Kameraleute in Dennenlohe machen mich neugierig

Unterwegs auf dem Radweg 4

Das Fränkische Seenland ist eine ideale Ferienregion für die Radler. Es gibt keine großen Steigungen, in der Regel  gut ausgebaute und markierte Radwege und  verständliche Radwanderkarten.  „Max radelt“ ist eine Serie, die im Altmühl-Boten erscheint. Der Autor ist heute auf dem Radweg 4 unterwegs, den der Zweckverband Altmühlsee ausgewiesen hat.

camping-dennenlohe

Am Campingplatz Dennenlohe gibt es polnische Krautwickel.

Das ist das Schöne an einer Radtour auf bisher nicht bekannten Trampelpfaden: Du machst immer wieder neue Erfahrungen, auch wenn du glaubst, du kennst die Heimat ganz gut. Mit 36 Kilometern wird die Route des Radwegs 4 angegeben, die bis zum Dennenloher See und zurück nach Gunzenhausen reicht, aber bei mir werden es am Ende 40 Kilometer sein, für die ich dreieinhalb Stunden unterwegs bin. Nun, ein so gemächlich dahinrollender Radler bin ich beileibe nicht, aber meine Tour wird ja unterbrochen von der Suche nach schönen Fotomotiven und meinen Schilderreinigungen nach dem Motto „Zewa wisch und weg!“

Vor dem Viadukt, das mich auf den Altmühlseerundweg führt, vermisse ich auf der Suche nach Orientierung das 4er-Schildchen am  grünen Radlerwegweiser, aber was noch nicht ist, wird sicher noch kommen. Es ist Dienstagmittag und es herrscht ein angenehmes Radlwetter. Ich bin dankbar für den schönen Sonnentag, die ja so kurz vor der Gunzenhäuser Kirchweih  nicht mehr selbstverständlich sind. Natürlich sitzen die Einheimischen um Zwölf der guten Ordnung halber am Mittagstisch, aber es sind an diesem Tag noch viele Urlaubsgäste unterwegs, die erkannt haben, dass es sich im Seenland zu jeder Zeit gut radeln lässt.

In Unterhambach begeistere ich mich an den überbordenden Blumenbalkonen mit gut im Saft stehenden Geranien und Betunien. Wieviel Zeit die Leute doch damit verbringen, ihre Häuser zu schmücken!  Ganz neu erscheinen mir die Ortstafeln.  Dem Tipp des Tourenführers folge ich und studierte entlang dem Landwirtschaftlichen Lehrpfad die Tafeln.  Aber erst nachdem meine pflegenden Hände mit dem Waschlappen darüber gefahren sind (der geneigte Leser weiß inzwischen, dass ich mein Pflegeset immer dabei habe), lese ich von einer  bisher nicht gekannten Frucht: Igniscum ist eine Züchtung aus dem Flügelknöterich und gilt als ertragreiche Biomasse und wird als Mais-Alternative angeboten. Es geht ganz schön steil bergan und ich überschreite die Landkreisgrenze. Mein Blick fällt auf die Kuhherde linkerhand und rechts erspähe ich den Arberger „Fernsehturm“.  Vor dem Ortseingang Kleinlellenfeld stoße ich auf den Limes, der hier nicht nur mit einem Granitstein markiert ist, sondern noch dazu mit dem Fundamentnachbau eines  rätischen Wachturms.

