Slow Food Altmühlfranken appelliert
Slow Food Altmühlfranken wünscht sich zum bevorstehenden Jahreswechsel mehr Mitverantwortung und Respekt gegenüber empfindsamen Menschen und vor allem gegenüber unseren weitgehend hilflosen Haustieren, wenn in einem Rausch von wenigen Minuten ein extrem lautes Feuerwerk abgefackelt werden soll, um damit angeblich das neue Jahr zu begrüßen. Es sind neben der Lärmkulisse vor allem die entstehenden schadstoffbelasteten Müllreste und insbesondere die extremen und flächenhaft wirkenden Feinstaubbelastungen, die eigentlich zu einem Umdenken bei dieser wenig sinnvollen Angewohnheit führen müssten.
Aber nicht nur lärmempfindliche Menschen und gestresste Tiere in den landwirtschaftlichen Ställen leiden alljährlich am Jahreswechsel. Auch für viele Wildtiere stellt dies eine völlig unnatürliche Ausnahmesituation dar. Etliche Tiere werden aus ihrem Winterschlaf gerissen, andere fliehen vor diesem als bedrohlich empfundenen Szenario und dies kostet sie wertvolle Energiereserven, die in dieser Jahreszeit nur sehr schwer wieder kompensiert werden können.
In einer Zeit, in der sich die Gesellschaft zu recht über die verkehrsbedingte Lärmbelastung oder die überproportional ansteigenden Feinstaubwerte echauffiert und der Unmut über das durch die Industrie verursachte Diesel- und damit Luftschadstoffproblem wächst, fehlt eigentlich jedes Verständnis dafür, dass zusätzlich aus reiner Spaßsucht an dieser Stelle ein Mantel des Schweigens über diese unverantwortliche Angewohnheit gelegt wird, erläutert Dieter Popp für Sow Food Altmühlfranken deren Bedenken. Mit rund 5.000 to Feinstaub wird regelmäßig in der Sylvesternacht die Jahresspitze der Feinstaubbelastungen gemessen. Dies sind alleine 17 % der jährlichen durch den gesamten Verkehr in Deutschland erzeugten Feinstaubmenge!
Dabei geht es gar nicht darum, dass den Menschen die Freude an einem bevorstehenden Jahreswechsel genommen werden soll. Dies kann man durch eine Reihe von traditionellen Sylvesterbräuchen (Bleigießen, Glücksbringer verschenken, Konzerte, Bälle etc) oder auch moderneren Traditionen (Sylvester-Tanzparty, kulinarische Events, Neujahrs-Fackelwanderungen etc) in gleicher Weise erreichen, ohne dass dadurch Mitmenschen oder Mitgeschöpfe über Gebühr belastet werden.
In einer Zeit, in der immer mehr Menschen auf das Tierwohl bei ihrer Ernährung achten wollen und dabei eine artgerechte Tierhaltung und nun auch das stressfreie Schlachten als Maxime ausgegeben werden, muss es im Grunde genommen anachronistisch anmuten, wenn wegen einer minutenkurzen Effekthascherei ein vermeidbarer Stress von in unserer Nähe gehaltenen Tieren so unverantwortlich in Kauf genommen wird.
Es ist aber ebenfalls kaum nachvollziehbar, dass ein nicht unerheblicher Teil der Gesellschaft nach diesem zweifelhaften Privat-Vergnügen diese schadstoffbelasteten Feuerwerks-Reste dann der Entsorgung durch die Allgemeinheit – und damit unser aller Kosten – überlassen und sich nicht genötigt sehen, ihre umweltbelastenden Rückstände selbst entfernen. Denn dazu sind die Verursacher verpflichtet. Alleine die Einschwemmungen dieser hochproblematischen Stoffe in die Kanalisation kann z.B. nach einer verregneten Sylvesternacht zu erheblichen Abwasserentsorgungsproblemen führen, wenn die Entsorgung nicht unverzüglich erfolgte.
Dabei gibt es auch eine Reihe von Alternativen, wem ein etwas besinnlicher, nachdenklicher oder ruhigerer Übergang in das nächste Jahr nicht reicht.
Zunehmend bieten Städte und Gemeinden – in unserem Raum war die Stadt Spalt hier ein Pionier – ein zentral organisiertes öffentliches Feuerwerk bei gleichzeitigem Verzicht auf private Feuerwerke an.
Einen Schritt weiter gehen Kommunen, die hierzu eine Laser-Show organisieren, um das Lärm- und Sondermüll-Problem ebenfalls auszuschließen.
Andere Kommunen – teilweise auch Vereine – bieten einen Glühwein- und Grillbuden-Übergang in das neue Jahr an.
Es geht auch Slow Food nicht darum, dieses mit viel Tradition und Mystik verbundene Datum des Jahreswechsels zu entzaubern. Es geht einfach und schlicht nur darum, dass diese tief verwurzelte Gewohnheit mit mehr Vernunft und Respekt gegenüber allen Mitgeschöpfen erfolgt Und es wäre wünschenswert, wenn auch die Politik an diese Einsicht in unserer manchmal sehr egozentrischen Gesellschaft appelliert. Auch dann, wenn dies scheinbar noch nicht dem Mainstream entspricht!
In einem solchen Sinne wünscht Slow Food Altmühlfranken einen guten und für alle zufrieden stellenden Jahresbeginn.
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