Bürgerinformation mit Vorbildcharakter
Öffentliche Planungen stoßen mehr und mehr auf Widerstand, wenn sie auf den Egoismus treffen. Das muss aber nicht immer so sein. Das beste Beispiel dafür war die Bürgeranhörung im Gunzenhäuser Lutherhaus zum Thema „Reutberg III“, also der Erweiterung der wohl attraktivesten Wohnlage in Gunzenhausen. Es war die souveräne Gesprächsführung von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, der sich offen zeigte für alle Gedanken und Vorschläge, und eine Super-Präsentation von Paul Marten im Namen der Interessengemeinschaft Reutberg II, die aufzeigten, wie der Bürgerdialog laufen kann, wenn ihn alle Seiten ernst nehmen.
Dass die Stadt die Nachfrage nach Bauland befriedigen will, das hat sie hinlänglich bewiesen und der derzeitige Stadtrat hat in den letzten drei Jahren planungs- und genehmigungsrechtliche Voraussetzungen geschaffen, dass in Gunzenhausen gebaut werden kann.
Da ist zunächst einmal das Baugebiet „Sonnenwiese“ in Frickenfelden mit 48 Plätzen zu nennen, von denen zwei Drittel schon verkauft sind, obgleich noch die Erschließung läuft. Weitere 40000 Quadratmeter stehen als Erweiterungsfläche zur Verfügung, sind aber noch nicht verplant. In den Ortsteilen ist es nach Mitteilung des Bürgermeisters schwierig, neue Baugebiete zu schaffen. Vielfach sind die Grundeigner nicht bereit, dafür Land zu verkaufen. Es bleiben aber noch das Baugebiet „Östliche Nürnberger Straße“ (mit rund 100 Wohneinheiten), von der privaten Bauträgergesellschaft Bosch werden Wohnungen in der Osianderstraße und in der Weißenburger Straße gebaut und weitere sind in Planung. Und schließlich harrt auch noch das BGU-Gelände (mit 30 Wohneinheiten) auf eine vernünftige Planung.
Es sieht also nicht schlecht aus. Die Stadt hat 25 Plätze auf dem Oberen Reutberg in ihrem Besitz, die als Erweiterung von Reutberg II zeitnah erschlossen werden könnten. Aber die Erschließung über die Fasanenstraße (also Reutberg II) gefällt nicht allen, vornehmlich nicht den Bewohnern, die nicht wollen, dass der Erschließungsverkehr über die Fasanenstraße rollt. Sie ist nach der ursprünglichen Planung von Prof. Scherzer tatsächlich nicht so ausgelegt, dass sie als Erschließungsstraße für ein neues Baugebiet Reutberg III dienen könnte, bestensfalls für ein augenblicklich ins Auge gefasste erweiterte Reutberg II (sprich: Oberer Reutberg).
Paul Marten trat als Sprecher der Bewohner von Reutberg II auf („Wir vertreten nicht das St. Floriansprinzip“) und schilderte in einer vorbildlichen sachlichen Darstellung die Gründe, die dafür sprechen, jetzt nicht ein kleines Baugebiet „Oberer Reutberg“ auszuweisen, sondern gleich einen großen Wurf zu machen und „Reutberg III“ mit 70 bis 80 Bauplätzen zu konzipieren. Er stieß bei der Bürgeranhörung auf größtes Interesse, seine Argumente waren überzeugend. Aber – und darauf verwies Bürgermeister Fitz – die Grundstücke für die große Lösung fehlen der Stadt.
Die Straßen in Reutberg II sind Erschließungswege für die dortigen Grundstücke, aber für einen Durchgangsverkehr nicht gebaut (zu schmal und die 90-Grad-Kurven sind zu eng). Auch die Fasanenstraße ist nach Martens Darstellung als Erschließungsstraße nicht geeignet, sie könnte auch den Baustellenverkehr über viele Jahre nicht aushalten. Zweimal kreuzt der Fußweg die Straße, was deutlich den „Wohncharakter“ der Straße unterstreicht und gegen den Durchgangsverkehr spricht. Die städtebauliche vorbildliche Planung in Reutberg II sollte auch für ein neues Baugebiet Reutberg III gelten. Der markante Grünzug, der heute I und II trennt, könnte auch II von III trennen. Eine direkte Verbindung von Baugebiet zu Baugebiet soll es nur für Fußgänger und Radler geben.
Marten („Wir wollen eine überparteiliche Allianz der Willigen“) wünscht sich einen mutigen Stadtrat, der eine große Lösung mit eigener Erschließungsstraße (Anbindung an Oberasbacher Straße) anstrebt.
So gut, so schön. Aber die Stadt benötigt dazu die Flächen. Sie sind derzeit noch im Besitz des Gelbvieh-Zuchtverbands und zweier privater Eigentümer. Ob sie bereit sind, die Grundstücke zu verkaufen, ist noch offen – und unklar ist auch, zu welchen Konditionen. Zudem müsste die Stadt wohl auch eine rund 30000 Quadratmeter große ökologische Ausgleichsfläche schaffen. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz hat schon einmal hochgerechnet: „Wir müssen mit einem Quadratmeterpreis von rund 200 Euro rechnen.“
Der nächste Schritt im Verfahren ist die Beratung im Stadtrat. Ich habe schon vor einigen Wochen erklärt, dass ich eine Teilbebauung („Oberer Reutberg“) mit Erschließung über die Fasanenstraße nicht für gut halte. Ich bin fasziniert von dem Gedanken, dass wir Reutberg III als ein vorzügliches Wohngebiet mit höchster Qualität konzipieren können. Wenn die Realisierung jetzt noch nicht gelingt, dann in paar Jahren, wenn die Stadt (nach den finanzträchtigen Projekten Stadthallensanierung sowie Hochwasserschutz/Binnenentwässerung) wieder mehr finanziellen Spielraum bekommt.
Werner Falk, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen
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