Auftakt der Medienwelten-Reihe

Hitzige Diskussion zum Zukunftsroman „Die Optimierer“

Büchereileiterin Carolin Bayer, Autorin Theresa Hannig, der frühere Vorsitzende Martin Bosch und die aktuelle Bürgernetzverein-Vorsitzende Monika Wopperer. Foto: G. Gutmann

Wie wird sie aussehen, die digitale Zukunft? Wie sollen wir uns und die künftigen Generationen vorbereiten? – Mit solchen Fragen setzt sich die Veranstaltungsreihe „Medienwelten“ von Bürgernetzverein und Stadt- und Schulbücherei  seit Jahren auseinander. Der diesjährige Vortragsturnus begann diesmal mit der Lesung aus dem Zukunftsroman „Die Optimierer. Die junge Autorin Theresa Hannig entwirft dort ein düsteres Zukunftsszenario einer gut gemeinten, aber in eine Diktatur abdriftenden Gesellschaft. Mit ihrer Roman-Dystopie traf sie den Nerv der Zuhörerinnen und Zuhörer und es startete eine angeregte Diskussion.

Mit Theresa Hannig begrüßte Büchereileiterin Carolin Bayer eine Autorin, die ihren Science-Fiction-Roman mit allerhand Fachwissen unterlegen kann. Die in der Nähe von München lebende Autorin studierte Wirtschaft, Politik und Philosophie und war einige Jahre als Software-Entwicklerin tätig. Derzeit arbeitet sie an einem zweiten Roman, der in der gleichen fiktiven Gesellschaft angesiedelt ist.

Im Jahr 2052 hat sich in der Bundesrepublik Europa eine „Optimalwohl-Ökonomie“ etabliert. Über den Abschied vom Wachstumsgedanken und der ökologischen Ausbeutung der Erde durch den einstigen „Globitalismus“ verabschiedet.

Fleischkonsum ist laut den sogenannten „guten Gesetzen“ verboten. Hier werden die Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr überwacht und machen sich dank ihrer Kommunikationslinse selbst zu Werkzeugen dieser Überwachung. Die Agentur für Lebensberatung sucht für jede Person den richtigen Arbeitsplatz.  Wer nicht ins Bild passt oder durch Roboter ersetzt werden kann, dem droht die sogenannte „Kontemplation“ – ein beschönigender Begriff für solche, die Wirtschaft und Gemeinschaft keinen Nutzen bringen. Theresa Hannigs Protagonist Samson Freitag ist als Lebensberater zunächst ein glühender Befürworter dieses Systems, ehe er selbst in die seelenlosen Mühlen von lückenloser Kontrolle und Überwachung gerät.

Das Publikum in der Stadt- und Schulbücherei wurde allein durch die recht plastischen Begrifflichkeiten schon auf Diskussionsthemen wie Datenschutz, Überwachung und Bürgerrechte eingestimmt: Im Roman gibt es ein eine „Generalanalyse der Volksbewegungen“, Zwangsvegetarisierung, Sozialpunkte für wertvolle Dienste an Mensch und Gesellschaft, Roboter, die ungefragt Servicedienste anbieten, und eben jene auf Optimierung getrimmte Agentur für Lebensberatung, die diktatorisch jedem und jeder einen Platz fürs Leben im Wirtschafts- und Gesellschaftsgefüge zuweist.

Im Gespräch zeigte sich, dass Theresa Hanning sich im Hinblick auf das Thema Überwachung gar nicht so viel Neues ausgedacht hat. Vielmehr überspitzt sie so manche heute schon technisch mögliche Form der Kontrolle und zeigt, was passiert, wenn ein diktatorisches System diese Kontrolle übernimmt. Technisch ist vieles möglich, deshalb muss der Staat sich und Unternehmen beim Daten-Abgreifen beschränken. „Gehört es nicht zur Menschenwürde und zu den Freiheitsrechten, nicht überwacht zu werden?“ Einige Zuhörer stimmen zu und es stellt sich die Frage, ob tatsächlich der Einzelne noch bestimmt, was er von sich preisgeben will.

Theresa Hannig verweist an diesem Punkt der Diskussion auf die Fusion von Facebook und WhatsApp, für sie „eine der größten Privatsphären-Katastrophen“ schlechthin. Sie selbst nutzt WhatsApp bewusst nicht und macht klar: Viele nutzen diesen Messenger-Dienst wider besseren Wissens und tun so, als ob WhatsApp ein offizieller Kanal sei und keine private Firma. Warum müsste sonst jeder Nutzer sein Adressbuch freigeben, um überhaupt die App nutzen zu können. Eine Alternative wäre laut Hannig die Messenger-Dienste „Threema“ oder „Signal“. Diese sind werbefrei und lassen die Nachrichten verschlüsselt über die Server laufen, sodass keiner, auch der Bertreiber selbst nicht mitlesen könne. Einziger Haken: kommunizieren kann man nur mit Leuten, die ebenfalls diesen Dienst nutzen und das sind im Vergleich zu WhatsApp eben noch zu wenige.

Im Laufe der angeregten und von einem sehr interessierten Publikum mit vielfältigen Beiträgen angereicherten Diskussion ging es auch um Roboter als Arbeitsplatz-Vernichter, um künstliche Intelligenz, um Smartphone-Sucht und die aktuelle politische Entwicklung im Bereich Datenschutz. „Ihre Lesung hat uns aufgewühlt und nachdenklich gemacht“, konstatierte die Vorsitzende des Bürgernetzvereins Monika Wopperer und wies auf die nächste Vortragsveranstaltung der Medienwelten-Reihe hin: Am Donnerstag, 28. Februar, spricht der Experte für Kindermedien Thomas Feibel zum Thema „Jetzt pack doch mal dein Handy weg – wie wir unsere Kinder von der digitalen Sucht befreien“.

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