so soll er jetzt schon zügig auch die Probleme der globalen Ebene in seinem Denken berücksichtigen (Stichwort: Gerechtigkeit für alle Länder).  Hat er gerade erst genderkonform die Sprech- und Schreibweise Bürger*innen kapiert, so soll er jetzt schon professionell mit den Begriffen „nichtbinär“, „queer“ und „trans“ jonglieren. Hat er gerade verinnerlicht, dass die Begriffe „Mohrenkopf“, „Farbige“ und „Zigeunerschnitzel“ nicht mehr korrekt sind, so muss er schon wieder lernen, dass eine Afrolookfrisur bei weißhäutigen Menschen wegen „Cancel Cancel“ nicht akzeptiert werden kann, während eine Blondfärbung der Haare bei Menschen anderer Hautfarbe korrekt ist.

Anhand des beeindruckenden Vortrags der amerikanischen Literatin Amanda Gorman bei der Vereidigung von Präsident Biden wird die Frage gestellt, ob weißhäutige Übersetzer überhaupt noch Literatur von „dunkelhäutigen“ Autoren übersetzen dürfen. Deutsche Kinderbücher und Kinderlieder müssen umgeschrieben ebenso wie Firmenlogos, Stadtwappen und Apothekennamen.

Das kann ja alles diskussionswürdig und berechtigt sein, nur müssen – wie bei allen großen Veränderungen – die Bürger verständnisvoll, mit guten Begründungen und gewissen Lernzeiten “mitgenommen“ werden und unnötige Übertreibungen sollten tunlichst vermieden werden.

Nur so kann verhindert werden, dass sich (gerade im Internet) ganze Bevölkerungsgruppen „ausklinken“ und nicht mehr „mitspielen“, zumal von den Bürgern auch auf vielen anderen Gebieten (Pandemie, Klima, Globalisierung, Landwirtschaft) eine immense Veränderungs- und Lernbereitschaft verlangt wird. Auf jeden Fall muss verhindert werden, dass bei uns in Deutschland und Europa auf Grund mangelnder Erklärung und rigoroser Umsetzung „amerikanische“ Verhältnisse a la Trump entstehen. Gewissenlose Agitatoren, die all die Neuerungen summa summarum ablehnen und auf das „Altbewährte“ setzen und obendrein noch raffiniert Verlustängste schüren, sind leider schnell gefunden. „Eile mit Weile“ ist ein alter und bewährter deutscher Grundsatz, der auch auf diesen sensiblen Gebieten Anwendung finden sollte.

DR. INGO FRIEDRICH, Gunzenhausen, langjähriger Vizepräsident des Europäischen Parlaments

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