Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte
Im Bayern des 19. Jahrhunderts war das Wirtshaus ein von Männern dominierter Ort. Doch was wäre die bayerische Festkultur ohne das weibliche Element? Zum Weltfrauentag am 08. März erzählen wir die Geschichte der Schützenliesl , die es vom einfachen Biermadl zur erfolgreichen Geschäftsfrau und Werbe-Ikone gebracht hat. Noch heute ist sie eine bekannte Symbolfigur.
Coletta Möritz (1860–1953) wurde in der Nähe von Pöttmes im Landkreis Aichach-Friedberg als uneheliches Kind einer Kleinbauerntochter geboren und arbeitete nach dem Umzug ihrer Mutter bereits mit 16 Jahren als Biermadl, also Hilfskellnerin, beim Sternecker-Bräu im Tal in München.
Dort verkehrten auch Mitglieder der Künstlergesellschaft „Allotria“, unter ihnen Friedrich August Kaulbach (1850–1920), dem das attraktive Biermädchen auffiel. So bat er im Jahre 1878 Coletta Möritz, ihm für eine Skizze Modell zu stehen. Das Motiv dieser Skizze war es dann, das die junge Coletta zur Werbe-Ikone werden ließ…
Die „Schützenliesl“ (hier eine Landshuter Schützenscheibe von 1881), eine fesche Bierkellnerin, ist eine beliebte Symbolfigur der bayerischen Festkultur. Seit über hundert Jahren taucht sie immer wieder in der Bierwerbung auf und wurde auch im gleichnamigen Lied verewigt − ein früher „Wiesnhit“. Hinter der legendären Gestalt verbirgt sich die Kellnerin und spätere Wirtin Coletta Möritz (1860-1953), die aus der Nähe von Pöttmes stammte. Im Jahr 1878 stand das junge „Biermadl“ niemand Geringerem als dem Münchner Malerfürsten Friedrich August von Kaulbach Modell. Für das VII. Deutsche Bundesschießen, das Ende Juli 1881 auf der Theresienwiese stattfand, malte Kaulbach die schöne Coletta dann als „Schützenliesl“. Das Kolossalgemälde diente als Außendekoration einer gleichnamigen Bierbude, in der die junge Frau auch selbst bediente. Für die damalige Zeit war das Bild eine gewagte Darstellung, es erregte auf dem Fest und darüber hinaus sogleich großes Aufsehen. Folgerichtig ist die „Schützenliesl“ auch auf der wenige Monate später beschossenen Erinnerungsscheibe der Landshuter Feuerschützengesellschaft zu sehen, die den Geist des Bundesschießens noch einmal beschwor. /Foto: Mansmann
„Bier in Bayern“, Bayerische Landesausstellung 2016, Kloster Aldersbach, 29. April bis 30. Oktober 2016; Veranstalter: Haus der Bayerischen Geschichte, Gemeinde Aldersbach, Landkreis Passau
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