Der Islam ist in der Krise

 Weltreligion zwischen Radikalisierung und stillem Rückzug

„Schützt den Islam vor den Fanatikern, sonst müsst ihr die Welt vor dem Islam schützen“. Wer hat das wohl gesagt? Vielleicht sogar in diesen Tagen. Es soll kein langes Rätseln geben. Es ist ein türkisches Sprichwort – und zwar aus dem 13. Jahrhundert. Zitiert wird es von Dr. Michael Blume in seinem neuen Buch „Islam in der Krise – eine Weltreligionzwischen Radikalismus und stillem Rückzug“.

Viele Zeitgenossen (nicht nur Politiker) warnen in diesen Wochen und Monaten vor der Islamisierung Europas. Aber ist an dieser Befürchtung überhaupt etwas dran?  Ist der Islam eine aggressiv wachsende Religon, ist er für die Christenheit bedrohlich stark? Dr. Michael Blume, der Religions- und Politikwissenschaftler, ist evangelischer Christ, aber mit einer Muslimin verheiratet. Er hat über Religion und Hirnforschung promoviert. Die Realität spricht  seinen Forschungsergebnissen nach eine andere Sprache. Er meint, die Staaten des Vorderen Orients werden durch den Ölverkauf am Leben gehalten. Die jungen Muslime zögen in den christlichen Westen, in Länder mit einer geprägten Demokratie. Seine bemerkenswerte Feststellung: „Der Islam gleicht einem Schwerkranken, der vor Verzweiflungsschmerz um sich schlägt!“  Und er gesteht, dass das Buch von denen als Zumutung empfunden werden kann, die an den etablierten Vorurteilen festhalten und diese nicht hinterfragen. Seine Erkenntnis, die alle nachdenklich machen muss: „Die Religion kann für das Höchste und das Niederste im Menschen gebraucht werden.“  Über die Krise des Islam hat Dr. Michael Blume in unzähligen Gesprächen und auf vielen Reisen mit Tausenden von Menschen gesprochen.

Wie ist die Situation des Islam in Deutschland? Jenseits aller schrecklichen Befürchtungen, die in unserem Land an die Wand gemalt werden, nennt der Autor einige schlichte Tatsachen, die manches relativieren. Wie viele Muslime leben in Deutschland? Allein diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Einmal wird in der amtlichen Statistik von 2,8 Millionen geschrieben, dann von 5,7. Oder sind es 4,4 Millionen? Im Gegensatz zu den Christen, die zuverlässig aktenkundig festgehalten sind, gibt es bei den Muslime keine verlässlichen Zahlen und anerkannten statistischen Daten. Man weiß lediglich, dass von den gläubigen Muslimen nur 20 Prozent religiös organisiert sind. Es gibt eben den Unterschied: Christen werden durch die Taufe zu Mitgliedern der Kirche, im Islam (auch im Hinduismus und bei den Juden) gibt es diese Regelung nicht, denn man wird durch die Geburt zum Moslem.

Nur 27 Prozent der in Deutschland lebenden Türken geben laut offizieller Umfrage an, eine negative Haltung gegenüber Atheisten zu  haben. Und der Wissenschaftler Dr . Blume ist zur Erkenntnis gekommen: „Die Muslime wenden sich vom Glauben ab.“ Er nennt das den „stillen Rückzug“. Die Deutsche Islamkonferenz hat 2009 eine Umfrage gestartet. Ergebnis: 34 Prozent der türkischstämmigen Muslime in Deutschland sagen, dass sie täglich  einmal beten – geschweige denn fünf Mal. Ein Fünftel tut es nie, 15 Prozent ein paar Mal im Jahr.

Obgleich sich in der Türkei 81,4 Prozent der Menschen als Muslime bezeichnen, vollzieht sich eine Abkehr vom Glauben. Es wird nicht darüber geredet. Die meisten sehen sich als spirituelle, aber nicht als religiöse Muslime. Die traditionell strengen Verbote werden immer seltener befolgt.

Folglich sind es nur die Extremisten, die das Bild vom aggressiven Islam in der Welt verbreiten. Es empfiehlt sich daher, genau hinzuschauen, wenn vom Islam die Rede ist.

„Islam in der Krise“ von Dr. Michael Blume, Patmos-Verlag, 192 Seiten, ISBN 978-3-8436-0956-2, 19 Euro.

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