Kirchstuhlgeld für die Sitzplätze

Dekan i.R. Werner Kugler beschreibt Degersheimer Vorgänge

Die Kirchensteuer ist heute die wohl wichtigste Einnahmequelle der Kirchen. Aber wie waren die Verhältnisse, als es die staatliche Zuwendung noch nicht gab? Dekan i.R. Werner Kugler aus Degersheim hat im Staatsarchiv Nürnberg Unterlagen zur Nutzung der Kirchenstände in der St. Martinskirche in Degersheim gefunden, die belegen, wie sich die Kirche im 18. Jahrhundert finanziert hat. Das Kirchstuhlgeld war eine von mehreren Einnahmequellen.  Jeder Familienvater hatte sie zu zahlen. Die Praxis war unterschiedlich: einmal war die Zahlung beim Erwerb des Anwesens fällig, ein anderes Mal als jährliche Gebühr.

Aus dem Jahr 1726 ist belegt, dass die Männer im ersten Stand 30 Kreuzer zu entrichten hatten. Das waren Johann Christoph Meyer, Johann Andreas Rösch, Johann Leonhard Mack, Georg Leonhard Sauer, Johann Thomas Sauer, Georg Caspar Herzog, Johann Adam Standhardinger, Johann Georg Engelhard, Johann Caspar Kreppel, Nicodemus Geishoefer, Georg Leonhard Mack sen., der Fuchsmüller, Johann Christian Sauer, Georg Leonhard Sauer jr. und Johann Leonhard Dürnberger. In den „Weibs Ständ“ saßen ganz vorne Eva Marga Konockin, Maria Barbara Röschin, Anna Margarete Sauerin, Marga Sibylla Mackin, Johanna Ros: Maria Sauerin, Maria Eva Herzogin, Anna Sophia Standhaardingerin.

Es waren aber nicht alle mit dem Ergebnis der Vergabe der Kirchenstühle durch das Los einverstanden und manche verweigerten die Zahlung der Kirchstuhlgelder. Den Pfarrer Johann Georg Könlein belastete die Verweigerungshaltung sehr, weshalb er sich 1789 an den Heidenheimer Klosterverwalter wandte. „Diese Weiber“, so der Geistliche, „können gar keine vernünftigen Gründe angeben, warum jene Stände neben dem Altar nicht eben so gut und ehrbar seyn sollen als die anderen“.  Er meinte, wenn er des lieben Friedens willen nachgäbe, dann würde sein Amt verächtlich gemacht. Er habe die „Weiber“ schon mehrmals ermahnt, sich “gutwillig in die Stände zu stellen“, was sie aber ihm zum Trotz nicht getan hätten. Sie hätten ihre Männer überredet („persuadiert“), den Klosterverwalter gegen ihn (den Pfarrer) einzunehmen. Er sei den Familien aber „von Herzen gut“ und verzichte auf Strafen gegen die Widerspenstigen. Sie hätten „mehr aus Unverstand, Leidenschaft und im falschen Ehrgeiz denn aus Bosheit und Feindschaft gegen mich gesündigt“. Könlein beklagte, dass er „allein Märtyrer dieser guten Sache“ sei und bisher „nichts denn Grobheiten und Undank und Entziehung mancher Wohltathen eingeärndet habe“. Wie der Streit ausgegangen ist, lässt sich den Archivalien nicht entnehmen.

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