Auf dem Weg  zum Lellenfelder Sportheim begegnen mir Kameraleute. Das macht mich neugierig, aber erst später am Dennenloher See erwarte  ich  auf meine Frage eine Antwort, allerdings habe ich keine Ahnung, dass es sich  beim dem wuselnden Auflauf von Kameraleuten und anderen Helfern inmitten von  Kabelwägen und Schaltanlagen offenbar um ein „Geheimkommando“ handelt. Die Leute dürfen nichts  sagen über das Filmprojekt. Eine Ersatzantwort höre ich am Campingplatz Dennenlohe, respektive  vor der Camperklause. Es soll um einen Kinofilm gehen, der von einer Münchner  Agentur gedreht wird.  Ich gebe mich mit diesem Kenntnisstand zufrieden und lobe den Gärtnerfreiherrn von Dennenlohe, dem es immer wieder gelingt, sein Schloss als Filmkulisse zu verkaufen.  Stutzig macht mich das obere Teil einer Pagode. Schon denke ich, neue Mitbürger  aus Asien hätten hier ein Gotteshaus gebaut, aber dann fällt mir doch ein, dass der  Schlossherr seinen Park um einen asiatischen Teil erweitert. Sechs Reitpferde, die am Eingang zum Campingplatz auf ihre zechenden Reiter warten, lenken meinen Blick auf die Camperklause, die sich „Lillis bunte Küche“ nennt. Erstaunt lese ich von „Krautwickeln nach polnischer Art“ (für 6,50) und  von „Russischen Pelemeni“ (5 Euro).  Ich vermute dahinter eine  Köchin mit slawischem Einfluss, ihr Mann ist Platzwart und kommt aus Polen.  Lillis Empfehlung auf der Speisenkarte  („Ein gutes Essen ist Balsam für die Seele“) kann ich heute nicht folgen, aber ich nehme mir fest vor, die Küche ein anderes Mal auszuprobieren.

Der Lärm von zwei kreischende Motorsägen begleitet mich bis Dennenlohe. Die Lindenallee ist einmalig schön. Wie gesagt, hier am und um das Schloss haben sich die Filmleute eingenistet, sogar ein Filmcateringunternehmen  mit dem beziehungsreichen Namen „Pausenlos“  ist dabei. Bald darauf erreiche ich das markgräfliche Unterschwaningen. Nur schade, dass von der einstigen Herrlichkeit nicht mehr viel übrig geblieben ist. Die letzten baulichen Zeugnisse werden aber immerhin vorbildlich saniert, ein Festsaal ist der Markgräfin Friederike Louise gewidmet, andere Teile sind von der Gemeindeverwaltung und der Raiffeisenbank belegt. Viel  gepflegter als das Straßenschild sind die Häuser entlang der Rosenstraße. Ein unter der Last seiner Früchte fast zusammenbrechender Zwetschgenbaum lädt mich zur Ernte ein und nebenan hämmern die Zimmerer an einem neuen Komplettholzhaus.  Der Blick zurück lohnt sich, denn die einmalige Silhouette des Hesselbergs erscheint. Der Berg begeistert mich immer wieder, fast möchte ich mit John F. Kennedy sagen „Ich bin ein Hesselberger!“

Einen ausgesprochen gepflegten Eindruck macht mir das kleine Kröttenbach. Das E-Bike bringt mich die Anhöhe noch in Richtung Obermögersheim. Linkerhand richtet sich mein Fotoobjektiv auf den „Monte Rudolfo“, die zu einem Berg aufgehäufte Deponie von Rudolf Ernst. Irgendwie sehe ich mich als Kollege  von ihm, denn auf meinen Touren  durchs Seenland bin ich ehrenamtlicher Entsorger von Plastikmüll jeder Art.  Auf einer Informationstafel, die ebenfalls meine pflegende Hand spürt, lese ich von vier Schlössern, die hier im Laufe der Jahrhunderte gestanden haben. Das letzte ist 1895 abgebrannt, geblieben ist ein ehemaliges Vorgebäude, das heute noch bewohnt wird. Am Bauernhof vorbei komme ich entlang der Ahornbaumreihe zur neuen Cronheimer Brücke und von da nach Stetten, das von mir den schmückenden Beinamen „Obstdorf“ bekommt, denn überall gibt es Äpfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume.  Ihr Ertrag ist heuer reichlich. Ich fülle meine Radtasche und bin die nächsten Tage stolz darauf, mein Grüntee-Frühstück ausschließlich mit Fallobst aus Stetten genießen zu können.

Falk Report jeden Monat per E-Mail bekommen

Der "Falk Report" berichtet  monatlich aus dem Leben im Fränkischen Seenland (Altmühlfranken).

Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

Es würde mich freuen, wenn wir auf diese Weise im Kontakt bleiben könnten.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Teile diesen Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Post Navigation